Tag 6: Halbtagestour

Mittwoch 21. September 2016

Radstrecke: Padua Fusina = 40 Km, Gesamt: 397 km
Fahrzeit 2 Std. 36 Min., Durchschnitt 15.2
Wetter: bis 14 Uhr Dauerregen, später Aufhellung, 16 – 23 Grad

Auch heute mussten wir keinen Wecker stellen. Die Etappe würde kurz sein und vorher wollten wir uns noch etwas von Padua auf einer Stadrundfahrt mit einem dieser roten Doppeldeckerbusse, die es mittlerweile in vielen grossen Städten gibt, ansehen.
Motte: Halber Tag Touristentour, halber Tag Radfahren.
Also gab’s zuerst ein gemütliches Frühstück, für italienische Verhältnisse wieder sehr reichhaltig. Dann zum Abfahrtsort des Tourbus, nur wenige hundert Meter vom Hotel entfernt. Wir waren etwas zu früh dort und hatten so noch Zeit einen Blick ins Innere der Basilika San Antonio zu werfen. Einfach immer wieder beeindruckend wie solche Bauten vor 6 – 700 Jahren erbaut werden konnten. Wie konnte zum Beispiel die Statik berechnet werden, um diese gewaltigen Bogenbauten zu errichten? Keine Säule ist im inneren der Kirchenschiffs zu sehen, nur gewaltige Kuppeln in grosser Höhe.
Solche Bauten lösen in uns immer wieder zwiespältig Gefühle aus. Einerseits die Bewunderung für die Ingenieure, welche zur damaligen Zeit solche Bauten überhaupt planen konnten, die Künstler welche diese so opulent schmückten und andererseits die wohl unermesslichen Leiden der Arbeiter die unter miserablen Bedingungen solche Bauten erstellen mussten. Bleibt zu hoffen dass sie wenigstens das vom Klerus versprochene Paradies gesehen haben, nachdem sie von einem der wackligen Gerüste gefallen sind oder sich sonst mangels Sicherheitsvorkehrungen schwer verletzt haben.
Im „Hop on – Hop off Bus“ haben wir es im Oberdeck in die erste Reihe geschafft. Kurz nach der Abfahrt setzte der Regen wieder ein. So bekamen wir einen verregneten Blick auf Padua zu sehen. Trotzdem war es spannend auf der Tour.

 

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Verregneter Blick auf Padua’s Strassen

Zumindest so beeindruckend wie die spannenden geschichtlichen Informationen die wir via Kopfhörer mitgeteilt bekamen waren die Fahrkünste des Fahrers, der diesen grossen Bus geschickt durch die sehr engen Gassen manövrierte. Nach etwas mehr als einer Stunde waren wir wieder am Ausgangspunkt angelangt und hatte gelernt das Freunde der mittelalterlichen Geschichte und Museen in dieser Stadt wohl viel Interesanntes zu entdecken hätten.

Wir schlenderten noch etwas unter den Arkaden umher und hofften, dass der Dauerregen bald aufhören würde. Wir hatten absolut keine Lust bei Regenwetter durch diesen Verkehr aus der Stadt zu fahren. Wir entschieden uns, in der Hoffenung das der Regen aufhören würde, noch etwas zu Mittag zu essen und landeten spontan in einer kleinen Bar / Trattoria. Kurz nach 12 Uhr waren wir die ersten Gäste die sich in einem kleien Hinterzimmer der Bar an einen der gedeckten Tische setzten. Wir hatten aber gesehen das in der Küche die „Mama“ am Werk war, wohl ein gutes Zeichen. Kurz darauf füllte sich das Lokal mit vielen Arbeitern, hier war wohl so etwas wie ihre Kantine. Zum Essen wurde von diesen auch reichlich Wein bestellt, etwas was auf unseren Baustellen von der SUVA wohl definitiv nicht mehr akzeptiert würde.
Wir genossen dieses Atmosphäre und die Gewissheit nicht in einer „Touristenfalle“ gelandet zu sein.

Italienischer Mittagstisch

Italienischer Mittagstisch

Nach dem Essen gings zurück ins Hotel, noch immer im Regen. Spätestens um 14 Uhr wollten wir aber starten, egal ob es noch regnet oder nicht. Langsam lies der Regen nach aber wir zogen doch die Regenklamotten an und fuhren gegen halb drei endlich los.

Ehrenrunde auf dem Prado della Valle

Ehrenrunde auf dem Prado della Valle

Es sind viele schöne Details zu entdecken.

Es sind viele schöne Details zu entdecken.

Rasch hatten wir den Weg aus der Stadt gefunden und fuhren dem Kanal der Brenta entlang, die uns nun auch schon den dritten Tag begleitete. Oft fuhren wir direkt auf dem Dam und genossen den Blick in die Fläche Poebene. Immer wieder tauchten am Kanal alte, mehr oder weniger gut erhaltene venezianische Paläste auf, die von der grossen Vergangenheit der venezianischen Händlern erzählten.

Verschiedene Einrücke und Bilder die wir heute entlang der Brenta auf dem Weg nach Fusina entdeckten.

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Bei meist mässigem Verkehr kamen wir gut voran, gönnten uns den einen oder anderen Fotohalt und trafen kurz vor sechs Uhr am Campingplatz Fusina ein, wo wir für zwei Tage ein Bungalow gemietet haben. So haben wir einen Ruhetag, Zeit Wäsche zu waschen und mal wieder einen Besuch in Venedig machen.
Morgen Ruhetag: beim Velofahren und bloggen.

Tag 4: „über Land“

Dienstag 20. September 2016

Radstrecke: Bassano del Grappa – Padua = 54 Km, Gesamt: 357 km
Fahrzeit 3 Std. 31 Min., Durchschnitt 15.3
Wetter: sonnig mit vielen grossen Wolken, leichter Rückenwind, Mittags ein Gewitter 22 – 27 Grad

Heute durften wir etwas länger liegen bleiben, denn die Strecke nach Padua war ja nicht wirklich weit. Das zentrale Thema würde heute eher die Navigation sein. Wir wollten wenn möglich die Hauptstrasse meiden, da diese stark befahren ist und auch viel Lastwagenverkehr hat. Deshalb habe ich mir zu Hause die Route mit der Website „gpsies.com “ im Fahrradmodus berechnen lassen und die Kartenausschnitte dazu ausgedruckt. Wir sind gespannt wie das klappt.
Um halb 10 Uhr sind wir startklar und finden recht rasch die ruhigen Nebenstrassen, welche ich auf meinen Karten markiert habe. So fahren wir nur ganz kurze Abschnitte von wenigen hundert Metern auf der viel befahrenen Hauptstrasse und machen uns da so breit, dass an ein knappes Überholmanöver für Lastwagen nicht zu denken ist.

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Ausserhalb von Bassano del Grappa. Schon wieder ein Radweg 🙂

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Wir lassen uns nicht unterkriegen: Platz verteidigen!!!

Wir stellen aber auch beruhigt fest, dass es die Autos auch nicht so hektisch nehmen und uns jeweils mit genügend Abstand überholen. Aber wie gesagt, zum Glück sind diese Abschnitte selten. Meist fahren wir auf einsamen kleinen Landstrassen links und rechts der Hauptstrasse über Land und geniessen die Ruhe. Auf beiden Seiten der Strasse steht der Mais zur Ernte bereit und da und dort zeugen nur noch die Stoppeln von der kürzlichen Ernte.
Da ich die Kartenausschnitte so gross gewählt habe das wir alles gut erkennen, können wir die durchnummerierten Kartenausschnitte in rascher Folge auswechseln. Wieder ein Abschnitt geschafft! So geht es kurzweilig über Land, da und dort kläfft ein Hund, zum Glück immer gut eingezäunt, und am Horizont kündet ein schmaler Kirchturm davon, das bald wieder ein Dorf auftauchen wird. Kleine Wälder, Büsche, da und dort ein Bachlauf und die Alpenkette im Norden verschwindet immer mehr am Horizont, während wir uns auf die nördliche Poebene zubewegen. Italienische Provinz wie aus dem Bilderbuch.

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Landschaft pur

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Genussradeln auf Nebenstrassen

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… und ist das Dorf noch so klein, die Kirchen beeindrucken.

In Cittadella, einem kleinen Ort das vollständig von einer Stadtmauer umgeben ist gönnen wir uns das erste Eis der Reise. Die Sonne scheint und mittlerweile ist es gut 27 Grad war.

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Diese Mauer umschliesst den ganzen Ortskern

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Ausfahrt durch eines der Stadttore.

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In Cittadella

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Kurz vor ein Uhr setzen wir uns im kleinen Ort Tavo in einem Restaurant in den Garten und essen etwas Kleines zum Mittag. Es herrscht ein Kommen und Gehen und es scheint sich das ganze Dorf hier zu treffen. Unsere Räder ziehen die Aufmerksamkeit der Gäste auf sich Und wir werden gefragt wie das funktioniert und von wo wir kommen etc.
Gerade als wir wieder losfahren wollen zieht eine dunkle Wolke vor die Sonne und öffnet ihre Schläuse. Zwar waren die grossen und dunklen Wolken schon lange am Himmel und doch haben wir das Gefühl, dass es wie aus dem Nichts kräftig zu regnen beginnt. Rasch ziehen wir unseren Rädern die Sitzüberzüge an, damit diese nicht durchnässt werden und ziehen uns wieder auf die gedeckte Veranda zurück, bestellen noch einen Kaffe und warten ab.

Rain, Rain, Rain,

Rain, Rain, Rain,

Fast eine Stunde giesst es wie aus Kübeln und ab und zu ist ein lautes Donnergrollen zu hören. Naja, hier hat es so bequeme Sofas auf der Veranda, dass wir beide kurz ein Nickerchen machen. Die knapp 20 Kilometer bis Padua schaffen wir auch noch etwas später. Es wurde fast halb vier bis sich der Regen verzog und der Himmel wieder aufklarte. Jetzt aber los, damit wir nicht noch in den Feierabendverkehr geraten. Die Abschnitte auf stark befahrenen Strassen wurden nun länger, aber immer wieder gab es auch separate Radwege, wenn auch oft mit unnötigen Barrieren durch welche wir mit den breiten Liegern oft nur knapp hindurch passten.

Einfahrt ins Zentrum von Padua. Die Brücke erinnerte uns etwas an die Floridatour vor zwei Jahren.

Einfahrt ins Zentrum von Padua. Die Brücke erinnerte uns etwas an die Floridatour vor zwei Jahren.

Irgendwie schafften wir es dann doch noch ins Zentrum von Padova. Sie ist eine der ältesten Städte Italiens und hat eine lange Geschichte in welcher sie oft die Zugehörigkeit wechselte. Viele der wichtigsten Gebäude wurden zwischen 1200 bis 1500 erbaut und zeugen von einer prächtigen Vergangenheit. Gemütlich fuhren durch die engen, mit runden Steinen gepflasterten Gassen und machten auf dem Weg zum Hotel hier und dort einen Stop um uns diese beeindruckenden Gebäude und Plätze anzusehen.
Unser Hotel liegt nahe am „Prato della Valle“, dem drittgrössten innerstädtischen Platz in Europa. Nur der rote Platz in Moskau und der Place de La Concorde in Paris sind noch grösser, so sagt das auf jeden Fall Wikipedia.
Am frühen Abend machten wir dann nochmals einen Bummel durch die Gassen und genossen diese Atmosphäre, die so gar nicht viel mit den sonst üblichen Touristenstädten gemein hat. Es schien uns zumindest heute, dass die Stadt fast ganz den Einheimischen gehörte.

Bilder aus Padua:

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Prato della Valle

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Basilica di Sant Antonio

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Palazzo della Ragione

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Einfach beeindruckend

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Torre del Orlogio, astronomische Uhr von  1437, und die Pferdchen stolz davor.

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Tram in Padua. Eine Leitschiene, fährt auf Rädern = quietscht nicht und bietet weniger Velofallen beim überqueren der Schiene.

Morgen ist es dann nur noch ein Katzensprung nach Fusina, von wo aus wir Venedig besuchen werden.

Tag 4: Velohimmel

Montag 19. September 2016

Radstrecke: San Cristoforo al Lago (Val Sugana) – Bassano del Grappa = 85.2 Km, Gesamt: 303 km

Fahrzeit 4 Std. 55 Min., Durchschnitt 17.3
Wetter: Morgen leicht bedeckt, am Nachmittag sonnig, kaum Wind 17 – 26 Grad

Heute Morgen galt es zuerst rechtzeitig am Bahnhof zu sein. Der Zug fährt um 08.05 Uhr und der nächste erst nach 11 Uhr. Also haben wir den Wecker gestellt, vor 7 Uhr bereits alle Taschen gepackt und uns am reichhaltigen Frühstücksbüffet für einen langen Tag gestärkt. 10 Minuten vor Abfahrt waren wir am Zug. Es gab sogar ein Veloabteil und wir waren überrascht, wie gut der Zug mit vorwiegend Schülern besetzt war. Diese machten die Veloplätze sofort frei und wir konnten unsere Pferdchen voll beladen in den Zug stellen. Ich erkundigte mich noch bei der Zugchefin auf dem Perron ob es stimme, dass ich die Tickets im Zug kaufen könne. „Ja, kein Problem“ sagte sie, „ich komme dann vorbei.“ Pünktlich für der Zug los und füllte sich an den beiden nächsten Stationen noch mehr. Es kamen fast schon heimische „Kuschel-S-Bahn-Gefühle“ auf. Später leerte sich der Zug dann rasch wieder, offenbar war hier der Ausstieg um an die Universität zu gelangen, für welche Trento in Italien bekannt ist.
Nach 45 Minuten Reisezeit kamen wir in San Cristoforo an und der „Brentano – Radweg“, dem wir heute folgen wollten, führte gleich am Bahnhof vorbei, so dass wir nicht lange nach dem Radweg suchen mussten. Die Strasse von Trento hier hinauf ist steil, eng und leider auch recht stark befahren. Auf einen solchen Abschnitt können wir gut verzichten und investierten die 4 Euro (2 Personen plus 2 Velos!!!) sehr gerne für diesen Transport. In den Monaten Juli und August wird hier übrigens ein extra Fahrradtransport angeboten, da das normale Bahnangebot dann offenbar nicht mehr ausreicht.

Ankunft in San Cristofero

Ankunft in San Cristoforo

Wir waren happy und konnten uns so entspannt auf den Weg nach Bassano del Grappa machen. Zuerst führte der ausgezeichnete Radweg dem Lago di Caldenazzo entlang. Die restlichen Wolken und die noch milchige Sonne zauberten ein wunderbares Licht auf den ruhigen See. Immer wieder mussten wir anhalten, fotografieren und staunen. Auch der Ausbaustand des Radwegs war schlicht fantastisch. Da war ein feiner Teerbelag, jeder Richtungswechsel mit Tafeln ausgeschildert, auf der Fahrbahn zusätzlich Piktogramme und wenn es eine Strasse zu queren gab, so war eine Unterführung gebaut. Einfach himmlisch!

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Was für ein Auftakt in einen wunderschönen Radlertag

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Markierung 1A, zur Nachahmung empfohlen

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Segantini lässt grüssen

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Durch die Gassen von Caldonazzo

Wieder führte uns der Weg durch Obstplantagen und nun wurde auch da und dort geerntet. Gegen 11 Uhr kamen wir in Borgo Val Sugana an. Dem früheren Wohnort von Barbara’s Grossmutter und warum der Maler Segantini, der hier längere Zeit lebte, so ein Flair für die verschiededenen Farbstimmungen entwickelte, hatte uns die Natur heute Morgen ja eindrücklich vor Augen geführt.
In Borgo machten wir einen kurzen Halt, stärkten uns und schlenderten noch etwas durch den Ort. Kurz vor 1 Uhr fuhren wir weiter. Weiterhin perfekte Radinfrastruktur. Diese Region hat sich das etwas kosten lassen und der Erfolg scheint ihnen recht zu geben. Auch hier begegnen uns immer wiede Radurlauber. Meist auf E-Bikes und als Tgesausflügler, aber es scheint als ob die Region hier ein richtiger Radtourismus aufbauen konnten.

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La via del Brenta hiess heute das Motto

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Die Pferdchen im Zentrum von Borgo

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In dieser Kirche hat einst Barbara’s Grossonkel gepredigt.

In Borgo Val Sugana

In Borgo Val Sugana

Kilometer um Kilometer genossen wir diesen Weg und irgendwann kam mir der Gedanke: „Wenn es einen Himmel für Radfahrer geben würde, müsste er wohl so aussehen!“ Perfekte Radwege, meist an einem herrlich gurgelnden Bergbach (Brenta) entlang, das Ganze umrahmt von hohen Kalksteinfelsen und und das bei 25 Grad und Sonne. Wer mehr verlangt ist unverschämt!

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Durch’s enge Tal Richtung Bassano

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An der Brenta war fast eine frühlingshafte Stimmung.

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Ankunft in der Provinz Veneto

So ging es heute gute 65 Kilometer. Einfach traumhaft! Die letzten 20 km mussten wir dann noch auf kleinen Regionalstassen fahren. Das kann in Italien ganz schön eng werden, aber irgendwie hatte es immer Platz. Der Weg zum Hotel war dann noch die letzte Herausforderung, da wir im Zickzack durch enge Gassen fahren mussten. Um 16.00 Uhr war es geschafft. Ein kühles Biel / Wasser, eine erfrischende Dusche und dann noch ein kleiner Rundgang durch diese wunderschöne Stadt an der Brenta.

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Die Velos haben es in Bassano del Grappa auch in die Schaufenster geschafft …

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… oder dienen als Blickfang vor einer Bäckerei.

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Am Hauptplatz in Bassano del Grappa

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Die Sonne verzaubert auch die Häuser an der Brenta nochmals im schönen Abendlicht.

Nun ist nach über 280 Kilometer Radweg von Reschen bis hier nach Bassano del Grappa nun leider Schluss mit gut markierten und separaten Fahrradwegen. Danke, es war schön so zu reisen. Nun müssen wir uns den besten, verkehrsärmsten und komfortabelsten Weg selber suchen. Wir sind gespannt.

 

Tag 3: Velobahn

Sonntag 18. September 2016

Radstrecke: Meran – Bozen – Trento = 95 Km, Gesamt: 217.8 km
Fahrzeit 4 Std. 50 Min., Durchschnitt 19.1
Wetter: Morgen bedeckt, am Nachmitag Aufhellungen, leichter Wind 17 – 22 Grad

Der heutige Abschnitt der Reise war eigentlich recht ereignislos und auf weite Strecken glich sich die Szenerie durch welche wir radelten. Und wir waren nicht alleine unterwegs! Bereits um halb Neun waren wir nach einem ausgiebigen Frühstück im Hotel startklar. Die Pferdchen gesattelt, der Helm montiert und so ging es durch die noch fast leeren Strassen des sonntäglichen Meran. Heute war hier noch der grosse Herbstmarkt und die Strassen würden sich wohl rasch füllen, also nix wie los auf den Radweg nach Bozen. Rasch hatten wir den ersten Wegweiser gesichtet und so ging es zügig voran.

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Zwischenziel schon mal angeschrieben

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Oft sah es heute aus der Rdlerperspektive so aus.

Meist war der Weg auf dem Dam der Etsch angelegt, die rechts von uns ebenfalls ihren Weg nach Trento suchte. Zuerst tauchten sie noch spärlich auf, aber je später der Tag desto mehr waren unterwegs. Radfahrer in allen Variationen. Ob E-Bike, Mietvelo oder in hautenge Lycrakleider gepresste Rennradfahrer, man trifft sie hier alle. Ab und zu auch einige schwer beladene Tourenfahrer wie wir. Vor allem die Rennradler kamen uns manchmal in fast furchterregendem Tempo und meist zu zweit nebeneinander entgegen, so dass es mit dem Platz manchmal gar eng wurde. Wir haben es Ihnen grosszügig verziehen. Schliesslich müssen die armen, um nur eine halb so aerodynamische Position wie wir Liegeradler einzunehmen, die ganze Zeit den Kopf nach unten halten und können nur den Asphalt vor sich anstarren. Wir hingegen geniessen „Weitblick“ und sind entsprechend vorbereitet.

An der Uferböschung blühten Abertausende von goldgelben Topinambur Pflanzen, deren Wurzeln ja fast Kartoffel schmecken und auch so zubereitet werden. Ob die jemand erntet?

Hier zwei der häufigsten Anblicke: Topinambur und Radler

Hier zwei der häufigsten Anblicke: Topinambur und Radler

Gut ausgewählt gab es doch noch ruhige Rastplätze.

Gut ausgewählt gab es doch noch ruhige Rastplätze.

Kurz nach zehn Uhr waren wir bereits in Bozen wo für einen kurzen Moment die Beschilderung zu wünschen übrig lies, so dass wir prompt den falschen Abzweiger nahmen. Zum Glück bemerkten wir nach wenigen hunder Metern das Missgeschick und fanden rasch wieder auf den Radweg zurück. Hier in Bozen vereinigen sich die Flüsse Etsch und die vom Brenner kommende, viel grössere Eisack. Trotzdem behält die Etsch ihren Namen nur das er ab hier italienisch gesprochen wird, Adige.
Der Weg war weiterhin in absolutem Topzustand. Durchgehend feiner Teerbelag und beste Beschilderung. Übrigens ab hier hat der Weg auch noch einen speziellen Namen: „Kaiserein Maria Theresia Radweg“. Ob die hier je geradelt ist? Wohl kaum.

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So wünscht man sich das.

Aber nun hatten wir den Statistischen Beweis, dass wir nicht alleine unterwegs waren. Kurz nach Auer gab es eine Fahrradzählstelle. Stand auch diesem Abschnitt heute 18.09.2016 um 12.10 Uhr: Jahr 2016 = 148 368, Heute 280. Wir waren also die Radler 281 + 282 die die Zählstelle heute passierten. Immer wieder gibt es links und rechts des Radwegs kleine Bar’s, Restaurants oder Verkaufsstände, die den Velofahrern verlockende Angebote machen. Bei einem dieser Stände wurde frischer Apfelsaft angeboten. Nachdem wir auch heute schon wieder viele Kilometer durch die endlosen Plantagen gefahren sind war das die richtige Stärkung. Sehr kühl und erfrischend.

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Frisch vom Hof

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Irgendwie verfolgen uns diese Äpfel, sogar auf der nahen Brennerautobahn Rasten sie vorbei.

Bald darauf setzte leichter Nieselregen ein. Soweit gerade noch ok, dass wir noch nicht die Regenkleider anziehen mussten. Kurz vor ein Uhr Mittags wurde der Regen noch etwas stärker und wie gerufen tauchte eines der vielen Radlerrestaurants auf. Wir setzten uns auf die gedeckte Veranda und genossen Wärme Suppe und Tagliatelle. Bis wir gegessen hatten war auch der Regen vorbei und auf den letzten 30 Kilometern würde es immer wärmer.

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Spektakuläre Hängebrücke über die Etsch / Adige

Kurz vor Trento kommt die Sonne hervor

Kurz vor Trento kommt die Sonne hervor

Um halb vier trafen wir am Bahnhof in Trento ein, wo wir die Bahnkarten für morgen kaufen wollten. Morgen geht’s ins Val Sugano und auf den ersten paar Kilometern ist die Strasse sehr eng und hat viel Verkehr. Das lassen wir lieber und nehme die Bahn, Safty first. Der Herr am Schalter erklärte mir, ich könne die Fahrkarten morgen direkt beim „Capo Treno“ kaufen. Mal sehen, der Zug fährt um 08.05 Uhr. Wir werden bereit sein! Vom Bahnhof ging’s noch um zwei Strassenecken und schon waren wir im reservierten Hotel. Doppelzimmer mit Frühstück 2 Pers. 80 Franken. Wie die Höhenmeter schmelzen auch langsam die Hotelpreise.
Nach einer erfrischenden Dusche und etwas die „Beine hochlagern“ war noch Zeit für einen kleinen Stdbummel in dieser geschichtsträchtigen Stadt mit ihren schönen Gassen, alten Herschaftshäusern und dem grossen mittelalterlichen Castello del Buonconsiglio, dem ehemaligen Sitz der Fürsbischöfe.

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Das Castello del Buonconsiglio

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Im Garten

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Moderne Form: Wandgarten in Trento

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Altstadteindruck

In einem Strassenrestaurant genossen wir noch unser Nachtessen bevor wir uns wieder auf den Heimweg machten. Heute ist frühe Bettruhe angesagt, damit wir Morgen ausgeruht den Zug um 08.05 Uhr erreichen und bereit sind, für eine weitere längere Etappe nach Bassano del Grappa.

Tag 2: „Apfelsaft“

Samstag 17. September 2016

Radstrecke: Mals – Meran = 64.3 Km,
Fahrzeit 3 Std. 25 Min., Durchschnitt 18.8
Wetter: ganzer Tag bedeckt, leichter Wind 13 – 17 Grad

Heute Morgen stärkten wir uns zuerst ausgiebig am Frühstücksbuffet im Hotel und nahmen vor der Abfahrt noch ein Glas Apfelsaft zu uns, den diese Frucht würde uns heute auf dem Weg hinunter nach Meran begleiten. Kurz nach 9 holten wir unsere Pferdchen aus dem Stall. Sie können hier zwar nicht wie sie es von den USA gewöhnt sind bei uns im Zimmer übernachten, aber auch in der Tiefgarage scheinen sie sich sicher aufgehoben zu fühlen.

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Extra Fahrradparking in der Tiefgarage

Alle Reifen waren noch satt aufgepumpt, so dass wir heute ohne Reifenwechsel starten konnten. Die Strecke von Mals nach Meran gehört wohl zu den meist befahrenen Radwegen überhaupt. Sie ist wunderbar auf separaten Wegen angelegt und führt dem Fluss Etsch entlang und immer wieder durch fast endlose Apfelplantagen, die um diese Jahreszeit voll sind mit grünen, roten und violetten Äpfel.

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Einfahrt in Glurns mit wunderbar erhaltener Stadtmauer.

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Umgeben von millionen reifer Äpfel

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Typisches Vinschgauer Dorf mit Burg und Kirche. Der Wald beginnt sich zu verfärben, der Herbst naht.

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Unsere Begleiterin für Heute und auch Morgen: Die Etsch

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Es blieb sogar Zeit zum Schweine füttern.

Auf der Strecke sind auch sehr viele Tagestouristen unterwegs, den die Vinschgaubahn bringt die Radler aus allen Dörfern entlang der Strecke bequem nach Mals, wo diese dann ihre Tour starten. Links und rechts des Radwegs haben sich sie Einheimischen auf diese Kunden eingestellt und da und dort sind oft liebevoll gestaltete Beizen entstanden, an welchem sich die müden Radler erfrischen können. Auch wir haben heute da und dort einen kleinen Halt eingelegt, mal etwas gegessen, getrunken, fotografiert usw.

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Immer wieder traumhafte Ausblicke entlang der Route. Der kalte Wind von gestern hat die Berge weiss „verzuckert“.

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Die drei wichtigsten Elemente heute: Burgen, Äpfel und der Weg nach Meran

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Zum reinbeissen

Trotz vieler kleiner Pausen sind wir bereits um 14.00 Uhr in Meran eingetroffen, haben die Räder wieder in der Tiefgarage parkieren können, das Zimmer bezogen und anschliessend noch einen Bummel durch Meran unternommen. An der Promenade entlang der Passer und in den Lauben waren wie üblich viele Touristen unterwegs.

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Unter den Lauben

Ich habe mich schon auf ein kühles „Forst Bier“ beim Brauhaus gefreut, musste das aber dann anderswo einnehmen. Nicht dass die dort kein Bier gehabt hätten, ganz im Gegenteil. Die ganze Strasse war voller Festbänke und Bier wurde auch serviert. Leider war aber auch eine ziemlich laute Oberkrainerkapelle im Preis inbegriffen und auf diese „Musik“ hatte ich nun ganz und gar keine Lust.

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Bierfest mit gutem Getränk und schrecklicher Musik. Es ist halt Alles „Geschmacksache“, anderen hast gefallen.

Ein kühles „Forst“ an einem ruhigen Platz hat es dann aber schon noch gegeben.

Fazit: Einfach ein entspannter Tag und in den letzten 24 Stunden haben wir 1100 Höhenmeter „vernichtet“.

Tag 1: Kaltstart

Freitag 16. September 2016

Bahnfahrt Winterthur – Scuol

Radstrecke: Scuol – Martina – Nauders – Reschenpass – Mals = 59.5 Km,
Fahrzeit 4 Std. 40 Min., Durchschnitt 12.8
Wetter: ganzer Tag bedeckt, ab Nauders viel Gegenwind, Regen erst 5 Minuten vor dem Ziel 🙂

Endlich haben wir mal wieder etwas Zeit unsere Pferdchen auszuführen. Wir wollen Ihnen diesmal die Adria zeigen! Gestern Abend haben wir noch einen letzten Check gemacht. Alles gepackt, Räder ok, ready to go! Wirklich? Ein Blick auf Barbaras Vorderrad verrät das hier etwas nicht stimmt. Ihr Pferdchen steht auf der Felge. Naja, dann muss halt vor dem ins Bett gehen noch ein Schlauchwechsel gemacht werden. Dabei wird auch der Reifen genau auf allfällige Dornen kontrollieren. Nichts gefunden und neuen Schlauch eingesetzt. So jetzt kanns also losgehen.
Da wir bereits am Ausgangsbahnhof der S12 in Seen einsteigen haben wir locker Zeit und keine Probleme um unser Lieger zu platzieren. Was für ein Bild, wie diese so erwartungsfroh nebeneinander stehen und sich offenbar genauso wie wir auf die Reise freuen.

Bereit für die grosse Reise, fast ;-(

Bereit für die grosse Reise, fast ;-(

 

Aber was sehe ich da? Barbara’s Pferdchen hat schon wieder einen lahmen Vorderfuss. Offensichtlich ist im Pneu doch ein unentdeckter Gegenstand vorhanden, der die Schläuche zerstört. Heute Morgen bei der Abfahrt war noch alles ok und nun nach nur 4 Kilometer wieder einen Platten. In der S12 bleibt keine Zeit für eine Reparatur. Also mit Plattfuss in Zürich umsteigen. Dort drängen sich neben uns noch einige andere Velofahrer ins „Veloabteil“ im Zug nach Chur. Trotzdem können wir uns einen Platz ergattern und so habe ich nun auf der Fahrt von Zürich bis Landquart Zeit, den Pneu zu wechseln und nochmals einen neuen Schlauch einzusetzen. Ich hätte nicht gedacht, dass ich bereits nach wenigen Velokilometer zu unserem Ersatzreifen greifen muss. Immerhin, der scheint nun dicht zu sein.

Ich bin auch eine Velowerkstatt

Ich bin auch eine Velowerkstatt

Kurz nach 12 Uhr treffen wir im bedeckten und kühlen Scuol ein. 7 Grad zeigt das Termometer und der Wind tut sein übriges. Immerhin, wir sind startklar.

Starklar

Starklar

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Fast leer Strassen im Unterengadin

 

Los geht’s auf der Hauptstrasse das Tal abwärts Richtung Martina. Dank wenig Verkehr fühlen wir uns trotz fehlendem Radstreifen sicher und versuchen uns langsam aufzuwärmen und in den Tourmodus zu kommen. In Martina überqueren wir die Grenze zu Österreich und nun steigt die Strasse auf den nächsten gut 7 Kilometern fast 400 Höhenmeter an.

Erste Grenzüberfahrt nach Österreich

Erste Grenzüberfahrt nach Österreich

Also kleiner Gang einlegen und den Rythmus finden. Die Harnadelkurven sind nummeriert und wir zählen langsam Rückwärts. Etwas mehr als eine Stunde sind wir, schwer beladen, mit diesem Aufstieg beschäftigt. Obwohl wir nur langsam vorankommen fühlen wir uns am Ende des Aufstiegs auf der Norbertshöhe doch noch ganz gut. Jetzt geht’s erst einmal rasant hinunter nach Nauders, wo wir auf einen toll ausgeschilderten Radweg treffen, der uns den Weg nach Reschen und Mals weist.

Ab Nauders steigt es nocheinmal moderat an, aber der kalte und kräftige Gegenwind macht das Vorwärtskommen sehr beschwerlich. Wir kämpfen gegen den Wind und die leichte Steigung und spüren wie uns der kalte Wind immer mehr auskühlt. In Reschen ist es höchste Zeit sich etwas auszuruhen und zu stärken.

Die Pferdchen warten geduldig bis wir uns gestärkt haben

Die Pferdchen warten geduldig bis wir uns gestärkt haben

Danach geht es weiter, gegen den Wind und die vielen fiesen kurzen Aufstiege, die der Radweg für uns bereit hält, der am rechten Ufer des Stausees angelegt ist.

Ewiges "auf und ab" sowie Gegenwind lassen die Kräfte schwinden

Ewiges „auf und ab“ sowie Gegenwind lassen die Kräfte schwinden

Bald geht es nur noch abwärts :-)

Sankt Valentin auf der Haide: Schöner Ortsname und bald geht es nur noch abwärts 🙂

Als unsere Batterien bald auf dem Nullpunkt sind haben wir es endlich geschafft. Wir schauen ins Vinschgautal hinab und geniessen die rasante und kurvenreiche Abfahrt nach Mals.

Burgeis, kurz vor Mals

Burgeis, kurz vor Mals

Am Ortseingang beginnt es zuerst leicht zu Regnen und wird dann langsam stärker. Glück gehabt. Wir kommen also trocken in Mals an und werden nur auf der Suche nach einer Unterkunft noch etwas nass. Dabei finden wir auch noch einen Fahrradladen der uns einen 20 Zoll Reifen verkaufen kann. Somit sind wir also auch Ersatzteilmässig wieder bestens vorbereitet und hoffen, dass wir diesen ungebraucht nach Hause nehmen können.
Fazit: Wir sind im Tourenmodus angekommen und Morgen geht’s zu unserem Bürgerort Nr.2, Meran!

Abschlussblog

Liebe Blogleser_innen

Mit diesem Blog möchte ich mich „blogmässig“ von euch verabschieden.
Wenn es mir auch nicht immer ganz leicht gefallen ist nach einem anstrengenden Radtag noch die Fotos für den Blog vorzubereiten und einen passenden Text in mein I-Pad zu tippen, so hat es mir doch sehr viel Spass gemacht euch zu Hause von den täglichen Erlebnissen, Begegnungen und Landschaften zu berichten. Vor allem die vielen positiven Reaktionen von euch haben mich immer wieder motiviert und mir gezeigt, dass mir ab und zu das gelungen ist, was ich mir erhofft habe: Euch zu Hause etwas „auf die Reise mitzunehmen“.

Danke an euch Blogleser_innen:
Die Zugriffszahlen auf den Blog haben all meine Erwartungen übertroffen:
Stand am 23.12.15: Total 14’749 Aufrufe!!!
Danke, das ist ein toller „Lohn“ für meine Arbeit.
Zudem habt ihr die diversen Rechtschreibefehler und manchmal auch nicht ganz korrekten Sätze klaglos hingenommen. Der „Legastheniker“ ohne vernünftiges Korrekturprogramm auf dem I-Pad dankt euch für diese „Nachsicht“ und manchmal war ich einfach zu müde den Text vor der Veröffentlichung nochmals genau durchzulesen und zu „optimieren“. So habe ich halt ab und zu einen „ersten Entwurf“ gleich mal veröffentlicht. Ich habe keinen einzigen „Fehlerkorrekturvorschlag“ von euch bekommen. Danke. Wer Fehler gefunden hat, darf diese nun für immer behalten 🙂

Entschuldigung:
An dieser Stelle entschuldige ich mich bei all jenen Vorgesetzten, deren Mitarbeiter in den letzten zweieinhalb Monaten während ihrer Arbeitszeit meinen Blog gelesen haben wodurch den Unternehmungen wertvolle „Produktionszeit“ verloren ging 😉
Ich hoffe die Mitarbeiter waren anschliessend dafür umso entspannte und produktiver, so dass dieser Produktionsverlust wieder aufgeholt wurde.

Hier noch einige Zahlen:
Auf der 5350.5 Kilometer langen Fahrt habe ich während 287 Stunden und 33 Minuten meine Pedalen in Schwung gehalten. Dabei haben sich meine 20 Zoll Räder 3’605 458 mal gedreht und dies alles mit einem Reifensatz!
Im Durchschnitt habe ich pro Motelnacht 66 Franken ausgegeben, wobei die letzten 30 Tage mit knapp 50 Franken deutlich günstiger wurden.
Auf der ganzen Reise bin ich gesamthaft keine 9 Stunden im Regen gefahren.

Meine persönlichen Top 10 auf der Reise:

  • Das wunderbare Reiseerlebnis mit Barbara bis New Orleans. Danke das du mitgekommen bist. Es hat mir den Start in dieses „Abenteuer“ sehr erleichtert!
  • Topwetter und in Florida die Möglichkeit den ausgebliebenen Sommer 2014 nachzuholen
  • Eine Reise ohne technische Probleme: Die Räder haben sich optimal bewährt
  • Das mich die Hunde zwar oft ärgerten, ich aber trotzdem das Pfefferspray nie einsetzen musste
  • Die vielen netten Begegnungen, kurzen oder längeren Gesprächen mit den Leuten unterwegs
  • Die Fahrt durch die unterschiedlichsten Landschaften
  • Zeit für eigene Gedanken zu haben
  • Das ich mich nie unsicher oder „einsam“ fühlte
  • Die Begegnung und gemeinsame Reisezeit mit Kyle
  • Die Unterstützung durch euch Blogleser_innen und die vielen Sponsorenzusagen zu Gunsten von „MILES4KOKOU“

Info zum Sponsoringprojekt „MILES4KOKOU“
Da ich nun insgesamt 3324 Meilen zurückgelegt habe, darf nun also jeder Sponsor pro versprochenem Rappen 33.24 Fr. einzahlen. Einige von euch haben ja andere kreative Zusagen gemacht und werden diese nun einlösen. Natürlich werden auch „unangemeldete“ Spenden gerne angenommen. Kokou und Elisabeth, welche die Reise auf dem Blog ebenfalls aktiv begleitet haben, danken euch von Herzen für eure Unterstützung, die sie zum Wohle ihrer Patienten in Togo einsetzen werden. Gerne dürft ihr den Betrag auch noch etwas „aufrunden“. Die Einzahlungen werden über den „Verein Freunde und Freundinnen von Kokou und Elisabeth Sodjéhoun“ an Kokou und Elisabeth weitergeleitet.

Zahlungsinfo:
Postcheckkonto 87-364992-7
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Dr. med. Aribert Bauernfeind
Schweiz. Epilepsie-Zentrum
Bleulerstrasse 60
8008 Zürich

Fazit:
Die Reise und das Sponsoringprojekt haben meine hohen Erwartungen übertroffen und ich bin froh und glücklich, dass ich die Fahrt unfallfrei beenden konnte. Dieses Erlebnis wird mich auf meineren weiteren Reise durchs Leben begleiten. Ich bin mir einmal mehr bewusst geworden, wieviel Glück ich bis jetzt in meinem Leben schon auf so vielen Ebenen erleben durfte und das vieles was ich im Alltag als „normal“ empfinde eigentlich  gar nicht selbstverständlich ist.
Ich durfte mir einen weiteren Reisetraum erfüllen, neue Erfahrungen sammeln und eine wunderbare Zeit geniessen.
Dafür bin ich sehr dankbar und widme deshalb meinen letzten Blogeintrag all jenen unbekannten Radreisenden, die ihre Traumreise nicht zu Ende bringen konnten.

Dieses Rad habe ich in Westtexas fotografiert. Es erinnert an eine Radfahrerin die durch einrn betrunkenen Fahrer getötet wurde.

Stellvertretend für viele habe ich dieses Rad in Westtexas fotografiert. Es erinnert an eine Radfahrerin die auf ihrer „Traumreise“ durch einen betrunkenen Fahrer getötet wurde.

Ich wünsche mir auf den Strassen dieser Welt wieder mehr gegenseitige Rücksichtnahme, Respekt und Aufmerksamkeit, so dass alle gesund ihre Ziele erreichen können.

So wünsche ich auch euch alles Gute und ein 2015 in dem sich der eine oder andere Traum für euch erfüllen wird.

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Einen tollen „Flug“ durchs neue Jahr.

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Das war’s. Liebe Grüsse aus San Diego und erfüllte Festtage. Fredy

„Träume sind Ziele mit einem Termin!“  (Ellen Mc Arthur, Hochseeseglerin)

Tag 67: (19.12.14) Boulevard – San Diego

Distanz: 121.3 km / Gesamt: 5350.5 km = 3324 Meilen /

Fahrzeit: 6 Std. 35 Min. / Durchschnitt 18.4 km/h
Vormittag 7, Nachmittag 23 Grad, ganzer Tag sonnig, leichter Gegenwind

Zieleinlauf

Heute Morgen sind wir bereits um 8.00 Uhr auf den Rädern. Für die letzte Etappe begrüsst uns die Sonne bereits am Morgen. Trotzdem ist es hier in der Höhe von Boulevard auf über 1000 MüM noch recht kühl. Nochmals lag eine längere Etappe vor uns und zum „Frühstück“ gab es gleich einige längere Aufstiege und Abfahrten.

Hier wurde zum letzten Mal auf der Reise "Power-ade" und andere "Verpflegung" gebunkert.

Hier wurde zum letzten Mal auf der Reise „Power-ade“ und andere „Verpflegung“ gebunkert.

Auf die Abfahrten hätte ich ja gerne verzichtet, denn ich wusste, diese Meter die ich nun hinuntersause muss ich gleich wieder hochstrampeln. Zum ersten Mal auf der Reise fühlte ich mich bei der Abfahrt am Morgen nicht wirklich fit. Der lange Aufstieg gestern war trotz aktuell gutem Trainigszustand zu spüren. Die Oberschenkel fühlten sich verkrampft und kraftlos an. Die Creme mit der ich meine Beine gestern Abend noch eingerieben habe schien keine Wirkung zu zeigen. Also musste ich in den langen Anstiegen immer wieder anhalten und die Muskeln dehnen. Dann zauberte Kyle ein amerikanisches „Wundermittel“ aus seiner Lenkertasche. Die Pillen sollen die Muskulatur entspannen. Genau was ich jetzt brauchte. Also habe ich zwei Stück eingenommen und konnte allmählich spüren, wie meine Tritte immer runder wurden.
Die Landschaft und die kleinen Ortschaften hier entlang des „Historic US 80“ waren wunderschön.

Schöne Landschaft, aber kräfteraubende Hügel lagen noch zwischen uns und dem Ziel.

Schöne Landschaft, aber kraftraubend Hügel lagen noch zwischen uns und dem Ziel.

Was für ein Gegensatz dieser Landschaft zur Sandwüste mit wenigen Büschen durch die wir noch gestern gefahren sind- Dann war in Guatay auch der letzte Hügel geschafft und nun hiess es definitiv: San Diego wir kommen.

Ein letzter, langer Aufstieg nach Guatay.

Ein letzter, langer Aufstieg nach Guatay.

Ab hier gibt es erst mal eine lange Abfahrt nach San Diego!

Ab hier gibt es erst mal eine lange Abfahrt nach San Diego!

Einige Kilometer vor Alpine durfte ich dann noch ein letztes Mal die Autobahn benutzen, da es hier wiederum keine andere Strasse gab. 6 Kilometer super Abfahrt auf einem breiten Streifen mit sehr feinem Teerbelag: Was für ein toller Abschluss auf der Interstate 🙂

Letzter "Ritt" auf der Interstate 8.

Letzter „Ritt“ auf der Interstate 8.

Hier sahen wir zum ersten Mal den Pazifik am Horizont auftauchen. Ein lauter Jubelschrei und ein tolles Glücksgefühl waren meine Reaktion darauf.

In den Vororten war der Verkehr noch ruhig, später war keine Zeit mehr für Fotos.

In den Vororten war der Verkehr noch ruhig, später war keine Zeit mehr für Fotos.

Langsam näherten wir uns den Vororten von San Diego. Zum Glück hatten wir gute Detailkarten die uns die Einfahrt in die Stadt erleichterten. Meist gab es Radstreifen und die Wege führten eher Nebenstrassen entlang. Wer San Diego kennt weiss aber auch, dass die Stadt sehr viele Hügel aufweist. So hatten wir also bis zum Schluss immer wieder mit kurzen aber oft recht steilen Anstiegen zu kämpfen. Wir fuhren durch die Mission Gorge Road, wo es einen tollen Rad-Wanderweg gibt. Keine Autos, Natur pur und das fast mitten in der Stadt.

Auf dem "Mission Gorge Trail".

Auf dem „Mission Gorge Trail“.

Dann war aber Schluss mit lustig. Im Bereich der „Friars Rd“ hatte es mehrere Fahrspuren, viele Ein- und Ausfahrten und der Verkehr nahm kräftig zu. Nochmals war volle Konzentration erforderlich und der Blick in den Rückspiegel fast ebenso wichtig wie der nach vorne. Die Autofahrer rechnen hier offensichtlich nicht mit Radfahrern oder sind durch den starken Verkehr abgelenkt, auf jeden Fall waren einige „Überholmanöver“ mehr als knapp.
Wir drosselten das Tempo und benutzten auch mal ein Fussgängerlichtsignal um die Kreuzungen sicher überqueren zu können. Dann zum Schluss nochmals einige Kilometer eigener Radweg. So konnten wir die letzten 15 Minuten entspannt entlang des San Diego Rivers geniessen.

Entlang des "San Diego River".

Entlang des „San Diego River“. Die letzte Meile!

Wir hatten mehr Zeit gebraucht als erwartet und so färbte sich der Himmel bereits rosa, als wir die letzten Meter auf dem Radweg fuhren und endlich am Ziel unserer Reise standen: „Dogs Beach San Diego.“ Weiter nach Westen geht es hier nur noch per Boot.

Ab hier gib es nur noch Sand und Meer!

Ab hier gib es nur noch Sand und Meer!

Ich lud die Satteltaschen vom „Pferdchen“ um mit ihm die letzten Meter durch den Sand zum Wasser zu gehen. Als wir so in die Ferne schauten, kam eine Welle angerollt und das Pferdchen und ich standen knöcheltief im kalten Wasser des Pazifik. Wir waren gesund und glücklich am Ziel angekommen. DANKE!!!
Es war ein stilles geniessen und sowohl Kyle als auch ich hingen etwas unseren Gedanken nach. Wir beide hatten uns, jeder auf seine Art, einen Traum erfüllen können.

Kyle's "Siegerfoto"

Kyle’s „Siegerfoto“

Im Pazifik!

Im Pazifik! Eine Traumreise ist zu Ende!

Was wohl das Pferdchen "denkt". Schon an ein neues "Abendteuer" ...

Was wohl das Pferdchen „denkt“. Träumt es schon von einem neuen „Abenteuer“ ?

Wir waren beide froh, dankbar und uns auch bewusst, das es nicht selbstverständlich war diese Reise unfallfrei beenden zu können. Nicht das Radfahren in den USA gefährlicher als zu Hause wäre, ganz im Gegenteil. Aber auf über 5000 Kilometer und durch einige Millionenstädte gibt es am Ende dann doch einige „Begegnungen“ bei denen es hätte böse ausgehen können.
So genossen wir den schönen Sonnenuntergang am Strand und es war Zeit einige Erinnerungsfotos zu machen. Dann gab es in einer nahen Bar ein kühles Bier mit dem wir auf die erfolgreiche Durchquerung anstossen konnten.

Ein ganz "besonderes Bier" zum Abschluss.

Ein ganz „besonderes Bier“ zum Abschluss.

Ich bestellte ein Taxi und lies mich zum Flughafen fahren, wo ich ein Mietwagen reserviert hatte. Mit diesem dann zurück zu Kyle und unserem Material.  Bis beide Räder, der Anhänger und unser Gepäck im „Jeep Patriot“ verstaut waren, dauerte es noch etwas. Aber am Schluss hatte alles Platz und ich brachte Kyle zu seinen „Warmshowers“ Gastgebern. Ich selber fuhr zu Gerry. Sie ist die „Schlummermutter“ bei der ich während meines Sprachaufenthalts im Herbst 1986 vier Monate gelebt habe. Immer wenn ich seither in den USA war, habe ich sie besucht. Auch diesmal war die Freude uns wieder zu sehen gross und wir plauderten noch bis Mitternacht, bevor ich müde aber auch zufrieden ins Bett ging.
Die nächsten paar Tage verbringe ich bei Gerry in San Diego. Dann werde ich am 25. oder 26. Dez. Richtung Las Vegas fahren. Auf dem Weg ist ein Besuch im „Death Vally National Parks“ und anderer Orte entlang der Route geplant. Am 29.12. fliege ich dann mit „Edelweiss Air“ nonstop zurück in die Schweiz, wo ich am 30. also rechtzeitig für Silvester eintreffen werde.
Ich freue mich darauf meine Lieben zu Hause wieder zu sehen.

Für alle Blogleser_innen: Noch vor Weihnachten werde ich einen letzten Blog mit einem kleinen Rückblick zu dieser Reise veröffentlichen. Also es ist noch nicht ganz fertig. In den nächsten Tagen also einfach nochmals auf dieser Seite vorbeischauen.
An dieser Stelle auch an alle die mir zur Reise gratuliert haben, ob per Mail, Kommentar oder „Skype Nachricht“ hier kollektiv: Ganz herzlichen Dank! Ich habe mich sehr gefreut.
Also bis bald beim „Abschlussblog“ .

Tag 66: (18.12.14) El Centro – Boulevard

Distanz: 84.7 km / Gesamt: 5229.2 km / Fahrzeit: 5 Std. 50 Min. / Durchschnitt 14.5 km/h

Vormittag 14, Nachmittag 12 Grad, ganzer Tag sonnig, in den Bergen Wolkenfelder,
Wind leicht bis mittel, drehend

Bergauf

Heute war es also soweit. Die letzte grosser Barriere die mich noch vom Pazifik trennt musste in Angriff genommen werden.

Unser Höhenprofil heute auf der Karte von ACA (Adventure Cyclist Assosiation)

Unser Höhenprofil heute auf der Karte von ACA (Adventure Cyclist Assosiation)

Zuerst etwa 45 Kilometer von El Paso auf wiederum lausigen Rumpelstrassen an den Fuss der Bergkette und dann fast 35 Kilometer immer Bergauf. Von minus 12 Meter auf gut 1200 Meter. Mit einem leichten Mountain- oder Rennrad ist das nicht so eine Sache, aber ein voll beladener Lieger braucht viel Druck in den Pedalen, um diese langen Aufstiege zu schaffen. Bevor es bergauf ging, kamen wir noch an einer grossen „Windfarm“ vorbei, welche die kräftigen Winde die hier auftreten in sauberen Strom umwandeln.

Radeln vor Windrädern

Radeln vor Windrädern

Für Eisenbahnfreunde: Wohl ein seltenere Anschrift an diesen Loks.

Für Eisenbahnfreunde: Wohl ein seltenere Anschrift an diesen Loks. „Idaho Northern & Pacific“

Vor deAufstieg noch eine Stärkung.

Vor dem Aufstieg noch eine Stärkung.

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Wer wohl diese Bar in der Einöde besucht?

 

Dann ging es stetig bergauf. Eine scheinbar öde Steinwüste, die nur bei genauerem hinsehen ihre wahre Schönheit offenbarte.

Durch die "Steinwüste", immer bergauf.

Durch die „Steinwüste“, immer bergauf.

Versteckte "Schönheiten"

Versteckte „Schönheiten“

Den Autofahrern wurde mit einem Schild empfohlen, die Klimaanlage auszuschalten, um den Motor beim langen Anstieg nicht zusätzlich zu belasten. Alle paar Kilometer war ein Depot für Kühlerwasser, nur Velofahrer müssen alles selber mitschleppen. Ich ging den Aufstieg vorsichtig an, denn ich wollte vermeiden, meine Knie zu stark zu belasten.

Der längste Anstieg ist geschafft!

Der längste Anstieg ist geschafft! Ich bin es auch 😉

Nach dem ersten Pass auf genau 3000 Fuss (etwa 1000 Meter) mussten wir die Autobahn wieder verlassen und auf der alten Strasse „80“ fahren. Es ging hier immer wieder rauf und runter, durch kleine Ortschaften mit vielen verlassenen Häusern und Geschäften.

Auch hier; die Autobahn hat den Geschäften die Existenz geraubt.

Auch hier; die Autobahn hat den Geschäften die Existenz geraubt.

Anschliessend führte die Strasse sehr nahe der mexikanischen Grenze entlang.
Die ist hier besonders gut bewacht. Die Fahrzeuge der Grenzkontrolle waren allgegenwärtig und ein riesiger Zaun sollt die illegale Einreise zusätzlich erschweren.

Blick über den Grenzzaun nach Mexiko.

Blick über den Grenzzaun nach Mexiko.

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Präsenz markieren: Border Patrol

Wohl ein dauerndes „Katz und Mausspiel“ und die Farmer im Imperial Vally oder bei El Centro hoffen im Geheimen wohl, das es immer wieder ein paar schaffen, die Grenze zu überqueren, schliesslich sind sie der Nachschub an billigen Arbeitskräften. Es wurde kühl in der Höhe und Motels sind hier dünn gesät. So entschieden wir uns, bereits in Boulevard die Etappe zu beenden und morgen die restlichen gut 110 Kilometer in Angriff zu nehmen. Zuerst gut 30 Kilometer mit nochmals drei Anstiegen und dann 80 Kilometer runter ans Meer!
Noch ein Tag auf dieser tollen Reise!

Bald am Ziel!

Bald am Ziel!

Bis jetzt lief alles perfekt nach Plan. Ich hoffe, das Glück bleibt Kyle und mir auch Morgen treu, so dass wir am Nachmittag die erfolgreiche Ankunft am Pazifik feiern können. Noch scheint mir die Vorstellung seltsam, diese lange geplante und im Kopf schon oft „gefahrene“ Reise nun wirklich erfolgreich beenden zu können. Ich freue mich darauf und bin gespannt wie sich das anfühlen wird, das Vorderrad in den Pazifik zu schieben.

Tag 65: (17.12.14) ungeplanter Rasttag in El Centro

Heute Morgen haben Kyle und ich die aktuellen Radarkarten von verschiedenen Webseiten angeschaut und nach einigem hin- und her haben wir entschieden, den langen Anstieg heute nicht in Angriff zu nehmen. Wir haben beide noch genug Reservezeit und heute würden wir auf jeden Fall richtig nass werden. Um halb neun, der geplanten Abfahrtszeit war gerade eine Regenzelle über uns und eine weiter wartet weiter westlich.  Zudem ist es in der Höhe ziemlich kalt, knapp über dem Gefrierpunkt und es ist mit Nebel zu rechnen. Nicht unbedingt ideale Voraussetzungen für einen schönen Tag auf dem Fahrrad. Zudem hätten wir bis zum nächsten Motel voraussichtlich 5 – 6 Fahrstunden benötigt. Wenn man schon nach ein, zwei Stunden nass ist und friert ist der Spass bald zu Ende. Ab Morgen ist wieder besseres Wetter angesagt und nach dieser langen Tour wollen wir die letzten zwei Fahrtage bis San Diego noch richtig geniessen. Also werden wir erst am Freitag in San Diego eintreffen.

Heute gab es in El Centro nichts wirklich aufregendes zu tun. Etwas Mail- und Blogaktuallisierung bei „Mc D“, da das Internet im Motel wieder mal zu wünschen übrig lässt.

"Büroarbeit" bei Mc. D.

„Büroarbeit“ bei Mc. D.

Proviant für morgen besorgen und Wäsche waschen.

In der öffentlichen "Wäscherei" herrschte reger Betrieb. Viele hier haben keine eigene Maschine zu Hause und kommen mit ihren Wäschebergen hierher.

In der öffentlichen „Wäscherei“ herrschte reger Betrieb. Viele hier haben keine eigene Maschine zu Hause und kommen mit ihren Wäschebergen hierher.

Dazu ein frischer Haarschnitt. Ist etwas gar kurz geraten, dafür dauert es etwas länger bis die 10 Dollar „Rasur“ wieder nachgeschnitten werden muss. 😉

Hier gab's für nur 10 Dollar ein Schnitt ...

Hier gab’s für nur 10 Dollar ein Schnitt …

... der für mehrere Wochen genügen wird.

… der für mehrere Wochen genügen wird.

So sollten wir also für den anstrengenden Tag Morgen gut vorbereitet sein.

Tag 64: (16.12.14) Yuma – El Centro

Distanz: 100.7 km / Gesamt: 5144.5 km / Fahrzeit: 5 Std. 12 Min. / Durchschnitt 19.3 km/h

Vormittag 12, Mittag 23, Nachmittag 13 Grad, Morgen bedeckt, ab 15.00 Uhr Regen, kein Wind

Kalifornien, hier bin ich!!!

So langsam erlebe ich fast jeden Tag einen weiteren Meilenstein. Heute war es die Grenze nach Kalifornien. Somit bin ich also auf meiner Reise im achten und letzten Bundesstaat angekommen.

Meine letzter Bundesstaat auf dieser Reise.

Meine letzter Bundesstaat auf dieser Reise.

Der Coloradoriver bildet hier die Grenze und gleichzeitig konnte die Uhr nochmals um eine Stunde zurückgestellt werden. Der Zeitunterschied zur Schweiz beträgt somit -9 Stunden.

Der Colorado ist hier nach der gewaltigen Wasserentnahme nur noch ein Rinsal im Vergleich zum Grand Canyon.

Der Colorado ist hier nach der gewaltigen Wasserentnahme nur noch ein Rinsal im Vergleich zum Grand Canyon.

Ein neuer Bundesstaat bedeutet auch immer wieder neue Gesetze. Hier in Kalifornien sind die Regeln was das Fahren auf der Interstate betrifft wieder sehr streng und oft unklar. Das Fahren auf dem Pannenstreifen ist erlaubt, sofern es keine andere Strasse gibt. Das ist jedoch ein dehnbarer Begriff.

Das gefällt einem eingfleischten "Pannenstreiffenfahrer" natürlich gar nicht.

Das gefällt einem eingefleischten „Pannenstreifenfahrer“ natürlich gar nicht.

Also war heute immer genaues Routenstudium nötig. Wo bin ich gerade, gibt es zur nächsten Ausfahrt eine Alternative zur Autobahn? Ist diese geteert oder wie hier oft nur eine Sandpiste? Ich wollte vermeiden, mit der Polizei zu diesem Thema auf der Autobahn diskutieren zu müssen. Allenfalls hätten sie mich einfach über den Zaun in den Sand gesetzt und das macht mit einem beladenen Rad sicher keinen Spass. So fuhr ich immer mal wieder ein Abschnitt auf der Autobahn und bei der nächsten Ausfahrt wieder auf der Nebenstrasse, die sich dann vielleicht wieder „auflöste“ oder in eine andere Richtung abbog. An so einer Kreuzung war ich unsicher, ob ich wieder auf die Autobahn sollte, denn die Nebenstrasse führte in einem sehr weiten Bogen Richtung Norden und hätte mir mindestens fünfzehn zusätzliche Kilometer beschert. Da kam auf einer einsamen Strasse ein Rentner auf seinem Mountainbike dahergefahren. Er hielt an und ich fragte ihn nach dem richtigen Weg. Er war Kanadier aus Alberta und verbringt jeweils den Winter in dieser Gegend. „Du kannst hier auf die Autobahn. Bleibe dort bis nach den Dünen, denn hier gibt es keinen anderen Weg.  Danach hat es dann wieder eine Parallelstrasse.“ Wir plauderten noch kurz über meine Reise und er interessierte sich wie es so sei, auf einem Liegerad zu fahren. Dann verabschiedeten wir uns und ich bog bei der Tafel “ keine Fahrräder hinter diesem Punkt“ auf die Interstate ab. Kurz darauf überholte mich ein Polizeiauto und reagiert nicht. Ein gutes Zeichen. Links und rechts der Autobahn türmten sich die Sanddünen auf. Man hat fast das Gefühl in der Sahara zu sein.

Mitten durch die Sandlandschaft führt der "All American Canal" der das Coloradowasser zu den Feldern in Kalifornien und Arizona leitet.

Mitten durch die Sandlandschaft führt der „All American Canal“ der das Coloradowasser zu den Feldern in Kalifornien und Arizona leitet.

Das könnte auch in Nordafrika sein.

Das könnte auch in Nordafrika sein.

Die Dünen am Fusse der Berge, die den aufgewirbelten Sand aufhalten ziehen sich bis zum Horizont hin.

Die Dünen am Fusse der Berge, die den aufgewirbelten Sand aufhalten, ziehen sich bis zum Horizont hin.

An meinem Mittagsrastplatz.

An meinem Mittagsrastplatz.

Als ich später auf die Nebenstrasse abbog wurde ich mit einem fürchterlichen Belag konfrontiert. Durch die Hitze die hier im Sommer herrscht, bildeten sich im Belag lauter kleine aber auch grosse Risse. Die „Platten“ stossen sich gegenseitig auf, so dass die Fahrt darauf sehr holprig wird.

An eine  Strasse habe ich eigentlich andere Erwartungen.

An eine Strasse habe ich eigentlich andere Erwartungen.

Da mussten wir gemeinsam durch, das "Pferdchen" und ich.

Da mussten wir gemeinsam durch, das „Pferdchen“ und ich.

Ein echter Härtetest für mein Material und zeitweise fürchtete ich, die Aufhängungen der Packtaschen würden das nicht mehr lange mitmachen. Gut 35 Kilometer musste ich auf dieser Strasse heute zurücklegen bevor der Belag wieder besser wurde.

Mein "Pferdchen" ist der wahre Held des heutigen Tages. Es hat das alles klaglos mitgemacht!

Mein „Pferdchen“ ist der wahre Held des heutigen Tages. Es hat das alles klaglos mitgemacht!

Plötzlich tauchte links am Strassenrand eine kleine Ansammlung von Palmen und ein kleiner See auf. Daneben gab es zwei betonierte Badebecken etwa 4×3 Meter, in denen warmes Grundwasser sprudelte. Natürlich ein Parkplatz und ein Campingplatz in der Nähe. Da schon einige Leute in den Becken am baden waren, hatte ich keine Lust mich dazu zu setzen und hatte ja auch noch 30 Kilometer vor mir.

Oase mitten im Sand.

Oase mitten im Sand.

Es ging wieder grossen Gemüsefeldern entlang und langsam wurden die Regenwolken immer dunkler und es begann gut 15 Kilometer vor dem Ziel zu regnen. Die Strasse wurde dadurch sehr rutschig und der Verkehr nahm zu, je näher ich El Centro kam. Also war höchste Vorsicht geboten und ich war froh als ich das Hotel erreichte und eine warme Dusche nehmen konnte. Kyle traf gut eine Stunde später ein. Auch er war nass und wegen fehlendem Schutzblech auch noch ziemlich mit Erde vollgespritz. Also musste zuerst sein Fahrrad und der Anhänger abgespritzt werden, bevor diese ins Zimmer gestellt werden konnten. Nun hängen unsere Kleider zum trocknen an der Stange, den morgen ist nochmals Regen angesagt. Zudem wird es kühler und wir haben einen langen Anstieg vor uns. El Centro liegt 12 Meter unter dem Meeresspiegel und das „Minimalziel“ Morgen heisst „Boulevard“ und liegt auf etwas über 1000 Meter. Ich hoffe es wird nicht allzu nass und kalt. Für Donnerstag ist dann wieder besseres Wetter angesagt und das bleibt hoffentlich so, denn dann werde ich zusammen mit Kyle das Ziel, den Pazifik erreichen! Langsam geht die Reise zu Ende.

Tag 63: (15.12.14) Wellton – Yuma

Distanz: 49.6 km / Gesamt: 5043.8 km / Fahrzeit: 2 Std. 41 Min. / Durchschnitt 18.5 km/h

Vormittag 12, Nachmittag 19 Grad, ganzer leicht bedeckt, kein Wind

kurze Trainingsfahrt

Heute konnte ich es langsam angehen, denn es waren nur knapp 50 Kilometer bis Yuma zurückzulegen. Von dort geht es dann Morgen gut 100 Kilometer bis El Centro, bevor das „grosse Finale“ mit zwei Etappen über die letzte Bergkette vor dem Pazifik für Mittwoch und Donnerstag geplant ist. Heute also nochmals eine entspannte Variante, wenn auch auf diesem Abschnitt ein längerer Anstieg zu bewältigen war.

Dort hinten wartet mein heutiger "Trainingspass".

Dort hinten wartet mein heutiger „Trainingspass“.

Zudem bin ich heute den zweiten Streckenteil auf einer etwas abgelegeneren Landstrasse gefahren. Hier hat mich der Strassenzustand teilweise wieder an Louisiana erinnert. Zum Glück hatte ich mehr als genug Zeit und konnte in einer langsamen Fahrt diese Holperstrecke materialschonend zurücklegen.
Nach dem Start zuerst noch etwas Autobahn, geradeaus wie gehabt. Trotzdem gab es den besonderen Moment „des Kilometer 5000“ im Bild festzuhalten.

Kilometer 5'000 ist geschafft und noch 28 Meilen bis zur Grenze von Kalifornien.

Kilometer 5’000 ist geschafft und noch 28 Meilen bis zur Grenze von Kalifornien.

Wenn man Meilen und Kilometer „feiert“, kann man das eben öfter’s machen 🙂
Dann ging’s bergauf und ich suchte die richtige Trittfrequenz. Mit knapp 10 km/h kam es zwar langsam aber kräfteschonend hinauf.

Langsam aber stetig näherte ich mich der "Passhöhe".

Langsam aber stetig näherte ich mich der „Passhöhe“.

Nach der anschliessenden Abfahrt war ich schon bald am östlichen Rand von Yuma angekommen. Als erstes fallen die riesigen „Wohnmobil-Parks“ auf, die um diese Jahreszeit alle gut gefüllt sind. Viele Rentner in den USA verkaufen ihre Häuser und legen sich ein oft möglichst grosses Wohnmobil oder einen riesigen Anhänger zu. Diese Leute reisen dann gegen Ende Oktober in den Süden der USA um dort den Winter zu verbringen. Neben Florida sind auch die Staaten Arizona und Kalifornien beliebte Winterplätze. Was ich jedoch nicht nachvollziehen kann, wieso man dann ausgerechnet einen Platz an der lärmigen Autobahn als Winterquartier auswählt.

Wenigstens ist immer was los an der Autobahn.

Es gibt sicher idyllischere Plätze.

Als Velofahrer ist es einem nicht immer ganz wohl, wenn sich so ein Riesenfahrzeug von hinten nähert. Die Fahrer_innen sind oft nicht wirklich geschult diese Fahrzeuge zu lenken und viele von ihnen sind auch gesundheitlich nicht mehr ganz fit. Da es in den USA aber jedem selber überlassen ist wann er den Führerschein abgeben will und man ohne diesen, wegen fehlendem öV-Angebot, bekanntlich nicht mehr weit kommt, fahren hier viele die bei uns die „Fahrtüchtigkeitstests“ nicht mehr bestehen würden. Heute waren in Yuma besonders viele Wohnmobile auf der Strasse und ich bin froh, dass mir keiner „zu nahe“ kam.
Meine Route führte mich zuerst einer grossen Sanddüne entlang, die vor allem als Spielplatz für Motocrossfahrer oder Quad’s genutzt wird.

"Sandkasten" für die "Grossen".

„Sandkasten“ für die „Grossen“.

Dann radelte ich entlang der riesigen Gemüseanbauflächen, die hier dank der künstlichen Bewässerung aus dem Coloradoriver entstanden sind. In einem gewaltigen Kanal- und Pipelinesystem wird das Wasser auf die Felder gepumpt und so dem Colorado noch fast der letzte Tropfen Wasser entzogen, bevor er über die Grenze nach Mexiko fliesst. In diesem Sinne gehen die Amis mit ihrem südlichen Nachbarn nicht wirklich freundschaftlich um. Die billigen Arbeitskräfte aus dem Süden, werden aber gerne auf den Feldern beschäftigt.

Die Anbauflächen haben riesige Dimensionen.

Die Anbauflächen haben riesige Dimensionen.

Für die Ernte sind die billigen Helfer aus dem Süden gern gesehen.

Für die Ernte sind die billigen Helfer aus dem Süden gern gesehen.

Wie mit dem Linela gezogen stehen die Pflanzen in Reih und Glied.

Wie mit dem Lineal gezogen stehen die Pflanzen in Reih und Glied.

Nun also Morgen nach El Centro, wo ich wieder mit meinem „Radlerkollegen“ Kyle zusammentreffen werde. Er hat ja nach Las Cruzes eine nördlichere Route genommen und ist offenbar gut vorangekommen. Dank meinem zusätzlichen Ruhetag am Samstag treffen sich unsere Wege also morgen wieder. So können wir die letzten zwei Tage nochmals gemeinsam radeln und die Ankunft am Pazifik gemeinsam feiern.

Tag 62: (14.12.14) Gila Bend – Wellton

Distanz: 141.2 km / Gesamt: 4994.2 km / Fahrzeit: 5 Std. 52 Min. / Durchschnitt 24.0 km/h

Vormittag 8, Nachmittag 20 Grad, ganzer Tag sonnig, kein Wind

think big

Wir wissen es alle ja schon lange: Die Amis lieben es gross. XXL heisst das Zauberwort. Ob beim Hamburger, als Konsequenz dann auch bei den Kleidergrössen, oder den Autos. Gross ist hier oft gleichbedeutend mit „gut“. Heute habe ich wieder so einige XXL Erfahrungen gemacht.
Angefangen bei der Distanz die ich heute zurückzulegen hatte. 140 km ohne echte Alternative unterwegs übernachten zu können. Deshalb habe ich gestern bei Gegenwind von 4 -5 Beaufort, meine Surf- und Segelkollegen wissen diesen Wind für schöne Segelerlebnisse zu schätzen, bewusst einen zusätzlichen Ruhetag eingelegt. Es hat sich ausbezahlt. Heute war der ganze Tag praktisch windstill, so dass ich nicht noch zusätzlich ausgebremst wurde. Wegen der langen Distanz und um genug Reserve für allfällige Pannen zu haben, bin ich früh losgefahren.

Bei einer solchen Morgenstimmung wirkt auch ain Schrottplatz "schön".

Bei einer solchen Morgenstimmung wirkt auch ein Schrottplatz „schön“.

Die ganze Strecke fuhr ich auf der Interstate 8, da es hier weiterhin keine andere Strasse gibt. Da es Sonntag war, war selbst auf der Interstate nicht viel los. Oft war ich über längere Strecken alleine unterwegs. Alle die Richtung Los Angeles oder nördlicher unterwegs sind, sind in Gila Blend auf die „I 10“ abgebogen, so dass ich die Strasse nur noch mit denjenigen mit Ziel San Diego „teilen“ musste.
Kurz nach der Abfahrt mein nächstes XXL Erlebnis: Eine riesige Farm mit Sonnenkollektoren mit denen hier in der Wüste sauberer Strom erzeugt wird. Ein schönes Zeichen im Land der unbegrenzten Ressourcenverschwendung.

Eine risige Anlage mit Sonnenkollektoren.

Eine riesige Anlage mit Sonnenkollektoren.

Die Fahrt verlief einfach wunderbar. Links und rechts der Strasse weiterhin viel offenes Land und viel  „Nichts“!

Heute habe ich den Ort gefunden, den ich so lange gesuht habe: In der Mitte des Nirgendwo!

Heute habe ich den Ort gefunden, den ich so lange gesucht habe: Die „Mitte des Nirgendwo“!

So lebt man "in the middle of nowehre".

So lebt man „in the middle of no wehre“.

Die Trittkadenz konnte ich auch bei leichten Anstiegen hoch halten und so waren die ersten 60 Kilometer bald geschafft.
Dort gab es eine Raststätte und es war Zeit wieder etwas Kalorien und Flüssigkeit nachzuladen. Zudem hat es an diesen Raststätten oft guten Handyempfang und so konnte ich mit meinen Lieben zu Hause etwas plaudern. Während ich mit meiner Mutter am Telefon war erschien ein Sheriff der Highway Patrol. Er stellte sich freundlich mit vollem Namen vor und erkundigte sich, ob bei mir alles ok sei? Es sei ein Anruf in der Zentrale eingegangen, dass ein Velofahrer auf der Interstate unterwegs sei. Da er in der Nähe war wollte er einfach mal nachschauen, ob ich ok sei. Es sei kein Problem und ich dürfte hier problemlos auf dem Pannenstreifen fahren. Ich bedankte mich freundlich für seine Nachfrage und bestätigte ihm, dass ich keine Probleme hätte und heute noch bis Wellton fahren wolle. Er wünschte mir eine sichere Fahrt und verabschiedete sich.
Bei der Weiterfahrt wieder eine dieser endlosen Geraden, welche oft 20 oder mehr Kilometer keine Kurve aufweisen.

Immer geradeaus, Richtung Westen!!!

Immer geradeaus, Richtung Westen!!!

Die Strasse stieg wieder etwas an und auf einem weiteren „Pass“ machte ich ganz oben eine kurze Rast, gerade als ein weiterer dieser unglaublich langen und beeindruckenden Züge über den Pass fuhr. Ich habe heute auf meiner Fahrt mindestens 12 solcher „XXL-Züge“ gesehen. Jeder mit mindestens 100 Wagen wobei über 70% mit zwei grossen Containern beladen waren. Kurze Rechnung: 12 Züge à 100 Wagen mal 1.7 = 2040 Container die sonst mit 2040 Lastwagen befördert werden müssten!

Ein weiterer XXL Zug der tausende Tonnen befördert.

Ein weiterer XXL Zug der tausende Tonnen befördert.

Auch ein XXL Sonnenkraftwerk konnte ich heute entlang meiner Route sehen. Ein riesiges Feld mit gigantischen Spiegeln, welche die Sonnenstrahlen auf eine Leitung bündeln und so die Kraft liefern, um die Turbinen anzutreiben.

Eine beeindruckende Anlage.

Eine beeindruckende Anlage.

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Hier wird die Kraft der Sonne in Strom umgewandelt.

Diese XXL Felder haben mich heute sehr gefreut. Ein gutes Zeichen. Weniger Freude hatte ich an den hier ebenfalls immer mal wieder auftauchenden grossen Mastfarmen, wo Rinder in riesigen Anlagen auf engstem Raum möglichst schnell auf ein Schlachtgewicht gefüttert werden, um den unstillbaren Hunger nach billigem Fleisch in den USA und anderen Märkten zu befriedigen. Bei diesem Anblick kann einem der Appetit auf ein gutes T-Bone Steak vergehen.

Heute fuhr ich an mehreren dieser "Mastfarmen" entlang.

Heute fuhr ich an mehreren dieser „Mastfarmen“ entlang.

Diese Farmen sind auch noch viel später durch ihren Geschmack zu riechen.
Nach gut 90 Kilometer dann ein letzter Stop an einer einsamen Tankstelle mit angeschlossenem Food Store.

Eine Frau aufder Fahrt von Tucson nach San Diego wollte dieses Foto von mir am Rastplatz machen. Wir haben etwas geplaudert und sie war wie viele "beeindruckt" von meiner Fahrt.

Eine Frau auf der Fahrt von Tucson nach San Diego wollte dieses Foto von mir am Rastplatz machen. Wir haben etwas geplaudert und sie war wie viele Gesprächspartner in den letzten Tagen „beeindruckt“ von meiner Fahrt.

Ich erreichte mein Ziel einiges früher als erwartet und das der Pool und ein warmes Sprudelbad im Motel noch geöffnet waren erweiterte mein „Erholungsprogramm“ unerwartet um ein entspanntes Bad. Einfach super, an einem 14. Dezember draussen ein Bad zu nehmen.

Dies war einladend. Wieder mal ein Bad im Freien.

Dies war einladend. Wieder mal ein Bad im Freien.

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Nach 140 km, der beste Platz zur Erholung. Ein warmes Sprudelbad.

Ich wünsche euch allen einen entspannten Start in die „letzte Woche“ vor den Weihnachtsferien.

Tag 61: (13.12.14) Rasttag in Gila Bend

Abwarten

Heute Nacht zogen Ausläufer der starken Regenfront, verbunden mit starkem Wind auch über Gila Bend. Als ich in der Nacht erwachte, recherchierte ich im Internet mal die aktuellen Windvorhersagen für den heutigen Tag. Resultat: Westwind bis 40 km/h und Böen. Mein nächst mögliches Motel liegt von hier aus genau in der Richtung, aus der der Wind weht und ist 120 Kilometer entfernt. Wie Velofahrer wissen, ist Gegenwind schlimmer als Steigungen und können einem so richtig ausbremsen. Ich hatte keine Lust mich auf dieses Experiment einzulassen und stundenlang gegen den Wind und die allenfalls hereinbrechende Dämmerung anzukämpfen. Da ich noch genug Reserve habe war der Entschluss rasch gefällt. Ich bleibe heute in diesem kleinen Nest und warte den Sonntag ab. Dann soll der Wind nachlassen und erst noch etwas drehen, so dass morgen Seiten- oder gar Rückenwind zu erwarten ist.
Ich habe noch ein anderes Motel an der „Hauptstrasse“ gesucht, da ich gestern nahe der Autobahn etwa 5 Kilometer vom Ort entfernt geschlafen habe. Den Ort hat man in 15 Minuten gesehen und so konnte ich heute viel ausruhen. Einziger Höhepunkt: Es gibt hier ein echt italienisches Restaurant!!! Ich freue mich jetzt schon auf einen feinen Teller Pasta heute Abend.
Für euch zu Hause hier die Bilder aus Gila Bend, 1700 Einwohner (wohl mit allen verstreuten Häusern in der weiteren Umgebung)

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Die Speisekarte sieht vielversprechend aus. frische Pasta 🙂

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Auch die Lastwagen tragen hier zum Teil eine „Weihnachsdekoration“.

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Wer sich beruflich und örtlich „verändern“ will, hier gibt es eine Gelegenheit. Der Laden ist (ohne Erfolgsgarantie) zu verkaufen.

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Hauptstrasse in Gila Bend.

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Das „Space Age“ Motel im original 70er Jahre look. Willkommen im Raumschiff Enterprise!

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Nach Mexiko ist es nur ein Katzensprung, aber ich bleibe bei meinem Ziel: San Diego

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Prunkvolle Häuser und Villen sucht man hier vergebens.

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Für die Fernfahrer ein wichtiger Stop auf der langen und eintönigen Fahrt auf der „Interstate 8“

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Die Kirche mit Wandmalerei.

 

Tag 60: (12.12.14) Eloy – Gila Bend

Distanz: 110 km / Gesamt: 4853 km / Fahrzeit: 5 Std. 10 Min. / Durchschnitt 21.3 km/h

Vormittag 15, Nachmittag 22 Grad, Morgen sonnig, Nachmittag bedeckt , ab Mittag leichter Gegenwind mit Böen

3000 Meilen geschafft!!!

Heute war wieder einmal ein typischer „Meilentag“ und davon gibt es nicht viel spannendes zu berichten. In der Gegend in der ich im Moment unterwegs bin gibt es keine Alternative zur Interstate 8 und so war ich fast den ganzen Tag auf dem Pannenstreifen unterwegs. Zuerst musste ich im Raum Eloy / Casa Grande noch einigen Nebenstrassen benutzen, da es hier nicht erlaubt ist auf der Autobahn zu fahren.
Aber auch diese Strassen werden irgendwann zu Feldwegen und verschwinden im Nirgendwo. Ab diesem Punkt ist es dann auch Radfahrern wieder gestattet die Autobahn zu benützen. Genau an dieser Stelle sah ich auf einem Wegweiser zum ersten Mal auf der Reise mein Ziel angeschrieben: San Diego!

Nach San Diego hier links und dann immer geradeaus.

Nach San Diego hier links auf die Autobahn und dann immer geradeaus.

Auf der Interstate kommt man gut voran, doch Begegnungen wie gestern bleiben da natürlich aus. Die Strecke ist hier nicht stark befahren so das dies ein recht entspanntes Fahren ist, bei dem man zügig vorankommt. Noch immer sind längere Anstieg zu bewältigen und weil gegen Mittag der Wind drehte, musste ich auch bei den leichten Abfahrten in die Pedale treten um eine gute Geschwindigkeit halten zu können.

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Immer wieder rauf und runter.

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Rechts …

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und links der Autobahn.

Neben der Strasse immer noch schöne Saguaros und andere Wüstenpflanzen. Zum Glück blieb es heute den ganzen Tag trocken und der Wind blies nicht zu heftig gegen meine Fahrtrichtung. Der Sturm der gestern das nördliche Kalifornien überquerte schickte aber trotzdem dunkle Wolken bis hier in den Süden. Ich hoffe nun, dass der angekündigte Wind und Regen ebenfalls nur sehr schwach hier vorbeikommen oder besser ganz ausbleibt. Die nächsten zwei Tage bin ich weiterhin fast ausschliesslich auf der Interstate 8 unterwegs und werde, wenn das Wetter nicht zu stark gegen mich arbeitet, am Sonntag die Grenze zu Kalifornien erreichen.
25 Kilometer vor dem heutigen Tagesziel war ein weiterer Meilenstein vollbracht: Meile 3000 war erreicht!

3000 Meilen geschafft!

Um 14.30 Uhr war es soweit: 3000 Meilen geschafft! (= 4828 km)

Bis San Diego sind es noch knapp 300 Meilen. 90% der Strecke liegen nun also hinter mir. Das einst so weit entfernte Ziel ist nun in greifbare Nähe gerückt und ich freue mich täglich mehr auf den Moment, wo ich mit meinem „Pferdchen“ am Pazifik stehe. Ich bin hervorragend im Zeitplan und habe, ausser den zum Teil langen Distanzen zum nächsten Motel, keinen Grund extra lange Strecken zu fahren. Ich hoffe es läuft auch auf diesen letzten Meilen weiterhin so problemlos, so dass ich mein Ziel voraussichtlich am Mittwoch erreiche.

Tag 59: ( 11.12.14) Tucson – Eloy

Distanz: 112.5 km / Gesamt: 4743 km / Fahrzeit: 4 Std. 57 Min. / Durchschnitt 22.7 km/h

Vormittag 15, Nachmittag 24 Grad, ganzer Tag sonnig, oft leichter Rückenwind,

Adventsgeschichten

Steve, mein toller „Warmshowers Gastgber“ der mir zusammen mit seiner Frau Christine viel mehr als nur eine „warme Dusche“ offerierte, begleitete mich heute Morgen auf den ersten 35 Kilometern durch Tucson und führte mich auf guten Radwegen aus dieser 300’000 Einwohnerstadt.

Sonnenkolektoren im Einsatz.

Sonnenkollektoren im Einsatz.

Keine Geranien im Garten, dafür schöne Kakteen.

Keine Geranien im Garten, dafür schöne Kakteen.

Weihnachtsdeko in der Wüste.

Weihnachtsdeko in der Wüste.

Ich wusste bis heute nicht, dass Miss Piggy zur "Weihnachtsfamilie" gehört.

Ich wusste bis heute nicht, dass Miss Piggy zur „Weihnachtsfamilie“ gehört.

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Schöner Radweg durch Tucson.

Als wir an der Stadtgrenze ankamen war es Zeit sich zu verabschieden. Dies ist mit der Hoffnung verbunden diese tollen Menschen bald mal wieder zu treffen.

Goodby Steve, Thank's for all and I hope to meet you and Christine again!!!

Goodby Steve, Thank’s for all and I hope to meet you and Christine again!!!

Meine weitere Fahrt sah auf der Karte nicht sehr spektakulär aus. Alles auf einer Parallelstrasse zur Interstate 10. Ruhig, wenig Verkehr und rechts der Strasse die Eisenbahn. Strahlender Sonnenschein und leichter Rückenwind machten die Fahrt auch an einem Donnerstag zu einer richtigen Sonntagsfahrt. Leider konnte ich nicht so nahe am Flugzeugparkplatz vorbeifahren wie dies mein Arbeitskollege Stefan wünschte. Da war von meiner „Frontage Road“ einfach kein vernünftiger Zugang zum „Parkplatz“, wo die im Moment nicht mehr im Betrieb stehenden Flugzeuge aus der ganzen Welt im trockenen Wüstenklima abgestellt werden. Immer in der Hoffnung das die Maschinen wieder eingesetzt werden können. Ich habe sie in der Ferne dann doch noch erspäht und konnte nur ein leider unscharfes Foto schiessen. Der Umweg von gut 18 Kilometer war mir dann aber zu weit.

Leider nicht "scharf" aber der Beweis, ich habe sie gesehen!

Leider nicht „scharf“ aber der Beweis, ich habe sie gesehen!

Kurze Zeit später begegnete ich einem Langstreckenradler. Er heisst Joe und ist auf einem Charityride nach Mexiko. Er erzählte, dass er das schon zum elften Mal mache und bei seinen Fahrten jeweils Geld für Krebskranke Kinder sammle. Wer „Joe Do Painado 1500 Miles“ in Google eintippt, findet unter anderem ein Video seiner Sammelaktionen. Es war eine kurze aber nette Begegnung mit einem engagierten Menschen. Leider hat er heute die falsche Route gewählt und wurde auf der Autobahn von der Polizei gestoppt und gnadenlos vom Pannenstreifen verbannt. Im Raum Casa Grande ist das Fahren auf dem Pannenstreifen nämlich nicht erlaubt. Er musste also über den Zaun klettern und durch tiefen Matsch zur nächsten Strasse wandern. Sein Fahrrad sah entsprechend aus. Wir wünschten und gegenseitig noch viel Glück und Erfolg auf der Weiterreise und fuhren weiter.

Joe, der Charityrider für Krebskranke.

Joe, der „Charityrider“ für Krebskranke.

Es ging leicht bergauf und am Picachio Peak sah ich im Schatten eines Baumes zwei Radfahrer warten. Ich hielt an und sprach mit den beiden. Ein Paar das es offensichtlich im Leben nicht immer einfach hatte. Beide waren vom Alkohol und wohl auch Drogenkonsum gezeichnet. Sie waren mit ihren zwei Fahrrädern, einem Anhänger und drei kleinen Hunden dort und suchten Leute, die ihnen etwas spendeten. Ich sprach mit den beiden gut eine halbe Stunde. Sie waren begeistert von meiner Tour und erzählten mir, dass sie nach Las Vegas wollten, dies im Moment aber nicht gehe, da die Frau nächste Woche in Tucson einen Arzttermin habe. Es war offensichtlich, dass sie nicht wirklich gesund war. Stolz erzählten mir die beiden, dass sie nicht obdachlos seien, sondern in Tucson eine Wohnung hätten. Leider sein das Geld aber nach Bezahlung der Miete jeweils aufgebraucht. Da sie trotzdem lieber unterwegs waren als zu Hause herumzusitzen, machten sie immer wieder ausgedehnte Fahrradtouren und fragten die Vorbeifahrenden um finanzieller Unterstützung. Das klappe ganz gut und so seien sie zufrieden. Ich gab ihnen einen Zustupf, so das für das Abendessen und die Übernachtung im nahen State Park gesorgt war. Die beiden bedankten sich herzlich und als sie erfuhren, dass ich auf meiner Reise auch Geld für Kokou sammle, waren sie restlos begeistert. Die Frau erzählte mir, dass sie nach einem Überfall, bei dem ihr das halbe Ohr abgeschnitten und ein Schraubenzieher in den Kopf gerammt wurde, auch eine Art epileptische Anfälle habe. Zum Glück werde es langsam besser. Sie umarmte mich und zeigte mir ihre Arme: „Siehst du, ich bekomme gleich Hühnerhaut. Super dein Projekt.“ Ich war wirklich gerührt. Die beiden hatten es nicht leicht im Leben und trotzdem strahlten sie so viel positive Energie und Lebensfreude aus.

Nicht immer auf der "Sonnenseite" und doch voller Lebensfreude und Zuversicht.

Nicht immer auf der „Sonnenseite“ des Lebens und doch voller Lebensfreude und Zuversicht.

Diese beiden Begegnungen mit aussergewöhnlichen Menschen waren heute ganz klar meine persönliche „Adventsgeschichte“.
In diesem Sinne wünsche ich auch euch zu Hause möglichst besinnliche und komerzfreie Adventstage.

Tag 58: (10.12.14) Ruhetag in Tucson

Distanz: 30.5 km / Gesamt: 4630.5 km / Fahrzeit: unbekannt / sonniger Tag im Saguaro National Park

Achterbahn

Heute habe ich einen Ruhetag in Tucson genossen. Eigentlich gibt es an einem Ruhetag ja keinen Blog, aber ich reiche diesen nun doch noch nach. Meine zauberhaften Gastgeber Christine und Steve Beck haben mich auf meinem Ausflug in den Saguaro NP auf dem Velo begleitet. Es war eine wunderschöne Fahrt durch den Park. Die Strasse durch den Park ist eine Einbahn und die Fahrt gleicht der einer Achterbahn. Steile Abfahrten, enge Kurven und kurze aber knackige Anstiege.

Offensichtlich eine nicht ungefährliche Strecke.

Offensichtlich eine nicht ungefährliche Strecke.

Alles zwischen wunderschönen Kakteen und einer herrlichen Bergkulisse. Ich habe den Ausflug mit diesen beiden wundervollen und gastfreundlichen Menschen sehr genossen.

Christine fuhr voraus und warnte mich vor engen Kurven oder steilen Anstiegen.

Christine fuhr voraus und warnte mich vor engen Kurven oder steilen Anstiegen.

Ein kurzer Stop an einem schönen Rastplatz, das alles bei Sonnenschein und warmen 24 Grad. So lässt es sich im Dezember wirklich gut aushalten.

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Impressionen aus dem Park.

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Ein wahrer Riese.

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Besucher am Rastplatz.

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Freiluft „Kaktusgarten“

Steve arbeitet jeweils ein bis zwei Abende in der Woche noch als Mathematiklehrer an einem Gemeindecollege. Heute Abend hatte er noch einen Einsatz. So waren Christine und ich am Abend alleine und sie kochte mir köstliche Pasta und dazu frischen Salat. Eine Wohltat in der kulinarischen Eintönigkeit der Fastfoodketten, die für mich oft die einzige Möglichkeit sind, mich der Nähe zu verpflegen. Wieder hatten wir schöne Gespräche und Christine schien sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen, obwohl sie am nächsten Tag ihre „periodische Prüfung“ als Krankenschwester im Bereich „Notfalleinsatz“ zu absolvieren hatte. Ich hatte fast ein schlechtes Gewissen sie von den zur Vorbereitungen zur Prüfung abzuhalten. Später kam dann auch Steve von seinem Unterricht wieder nach Hause und wir plauderten noch lange über diese und jene Fahrradreise. Er gab mir, nicht nur für Europa, sondern auch für die USA viele tolle Tipps und so ist der Samen für künftige Radreisen gepflanzt. Keine Angst Barbara, die beiden haben so von Touren in Europa geschwärmt, dass wir für die nächste Reise den Zug zum Ausgangspunkt nehmen können. 🙂
Die beiden waren der lebende Beweis dafür, das auch in den USA Menschen leben welche die Politik in ihrem Land kritisch hinterfragen, mit vielem nicht einverstanden sind und im wahrsten Sinne „Mitmenschlichkeit“ leben. Sie haben in den letzten Jahren vielen Flüchtlingsfamilien bei ihrem Start in ein neues Leben in den USA geholfen und diese dabei unterstützt auf eignen Beinen zu stehen. Als Weihnachtsgeschenk haben sie diesen jeweils Fahrräder geschenkt, damit sie unabhängig und ohne teure Benzinkosten zu ihren Arbeitsstellen oder in die Schule fahren konnten. Ihre Erzählungen und ihr mitmenschliches Engagement haben mich beeindruckt und ich hoffe sehr die beiden bald einmal wieder zu treffen. Ich hoffe ihre nächste Europareise führt zumindest in der Nähe der Schweiz vorbei: Just call me Cristine and Steve, so we can ride together!!! Herzlichen Dank für diese schöne Erfahrung und die tolle Gastfreundschaft.

Tag 57: (09.12.14) Willcox – Tucson

Distanz: 126.5 km / Gesamt: 4600 km / Fahrzeit: 5 Std. 51 Min. / Durchschnitt 21.6 km/h 🙂

Vormittag 18, Nachmittag 24 Grad, Morgen bedeckt, später sonnig, oft leichter Rückenwind,

Autobahn!

Autobahn bezeichnet die Fahrt heute kurz und bündig. Von den 126 km waren gut 110 auf der Autobahn zu absolvieren. Es gab keine andere Strasse. Wie ihr wisst ist mir das nicht unangenehm, da ich mich auf dem breiten Seitenstreifen sicher fühle. Da es in dieser Gegend auch nicht viele Ein- und Ausfahrten hat, fällt ein weiterer Gefahrenpunkt schon mal weg.

Das ist mal ein echtes "Elefantenrennen"!

Das ist mal ein echtes „Elefantenrennen“! Rechts bleibt immer noch Platz zum Radfahren.

Ich bin heute etwas früher aufgestanden, um bei allfälligem Gegenwind oder zu steilen Hügeln das Ziel in Tucson sicher noch bei Tageslicht zu erreichen. Beim Start um 8.30 Uhr war der Himmel noch mit zum Teil recht dunklen Wolken bedeckt. Es entstand ein diffuses Licht in dem sich die Berge gut abzeichneten.

Leider war an der Camera noch ein falsches Programm eingestellt. Trotzdem zeigt das Bild etwas von der besonderen Lichtstimmung an diesem Morgen.

Leider war an der Kamera noch ein falsches Programm eingestellt. Trotzdem zeigt das Bild etwas von der besonderen Lichtstimmung und den Bergketten im Hintergrund. 

Nach ca. 10 km leichtem Einrollen auf topfebener Strasse begann die erste längere Steigung. Gut 24 Kilometer immer bergauf. Nicht zu steil, (so etwa Kemptthal – Tagelswangen für die BZ Radler aus dem Raum Winterthur) aber mit dem Gepäck kam ich doch ins Schwitzen. Kurz nach der Passhöhe gab es einen prima Rastplatz. Saubere Toiletten, Verkaufsautomaten, Tische und das alles in einer wunderschönen Kulisse. Genau das was ich nach den ersten beiden Fahrstunden nun brauchte, denn heute wollte ich mich regelmässiger ernähren.

Im "Kampf" gegen die Unterzuckerung!

Im „Kampf“ gegen die Unterzuckerung!

Nach der Arbeit dann das Vergnügen. Eine lange Abfahrt Richtung Benson war die Belohnung, die ich richtig genoss. Dort bei „Mc D“ nochmals Kalorien auftanken und weiter. Immer mal wieder rauf und runter und gegen halb vier Uhr konnte ich die Autobahn südlich von Tucson verlassen. Nun fuhr ich nach der Beschreibung von Christine, meiner Gastgeberin, auf zum Teil sehr schönen, separaten Radwegen zu ihrem Haus.

Am Strassenrand auf dem Weg zu meinen Gastgebern.

Am Strassenrand auf dem Weg zu meinen Gastgebern.

Mal was anderes als der Löwenzahn bei uns zu Hause.

Mal was anderes als der Löwenzahn bei uns zu Hause.

Es liegt in einer ruhigen Wohngegend in der Nähe zum Saguaro Nationalpark. Christine war noch bei der Arbeit aber ihr Mann Steve war zu Hause und hat mich sehr herzlich empfangen. Ich fühlte mich sofort wohl und willkommen. Steve weiss was einem nach einem langen Fahrtag gut tut und offerierte zur Begrüssung ein schön kühles Bier. Anschliessend zeigte er mir mein Schlafzimmer mit tollem Blick auf die Berge. Dazu ein schönes Gästebadezimmer. Ich habe hier dank „warmshowers“ einen wunderschönen Platz mit zwei sehr gastfreundlichen Besitzern gefunden. Christine arbeitet in einem Spital in der Reha und lehrt ihre Patienten unter anderem sich gesünder zu ernähren und mehr zu bewegen. Eine Aufgabe die hier sicher mehr als je von Nöten ist. Sie kam von der Arbeit mit dem Fahrrad nach Hause. Ja ihr habt richtig gelesen, sie fährt nicht mit dem Auto, sondern nimmt das Fahrrad. Nicht gerade typisch in den USA aber ganz im Sinne ihrer Weltanschauung. Sie war früher unter anderem Lehrerin für „deutsch Sprache“ und so habe ich nun eine weiter Blogleserin aus den USA dazu bekommen 🙂 Die beiden kochten ein leckeres Abendessen und wir sassen noch lange zusammen und erzählten von unseren Reisen. Sie sind seit Jahren begeisterte Radreisende und haben im Jahr 2000 sogar auf einer einjährigen Radreise mit einer Gruppe die ganze Welt bereist. Zentral- und Südamerika, Europa, Asien inkl. China, Japan und Australien sowie die USA. Zu zweit gehen sie jedes Jahr in den hier heissen Sommermonaten Juni – August ein paar Wochen auf eine ausgedehnte Radreise. Sie sind auch sehr gerne in Europa unterwegs und haben schon so viele Länder per Rad bereist. Ob von Lisabon (Portugal) nach Krakau (Polen), Deutschland, Tschechien, Kroatien, Spanien, Belgien; Holland oder Frankreich. Sie sind schon fast überall gewesen und können mir für eine zukünftige Tour in Europa viele Typ’s geben. Wer hätte gedacht, dass ich in den USA von Radfahrern die Infos für die Europatouren bekomme. Es war ein schöner, gemütlicher Abend und wurde spät. Deshalb hat sich auch der Blog mal ausnahmsweise verspätet. Am Mittwoch ist nun Ruhetag und ich besuche den Saguaro National Park.

Tag 56: (08.12.14) Lordsburg – Willcox

Distanz: 119.1 km / Gesamt: 4473.5 km / Fahrzeit: 4 Std. 50 Min. / Durchschnitt 24.6 km/h 🙂

ganzer Tag etwa 21 Grad, mittlerer Rückenwind, bedeckt

Welcome to Arizona

Zuerst ein kleiner Rückblick auf meinen Restaurantbesuch gestern Abend. Ich ging über die Strasse um in einem Restaurant noch etwas zu essen. Wie üblich in den USA hatte auch dieses Lokal mehr als genügend Serviceangestellte. Die Leute arbeiten zu einem sehr tiefen Stundenlohn, so dass im Vergleich zur Schweiz immer mindestens die doppelte Anzahl an Angestellten in einem Lokal sind. Angefangen bei der Person die einem den Platz anweist, oft jemand der die Bestellung aufnimmt und serviert und eine weitere Person räumt ab. Diese Leute sind auf Trinkgeld angewiesen, da sie sonst schlicht nicht über die Runden kommen. Soweit also nichts Neues für die „USA Kenner“. Wir waren kurz nach acht Uhr noch 5 Gäste im Lokal. Dieses schliesst wie oft sehr früh, in diesem Fall um neun Uhr. Während wir Gäste am essen waren beschlossen die Angestellten, dass es nun Zeit sei das Lokal zu reinigen. Also packten sie die Besen aus und begannen das Lokal zu wischen. Auch unter meinem Tisch, während ich am essen war. Schon etwas gewöhnungsbedürftig. Kurz nachdem man den letzten Bissen in den Mund geschoben hat, taucht jeweils die Kellnerin auf und fragt: Noch etwas? Wer nichts mehr bestellt bekommt umgehend die Rechnung auf den Tisch gelegt. Ein deutliches Zeichen das es nun Zeit ist zu gehen. Wer zum ersten Mal in den USA unterwegs ist, muss sich an diese „effiziente Art“ des Service wohl etwas gewöhnen.

Die Fahrt heute glich in weiten Teilen jener von gestern. Leichter bis mittlerer Rückenwind, die Fahrt mangels Alternativen etwa 70% auf dem Pannenstreifen der Autobahn. Es ging immer wieder lange, moderate Steigungen hinauf und anschliessend auch wieder hinunter.

Bei solchen Stecken ist man froh nicht gegen den Wind fahren zu müssen.

Bei solchen Stecken ist man froh nicht gegen den Wind fahren zu müssen.

So konnte ich bei diesen Bedingungen meine Durchschnittsgeschwindigkeit noch mal leicht steigern. Kurz vor der Staatsgrenze zu Arizona fuhr ich bei der Ausfahrt „Stein“ von der Autobahn und entdeckte ein kleines Nest das wohl früher für die Eisenbahnlinie, die hier durchführt, eine Bedeutung hatte. Die riesigen Züge die ich hier zum Teil im 15 Minutentakt vorbeifahren sah, machten aber keine Anstalten in Stein zu halten und der Ort erinnerte mich, obwohl noch bewohnt, eher an eine Geisterstadt.

Hier konnte ich mal einen Zug in seiner ganzen Länge fotografieren: 92 Wagen, fast alle mit zwei Containern!

Hier konnte ich mal einen Zug in seiner ganzen Länge fotografieren: 92 Wagen, fast alle mit zwei Containern!

Stein: Die noch bewohnte "Geisterstadt".

Stein: Die noch bewohnte „Geisterstadt“.

Kurz darauf der Höhepunkt des Tages. Ich überquerte die Staatsgrenze zu Arizona, meinem 7. und zweitletzten Staat auf dieser Reise.

Meine zweitletzte Staatsgrenze auf dieser Reise.

Meine zweitletzte Staatsgrenze auf dieser Reise.

In der Gegenrichtung konnte ich dann noch die bei der Einreise "vermisste" Tafel fotografieren.

In der Gegenrichtung konnte ich dann noch die bei der Einreise „vermisste“ Tafel fotografieren.

Die beiden anderen kleinen Ortschaften auf dem Weg nach Willcox, San Simon und Bowie machten einen fast ebenso verlassenen Eindruck. Viele verlassene und zerfallene Häuser und auch jene die noch bewohnt waren, hätten eine Renovation nötig. Offensichtlich gibt es hier nicht mehr viel zu verdienen. Die Autos und Lastwagen rasen auf der Autobahn vorbei. Vor der Eröffnung der Autobahn hatten die Orte offensichtlich von den Transitreisenden leben können, wie zahlreiche verlassene Motels und Tankstellen bezeugen.

In Bowie: Noch immer bewohnt.

In Bowie: Noch immer bewohnt.

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Dieses Motel wird nicht mehr gebucht.

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Als in dieser Bar noch ausgeschenkt …

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und hier noch Benzin verkauft wurde, waren die Fotos noch „schwarz-weiss“.

Ich kam wie gesagt gut voran, auch wenn ich mich nach gut 75 Kilometer etwas „ausgebrannt“ fühlte. Ich hatte dem Thema Ernährung wohl etwas zu wenig Beachtung geschenkt. Trotzdem traf ich kurz nach drei Uhr in Willcox, einem typischen Versorgungspunkt und meinem heutigen Übernachtungsort, ein. In der nahegelegenen Tankstelle besorgte ich mir das wohlverdiente „Feierabendbierchen“ und plauderte etwas mit der Verkäuferin. Sie war restlos begeistert über meine Reise, konnte es kaum glauben und als sie noch vom Sponsoringprojekt „Miles4Kokou“ erfuhr, hätte sie mich wohl am liebsten umarmt. Gute war die Verkaufstheke dazwischen 🙂 Sie hat mich vor den kommenden Steigungen nach Tuson gewarnt, die ich morgen zu bewältigen habe. Ich bin gespannt wie „schlimm“ es wird. Ich hoffe nicht zu heftig, den es sind wieder knapp 130 Kilometer bis zu meiner nächsten Unterkunft.

"Alles was man braucht" gleich an der Autobahnausfahrt.

„Alles was man braucht“ gleich an der Autobahnausfahrt.

Ich kann die nächsten zwei Nächte bei einem Paar, dass wie wir als Gastgeber bei „warmshowers.com“ mitmacht, übernachten. Sie wohnen nahe am Eingang zum Saguaro Nationa Park, den ich am Mittwoch besuchen will. Ich bin gespannt auf meine Gastgeber. Der Kontakt per Mail war ja schon mal vielversprechend und es ermöglicht mir sicher wieder neue Einblicke in’s „Herzen“ der USA.

Morgen hoffe ich weiterhin auf Rückenwind, ich kann ihn brauchen.

Tag 55: (07.12.14) Deming – Lordsburg

Distanz: 101.7 km / Gesamt: 4354.4 km / Fahrzeit: 4 Std. 12 Min. / Durchschnitt 24.2 km/h 🙂

ganzer Tag etwa 22 Grad, mittlerer Rückenwind, sonnig

Über die Wasserscheide!

Die heutige Etappe von Deming nach Lordsburg war eine gemütliche Sonntagsfahrt über Land. Ich liess es gemütlich angehen und genehmigte mir im Restaurant zuerst mal ein Frühstück. Zwei Eier „easy over“, die regelmässigen Blogleser kennen den Ausdruck ja schon. Das ist wie beschrieben ein Spiegelei das in der Hälfte des Kochvorgangs so kunstvoll um 180 Grad gedreht wird, dass das Eigelb nicht ausläuft und das Eiweiss von beiden Seiten gebraten wird. Ihr könnt das ja zu Hause mal ausprobieren und ich bin gespannt wieviel ausgelaufenes Eigelb ihr produziert 🙂
Dazu in Butter gebackene Tostbrotscheiben und Bratspeck. Nicht das was man zu sich nehmen soll wenn man den ganzen Tag im Büro sitzt, aber wer anschliessend 100 Kilometer radelt kann es kalorienmässig mit gutem Gewissen tun. Der Radler den ich gestern Abend getroffen habe, er heisst Carl und ist etwa 25 Jahre alt, war um diese Zeit schon startklar. Er sagte, dass er nicht so schnell fahre und ich ihn im Verlauf des Tages sicher einholen werde. Also fuhr er schon mal los. Ich packte gemütlich meine Sachen und war um halb zehn auch startklar. Die Sonne hatte die Luft schon soweit aufgewärmt das ich in kurzen Hose starten konnte. Ein gutes Gefühl das ich in letzter Zeit etwas vermisste. Die Fahrt raus aus Deming führte durch eine lange Strasse mit Tankstellen, Motels und Einkaufszentren. Es ist offenbar ein Zentrum in dieser abgeschiedenen Gegend, in dem sich die Leute aus einem weiten Umkreis für den alltäglichen Bedarf eindecken.

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Sonntagmorgen in Deming. Die älteren Herren sitzen, beobachten das Geschehen und plaudern zusammen, fast wie in Italien.

 

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Die Hauptstrasse in Deming ist typische für diese Regionalen Zentren.

Die ersten Kilometer konnte ich auf einer guten Parallelstrasse zur Autobahn fahren.

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So blau kann ein schöner Sonntag sein.

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Amis am „zügeln“. Man mietet einen „Kleinlaster“, hängt das Auto an und fährt los. Oft ziehen sie tausende Kilometer für eine neue Arbeitsstelle um.

 

Google Maps hat mir im Modus „Fahrrad“ eine Route bis Lordsburg errechnet auf der ich nie auf der Autobahn fahren müsste. Ich traute der Sache nicht und habe mir die Strassen noch in der Ansicht „Satellitenaufnahme“ angeschaut und festgestellt, dass dieser Weg über Schotterstrassen führte. Nicht mit mir! Also war nach 30 Kilometern für den Rest des Tages Autobahn angesagt.

Ich hatte keine Lust auf Schotterstrasse, also auf die Autobahn.

Ich hatte keine Lust auf Schotterstrasse, also auf die Autobahn.

Vorher machte ich noch eine Pause und plauderte mit meinen Lieben zu Hause via Skype, da ich gerade mal wieder ein gutes Handysignal hatte, was hier nicht immer der Fall ist. Auf der Autobahn, die auf dem ganzen Weg neben der Eisenbahnlinie her führt, konnte ich dank schönem Rückenwind so richtig Gas geben. Noch immer stieg die Strasse leicht an und trotzdem lagen 32 -35 Kilometer drin. So kommt man gut voran. Der Verkehr war mässig, der Belag meist gut wenn auch mit vielen holprigen Querrillen, welche durch die Hitze hier entstehen. Ab und zu fuhr ein langer Güterzug an mir vorbei.

Immer wieder faszinierend. Endlose Güterzüge mit beeindruckenden Lok's.

Immer wieder faszinierend. Endlose Güterzüge mit beeindruckenden Lok’s.

Es lief gut und ich fühlte mich richtig wohl. Sonne, endlose Weite, Rückenwind, prima Geschwindigkeit. Da würde ich das Motel wohl früh erreichen und freute mich schon noch ein Footballspiel am Nachmittag sehen zu können. Um halb zwei Uhr erreichte ich einen weiteren Meilenstein auf meiner Tour: „The Continental Divide!“ (Die kontinentale Wasserscheide). Ab diesem Punkt fliesst das Wasser nicht mehr in den Golf von Mexiko und somit in den Atlantik sondern in den Colorado. Jenes Wasser das dem Colorado im Verlauf seines Weges nicht zu Bewässerung bzw. als Trinkwasser entnommen wird mündet dann in den Pazifik. Genau dahin will ich auch.

Jetzt gehts Richtung Pazifik!

Jetzt geht s Richtung Pazifik!

Kurz darauf holte ich Carl ein. Wir stopten kurz an und redeten miteinander. Er hatte heute schon wieder einen Platten gehabt. Es war so ungefähr Nummer 40 auf seiner Reise. Ihr könnt es euch ja denken, er hat zwar einen „Schwalbe Marathon“ aufgezogen aber eben nicht den stabileren „Marathon plus“ und er hat auch auf die Dichtungsflüssigkeit im Schlauch verzichtet. Naja, wer gerne Reifen flickt kann das so machen. Als wir losfuhren merkte ich rasch, das unsere Geschwindigkeiten nicht harmonierten. „Der alte Mann“ fuhr voraus und schon nach kurzer Zeit war er in meinem Rückspiegel nur noch ein kleiner Punkt. Ich hielt an und wir beschlossen, dass jeder in seinem Tempo weiterfahren soll, tauschten die Telefonnummern aus und verabschiedeten uns. Da wir die nächsten Tage auf der gleichen Strecke unterwegs sind werden wir uns wohl wieder begegnen. Ich geniesse es im Moment sowieso wieder etwas alleine unterwegs zu sein. Die Fahrten mit Kyle waren super, aber ein Radpartner muss eben zu einem passen und das ist nicht immer der Fall.

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Heute änderte sich die Landschaft auf über 100 km kaum.

Eine riesige Hochebene und Gebirgsketten im Hintergrund.

Eine riesige Hochebene und Gebirgsketten im Hintergrund.

Ansonsten war die Fahrt ereignislos und eher vom Ziel bestimmt bald im Motel zu sein, zu duschen und den Nachmittag entspannt zu geniessen. Schon um halb drei Uhr kam ich in Lordsburg an. Der Ort besteht vorwiegend aus Motels und einigen kleineren Läden. Die Einwohner leben offenbar von der nahen Autobahn und den Bedürfnissen der hier vorbeifahrenden Reisenden.

So leben die Arbeiter in Lordsburg.

So leben die Arbeiter in Lordsburg. Mobilhome und Blechhütte.

Ich konnte mein „Sonntagszimmer“ beziehen und war froh das es um Welten besser war als letzte Nacht.  Dies war einem ziemlich in die Jahre gekommenen Zimmer das, obwohl „Nichtraucher“, stark nach kaltem Rauch stank. Zuerst „kochte“ mir in der Mikrowelle mal eine Portion gefrorene „Fertigspaghetti“ um die Kolenhydratspeicher wieder aufzufüllen. Hat sogar ganz gut geschmeckt und für 1.50 Dollar war es eine preiswerte Verpflegung.

Mein "Sonntagszimmer". Viel Platz für mich und das Pferdchen.

Mein „Sonntagszimmer“. Viel Platz für mich und das Pferdchen.

Heute Abend freue ich mich auf das Footballspiel „meiner San Diego Chargers“ und hoffe natürlich auf einen Sieg, was nicht ganz einfach werden wird. Ihr seht, eine solche Radreise kann ganz schön entspannt sein. Auch bei 100 Kilometern, sofern das Wetter mitmacht. Euch allen einen guten Start in die neue Woche!

Tage 53 + 54: (05.+06.12.14) Ruhetag in Las Cruces und La Cruces- Deming

Distanz: 96 km / Gesamt: 4252.7 km / Fahrzeit: 4 Std. 16 Min. / Durchschnitt 22.4 km/h

ganzer Tag etwa 22 Grad, mittlerer Rückenwind, bedeckt

on the road again

Gestern genoss ich also meinen Ruhetag in Las Cruces. Eine schmucke Stadt in New Mexiko. So hatte ich Zeit mich in der Stadt etwas mit dem unbeladenen Velo umzusehen. An dieses Fahrgefühl könnte man sich gewöhnen. Dank Internetrecherchen wurde ich auf ein gutes mexikanisches Restaurant im Stadtzentrum aufmerksam, wo ich beim Mittagessen gleich mal die hoch gelobte Kochqualität testen konnte. Ich sage euch: Volltreffer!!! Es hat so gut geschmeckt das ich meinen Reisepartner Kyle, der den ganzen Tag im Motel mit dem aktualisieren seines Blogs verbrachte, zum Abendessen gleich nochmals ins gleiche Lokal führte. Auch da wieder: fantastisch. Autentisch mexikanische Küche zu Superpreisen (Nachtessen = 8.99 Dolar), nette Bedienung und gemütliches Ambiente. Was will man mehr. Am Nachmittag nutzte ich meine freie Zeit für einen Besuch im Nachbarort Mesilla wo es ein schön erhaltenes Quartier gibt. Es war die richtige Entscheidung den Ruhetag erst in Las Cruces und nicht schon in El Paso zu nehmen. Hier war es viel gemütlicher und hatte wirklich viele schöne Ecken. Wer einmal in dieser Gegend unterwegs ist um sich zum Beispiel die grossartigen Tropfsteinhöhlen „Carlsbad Caverns“ oder die fantastischen weisen Sanddünen von „Withe Sands“ anzuschauen, darf sich ruhig auch etwas Zeit für Las Cruces nehmen. Hier einige Impressionen:

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Auf jeden Fall ein Besuch wert: Las Casitas Cafe

Hervorragende mexikanische Küche in gemütlicher atmosphäre.

Hervorragende mexikanische Küche in gemütlicher Atmosphäre.

Im Zentrum von Las Cruces

Im Zentrum von Las Cruces

Das Eisenbahnmuseum war eher mässig. Dieser "Schlusswagen" war das Prunkstück.

Das Eisenbahnmuseum war eher mässig. Dieser „Schlusswagen“ war das Prunkstück.

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Cafe in Mesilla

Irgendwie scheint hier ein Weihnachtsbaum "deplaziert".

Irgendwie scheint hier ein Weihnachtsbaum „deplaziert“.

In diesem Gebäude wurde "Billy the Kid" zum Tode verurteilt.

In diesem Gebäude wurde „Billy the Kid“ zum Tode verurteilt, als der wilde Westen noch richtig „wild“ war.

Sogar die Wohnüberbauungen sind im Stiel der Landschaft angepasst.

Sogar die Wohnüberbauungen sind im Stil der Landschaft angepasst.

Der heutige Tag versprach keine grossen Besonderheiten. Am Morgen verabschiedete ich mich von meinem Reisepartner Kyle, der Richtung Norden zum Emroy Pass fuhr. Wenn alles klappt, treffen wir uns in einer Woche in Phoenix wieder. Im Moment gilt es vor allem Meilen Richtung Westen zu machen. Nach wie vor ist das Gebiet schwach besiedelt und so geben die Ortschaften mit Unterkunftsmöglichkeiten die Etappenlänge vor. Heute knapp 100 kilometer bis Deming. Die Fahrt führte teilweise auf Paralellstrassen zur Autobahn aber auch etwa 30 Kilometer auf dem Pannenstreifen der Autobahn entlang, da es keine andere Strasse gibt. So ist es Radfahrern trotz Verbot auf der Autobahn zu fahren gestattet den Pannenstreifen zu benutzen, wie dieses Bild beweist.

Das kleine Schild ganz unten erlaubte mir dan doch auf der Interstaate zu fahren.

Das kleine Schild ganz unten erlaubte mir dann doch auf der Interstaate zu fahren.

 

Da fühle ich mich ja bekanntlich ziemlich sicher.

Da fühle ich mich ja auch mit den grossen Brummern bekanntlich ziemlich sicher.

Werbung an der Autobahn. Kinderspielzeug: Gewehr, Pfeil und Bogen, Wilkommen in Amerika!

Werbung an der Autobahn. Kinderspielzeug: Gewehr, Pfeil und Bogen, Willkommen in Amerika!

Später fand ich dann eine Nebenstrasse die durch Farmland führte. Weiterhin riesige, endlose Graslandschaft und dazwischen immer wieder Farmen mit Pecannussplantagen oder nun auch Mastbetrieben, wo die Rinder auf grossen Flächen gehalten und gemästet werden, damit sie möglichst rasch als Steak’s in den Supermärkten verkauft werden können. Ein trauriger Anblick angesichts dieser riesigen Weiden, aber der Profit zählt mehr als das Tierwohl.

So wird billiges Fleich "produziert".

So wird billiges Fleisch „produziert“.

Dank dem guten Rückenwind war ich schon um halb drei Uhr in Deming und konnte mich im Motel ausruhen, Kleider waschen und den Blog bearbeiten. Später sah ich noch einen anderen Tourenfahrer im Motel ankommen. Ich plauderte etwas mit ihm. Er ist im Norden an der Ostküste gestartet, die ganze Küste nach Süden heruntergefahren und nun auf dem Weg nach Los Angeles. Er will anschliessend weiter durch Mexiko nach Panama. Da wir die nächsten Tage die selbe Route fahren werden wir morgen voraussichtlich gemeinsam nach Lordsburg radeln. Mal sehen wie das zusammenpasst. Auf jeden Fall spannend, so immer wieder auf neue Menschen und ihre Geschichten zu treffen.

Tag 52: (04.12.14) El Paso – Las Cruces

Distanz: 96.9 km / Gesamt: 4156.7 km / Fahrzeit: 4 Std. 52 Min. / Durchschnitt 19.9 km/h

ganzer Tag etwa 18 Grad, kein Wind, ab und zu Regentropfen, bedeckt

Raus aus Texas!

Heute liessen es Kyle und ich wieder gemütlich angehen. Im Motel war ein Frühstück inbegriffen und so haben wir uns zuerst mal mit Toastbrot und frisch gebackenen Waffeln gestärkt. Die Fahrt raus aus El Paso würde heute wohl die grösste Herausforderung sein und so gewährten wir dem Berufsverkehr grosszügig den Vortritt und machten uns erst gegen halb zehn auf die Reise.

Lockerer Start in El Paso.

Lockerer Start in El Paso. Kyle mit seinem Anhänger.

El Paso, eine Stadt mit immerhin gut 900’000 Einwohnern und kaum Hochhäusern ist flächenmässig sehr gross. Zudem erwies sich die Stadt viel hügeliger als ich es erwartet hatte. Also war es nötig, immer mal wieder kräftig in die Pedale zu treten.

Im Stadtzentrum von El Paso.

Im Stadtzentrum von El Paso hatten wir eine ruhige Fahrt. Der späte Start hat sich ausbezahlt.

Ich hatte meine drei verschiedenen Blinklichter in Betrieb, so dass ich von hinten gut gesehen wurde. Wenn ich dann noch meinen „Warnblinker“ an der Kopfstütze einschaltete, getraute sich erst recht keiner mehr knapp zu überholen. Prima wie dieses Blinkspektakel hier funktioniert! So fühlte ich mich heute sehr sicher und kurz nach Mittag hatten wir El Paso hinter uns. Endlich war nun nach 19 Fahrtagen und gut 1570 Kilometer wieder einmal eine Staatsgrenze angesagt. Texas war geschafft und New Mexiko lag vor mir.
Wir überquerten die Staatsgrenze leider auf einer Nebenstrasse und da reichte das Geld offenbar nicht um eine Tafel aufzustellen. Also muss ich mir die „Wilkommenstafel“ vorstellen und für euch aus dem Internet „klauen“.

So hätte die Tafel ausgesehen, wenn es eine gehabt hätte.

So hätte die Tafel ausgesehen, wenn es eine gehabt hätte.

Naja, ich kann’s verschmerzen, denn gerade heute ist eine Statistik über die Wirtschaftsdaten der verschiedenen US Staaten erschienen. Da erscheint New Mexiko nach Illinois an zweitletzter Stelle. Die Armutsrate beträgt 21.9% und fast 7% der Erwerbsfähigen sind arbeitslos. Da haben sie weiss Gott besseres zu tun als für Touristen „Wilkommenstafeln“ aufzustellen. So habe ich das „Grenzfoto“ halt vor dem Baumwollfeld gemacht.

Staat Nr. 6 wartet darauf durchradelt zu werden.

Staat Nr. 6 wartet darauf  von mir durchradelt zu werden.

Wir fuhren auch heute wieder durch grosse Baumwollfelder und Nussbaumplantagen. Die kleinen Ortschaften die an der Strasse auftauchen gleichen sich. Ab und zu ist ein schönes Farmhaus in der Ferne auszumachen. Dort wohnen offensichtlich die Landbesitzer.

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Die Ortschaften heissen hier San Miguel, Santo Tomas oder San Pablo. Nicht sehr amerikanisch.

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Schmucke kleine Häuser mit scharfem Chilli vor der Türe.

Ein Teil unserer Reise führte auch über den Rio Grand und während etwa 15 Kilometer auf einem schönen Radweg direkt dem Fluss(bett) entlang.

Schöner Radweg entlang des Rio Grande.

Schöner Radweg entlang des Rio Grande. Auch hier ist der Herbst angekommen, die Blätter verfärben sich.

Der Fluss, durch den in den Westernfilmen schon so mancher Schurke nur mit Mühe und Not durch die reissenden Fluten nach Mexiko flüchten und sich so vor dem Sheriff verstecken konnte, ist heute: trocken! Nur eine Tafel gibt einen Hinweis darauf, dass wir uns am Rio Grande befinden. Das Flussbett ist eine Wüste aus Sand, da die Farmer dem Fluss mit ihren wasserintensiven Plantagen von Baumwolle und Pecannüssen den letzten Tropfen Wasser entziehen. Eigentlich sollte der Rio Grande, der in Colorado entspringt, in den Golf von Mexiko münden, aber da kommt nichts mehr an.

Staubtrockener Rio Grande. Ein trauriger Anblick.

Staubtrockener Rio Grande. Ein trauriger Anblick.

Kurz nach vier Uhr fuhren Kyle und ich dann von Süden her in der Stadt Las Cruces ein, wo wir Morgen einen gemeinsamen Ruhetag einschalten werden, bevor sich unsere Wege trennen. Der erste Eindruck ist schon mal vielversprechend.

Die Bankomaten sind "velofreundlich" angelegt, so dass ich nicht mal absteigen muss. (... oder war das eher für Autos gedacht?)

Die Bankomaten sind „velofreundlich“ angelegt, so dass ich nicht mal absteigen muss. (… oder war das eher für Autos gedacht?)

Wir freuen uns auf die morgige Touristentour in Las Cruces. Kyle will übermorgen dann auf seinem Weg nach San Diego in die Berge und den 2500 Meter hohen Emroy Pass überqueren. Auf diese Höhenmeter verzichte ich und habe mich für die südliche Route via Tucson entschieden. Also Morgen gibt es keinen Blog.

Tag 51: (03.12.14) Fort Hancock – El Paso

Distanz: 78.8 km / Gesamt: 4059.8 km / Fahrzeit: 4 Std. 16 Min. / Durchschnitt 18.4 km/h

Morgens 14, Mittags 25 Grad, ganzer Tag Gegenwind, leicht bis mittel, sonnig mit Wolkenfeldern

4000 Km und Wanderlust

Der heutige Tag war ja gemäss unserem Programm recht einfach. Vom Motel auf die Hauptstrasse von Fort Hancock, runter bis zur Strasse „20“, dort rechts abbiegen und dann gut 40 Kilometer geradeaus. In Fabes kurz rechts und links auf die „76“ und nochmals etwa 35 Kilometer geradeaus bis in den Ostteil von El Paso. Dort rechts zum Motel. Das ist es! So einfach kann eine Routenplanung aussehen. Wir liessen uns also heute etwas Zeit beim Aufstehen, dann die Etappe war nicht allzu lange und je später man losfährt, desto weniger muss man anziehen. Im Moment ist vor allem bei schönem Wettert der Morgen noch recht kühl, es wärmt dann aber so zwischen neun und zehn Uhr rasch auf. Also hatte ich Zeit für einige Fotos rund um unser Motel. Fort Hancock ist ein Nest, das in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung verloren hat, womit auch die Einwohnerzahl immer mehr sank, weil es hier schlicht keine Arbeit mehr gibt.

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Der wartet wohl schon lange. Die Tankstelle ist ausser Betrieb.

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Unser Motel, das einzige im Ort, erinnert an längst vergangene Zeiten.

 

Gestern Abend waren wir in Angi’s Restaurant gleich vis a vis und plauderten etwas mit der Besitzerin. Ich schätze sie auf etwa 70 Jahre und sie ist noch immer täglich vor Ort. Sie erzählte, das sie hier geboren sei und schon immer hier gelebt habe, aber das es leider immer weniger Arbeit gebe und die Jungen nun in die Ölfelder im Süden und Westen von Texas ziehen, um dort ihr Auskommen zu finden. Angie ist eine lokale Berühmtheit, denn sie hat es mit ihrer prima Chillisauce sogar zu einem Artikel im berühmten Magazin „National Geografic“ geschafft. Das mussten wir natürlich probieren und auch ihre Burittos haben prima geschmeckt.

Angi's Burittos haben prima geschmeckt!

Angi’s Burittos haben prima geschmeckt!

Auf unserer Fahrt auf der „20“ ging es immer geradeaus. Kaum Verkehr und etwas Gegenwind. Wir nahmen es gelassen. Schon bald kam ein wichtiger Augenblick: Kilometer 4000 war geschafft!!!

4000 Kilometer und kein bisschen "reisemüde"!

4000 Kilometer und kein bisschen „reisemüde“!

Ich habe heute Abend mal auf Google Maps nachgeschaut. Von Tomsö im Norden Norwegens ist es bis Rom 4123 Kilometer. Unglaublich, diese Strecke nun schon auf dem Rad geschafft zu haben. Bis zum Ziel San Diego sind es noch gut 1200 Kilometer, also in etwa die Strecke Zürich bis Lecce in Süditalien. Auch die werde ich noch schaffen, wenn ich mit dem Wetter, der Gesundheit und den Autofahrern weiterhin soviel Glück habe.
Links und rechts der Strasse war die Baumwollernte in vollem Gange. Die Felder werden mit einem Kanalsystem bewässert, wozu auch grosse Wasserreservoirs gehören. Ohne diese künstliche Bewässerung würde im heissen Sommer hier wohl kaum etwas wachsen. Auch Baumplantagen mit Pecannüssen sind hier viele zu sehen. Die kostbaren Nüsse werden aber gut geschützt und es ist streng verboten, die Nüsse auch nur vom Boden aufzulesen.

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Hier ein Baumwollstrauch vor der Ernte.

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So werden die Baumwollbüschel geerntet und zu grossen Ballen gepresst.

Selbs das Auflesen der Nüsse ist per Gesetz verboten.

Selbs das Auflesen der Nüsse ist per Gesetz verboten. Barbara, ich habe trotzdem eine dabei;.-)

Plötzlich sahen wir in der Ferne zwei Wanderer auf uns zukommen. Wir hielten an und plauderten etwas mit ihnen. Es war Joshua und seine Mutter, die gemeinsam zu Fuss unterwegs sind. Sie wollen nach Galvestone Texas, wo ich vor gut 3 Wochen war und dann weiter nach Key West: zu Fuss!!!
Die beiden sind nun schon fünf Monate gemeinsam unterwegs und sie schlafen in ihrem Zelt oft im „Nirgendwo“. Die Mutter von Joshua ist schon seit 2011 auf Wanderschaft, unglaublich. Wer Facebooke hat, etwas englisch versteht und an dieser Reise interessiert ist kann diese verfolgen. Gebt einfach „Crannberry Joshua Paul Hager“ ein und ihr werdet ihn finden.

Joshua und seine Mutter auf Wanderschaft durch die USA.

Joshua und seine Mutter auf Wanderschaft durch die USA.

Kyle und ich waren von den beiden beeindruckt. Dieser Mut, diese Ausdauer und diese Zuversicht die eine solche Reise braucht ist einfach bewundernswert. Ich wünsche den beiden von Herzen eine sichere Reise!
Etwas später trafen wir noch ein junges Paar auf der Strasse mit einem Hund an der Leine. Beide auch mit Rucksack und offensichtlich auf „Tour“. Sie waren gerade auf einem Güterzug erwischt worden, mit dem sie seit gestern von Kalifornien Richtung Osten unterwegs waren. Man hat sie dann kurzerhand auf die Strasse gestellt und sie fragten uns nach dem besten Weg zu einem Geschäft, wo sie etwas zu Essen kaufen könnten. Sie waren in die falsche Richtung unterwegs und wir konnten ihnen den Weg zum nächsten Shop beschreiben, der nur einen Kilometer entfernt war. Offensichtlich war also heute ein „Wandertag“.
Im kleinen Nest Fabes hatten wir das Gefühl nicht mehr wirklich in den USA unterwegs zu sein. Irgend ein Ort in Zentralamerika hätte besser zur Szenerie gepasst und Kyle, mein Reisepartner und Rechtsanwalt aus der Ostküste, war einmal mehr erstaunt, wieviel Armut es in seinem Land gebe. „Weisst du, ich bin so froh diese Reise zu machen und all das zu sehen, denn zu Hause hat man vom Ausmass der Armut in unserem Land keine Ahnung.“ Ich denke, es würde vielen gut tun, die USA einmal aus diesem Blickwinkel zu betrachten. Es ist eben nicht immer alles „Hollywood“.

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Die Szene erinnert wohl eher an …

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… Mittelamerika als an Texas. Aber auch das ist die USA, knapp an der Grenze zu Mexiko.

Die Fahrt hinein nach El Paso auf der „76“ verlief dann sehr ruhig und es hatte sogar meist einen guten Seitenstreifen für Radfahrer. Wenn wir Morgen ebenso stressfrei die Stadt Richtung Las Cruzes verlassen können, sind wir sehr zufrieden. Warten wir ab.

Tag 50: (02.12.14) Van Horn – Fort Hancock

Distanz: 119.3 km / Gesamt: 3981 km / Fahrzeit: 5 Std. 42 Min. / Durchschnitt 20.1 km/h

Morgens 8, Mittags 22 Grad, ganzer Tag Rückenwind 🙂 ganzer Tag sonnig,

Durch New York’s „Klo“

Heute starteten Kyle und ich wieder gemeinsam kurz nach acht Uhr in Van Horn. Der erste Teil der Strecke mussten wir mangels Alternative auf der Autobahn „Interstaate 10“ zurücklegen. Es war nicht mehr so kühl wie gestern und vor allen hatten wir den Wind nun im Rücken, was sich trotz Anstieg sehr positiv auf die Geschwindigkeit auswirkte. Schon bald hatten wir die nächste Zeitzone erreicht und konnten die Uhren auf „Mountain Time Zone“ um eine Stunde zurück stellen.

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Kurz nach dem Start auf der „Interstaate 10“

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Ab jetzt sind wir gegenüber der Schweizerzeit 8 Stunden zurück.

 

Der Anstieg über die Berge sowie der Verkehr war moderat, so dass ich es auf dem Pannenstreifen ganz entspannt fand. Mein Reisepartner Kyle ist nicht so gerne auf der Autobahn unterwegs und so wechselten wir bei der ersten Gelegenheit auf die parallel verlaufende „Frontage Road“. Kein Verkehr, guter Belag, da konnte ich nicht meckern.
Wir kamen mit Rückenwind auf dieser endlosen Ebene gut voran und waren am Mittag in Sierra Blanca. Ein kleines Nest das in den vergangenen Jahren in den USA nationale Berühmtheit erlangte. Die Geschichte begann damit, dass das Parlament in New York im Jahre 1992 verbot, die Toilettenabwässer der Millionenstadt weiterhin in den Atlantik zu pumpen. Da nicht genügend Kläranlagen vorhanden waren, musste für dieses übelriechende Problem eine Lösung her. Eine Firma in Texas kaufte in Sierra Blanca eine Fläche 320 Quadratkilometer und schloss mit der Stadt New York einen Vertrag über die Abnahme von täglich 250 Tonnen Fäkalien ab. Die übelriechende Ladung wurde dann mit dem Zug quer durch die USA geschickt und auf dem riesigen Gelände verteilt. Die Firma ging davon aus, dass sich die Sache dann im Boden zersetzten werde. Leider war das trockene und heisse Klima hier nicht geeignet den Abbauvorgang zu beschleunigen. So begann es in und um Sierra Blanka immer mehr zu stinken und bei gewissen Windsituationen bekamen die Einwohner sogar rote Augen. Die Proteste über diese Umweltverschmutzung nahmen zu und der letzte Zug lieferte seine Ladung 2001 ab. Aber noch heute kann man es riechen, was diesen landschaftlich reizvollen Ort nun fast zu einer Geisterstadt macht. Wer lebt schon gerne „im Klo von New York?“

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Am alten Bahnhof in Sierra Blanca.

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Heute gleicht der einst wohl schmucke Ort …

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… eher einer „Geisterstadt“.

 

Sogar die Rettungsfahrzeuge haben keine eigene Garage.

Sogar die Rettungsfahrzeuge haben keine eigene Garage.

Wir fuhren heute die offizielle Fahrradroute der „Southern Tier“ Karte. Diese führte uns auf eine Frontage Road (Parallellstrasse) zu Autobahn, die aber plötzlich vor einem Hügel aus Sand und Steinen endete. Die Karte empfahl, dort die Autobahn zu Fuss zu  überqueren und auf dem Pannenstreifen auf der anderen fahrbahnseite Richtung Westen einige Meilen bis zur nächsten Nebenstrasse zu fahren. Zum Glück hatte es ja nicht so viel Verkehr, aber in der Mitte leider einen Zaun. Wir waren froh zu zweit zu sein um uns so unterstützen zu können, die Velos und Kyle’s Anhänger über den Zaun zu hieven. Ein seltsamer Routenvorschlag wie ich finde.

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Wäre in der Schweiz wohl mit Problemen verbunden, denn …

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wir überqueren gerade die Mittelabschrankung der Autobahn „I10“.

Etwas später konnten wir von der Autobahn wieder auf eine ruhigen Landstrasse ausweichen und kamen so durch Farmland auf dem Kühe, Pferde und Ziegen gehalten wurden.

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Auf ruhiger Strasse über Land.

 

Für Robyn: Pferde wohnen hier natürlich auch.

Für Robyn: Pferde wohnen hier natürlich auch.

Wer will kann hier auch ein Stück Land kaufen.  178'000 Quadratmeter zu 16 Rappen. Nicht schlecht oder? Ruft einfach die Nummer an :-)

Wer will kann hier auch ein Stück Land kaufen.
178’000 Quadratmeter zu 16 Rappen. Nicht schlecht oder? Ruft einfach die Nummer an 🙂  (Vorwahl +1 nicht vergessen)

Vor allem waren wir aber in einem grossen Baumwollanbaugebiet, in dem gerade die Ernte im Gang war und so hatte ich zum ersten Mal Gelegenheit, mir die Pflanze, die für viele meiner Kleider so wichtig ist, mal genauer anschauen zu können.

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Die einzelne Baumwollknospe kurz bevor sie aufplatzt.

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Baumwollfelde

Dank der Zeitumstellung, die uns eine Stunde schenkte, kamen wir früh im einzigen Motel im kleinen Nest Fort Hancock. ganz nahe der mexikanischen Grenze,  an.

Kurz vor Fort Hancock: alt, verlassen, fast schon wieder Kult

Kurz vor Fort Hancock: alt, verlassen, fast schon wieder Kult

Morgen geht’s nach El Paso, der Kilometer 4000 steht auf dem Programm und von dort ist es nur noch ein Katzensprung nach New Mexiko! Bald liegt Texas hinter mir.

Tag 49: (01.12.14) Marfa – Van Horn

Distanz: 122.1 km / Gesamt: 3861.7 km / Fahrzeit: 6 Std. 43 Min. / Durchschnitt 18.2 km/h

Morgens 5, Mittags 10 – 12 Grad, fühlte sich viel kälter an, starker Gegenwind, ganzer Tag sonnig,

Auf der weissen Linie

Der heutige Tag begann vielversprechend. Blauer Himmel und noch kühl, aber ich war mir sicher, es würde bald wärmer werden. Es war acht Uhr als ich startete, denn es stand ein langes Stück einsame Strasse auf dem Programm. Zwischen Marfa und dem Ziel Van Horn gibt es 120 Kilometer Einsamkeit. Nur unterbrochen vom kleinen Nest Valentine, in dem es aber weder ein Geschäft noch eine Tankstelle gibt. Also musste das Getränk und die Verpflegung gut geplant sein. Als ich losfahren wollte erblickte ich Richtung Paisano Pass ein seltsames Wetterphänomen. Die grüne, mit Steppengras bewachsene Hügelkette über die ich gestern gekommen war, schien wie dick verschneit. Es waren jedoch nur Wolken, die sich wie ein Bettlaken über die Berge legten. Ein ganz spezieller Anblick.

Schneeberge? Nein nur eine Wolkendecke.

Schneeberge? Nein nur eine Wolkendecke. (Kontrast auf dem Foto zum besseren Erkennen erhöht)

Blick zurück bei der Ausfahrt aus Marfa.

Blick zurück bei der Ausfahrt aus Marfa.

Bei der Ausfahrt aus Marfa dann nochmals ein Hinweisschild, das es auf einer sehr langen Strecke ganz sicher keine Versorgungsmöglichkeit gebe.

Alles klar? Es gibt ..... NICHTS!

Alles klar? Es gibt ….. NICHTS!

Die Strasse war leider nicht mehr so gut wie gestern und der Rollwiderstand und der kühle Gegenwind machten mir zu schaffen. Nur nicht nervös werden, die Trittfrequenz möglichst hoch halten und Meile für Meile zurücklegen, ich hatte ja genug Zeit. Es war aber bald klar, dass dies ein harter Tag werden würde. Die weisse Linie zwischen Fahrbahn und Pannenstreifen erwies sich als die Stelle auf der Strasse, wo der Rollwiderstand am geringsten war. Also versuchte ich heute wenn immer möglich genau dort zu fahren. Dabei natürlich auch immer einen Blick im Rückspiegel um weiter rechts zu fahren, sobald ein Fahrzeug auftauchte.

Eine echte Herausforderung bei dem Wind immer auf der Linie zu bleiben.

Eine echte Herausforderung bei dem Wind immer auf der Linie zu bleiben.

Nach etwa 25 Kilometer wartete ein Zug auf den Gleisen, die fast den ganzen Tag parallel zur Strasse verliefen. Ich hielt an, machte einige Fotos und plauderte etwas mit dem Lokführer, der hier einen Kreuzungszug abwarten musste. Er heisst Chris und erzählte mir das er jeweils einen Streckenabschnitt von 200 – 300 Meilen befahre ( 320 – 480 km). Heute würde er noch bis Alpine fahren und dort übernachten. Morgen dann wieder zurück nach El Paso. Die Strecke ist nicht sonderlich weit, aber die Güterzüge müssen oft lange an den Kreuzungsstationen warten, so das die Durchschnittsgeschwindigkeit recht tief ist. Eigentlich wollte ich ja ein Foto von ihm machen aber als ich heute im Motel die Fotos für den Blog aussortierte, war keines auf der Speicherkarte. Das ging wohl im Gespräch und im kalten Wind vergessen. Ich schrieb Chris noch die Blogadresse auf, damit es sich zumindest das Foto anschauen könnte. Sorry, ich hab’s vermasselt.

Der Zug von Chris mit seinen 74 Wagen. Die meisten doppelstöckig mit grossen Containern beladen. Sorry Chris, i did not take a picture with you :-(

Der Zug von Chris mit seinen 74 Wagen. Die meisten doppelstöckig mit grossen Containern beladen. Sorry Chris, i did not take a picture with you 😦

Ich fuhr weiter und musste mir bald eingestehen, das die Sache mit wärmerem Wetter und weniger Wind wohl ein Wunschtraum bleiben würde. Also machte ich mich an die Arbeit und spulte Meile für Meile ab. Endlich kam ich an eine Bezirksgrenze. Da besteht immer eine Möglichkeit, das sich der Strassenbelag bessert, da die Bezirke (County) für die normalen Strassen zuständig sind. Hier hatte ich Glück und so wurde nach 30 Kilometer wurde der Belag wieder besser. Sofort zeigte mein Tacho bei gleichem Wind und Kraftanstrengung 5 -6 km/h pro Std. mehr an.

"Belagswechsel" an der County Line

„Belagswechsel“ an der County Line

Leider änderte sich das dann später wieder, so dass ich heute von den 120 Kilometer gut 80 Kilometer auf wirklich rauem Belag und somit möglichst auf der weissen Linie fuhr.

Valentine, das einzige Nest unterwegs. Naja, nicht wirklich attraktiv.

Valentine, das einzige Nest unterwegs. Naja, nicht wirklich attraktiv.

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Dieser Fesselballon, der zu einer Wetterstation gehört sehe ich seit gestern Mittag. Heute, rund 60 Kilometer später fahre ich endlich an ihm vorbei.

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In Sachen „Routenwahl“ war es heute einfach: Immer geradeaus!

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So sieht die Cowboyunterkunft 2014 aus.

 

Noch eine Unterkunftsform.

Noch eine Unterkunftsform.

In dieser Gegend hat es viel Tumbleweed. Das ist ein „runder“ Busch der vom Wind über die riesigen Grasflächen geblasen wird. Leider hat dieser Busch auch kräftige Dornen und ist somit bei Radfahrern nicht gerne gesehen. Ich hatte Glück und schaffte es heute ohne Platten durch diese Dornengegend.

Tumbleweed wird vom Zaun zurückgehalten, so dass es riesige Berge davon gibt. Bis der Wind dreht.

Tumbleweed wird vom Zaun zurückgehalten, so dass es hier eine riesige Wand davon gibt. Bis der Wind dreht.

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So sieht ein einzelner Büschel aus.

 

Der Wind nahm am Mittag eher noch zu und fühlte sich immer kühler an. Die Mittagspause fiel entsprechend kurz und kalt aus. Einfach Flüssigkeit und Kalorien rein und weiter.

Die Suche nach Windschatten bei der Mittagsrast.

Die Suche nach Windschatten bei der Mittagspause.

Es war wirklich hart und ich war froh, als ich in der Ferne vor der Bergkette kurz nach drei Uhr endlich das Ziel Van Horn ausmachen konnte. Ich stiess einen Freudenschrei aus, auch wenn ich wusste, das es noch immer 16 Kilometer waren. Aber das Ziel war in Sicht. Es dauerte noch gut eine Stunde und kostete viel Kraft, bis ich mich gegen den immer stärkeren Wind wirklich bis nach Van Horn gekämpft hatte.

Blick auf Van Horn aus 16 km Entfernung!

Blick auf Van Horn aus 16 km Entfernung!

In Van Horn traf ich nur wenige Minuten nach meinem Reisepartner Kyle ein, der ja die letzten zwei Tage eine andere Route genommen hatte. Wir teilten uns heute wieder ein Motelzimmer und waren beide froh, nach diesem anstrengenden und kalten Tag eine warme Dusche nehmen zu können. Voraussichtlich bis Las Cruzes fahren wir wieder zusammen.

Tag 48: (30.11.14) Alpine- Marfa

Distanz: 48.6 km / Gesamt: 3739.6 km / Fahrzeit: 3 Std. 8 Min. / Durchschnitt 15.5 km/h

Morgens 18, Mittags 25 Grad, starker Gegenwind, ganzer Tag sonnig,

Schweizer Schokolade!

Heute stand wieder eine kurze Etappe auf dem Programm. Kyle machte sich gleich nach dem guten Frühstück im „Diner“ auf den Weg, denn er hatte heute einige Höhenmeter mehr als ich auf dem Programm. Morgen Abend wollen wir uns in Van Horn wieder treffen um noch einige Etappen gemeinsam weiter zu fahren. Ich nahm mir etwas mehr Zeit, denn ich musste meine Wäsche waschen, was gestern nach der späten Rückkehr vom Big Bend nicht mehr klappte. So fuhr ich erst gegen 11 Uhr los und war damit schon auf den ersten Metern mit einem kräftigen Gegenwind konfrontiert. Naja, solange die Etappen nicht länger sind ist das zu verschmerzen.

Die Uni in Marathon. Einsam aber weit und breit die günstigste im Land. Ein Studienjahr kann die Eltern in den USA bis zu 100`000 Dollar kosten. Da kommen günstige Alternativen vielen gelegen.

Die Uni in Marathon. Einsam aber weit und breit die günstigste im Land. Ein Studienjahr kann die Eltern in den USA bis zu 100`000 Dollar kosten. Da kommen günstige Alternativen vielen gelegen.

Bei der Ausfahrt aus Marathon kam ich an dieser Brauerei vorbei.... Für ein Bier war es aber definitiv noch zu früh.

Bei der Ausfahrt aus Marathon kam ich an dieser Brauerei vorbei…. Für ein Bier war es aber definitiv noch zu früh.

Wiederum fuhr ich fast 30 Kilometer immer auf einer ansteigenden Strasse. Es ging über den Paisano Pass. Dann hinunter auf die riesige Ebene von Marfa. Wegen des Windes musste ich aber weiterhin kräftig in die Pedale steigen und in der Ebene waren die Böen teils so kräftig, dass ich konzentriert steuern musste, um nicht von der Linie abzukommen.

Alleine im Kampf gegen den Wind.

Alleine im Kampf gegen den Wind.

Zum Glück hatte ich den ganzen Tag einen prima Belag und weiten Seitenstreifen. Ich schaute immer wieder auf die Uhr, denn ich wollte kurz nach zwei Uhr in Marfa eintreffen. Wie ich in einem Radlerblog gelesen habe, gibt es dort ein „Swiss Cafe“, das aber um 3 Uhr Nachmittags schliesst. Meine Recherchen ergaben, das dieses von Verena Zbinden aus Winterthur geführt wird. Ihre Schwester und ihr Bruder betreiben dort das bekannte Cafe Vollenweider und diese prima Schokolade wird auch hier in der Einsamkeit von Westtexas angeboten. Das wollte ich mir nicht entgehen lassen! Auch sonst sah die im Internet veröffentlichte Speisekarte verlockend aus, also der richtige Ort um etwas zu Essen. (Website: http://www.squeezemarfa.com)
Vor diesem kulinarischen Genuss genoss ich aber noch die Fahrt durch diese riesige Ebene mit goldgelbem Grass. Fahrten durch diese Landschaften sind für mich wie ein „Road Movie“. Viele Filme gehen mir durch den Kopf, wenn ich in diese endlose Weite schaue und in meinem eigenen Rhythmus Meile für Meile zurücklege.
Wer die Landschaftsszenen aus dem Film „No county for old man“ kennt, weiss wovon ich spreche. Der Film wurde in dieser Gegend gedreht.

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Mein ganz persönliches „Road Movie“

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„No country for old man“? Mir gefällts!

Kurz nach zwei Uhr traf ich im schönen Städtchen Marfa ein. Es hat 2121 Einwohner wie das Schild am Ortseingang verkündet und ist Sitz diverser regionaler Verwaltungsstellen und des Gerichts.

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Schmuckes Gebäude in Marfa

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Das ist für Kyle der heute nicht dabei war 🙂 Als Rechtsanwalt liebt er Gerichtsgebäude so wie wir „Bähnler“ tolle Züge.

Ich fand das Cafe dank der Beschreibung auf der Website rasch und habe Verena Zbinden dort angetroffen. Im schönen Garten genoss ich ein prima Sandwich und plauderte etwas mit den Gästen am Nebentisch.

Gemütliches Gartencafe

Gemütliches Gartencafe

Der Herr war sehr an meiner Reise und dem Liegerad interessiert. Er ist selber ab und zu auf mehrtägigen Fahrten mit dem Rad unterwegs und klagte über die Beschwerden die ihn nach langen Etappen jeweils plagen. Schmerzen im Nacken, Handgelenk, Hintern etc. Wer kennt das nicht, der sich auf einem „normalen Fahrrad“ länger bewegt. Ich erklärte ihm die unbestrittenen Vorteile eines Liegerades und das tolle Gefühl, auch nach sechs oder sieben Stunden Fahrt schmerzfrei aus dem Sattel zu steigen. Nun wollte er alles genau wissen und ich glaube, der Mann besucht nächstens ein gutes Fahrradgeschäft 🙂
Später kam Frau Zbinden noch zu mir erzählte, das sie schon dreissig Jahre in den USA lebt. Früher in Austin (Texas) und nun schon seit 2004 hier in Marfa. Es war schön wiedereinmal mit jemanden auf „züritütsch“ zu plaudern und zum Abschied spendierte sie mir noch einen hervorragenden Espresso und feinste Vollenweider Schokolade. Herzlichen Dank, daran könnte ich mich in den USA gewöhnen!

Verena Zbinden in ihrem Cafe. Erkennt ihr die Verpackung im Hintergrund? Beste schweizer Schokolade!

Verena Zbinden in ihrem Cafe. Erkennt ihr die Verpackung im Hintergrund? Beste schweizer Schokolade!

Sie gab mir noch einen Moteltip und so fand ich heute eine gute Unterkunft in der ich mich für die lange Etappe Morgen ausruhen kann. Die junge Frau an der Rezeption freute sich über meinen Besuch, da ich bis zu der Zeit der einzige Gast war. Nachdem das Motel in den vergangenen Tagen immer voll gebucht war, mussten die Gäste nach dem langen Thanksgiving Weekend wieder nach Hause und für mich heisst das, mehr freie Motelbetten und somit weniger Stress bei der Suche nach einer Unterkunft.

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Abendstimmungen …

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… aufgenommen rund um mein Motel.

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Was für ein Licht!

Drückt mir die Daumen, das der Wind nachlässt, den Morgen gilt es wieder ein langes Stück „Niemandsland“ zu durchqueren. Bis zum nächsten Motel sind es 120 Kilometer. Van Horn ich komme!

Tag 47: (29.11.14) Marathon – Alpine

Distanz: 47.8 km / Gesamt: 3691 km / Fahrzeit: 2 Std. 37 Min. / Durchschnitt 18.2 km/h

Morgens 5, Mittags 25 Grad, etwa 1 Std. Gegenwind bis 25 km/h, ganzer Tag sonnig,

Autotour in den Big Bend NP

Heute starteten Kyle und ich mit unterschiedlichen Zielen. Ich wollte bis Marfa und Kyle nach Fort Davis fahren, um dort ein Observatorium zu besuchen. Somit hatten wir für knapp 50 Kilometer die gleiche Strecke und würden uns dann trennen. Nach dem Start im „Hippicamp“ kauften wir uns in Marathon in einem Geschäft etwas zum Frühstück, verdrückten Bananen und Riegel auf der Strasse und wollten los.

Staubige Strasse aus dem "Hippicamp"

Staubige Strasse aus dem „Hippicamp“

Wir wussten das uns heute der Wind zu schaffen machen würde und in der Regel wird er am Nachmittag stärker. Also nicht zuviel Zeit verlieren. Trotzdem wurde es spät, denn wir schauten uns am Morgen die verschiedenen Gebäude im „Camp“ noch etwas genauer an und ein „Langzeitbewohner“, der sich offensichtlich etwas einsam fühlte, wollte noch plaudern und uns alles genau zeigen. Es war nach 10 Uhr bis wir wirklich starteten und der Wind begann sich schon bemerkbar zu machen. Zudem ging es stetig bergauf und die Strasse war nach wie vor sehr unruhig. Es brauchte viel Kraft das Tempo einigermassen hoch zu halten.

Immer geradeaus, go west!

Immer geradeaus, go west!

Der Gegenwind nahm konstant zu und es war klar, das dies bis Marfa eine zähe Angelegenheit werden würde. Im Kopf ging ich die nächsten Tagesetappen durch und entschied, wie ursprünglich einmal geplant, schon in Alpine eine Übernachtung einzulegen.

So begrüsst man "Langstreckenreiter".

So begrüsst man „Langstreckenreiter“.

Ich wollte versuchen dort ein Auto zu mieten um den Big Bend Nationalpark zu besuchen. Dieser liegt etwas abgelegen und war deshalb bei meinen bisherigen Reisen im Südwesten der USA immer etwas zu weit weg. Nun fuhr ich mit dem Rad praktisch am „Eingangstor“ vorbei und wollte die Gelegenheit nicht verpassen. In Alpine gingen Kyle und ich noch zu einem gemeinsamen Essen in einen „Diner“ (Restaurant).

Es hat prima geschmeckt!

Es hat prima geschmeckt!

Im Gespräch entschied sich Kyle, auch in Alpine zu bleiben und mit mir den Park zu besuchen. Zum Restaurant gehörte auch ein Motel und so konnten wir gleich ein Zimmer reservieren. Glück das etwas frei war, den im Moment ist diese Gegend wegen Thanksgiving immer noch gut ausgebucht. Gleich nebenan war der einzige, lokale Autovermieter wo wir auch ein Auto mieten konnten.
Somit hatten wir einen lockeren Nachmittag vor uns. Strecken für die wir mit dem Rad einen ganzen Tag brauchen waren nun in einer Stunde zurückgelegt. So fuhren wir von Alpine bis zum Big Bend inkl. Fahrten im Park und zurück etwas über 300 Kilometer weit. Es war Kyle’s erster Besuch in einem Nationalpark. Im Park selber haben wir dann das „kurze Touristenprogramm“ abgespult. Fahrten zu verschiedenen Aussichtspunkten und ganz kurze „Wanderstrecken“.

Echte Touristen

Echte Touristen

Einmal mehr hatten wir einen strahlend blauen Tag und tolles Licht, so dass das ich einige schöne Fotoaufnahmen im Park machen konnte.

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Auf dem Rückweg wurden wir von der Border Patrol (Grenzwache) angehalten und sie wollten wiederum meinen Pass sehen. Sie nahmen es sehr genau und ich war froh den Pass nicht im Motel gelassen zu haben. Der Abend wäre wohl ungemütlich geworden.
Tipp: Wenn ihr nahe der südlichen Grenze der USA einmal unterwegs seit, den Pass immer dabei haben, man kann nie wissen!

Tag 46: (28.11.14) Sanderson – Marathon

Distanz: 91.6 km / Gesamt: 3643.2 km / Fahrzeit: 6 Std. 33 Min. / Durchschnitt 14 km/h

Morgens 5, Mittags 25 Grad, ab ca 11 Uhr starker Gegenwind, ganzer Tag sonnig,

„wüste“ Wüstenwinde

Heute Morgen wurden wir von unserem „Motelbesitzer“ mit einem „Frühstück zum mitnehmen“ überrascht. Er brachte ein Tablett mit Nachos, Salzbretzel und andern „gesunden Sachen“ auf das Zimmer und erklärte, das sei das in der Webseite angekündigte „Breakfast to go“.

Unser Frühstück, wir haben es dort gelassen.

Unser Frühstück, wir haben es dort gelassen.

Wir staunten nicht schlecht und uns war klar, dass er und wir nicht nur in dieser Beziehung eine etwas andere Vorstellung hatten. Er bat uns noch eine gute Bewertung im Internet für sein Hotel abzugeben. Den Gefallen können wir ihm beim besten Willen nicht erfüllen. Das Beste was wir für ihn tun können, ist keine Bewertung zu schreiben! Bei der Toilettenspülung mussten wir die Wasserhahn zuerst öffnen, bevor wir spülen konnten, nachts aber wieder schliessen, damit das Wasser nicht immer durch die Toilette floss. Die Badezimmertüre liess sich nicht schliessen und alles in allem war es eng und alt. Der Mann war ein Inder und setzte offensichtlich noch Qualitätsmassstäbe aus seiner alten Heimat an. Wir machten uns bei schönem, aber noch kühlen Wetter auf den Weg. Bei der Ortsausfahrt besorgten wir uns an der Tankstelle noch ein richtiges Frühstück und stockten den Proviant auf, schliesslich zwischen dem Start und Ziel keine Möglichkeit sich etwas zu besorgen. 90 Kilometer „Nichts“ lagen vor uns und wir machten uns auf den Weg.

Kampf gegen den Wind.

Der Kampf gegen den Wind ist zu zweit etwas leichter.

Die Strasse stieg immer leicht an, der Belag war nach wie vor rauh und je später der Morgen desto mehr nahm der Wind zu. Gegen Mittag war der Wind bereits so stark, das wir oft nur noch 10-12 km schafften.
In einem Anstieg sahen wir eine Gruppe von drei Personen am Strassenrand und hielten an. Es stellte sich heraus, das einer ein „professioneller Wanderer“ war, der darüber Bücher schrieb und im Moment auf dem Weg von El Paso an den Golf von Mexiko ist. Er wurde heute von einem Mann ein Stück auf der Wanderung begleitet und über diese Wanderung wird von einem Produzenten der University of Mississippi ein Dokumentarfilm erstellt. (Website: southdocs.org)

Treffpunkt der "Nomaden"

Treffpunkt der „Nomaden“

Wir plauderten kurz mit dem Team über unsere Reisen und machten uns nach einem „Teamfoto“ mit Mark, dem Wanderer, wieder auf den Weg. Am Picknickplatz wo wir Mittagspause machten, mussten wir aufpassen, dass die Velos nicht vom Wind umgeworfen wurden und wir waren froh schon ein gutes Stück gefahren zu sein.

Kalorienbunkern!

Kalorienbunkern!

Noch gut 40 Kilometer bis nach Marathon lagen vor uns. Der Wind wurde immer stärker und wir mussten kräftig in die Pedale treten, damit wir das Ziel noch vor fünf Uhr erreichten. Wir wussten nur das dort die Hotels ausgebucht waren und es im Ort ein „alternatives Hostel“ (Jugendherberge) hatte, bei dem Radler sogar eine Nacht umsonst schlafen dürfen.

Auch das noch! Kurz vor dem Ziel hatte Kyle seinen ersten Platten auf der Reise. Nicht schlecht mit vier Rädern. Er fährt: Schwalbe Marathon plus, Kenner wissen das zu schätzen.

Auch das noch! Kurz vor dem Ziel hatte Kyle seinen ersten Platten auf der Reise. Nicht schlecht mit vier Rädern. Er fährt: „Schwalbe Marathon plus“, Kenner wissen das zu schätzen.

Als wir in Marathon ankamen mussten wir etwas suchen, fanden den Ort dann aber am Ortsrand in einem einfachen Quartier.
Der Ort gehört einem pensionierten Piloten, der neben der Fliegerei auch sonst viel gereist ist und der einfach Freude an Experimenten hat. Er baut nun auf dem Grundstück zusammen mit freiwilligen Helfern verschiedene Gebäude und bietet unterschiedliche Übernachtungsmöglichkeiten an.

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Unsere Unterkunft heute Nacht.

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In wärmeren Nächten sicher ein begehrter Schlafplatz auf dem Dach.

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Toilette und Dusche im kleinen „Schloss“.

Am besten hat uns natürlich das Bett unter freiem Himmel gefallen, da die Nacht hier abseits störender Lichter sehr dunkel und der Sternenhimmel dank der trockenen Luft einfach atemberaubend ist. Die Temperatur sinkt hier in der Nacht aber im Moment auch auf etwa 3-5 Grad, so dass wir eine Unterkunft im Haus bevorzugten. Der Ganze Ort ist etwas chaotisch, hat aber auch viele schöne Details und ist wohl ein perfekter Platz für eine Goa-Party.

Wir waren jedoch müde von einem anstrengenden Tag. Kochten in der offenen Küche einen Topf Teigwaren und waren froh, dass es nur wenige Gäste hatte und der Abend sehr ruhig war.

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Unsere „Freiluftküche“

Kyle lag schon um halb acht, noch in den Kleidern auf dem Bett und schlief tief. Offensichtlich sind solche Tage nicht nur für „ältere Herren“ wie mich anstrengend.

Es wurde bald dunkel und ruhig in der Wüste.

Es wurde bald dunkel und ruhig in der Wüste. Gute Nacht!

Tag 45: 27.11.14) Langtry – Sanderson

Distanz: 101 km / Gesamt: 3551.6 km / Fahrzeit: 6 Std. 15 Min. / Durchschnitt 16.1 km/h

Morgens 5, Mittags 25 Grad, kein Wind, ganzer Tag sonnig,

going west

Die Nacht im Trailer war ziemlich kalt. So habe ich nicht wirklich gut geschlafen aber immerhin, besser als draussen. Der Wohnwagen war gut eingerichtet und es ist wirklich erstaunlich, das der Besitzer das gute Stück unverschlossen hier stehen lassen kann und die Tourenfahren hier ein und ausgehen dürfen. Die Spende, deren Höhe jeder selber bestimmt, legt man in den Eiskasten und der Besitzer kommt von seinem Wohnort, immerhin etwa 150 Kilometer entfernt, alle paar Tage vorbei, schaut nach dem Rechten, wechselt Tücher, Bettwäsche oder was nötig ist. Einmal mehr ein tolles Beispiel texanischer Gastfreundschaft. Kyle und ich machten uns in der kalten Morgenluft startklar und genossen das tolle Licht in der Wüste, das uns die aufgehende Sonne bescherte.

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Stand gleich neben unserem Wohnwagen und hätte wohl einiges zu erzählen.

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Es ist dieses Licht warum ich Wüsten so liebe.

Die ersten Kilometer mussten wir uns noch gut einpacken um nicht zu frieren, aber so im 30 Minutentakt konnten wir Schicht um Schicht ausziehen. Die Vegetation nahm immer mehr ab und die Kakteen zu. Ansonsten viele gelbliche Steine und Hügel, was sich auch beim Fahren bemerkbar machte. Ein ständiges rauf und runter, wobei der Teerbelag noch immer nicht wirklich gut ist. Nach wie vor bremst der grobe Belag. Aber wir wollen nicht klagen.

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Zum Glück haben sie ab und zu etwas Fels abgesprengt, das ersparte uns ein paar Höhenmeter.

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Ein Plauerstündchen mit Kyle macht das Fahren kurzweiliger.

Es ist kaum Verkehr und wir haben einen sicheren und breiten Streifen an der Seite, so dass wir oft lange gemütlich nebeneinander herfahren und plaudern können. Es ist schön nach so vielen Kilometern wieder mal einen Reisepartner an der Seite zu haben und in dieser einsamen und abgelegenen Gegend kam das für uns beide wie gerufen. Zudem fahren wir die exakt gleichen Geschwindigkeiten und so muss keiner dauernd auf den anderen warten. Nach gut 65 Kilometern erreichten wir Dryden, der einzige Ort zwischen unserem Start und Zielort. Dort wohnen sicher auch nur eine handvoll Leute, aber es hat imerhin einen Laden. Wir hatten genügend Proviant dabei, aber etwas kühles zu Trinken wäre schon schön, denn in der Zwischenzeit begann die Sonne ihre Arbeit zu verrichten. Am einzigen Laden im Ort dann das Schild „Closed“. Klar, es war ja „Thanksgiving“. Also setzten wir uns im Schatten vor dem Laden hin und packten den Proviant aus.

Der "geschlossene" Shop in Dryden.

Der „geschlossene“ Shop in Dryden.

Ich sagte zu Kyle: „Ein kühles Mountain Dew würde mir aber jetzt schon schmecken.“ Kurz darauf öffnete ein Mann die Türe des Geschäfts, „wollt ihr was zum trinken kaufen?“ fragte er, „ich mache für euch kurz auf.“ Super, er hatte sogar Mountain Dew im Kühlschrank und eine Cola dazu. Exakt was ich brauchte. Wir bedankten uns und der Mann schloss das Geschäft hinter uns wieder ab. Kurz darauf tauchte er wieder auf: „Wir möchten euch einladen mit uns das Thanksgiving Mittagessen zu geniessen. Wollt ihr kommen?“ Kyle und ich schauten uns verdutzt an, damit hatten wir nicht gerechnet. Das ist ungefähr so, wie wenn wir zu Hause Fremde von der Strasse zum Weihnachtsessen hereinbitten würden. Da wir aber noch einige zu leisten hatten und wussten das vor allem noch einige Hügel auf uns warteten, könnten wir diese nette Einladung nicht annehmen. Wir entschuldigten uns, bedankten uns gleichzeitig und sagten, wie nett wir diese Einladung finden, aber wir müssten weiter. Wir wünschten ein „happy thanksgiving“ und machten uns auf den Weg.

Unsere Teerpiste durch die Wüste.

Unsere Teerpiste durch die Wüste.

Mal kein "selfi", Kyle hat auf den Auslöser gedrückt.

Mal kein „selfi“, Kyle hat auf den Auslöser gedrückt.

Oft verläuft die Eisenbahn parallel zur Strasse, so das der Eisenbahner in mir ab und zu an die Arbeit erinnert wird, aber nur ganz kurz.

Oft verläuft die Eisenbahn parallel zur Strasse, so dass der Eisenbahner in mir ab und zu an die Arbeit erinnert wird, aber nur ganz kurz.

Es wurde immer einsamer und in der Mitte des Nirgendwo tauchte plötzlich ein Schild auf, das hier ein Schulbus stoppen würde. Das bedeutete, in der Nähe musste eine einsame Farm sein, in der schulpflichtige Kinder lebten. Ich gehe mal davon aus, das die pro Weg mindestens eineinhalb Stunden mit dem Bus unterwegs sind.

Hier wartet ein Kind auf den Schulbus. Ziemlich einsam, nicht?

Hier wartet ein Kind auf den Schulbus. Ziemlich einsam, nicht?

Später passierten wir ein Fahrzeug der Grenzwache, welche hier mit viel Aufwand die illegale Einwanderung über die grüne Grenze aus Mexiko, die in Sichtweite liegt, verhindern will. Sie Fahren mit ihren Autos neben der Strasse her und ziehen Lastwagenreifen hinter sich, um die Spuren im Sand zu verwischen. So können sie bei neuen Fussspuren darauf schliessen, das Einwanderer unterwegs sind, denn sonst ist hier niemand zu Fuss unterwegs.

Die Border Partol verwischt die alten Spuren im Sand.

Die Border Partol verwischt die alten Spuren im Sand.

Wir erreichten unser Motel in Sanderson kurz nach vier Uhr und fuhren noch quer durch die Ortschaft, um uns in der einzigen offenen Tankstelle noch ein verdientes Feierabendbier zu besorgen.

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Hauptstrasse in Sanderson.

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Kleines Haus im Abendlicht.

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So lebt man hier im wilden Westen heute.

Hart verdient schmeckt es am besten!

Hart verdient schmeckt es am besten!

Morgen wird es noch einsamer. Zwischen dem Start hier in Sanderson und dem Ziel in Marathon gibt es auf 89 Kilometer: NICHTS!