Distanz: 100 km, Total 483 km, Durchschnitt 18.8 km/h, Fahrzeit 5 Std. 20. Min.
Heute Morgen wachte ich früh im Wohnmobil auf. Nicht das ich nicht gut geschlafen hätte, nein gestern war mein I-Pad ohne Akku und so war das Blogschreiben für heute Morgen geplant, denn ich weiss, ein Rückstand ist kaum mehr aufzuholen. Also war der Wecker auf 6 Uhr gestellt und bis zum Frühstück um sieben war noch Zeit zum Schreiben. John machte uns ein wunderbares Frühstück, mit einer grossen Omelett und selber geräuchertem Speck. Sein Freund kam auch zum Frühstück, denn die beiden wollten heute noch Johns Boot nach San Diego bringen, da er dort nächste Woche ein paar Tage Ferien macht und etwas Rudern will. Wieder gab es Geschichten zu hören, eine leider auch sehr traurige. Vor ein paar Wochen sah John einen Tourenradfahrer in der Stadt und lud ihn spontan zum Übernachten bei ihm ein. Es war der Deutsche Holger Hagenbusch, der auf dem Weg nach Mexiko und weiter nach Südamerika war. Vor gut einer Woche wurde Holger und ein polnischer Radfahrer unter mysteriösen Umständen im mexikanischen Bundesstaat Chiappas tot am Abhang einer Klippe gefunden. Die lokale Polizei meldete zuerst einen Unfall und das die beiden die Klippen hinuntergestürzt wären. Nun verdichten sich aber die Anzeichen, dass die beiden von Banditen überfallen und umgebracht wurden. Ich habe die Geschichte kurz im Netz recherchiert und es scheint leider wirklich zu stimmen. Unglaublich was sich im Leben manchmal so abspielt.
So verging die Zeit und um den geplanten, frühen Start war es geschehen. Dafür bekam ich von John noch ein kleine Handskizze mit dem Routenplan nach Palmdale mit der ich mich auf den Weg machte. Es war ein weiteres tolles Erlebnis, diesen spannenden Menschen dank Warmshowers getroffen zu haben. Das ganze umsonst und unbezahlbar!
Bald war ich im Nachbarort Victorville und dort auch ein paar Meilen auf der Route 66 unterwegs. Damit ist mein „Route 66“ Aufkleber am Fahrrad nun offiziell eingeweiht! Die Frage „Bist du auf der Route 66 mit dem Fahrrad gefahren?“ Darf ich ab sofort mit einem überzeugten „JA“ beantworten.
Auf der Ausfallstrasse wurden die Geschäfte immer weniger und bei einem der letzten Shops habe ich nochmals Getränke und Sandwiches eingekauft, denn nun war ich für 50 Kilometer ohne Verpflegungsposten und die Temperatur inzwischen bei 39 Grad angelangt. Dazu leichter, sehr trockener Gegenwind, der zusätzlich austrocknen würde. Also habe ich genug eingekauft, die Sonnencreme nochmals aufgetragen und mich in den „Wüstenfahrermodus“ versetzt. Zurücklehnen, regelmässige Pedalumdrehung einhalten, den Blick auf „Breitleinwand“ umstellen (nützt nur etwas auf dem Liegerad) und eintauchen in einen meditativen Zustand. Dabei aber immer auch den Rückspiegel im Auge behalten um von den wenigen Autos nicht überrascht zu werden.
So ging es gut zweieinhalb Stunden, wobei ausser unter einem grossen Joshuatree kein Schatten weit und breit zu finden war. Die Getränke wurden immer wärmer, aber es musste Flüssigkeit nachgeschüttet werden. An Armen und Beinen sowie im Gesicht spürte ich die kleinen Salzkristalle, die der verdunstete Schweiss zurückliess.
Nach und nach wurde der Verkehr wieder dichter und bei der ersten Tankstelle fuhr ich rechts ran und besorgte mir eine kühle Cola, die ich im raren Schatten hinter dem Haus genoss.

Wozu es hier ein Lichtsignal braucht? Ich weiss es nicht. Vermutlich für den Pendlerverkehr, der hier Morgens um 5 Uhr einsetzt, da die meisten Leute in Los Angeles arbeiten und gute zwei Stunden Fahrt vor sich haben.
Nun galt es noch die gute 35 Kilometer durch Palmdale zu meinem nächsten Warmshower Platz zurückzulegen. Es war etwas mühsamer als erwartet den richtigen Weg zu finden. Da ich von den Warmshowers zu Hause noch nicht die korrekte Adresse kannte, war die Route nicht auf dem Navi gespeichert, aber kurz nach vier war ich doch dort.

Ja Marion, es gibt den Taco Bell noch immer. Heute habe ich den ersten gesehen, aber noch keine Zeit einen Taco zu probieren. Zumindest ein Foto habe ich heute extra für dich gemacht 😉
Evelyn, die Gastgeberin kam ebenfalls gleich angefahren, öffnete die Türe und erklärte: „Ich muss gleich nochmal für eine halbe Stunde weg, aber fühl dich wie zu Hause. Im ersten Stock hat es zwei Zimmer, such dir eines aus. In der Dusche sind die frischen Badetücher hinter der Türe und im Kühlschrank hat es kaltes Bier“ und schon war sie wieder weg. Unglaublich diese Gastfreundschaft und dieses Vertrauen das mir hier entgegengebracht wird. Ich fühle mich wirklich jeweils ab der ersten Minute zu Hause. Vielen Dank Evelyn und Robert das ihr mich so freundlich und unkompliziert in eurem tollen Haus aufgenommen habt. Ich hatte mit den beiden und Evelyn’s Mutter, die hier in einem schönen Nebenhaus wohnt, ein feines Nachtessen. Übrigens ist schon Evelyn’s Mutter quer durch die USA geradelt und hat darüber sogar ein Buch geschrieben. Wirklich schön all diese Menschen zu treffen. Anschliessend servierte mir Evelyn noch einen feinen Tenessee Wisky und hat mir die Bezugsquelle genannt. So habe ich für die geplante WoMo Reise „Paddy on Tour 2019“ in Nashville schon mal eine Adresse gespeichert.
So konnte ich heute zum Blogschreiben einen tollen Tropfen geniessen, den Morgen habe ich nur einen kurzen Weg nach Santa Clarita vor mir.
Hi Fredy, bin mal wieder total geflasht von deinen Bildern und deinem Blog. Beneidenswert deine Eindrücke und die Erlebnisse die du hast. Weiterhin viel Spass und viel Kraft, Energie beim Radeln durch diese wunderschönen Landschaften. Dein Blogfan Sandra