Distanz 88.6 km / Fahrzeit 5 Std. 42 Min. / Durchschnitt 15.5 / Gesamt 794.9 km
Wetter: ganzer Tag sonnig, vereinzelt Wolken, 24 -32 Grad, oft leichter Gegenwind
Welcome to Serbia
Der heutige Tag stand ganz im Zeichen unserer letzten längeren Etappe nach Novi Sad. Unser eigentliches Ziel, das Dorf Krcedin, ist von hier nur noch 33 km entfernt.

Auch sie reisen unter Schweizerflagge. Donaukreuzfahrtschiff beim Ablegemanöver in Vokovar am Vorabend. (Reederei Viking Basel)
Das es heute Sonntag war und unser Gastgeber am Vorabend ab 7.00 Uhr das Frühstück angekündigt hatte, wollten wir uns heute, das erste Mal auf dieser Reise, ein Frühstück gönnen. Bis jetzt sind wir am Morgen jeweils ohne Frühstück losgefahren und haben uns so nach 20 – 30 Kilometer das erste mal verpflegt. Natürlich haben wir vor dem Start und unterwegs immer wieder getrunken, aber ohne Essen loszufahren hat sich für uns sehr bewährt. Auch Barbara, die noch auf der letzten Tour felsenfest davon überzeugt war, dass bei ihr ohne „Müesli“ am Morgen nicht’s geht hat sich auch ohne Morgenessen wohl gefühlt. Unter anderem hatte diese Taktik natürlich auch den Vorteil schon vor der grossen Hitze einige Kilometer zurückgelegt zu haben, den so ab Mittag wurde es jeweils recht kräftezehrend in der Hitze zu fahren.
Als wir um kurz nach sieben Uhr im Frühstücksraum vorbeischauten, war noch alles still und niemand zu sehen. Draussen kündigte sich ein strahlend blauer Tag und damit wiederum heisse Temperaturen an. Rasch war klar, wir warten nicht auf das Frühstück und fahren wie gewohnt ohne los, sonst kommen wir nicht vor acht auf die Strasse.
Also haben wir unsere Pferdchen gesattelt und den geschuldeten Betrag an der unbesetzten Rezeption zusammen mit einer kurzen Notiz hinterlegt und wollten gerade los, als der Pensionswirtin auftauchte. Wir sollten doch Bleiben und etwas essen, er wäre gleich soweit. Doch wir waren schon im „Radlermodus“ und lehnten dankend ab. „Ich bringe euch aber noch etwas kühles zu trinken für unterwegs, ein Saft?“ Da sagten wir nicht nein und staunten nicht schlecht als er kurz darauf mit zwei Dosen Bier und einem alkoholfreien Bier auftaucht. Hier scheint man unter Saft was anderes zu verstehen. Obwohl wir nicht daran dachten das Bier unterwegs zu trinken und es bis am Ende der Etappe sicher gut gewärmt sein würde, packten wir je eine Dose ein, um nicht unhöflich zu wirken. Die Dosen sind jetzt übrigens im Kühlschrank unseres Appartement um wieder auf „Trinktemperatur“ gekühlt zu werden. Wir haben sie als Zusatzbalast bis nach Novi Sad mitgenommen.

Zerstörter Wasserturm in Vukovar. Mahnmal eines traurigen Kapitels aus der jüngeren Geschichte auf dem Balkan.
Die heutige Etappe war gemäss Tourenbeschrieb gespickt mit einigen Abschnitten auf verkehrsreichen Strassen und auf den ersten 35 Kilometer bis an die serbische Grenze zusätzlich mit einigen kurzen aber knackigen Aufstiegen garniert.
Gegen den übermässigen Verkehr gibt es ja bekanntlich eine bewährte Taktik: solche Abschnitte wenn möglich am Wochenende fahren, denn wenn weniger Lastwagen unterwegs sind ist oft der gefährlichste Teil schon erledigt. Auch Privatautos hat es an Wochenenden meist weniger auf den Überlandstrassen unterwegs und so war es auch heute. Die Abschnitte an den Hauptstrassen entlang waren sehr gut zu fahren, aber wir können uns gut vorstellen wie das unter der Woche mit viel Lastwagenverkehr sein kann. Dann möchten wir nicht auf den oft schmalen Strassen unterwegs sein.
Langsam stieg die Strasse auf dem rechten Donauufer an und wir fuhren durch ein Gebiet mit riesigen landwirtschaftlichen Anbauflächen, die alle kurz vor der Ernte standen, bzw. bereits abgeerntet waren. Auf der Strasse sahen wir auch viel modernes Landwirtschaftsgerät; Traktoren, Ladewagen, Anhänger etc. Die vereinzelten Dörfer waren immer in einer Senke direkt am Fluss gebaut. Das hat wohl mit der früheren Bedeutung der Donau als Transportweg zu tun. Für uns bedeutete das, dass wir vor dem Dorf eine oft steile Abfahrt geniessen konnten, diese aber nur einige hundert Meter weiter wieder mit einer 6 – 8 % Steigung „büssen“ mussten. Mit schweren Rädern und nach einigen hundert Kilometer „Geradeausfahrt“ war das ganz schön anstrengend.
Trotzdem kamen wir gut voran und erreichten den Grenzort Ilok kurz nach zehn Uhr.
Dort stärkten wir uns mit kühlen Getränken und etwas zu Essen. Wir wollten noch die letzten Kuna unter die Leute bringen.
Dann der Grenzübertritt nach Serbien über eine lange Brücke. Beim freundlichen Zöllner, ja das gibt es wirklich, zeigten wir unsere Pässe die sogar abgestempelt wurden.
Wir hatten nun die EU verlassen und fuhren ab Backa Palanka auf der linken Donauseite Richtung Novi Sad. Auf der Hauptstrasse, der man ab hier 9 Kilometer folgen muss, war der Verkehr ebenfalls mässig. Trotzdem wurde viel „gehupt“. Nicht weil wir im Weg waren, sondern weil uns die Leute aus den vorbeifahrenden Autos begrüssten und uns fröhlich winkten. Sie überholten uns in der Regel auch mit merklich mehr seitlichem Abstand als das wir das im Verlauf dieser Reise gewohnt waren. Hoffen wir das dieser „Sonntagsfahrstiel“ auch am Dienstag noch gilt, wenn wir auf stärker befahrenen Strassen Novi Sad verlassen. Auch die Menschen am Strassenrand winkten oft und schienen Freude an unseren Rädern zu haben. Anschliessend ging es auf einem Feldweg mit zum Teil grobem Schotter auf einem Dam der Donau entlang. Unten am Wasser standen immer wieder Gruppen von kleinen Wochenendhäuschen, wo sich die Leute zu einem gemütlichen Zusammensein trafen. Es wurde gegrillt, gebadet und geplaudert. Als wir einmal auf dem Dam einen kurzen Halt machten, winkte uns ein älteres Paar zu und wollte uns etwas zu Trinken anbieten.
Doch wir wollten weiter, um die Fahrt in der Hitze bald beenden zu können. Kurz vor Novi Sad führte uns die Strasse durch den Ort Futog direkt an einer Eisdiele vorbei. Perfekt, hier hatte es eine Bank wo wir die ersten Dinar beziehen konnten, die wir gleich in kühle Getränke und feines Eis investierten. Die Kugel zu 50 Rappen!
Dann die Einfahrt in Novi Sad zuerst durch einige Quartierstrassen und schon bald waren wir auf der Promenade ganz am Wasser. Hier gibt es diverse Gaststätten am Ufer in deren Garten auch das Badetuch ausgebreitet wird und in manchen wurde sogar Livemusik gespielt. Die Promenade hat drei Verkehrsflächen: eine rote Tartanbahn für Jogger, in der Mitte der gepflasterte Weg für Spaziergänger und daneben einen zweispurigen Veloweg! So stellt man sich wohl den idealen Strassenraum für den Langsamverkehr vor. Bravo und besten Dank, so sind wir stressfrei bis ins Zentrum gelangt.
Vor unserer Unterkunft, einem Appartement suchten wir vergeblich nach einer Rezeption, Klingel oder sonst einen Ort zur Kontaktaufnahme. Die angegebene Telefonnummer schien mit unseren Handys auch nicht erreichbar zu sein. Wie wir so dastanden kam ein Kellner eine nahen Pub’s, fragte nach unseren Rädern und rief von seinem Telefon aus die Nummer an. Es klappte und die Dame versprach in ein paar Minuten vor Ort zu sei. Gerade genug Zeit um im schönen Pub unseres „Helfers“ ein kleines Kühles zu trinken. Kurz darauf kam die junge Frau, zeigte uns die Wohnung und übergab die Schlüssel. „Die Fahrräder nehmt ihr am besten in die Wohnung, da sind sie am sichersten.“ Also dann, die Pferdchen vorsichtig in den 2. Stock tragen. Selbst da wurde uns Hilfe angeboten den ein Herr auf der Strasse fragte, ob er uns helfen soll, das Gepäck hochzutragen.
Danke Serbien, wir wurden sehr freundlich empfangen und freuen uns nun auf einen Ruhetag in Novi Sad. Dann geht’s zum Familienbesuch in Krcedin und ich werde mich in den nächsten Tagen noch mit Einträgen melden.
Also immer mal wieder kurz reinschauen.
lieber fredy
danke für die spannenden reisenachrichten – wir sind beeindruckt und freuen uns auf ein wiedersehen – irgendwann. ich bin übrigens auch immer wieder froh zu lesen, dass ihr relativ problemfrei eure abenteuer übersteht und auf den fotos gesund und munter ausseht!
liebe grüsse
esther mit olivier
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