Etappe 12: 13.05.2018 Long Beach – San Clemente

Distanz: 70 km, Total 870. km, Durchschnitt 18.02 km/h, Fahrzeit 3 Std. 52. Min.

Wieder startet der Tag bedeckt und kühl. Kaum zu glauben das nur eine Stunde später die Sonne vom wolkenlosen Himmel scheint und es sich im T-Shirt und kurzen Hose richtig gut anfühlt. Ein guter Teil der heutigen Etappe darf wohl nicht mit dem Namen „Radtour“ bezeichnet werden. Das war eher gemütliches Strandfahren und ich war nicht allein.

Start in Long Beach zu einer 30 km langen Strandfahrt.

Hier können auch die Kleinen üben. Im Hintergrund einige der Ölförderplattformen die hier an der Küste stehen.

Überall waren die Leute am Strand unterwegs, ob mit Fahrrädern, Rollschuhen oder zu Fuss. So war zeitweise auf dem Radweg grosse Vorsicht geboten. Aber ich hatte ja nichts zu pressieren, denn die 70 km können nicht so anstrengend sein und mein Warmshowergastgeber hat mich gebeten nicht vor vier Uhr dort zu sein, da sie noch einen Ausflug machten.

So stoppte ich sobald die Sonne sich gegen die Wolken durchsetzte und diese rasch vertrieb. Ich schaute dem Treiben zu, fuhr ein paar hundert Meter, stoppte wieder, genoss die Sonne usw.

Einfach der perfekte Platz für eine kurze Pause.

In Huntington gib es einen Strandabschnitt, wo Hunde erlaubt sind. Davor ein grosser Parkplatz. Da in Kalifornien die Hunde nur in bestimmten Abschnitten an den Srand dürfen fahren die Hundebesitzer z.T. beachtliche Strecken, um ihren Liebling mal frei laufen zu lassen. Die ganze Meute spielte friedlich und es machte Spass ihnen zuzuschauen.

Unterwegs sprach mich heute ein Mann an der auch mit Radtaschen unterwegs war. Er fragte nach dem „Woher- und Wohin“ und erzählte, dass er nur auf einer Trainigsfahrt sei. In drei Wochen fliegt er nach Barcelona und wird sieben Wochen später ab Rom wieder zurückfliegen. Dazwischen plant er die Küste mit dem Fahrrad kennen zu lernen. Wir plauderte ein bisschen und tauschten einige Radlerinfos aus.
So verging die Zeit und bis 13.00 Uhr hatte ich erst 20 Kilometer zurückgelegt und merkte, dass ich nun doch ein bisschen Distanz machen sollte.

Es war es hilfreich das ich nach weiteren 10 Kilometer „Strandfahrt“ mal wieder auf einer richtigen Strasse fahren musste. Da fällt das Vorwärtskommen definitiv leichter. Doch auch hier gab es einiges zu sehen. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. 20 Kilometer war die Strasse links und rechts, teilweise bis in die Hügel hinauf zugebaut mit millionenteuren Villen. In jedem Hafen oder an den Anlegestellen vor den Häusern schwammen Unmengen von teuren Jachten und die Autohändlern an der Strasse bieten Ferrari, Porsche und Benntly an. Ich frage mich woher so viele so reiche Leute kommen. Unglaublich.

 

 

Luxuseinkaufszenter vor Luxusvillen.

Und dann gab es noch die ganz exklusiven Wohnlagen.

Im Ort „Laguna Beach“ war dann so wirklich das Top an teuren Adressen erreicht. Die Stadt war von den Ausflüglern richtig überrannt. Die Autos kamen nur noch im Schrittempo voran. Zum Glück konnte ich meist rechts vorbei. Die Küstenstrasse hatte einige knackige Anstiege, aber belohnte diese mit toller Aussicht.

Zum Schluss gab es in Dana Point nochmal ein paar Kilometer Küstenradeln, bevor ich nach dem kurzen Aufstieg auf einen Hügel meinen nächsten Warmshowergastgeber Gastgeber James und seine Frau traf.

Zum Abschluss noch ein paar Meter im „Radlerparadis“.

Southern California, that’s it!

Sie wohnen in einem älteren, aber mit viel Charme ausgestattet Haus mit kleinem Gemüsegarten und vielen Pflanzen. Sehr tolle relaxte Leute und ich habe mich wieder sofort wohl und zu Hause gefühlt und mit ihnen einen tollen Abend genossen.

Etappe 11: 12.05.2018 Venice – Long Beach

Distanz: 51 km, Total 800. km, Durchschnitt 16.01 km/h, Fahrzeit 3 Std. 09. Min.

Für die heutige Etappe habe ich in der Planung ein gemütliches „beachcruisen“ geplant. Leider spielte das Wetter nicht so mit und aus der Fahrt an der Sonne wurde eine mehr oder weniger kühle, teilweise feuchte Etappe dem Strand entlang. Trotzdem war es gemütlich, denn dies war meine bisher kürzeste Etappe und so startete ich ganz entspannt. Mein Motel letzte Nacht erinnerte mich eher etwas an meine früheren Reisen in Indien oder Pakistan. Zwar war es gut gelegen, aber mit der Sauberkeit war es nicht wirklich weit her. Ich packte also meinen Schlafsack aus um zu vermeiden, in diesem etwas schmuddeligen Bettzeug schlaffen zu müssen. Immerhin war die Lage ganz gut, so dass ich gestern Abend zu Fuss bei einem guten Mexikaner etwas essen konnte. Wenn man mit dem Rad unterwegs ist, ist die Lage der Unterkunft eben auch ein wichtiger Faktor. Mit dem Auto zum Essen ein paar Kilometer zu fahren mag ja in Ordnung sein, mit dem Rad durch dunkle Quartierstrassen radel zu müssen ist aber nicht meine Sache.

Ich hätte es ahnen sollen, den es machte auch von Aussen einen sehr indischen Eindruck.

Es hielt mich also nichts an diesem Ort und ich machte mich am Morgen frühzeitig auf den Weg. In der Nacht hatte es geregnet und es war noch kühl, so dass wieder mal „Zwiebelschicht“ angesagt war. Die Route war heute wirklich perfekt. Kurz nach dem Hotel konnte ich auf einen Radweg einbiegen, der mich fern vom Verkehr immer den Stränden entlang bis in den Süden von Los Angeles führte.

Marina Del Rey. Retro „Hafenromantik“

Schöne Wohnlagen, direkt am Strand.

 

An der Dockwiler Beach machte ich eine längere Pause und bestaunte die vielen Flugzeuge die hier im Minutentakt vom Internationalen Flughafen LAX starteten. In einem Beachcafe genoss ich mein Frühstück und schaute etwas den Surfern zu die versuchten Ihre perfekte Welle zu finden.

Sie versuchen mit Planen die Errosion der Hügel aufzuhalten, denn sie haben buchstäblich „auf Sand gebaut“.

Logenplatz für Flugzeugenthusiasten. Leider spielte das Wetter zum fotografieren nicht mit.

Ich habe mich gesteigert. Heute beim Frühstück schon mal eine tolle Aussicht und einen richtigen Teller. Nur das Besteck bestand nach wie vor aus Plastik.

Auf dem Radweg waren viele Leute unterwegs. Familien wie auch Rennradclubs, die den freien Samstag für eine Fahrt entlang der Küste genossen. Ich machte immer wieder kleine Pausen, fuhr da und dort in die Hafenanlagen um die Boote zu bestaunen und genoss es, heute einfach mal gemütlich zu pedalen. Gut 30 Kilometer konnte ich heute so auf separaten Radwegen zurücklegen.

Bei den Fensterfronten können Sie des Ausblick wirklich geniessen.

Hier mal ein „Vorher – Nachher Bild“ zum Häuserbau in Kalifornien. So toll sie auch aussehen, es ist nichts als Holzlatten und Holzbeplankung. Alles schön verputz und fertig! Hier wird eben nicht für die „Ewigkeit“ gebaut.

Ein Stadtdurchquerung könnte schlimmer sein.

In der Gegend von Torance musste ich dann die Küste verlassen und quer durch die Stadt fahren. Auch das klappte ganz gut, denn am Samstag waren die drei Fahrbahnen nicht so stark mit Verkehr belastet, so dass ich die rechte Spur meist für mich in Anspruch nehmen konnte. Kurz vor dem Ziel durchquerte ich noch ein riesiges Industriegelände mit Raffinerien, Containerterminals und einigem Lastwagenverkehr.

Zuerst viel Industrie …

und schon bald wieder Einfamilenhausidylle.

Auch der Abschnitt in der Stadt verlief an diesem Samstag recht stressfrei. Am frühen Nachmittag hatte ich mein Ziel erreicht und machte zu Fuss noch einen Spaziergang an den Strand und zum Hafen. Hier findet morgen ein grosses Radrennen statt. So etwas wie die „Tour de Swiss“ von Kalifornien. Die Strassen sind schon abgesperrt und die Festzelte aufgebaut. Vielleicht schaue ich mir das Morgen noch kurz an, sofern es in meinen Tagesplan passt.


Die Queen Mary wird heute im Hafen von Long Beach als Hotel genutzt.

Nochmals kalifornischer „Hafencharme“. Sieht hier überall sehr ähnlich aus.

Auch grosse Büro- und Appartementsgebäude stehen mache am Strand.

Er bewachte heute die Bootsstege.

Das Ziel ist aufgebaut, die Strassen gesperrt und …

 

das Schweizer BMC-Team hoffentlich bereit.

Auch Morgen habe ich nicht allzu weit zu meinem nächsten Warmshower Gastgeben. Ich freue mich schon jetzt auf eine weiter, spannende Begegnung.

Etappe 10: 11.05.2018 Ventura – Venice (LA)

Distanz: 103 km, Total 749. km, Durchschnitt 18.9 km/h, Fahrzeit 5 Std. 25. Min.

Zuerst noch bunt gemischt ein paar Bilder von meinem Ruhetag in Ventura. Da habe ich übrigens einen anderen Tourenradler getroffen der sich ein Jahr „Radurlaub“ gönnt. Er plant im Sommer auch in Europa zu radeln und so habe ich ihm bei einem Kaffee einige Infos und Tipps gegeben, was bei Touren in Europa zu beachten ist. Leider habe ich kein Foto von Gabriel gemacht.

Blick an die Sanddünen; zumindest vom Parterre aus.

Klein aber fein

Irish Pub? Gibt’s da auch!

Miami Beach Art Deco District? Nein Kino in Ventura

Ventura Pier, das längste in Kalifornien. Die Wälder auf den Hügeln im Hintergrund sind beim verheerenden Waldbrand im Spätherbst 2017 abgebrannt, nun wächst wieder etwas Gras über die Sache.

Auch das gibt es im automobilen Amerika: tolle Radwege

Noch immer bestes „Flaggenwetter“

Die heutige Etappe war geprägt von eine Fahrt immer entlang der Küste auf dem bekannten Hwy 101. Leider zeigte sich schon am Morgen, dass das mit einem gemütlichen Cruiser entlang der Beach wohl nichts werden würde. In der Nacht sind die Wolken  aufgezogen und hingen den ganzen Tag dunkel über der Küste. Auch die Temperatur ist kräftig gefallen und am Morgen war es mit knapp 17 Grad recht kühl. Also wurden mal wieder die Windstopperjacke und wärmenden Armlinge hervorgekramt. Gleich hinter dem Motel führt die „Pacific Coast Bike Route“ vorbei. Eine Radroute die von der kanadischen Grenze immer dem Pazifik entlang bis zur mexikanischen Grenze in San Diego führt. Diese Route steht natürlich noch auf meiner „to do Liste“, aber ich kann ja den Abschnitt von Ventura bis San Diego im Rahmen dieser Reise schon mal „vorsondieren“. Zeitweise kam ich mir vor wie auf gut ausgeschilderten Radwegen in Europa. Jeder Abzweiger war gut ausgeschildert, so dass das Navi heute einen Ruhetag einziehen konnte.

Platz für Radfahrer, zum geniessen.

Wie so oft startete ich ohne Frühstück um zuerst schon mal ein paar Kilometer zu machen bevor es etwas zu essen gibt. Ich habe festgestellt, dass das ganz gut funktioniert, sofern man vor dem Start genügend trinkt.
Nach gut 20 km lockte mich in kleinen Ort Oxard ein kleines Restaurant mit dem Angebot „Breakfast for 5.99 USD“. Das Lokal war sehr einfach aber sauber und wurde offenbar von einer mexikanischen Familie geführt. Für knapp 6 Franken bekam ich zwei Spiegeleier, Tost, ein Stück „Rösti“ und zwei Scheiben Speck. Der Kaffe, soviel man will, kostete noch 2 Dollar extra. Nicht schlecht. Das der Patron des Hauses in der Kochschürze gerade dabei war seinem Laden einen neuen Anstrich zu verleihen, machte das ganze für mich nur noch sympathischer. Gute gestärkt machte ich mich auf den Weg.

In Oxard.

Sie haben ihren ganz speziellen Charme, die kleinen „Dinner“.

Der Boss als Maler im Einsatz. Was da wohl die Gesundheitsbehörde sagen würde, wenn sie es wüsste 😉

Bei uns wohl undenkbar: Frühstück im Restaurant auf Styroporteller und mit Plastikbesteck serviert.

Die Strasse verlief immer der Küste entlang und anfänglich hatte ich mit einem kräftigen Gegenwind zu kämpfen, der zum Glück immer schwächer wurde. Die Wolken sahen nach wie vor bedrohlich nach Regen aus, konnten sich zum Glück aber zurückhalten ihr Wasser auf mich niederzuprasseln zu lassen. Ich wurde unterwegs von einigen Gruppen Rennradfahrern überholt die offensichtlich ihre Trainingseinheiten für das am Sonntag in Huntingten Beach stattfindende AMGEN Radrennen absolvierten. Viele überholten mich freundlich grüssend und waren offensichtlich froh, auf ihren leichten Carbonrädern nicht auch noch mein Gepäck die Hügel hinauf transportieren zu müssen.

Zum Glück haben Sie hier eine Schneise gegraben.

Separater Radweg auf der Brücke bei Oxard

Delphine konnte ich heute auch beobachten. Leider tauchten sie nie ganz aus dem Wasser auf.

Point Muga State Beach

Im Gebiet um Oxard war nochmals viel Landwirtschaft zu sehen. Auch das Anbauen und verkaufen von Rasenflächen scheint ein gutes Geschäft zu sein.

Beachcruisen habe ich mir wärmer vorgestellt.

In Malibu bestaunte ich die vielen Villen, die meist verteckt hinter hohen Mauern oder dichtem Gebüsch, zwischen der Strasse und dem Strand erbaut waren. Andere Häuser standen buchstäblich im Meer.

Der Weg zum morgendlichen Schwimmen ist nicht weit.

Nach Malibu nahm der Verkehr immer mehr zu und ich war froh das es heute nicht ein sonniger Wochenendtag war, denn auf der rechten Strassenseite war auf der ganzen Strecke das Parkieren erlaubt. Bei geparkten Autos musste ich aber oft auf die Fahrbahn ausweichen, womit es ab und zu recht eng wurde. Ab Santa Monica stellte ich mich auf den Modus „take your line“ ein. Das bedeutet, dass man eher in der Mitte der Fahrbahn fähert um den Überholenden klar zu machen, dass sie bitte genügend Platz lassen sollten. Immerhin hatte die Strasse hier meist 2 – 3 Fahrbahnen. Es lief problemlos und so nach vier Uhr Nachmittags hatte ich mein Ziel erreicht.

Einfahrt in Santa Monica

Santa Monica Pier

Morgen ist Samstag und somit kein Berufsverkehr. Eine gute Voraussetzung um eine Grossstadt wie Los Angeles zu durchqueren. Ich habe nur knapp 50 Kilometer bis zu meinem nächsten Motel, aber Grossstädte sind in der Regel anstrengend und wegen der vielen Stopstrassen und Lichtsignale lässt sich meist keine vernünftige Durchschnittsgeschwindigkeit erzielen. Ich habe also in der Planug vorgesorgt und sollte morgen entspannt meinen nächsten Übernachtungsplatz erreichen.

Etappe 9: 09.05.2018 Castaic – Ventura

Distanz: 88 km, Total 646. km, Durchschnitt 17.3 km/h, Fahrzeit 5 Std. 02. Min.

Heute ging es also wieder zurück an die Küste. Für den ersten Teil der Route war auch die Wahl der richtigen Strasse ziemlich einfach. Nur der Hwy 126 führt durch das Tal in die Richtung, in die ich wollte. Also vom Hotel einfach zur Strasse und dann auf dem Seitenstreiffen lossausen. So dachte ich es mir, aber an der Auffahrt war eine Tafel: „Keine Fahhräder“ stand da. So ein Mist! Also habe ich nochmals die Karte auf den Handy angeschaut und gesehen, dass es von Castic noch einen Umweg gab und die Route etwas weiter unten auf die 126 führte. Also fuhr ich nochmals zurück und fuhr auf einer kleinen Nebenstrasse durch kleine Orte und traf in Del Valle wieder auf die 126. Dort war keine Tafel mehr die mir die Auffahrt verbot und ich war auf dem Weg.
Dieser führte bei immer mehr aufkommenden Gegenwind leicht bergab. Die Temperatur startete heute Morgen mit 26 Grad noch moderat, aber stieg im Verlauf des Tages wieder auf 37 Grad. Mit dem Gegenwind fühlte es sich aber nicht ganz so heiss an. Links und rechts der Strasse überall grosse Orangenplantagen. Ab und zu wurden auch andere Früchte oder Gemüse angebaut, aber die Orangen begleiteten mich heute auf fast 50 Kilometern. 

Orangenplantagen auf dem ganzen Weg


Ab und zu auch mal was anderes. Hier Artischocken


Überall blühte es


Alle Plantagen wurden natürlich künstliche bewässert, womit auch klar ist, warum hier alle Wasserreservoirs und Flüsse ausgetrocknet sind. Ab und zu waren kleine Ortschaften entlang der Strasse und da ich es heute gemütlich angehen lies, fuhr ich jeweils durch diese Orte und schaute mich etwas um. Viel schöne alte Hauptstrassen und ab und zu sogar etwas Eisenbahnromantik in Piru und Fillmore.



Nicht nur schöne alte Lok’s gab es zu entdecken.

In den Strassen von Fillmore


Ansonsten gibt es heute nicht viel besonderes zu berichten ausser das mich das „Google Auto“ etwa 30 Meilen vor Ventura auf der 126 aufgenommen hat. Mal sehen ob ich in ein paar Wochen dort auf Streetview zu sehen bin. Die Fahrt verlief ereignislos, dafür einfach etwas mehr Fotos von unterwegs. 

Dank der Routenplanung war auch die Fahrt durch Ventura hinunter an die Küste sehr entspannt. Ich fuhr meist auf kleinen Quartierstrassen und bestaunte die schmucken Strassen und Häuser. 

Quartierstrasse in Ventura


Im Motel freute ich mich schon auf das erfrischende Bad, aber so scheint das keinen Spass zu machen. 

Das wird wohl auch morgen nichts mit einem Bad im Pool 😦


Na ja, das Meer ist nur 5 Minuten zu Fuss entfernt und morgen an meinem Rasttag habe ich mir vorgenommen ein Bad im kühlen Pacific zu nehmen. Ich hoffe die Sonne wärmt mich genug auf, so dass ich die kalten Temperaturen aushalte. Heute hat es am Abend nur mal für ein Fussbad gereicht.

Ich bin definitiv in Südkalifornien an der Küste angekommen.


Morgen also Ruhetag und somit kein Blog. Übermorgen geht’s dann weiter nach Venice.   

Etappe 8: 08.05.2018 Palmdale – Castaic

Distanz: 75 km, Total 558 km, Durchschnitt 18.9 km/h, Fahrzeit 3 Std. 57. Min.

Heute machte ich mich auf den Weg zurück an die Küste. Nach einer erholsamen Nacht bei meinen wunderbaren Warmshowergastgebern gab mir Evelyn am Morgen noch eine gute Routenempfehlung, wie ich am besten über die Hügel fahren sollte. Sie hat mir eine etwas nördlichere Route vorgeschlagen, da dort weniger Verkehr sei. Den Rat befolgte ich gerne und fuhr bei wenig Verkehr los Richtung Westen. 

So schön kann man bei Warmshower Gastgebern schlafen. Leider habe ich vergessen von Evelyn ein Foto zu machen 😦

Der Weg führte vorbei an den fein herausgeputzten Häsusern der Menschen, die in der Regel zwei Stunden Autofahrt nach Los Angeles zur Arbeit in Kauf nehmen, um hier in diesen Siedlungen ihr Traum vom Eigenheim leben zu können.

Die Autos der Schüler der Highschool stehen im Schatten unter Dächern mit Solaranlagen. Nicht schlecht.

Der erfüllte Traum vom Eigenheim

 

Dann stieg die Strasse leicht an und links und rechts waren schöne Farmhäuser und viele Perdefarmen zu sehen. Kurz vor dem Gipfel gab es nochmals einen steileren Anstieg zu bewältigen, denn auch heute machte ich gut 700 Höhenmeter. Von da an ging es dann aber durch einen schönen Canyon immer bergab durch den „Los Angeles National Forest“. 

Noch einmal musste ich kräftig in die Pedalen treten, bevor ich die Abfahrt geniessen konnte.

Eine ganz andere Welt als in Palmdale

Idyllisches Farmerleben

Die etwas grösseren „Rinder“. Zum Glück muss ich die nicht in den Stall bringen.

Nicht schlecht, dieses Einfahrtstor.

Er darf sich weder über wenig Platz noch schlechte Aussicht beklagen.

 

In Green Valley legte ich bei einem kleinen Laden eine Pause ein um etwas Kühles zu trinken. Als ich wieder losfahren wollte stellte ich fest, das mein Vorderreifen total platt war und auf den Felgen lief. Seltsam, ich hatte ja auf der Fahrt überhaupt nichts bemerkt. Die Luft musste also während der kurzen Zeit in der ich im Shop war entwichen sein. Ich suchte den Reifen nach einem Nagel oder so etwas ähnlichem ab, konnte aber von Aussen nichts entdecken. Ich nahm den Reifen ab und da sah ich im Schlauch einen ca. 3-4 cm langen Riss. Da half auch kein Flickzeug mehr, der Schlauch landete im Abfall. Ich hatte wohl grosses Glück, dass mir das nicht während der Bergabfahrt bei Tempo 50 km/h passiert ist. Einen besseren Ort für so eine Panne konnte ich gar nicht finden. Im Schatten den Schlauch wechseln, im Laden die Hände waschen und noch ein kühles Getränk kaufen, einfach perfekt.

Heute war wieder einmal klar, warum ich das ganze Flickzeug immer mitschleppe

Da gibt es nichts zu reparieren.

 

Danach ging es problemlos weiter nach Santa Clarita. Dort steht der Achterbahnvergnügungspark „Six Flag Magic Mountain“, weshalb die Motelpreise höher sind. Da ich für die nächsten Tage keine Warmshowerplätze mehr gefunden habe, bin ich wieder auf Motel’s angewiesen. 

Ab jetzt ist wohl Schluss mit ruhigen Nebenstrassen.

Achterbahnen soweit man schaut. Aber alleine macht mir so ein Park keinen Spass, also weiterfahren.

 

Also fuhr ich ein paar Kilometer Richtung Norden, wo die Preise sich wieder im zweistelligen Bereich bewegen. Bei einer Autobahnausfahrt wurde ich fündig. Das Motel bot alles was Reisende, egal ob sie mit dem Auto oder Fahrrad unterwegs sind, so brauchen. Günstiges Zimmer, ein kleiner Pool zur Abkühlung, eine Gästewaschmaschine um die Wäsche zu waschen und in der Nachbarschaft Tankstellenshops und Verpflegungsstätten. Ich halte mich bei meinen USA Reisen oft an Autobahnausfahrten, denn dort ist diese Ansammlung meist garantiert.

Auch für Radfahrer als Servicestation geeignet.

 

So verging der Nachmittag mit Wäschewaschen, im Pool abkühlen und etwas ausruhen wie im Fluge. Nun ist es schon dunkel und höchste Zeit noch den Blog fertig zu stellen bevor ich schlafen gehe. Morgen werde ich in Ventura wieder die Küste erreichen um ihr dann in relativ kurzen Etappen bis San Diego folgen. Der Kreis beginnt sich zu schliessen.   

Etappe 7: 07.05.2018 Apple Valley – Palmdale

Distanz: 100 km, Total 483 km, Durchschnitt 18.8 km/h, Fahrzeit 5 Std. 20. Min.

Heute Morgen wachte ich früh im Wohnmobil auf. Nicht das ich nicht gut geschlafen hätte, nein gestern war mein I-Pad ohne Akku und so war das Blogschreiben für heute Morgen geplant, denn ich weiss, ein Rückstand ist kaum mehr aufzuholen. Also war der Wecker auf 6 Uhr gestellt und bis zum Frühstück um sieben war noch Zeit zum Schreiben. John machte uns ein wunderbares Frühstück, mit einer grossen Omelett und selber geräuchertem Speck. Sein Freund kam auch zum Frühstück, denn die beiden wollten heute noch Johns Boot nach San Diego bringen, da er dort nächste Woche ein paar Tage Ferien macht und etwas Rudern will. Wieder gab es Geschichten zu hören, eine leider auch sehr traurige. Vor ein paar Wochen sah John einen Tourenradfahrer in der Stadt und lud ihn spontan zum Übernachten bei ihm ein. Es war der Deutsche Holger Hagenbusch, der auf dem Weg nach Mexiko und weiter nach Südamerika war. Vor gut einer Woche wurde Holger und ein polnischer Radfahrer unter mysteriösen Umständen im mexikanischen Bundesstaat Chiappas tot am Abhang einer Klippe gefunden. Die lokale Polizei meldete zuerst einen Unfall und das die beiden die Klippen hinuntergestürzt wären. Nun verdichten sich aber die Anzeichen, dass die beiden von Banditen überfallen und umgebracht wurden. Ich habe die Geschichte kurz im Netz recherchiert und es scheint leider wirklich zu stimmen. Unglaublich was sich im Leben manchmal so abspielt.
So verging die Zeit und um den geplanten, frühen Start war es geschehen. Dafür bekam ich von John noch ein kleine Handskizze mit dem Routenplan nach Palmdale mit der ich mich auf den Weg machte. Es war ein weiteres tolles Erlebnis, diesen spannenden Menschen dank Warmshowers getroffen zu haben. Das ganze umsonst und unbezahlbar!

Danke John, es war toll dich kennengelernt zu haben.

John füttert die Kolobris auf der Veranda, die nun sogar bei ihm überwintern.

Bald war ich im Nachbarort Victorville und dort auch ein paar Meilen auf der Route 66 unterwegs. Damit ist mein „Route 66“ Aufkleber am Fahrrad nun offiziell eingeweiht! Die Frage „Bist du auf der Route 66 mit dem Fahrrad gefahren?“ Darf ich ab sofort mit einem überzeugten „JA“ beantworten.

Hier der Beweis: Mein Pferdchen auf der „Mother Road“

Auf der Ausfallstrasse wurden die Geschäfte immer weniger und bei einem der letzten Shops habe ich nochmals Getränke und Sandwiches eingekauft, denn nun war ich für 50 Kilometer ohne Verpflegungsposten und die Temperatur inzwischen bei 39 Grad angelangt. Dazu leichter, sehr trockener Gegenwind, der zusätzlich austrocknen würde. Also habe ich genug eingekauft, die Sonnencreme nochmals aufgetragen und mich in den „Wüstenfahrermodus“ versetzt. Zurücklehnen, regelmässige Pedalumdrehung einhalten, den Blick auf „Breitleinwand“ umstellen (nützt nur etwas auf dem Liegerad) und eintauchen in einen meditativen Zustand. Dabei aber immer auch den Rückspiegel im Auge behalten um von den wenigen Autos nicht überrascht zu werden.

Das ist nicht mehr Radfahren,

… schon eher Meditation.

So ging es gut zweieinhalb Stunden, wobei ausser unter einem grossen Joshuatree kein Schatten weit und breit zu finden war. Die Getränke wurden immer wärmer, aber es musste Flüssigkeit nachgeschüttet werden. An Armen und Beinen sowie im Gesicht spürte ich die kleinen Salzkristalle, die der verdunstete Schweiss zurückliess.
Nach und nach wurde der Verkehr wieder dichter und bei der ersten Tankstelle fuhr ich rechts ran und besorgte mir eine kühle Cola, die ich im raren Schatten hinter dem Haus genoss.

Wozu es hier ein Lichtsignal braucht? Ich weiss es nicht. Vermutlich für den Pendlerverkehr, der hier Morgens um 5 Uhr einsetzt, da die meisten Leute in Los Angeles arbeiten und gute zwei Stunden Fahrt vor sich haben.

Abkühlen im raren Schatten hinter dem Shop.

Nun galt es noch die gute 35 Kilometer durch Palmdale zu meinem nächsten Warmshower Platz zurückzulegen. Es war etwas mühsamer als erwartet den richtigen Weg zu finden. Da ich von den Warmshowers zu Hause noch nicht die korrekte Adresse kannte, war die Route nicht auf dem Navi gespeichert, aber kurz nach vier war ich doch dort.

Ja Marion, es gibt den Taco Bell noch immer. Heute habe ich den ersten gesehen, aber noch keine Zeit einen Taco zu probieren. Zumindest ein Foto habe ich heute extra für dich gemacht 😉

Evelyn, die Gastgeberin kam ebenfalls gleich angefahren, öffnete die Türe und erklärte: „Ich muss gleich nochmal für eine halbe Stunde weg, aber fühl dich wie zu Hause. Im ersten Stock hat es zwei Zimmer, such dir eines aus. In der Dusche sind die frischen Badetücher hinter der Türe und im Kühlschrank hat es kaltes Bier“ und schon war sie wieder weg. Unglaublich diese Gastfreundschaft und dieses Vertrauen das mir hier entgegengebracht wird. Ich fühle mich wirklich jeweils ab der ersten Minute zu Hause. Vielen Dank Evelyn und Robert das ihr mich so freundlich und unkompliziert in eurem tollen Haus aufgenommen habt. Ich hatte mit den beiden und Evelyn’s Mutter, die hier in einem schönen Nebenhaus wohnt, ein feines Nachtessen. Übrigens ist schon Evelyn’s Mutter quer durch die USA geradelt und hat darüber sogar ein Buch geschrieben. Wirklich schön all diese Menschen zu treffen. Anschliessend servierte mir Evelyn noch einen feinen Tenessee Wisky und hat mir die Bezugsquelle genannt. So habe ich für die geplante WoMo Reise „Paddy on Tour 2019“ in Nashville schon mal eine Adresse gespeichert.
So konnte ich heute zum Blogschreiben einen tollen Tropfen geniessen, den Morgen habe ich nur einen kurzen Weg nach Santa Clarita vor mir.

Etappe 6: 06.05.2018 Big Bear Lakes – Apple Valley

Distanz: 71 km, Total 383 km, Durchschnitt 21.3 km/h, Fahrzeit 3 Std. 18. Min.

Heute Morgen trennten sich die Wege von Susi, Max und mir. Die beiden fuhren nach Las Vegas und wir werden uns in gut einer Woche in San Diego wieder treffen. Damit war für mich klar, es gibt keinen Backup Car mehr und die Route ist so zu planen, dass sie sicher auch ohne fremde Hilfe machbar ist. Ich habe den ursprünglichen Plan etwas revidiert und mich als Eisenbahner daran erinnert, das Strassen die entlang von Bahntrassen führen nicht zu steil sein können. So habe ich eine Route entdeckt die mich von Palmdale durch einen Canyon wieder westwärts an die Küste bringt und die mir einige Höhenmeter erspart. Dazu habe ich so einen Reservetag um auf jeden Fall rechtzeitig am 15.05. in San Diego einzutreffen.

Die Fahrt führte heute zuerst nochmals dem ausgetrockneten Lake Baldwin entlang und dann durfte ich zuerst gut 20 Kilometer den Berg runterrollen. Dabei war es an manchen Stellen sehr steil und die Scheibenbremsen wurden stark beansprucht. Immerhin war der Rückreiseverkehr um die Mittagszeit noch moderat, so dass es auch auf der engen Strasse problemlos klappte.

Ausgetrockneter Lake Baldwin

Gerngesehene Tafeln für Radler. Das mit dem Eis auf der Strasse konnte ich heute vergessen

In Harnadelkurven ging es bergab

Auf dem Weg nach unten mischten sich schon bald wieder Wüstenpflanzen mit den Fören.

Für heute Nacht hatte ich einen weiteren Warmshower Platz vereinbart. John, der Gastgeber, schrieb mir noch, ich sollte von kleinen Ort „Lucerne Valley“ nicht enttäuscht sein, es sei nur ein kleines, schmutziges Wüstenkaff. Er dachte wohl, das der Name bei mir Assosiationen zur Stadt in der Schweiz wecken würde, aber bei mir besteht die Gefahr auf solchen Reisen kaum. Lucern Valley war genau wie ich es erwartet hatte. Eine Ansammlung von Tankstellen, kleinen Restaurant, Läden mit Kleinkram, ein Billiggeschäft Namens „Family Dollar“ und ein paar einfache Häuser oder Mobilehomes. In den Gärten viele alte Autos und sonstiger Unrat, ein Wüstenkaff halt.

Die beiden hatten sich etwas von ihren Erlebnissen auf den Strassen Amerikas zu erzählen

Lucern Valley, viel mehr gibt’s da nicht.

Von da an ging es auf einer stärker befahrenen Strasse Richtung Apple Valley weiter. Meist hatte es nur einen schmalen Seitenstreifen und dort war auch noch der Teerbelag unterschiedlich hoch. Ihr wisst ja seit dem letzten Blogeintrag wie ein neuer Belag aufgebracht wird. Da sind die Seitenränder schon mal nicht so sauber abgeschlossen,, aber wer braucht die schon, wenn sowieso fast alle in grossen Autos unterwegs sind. Für mich hiess es aber noch mehr Konzentration und den schmalen Streiffen nicht verlassen. Dazu kam nun wieder ein auffrischender, böiger Wind, so wie es hier in der Wüste üblich ist. Die Temperatur kletterte auf gut 38 Grad und ich fühlte mich richtig wohl.

Ohne Verkehr war es noch ganz entspannt, mit Verkehr an ein Foto nicht zu denken. 40 cm Fahrradplatz. 

Der Weg durch Apple Valley war nochmals ziemlich windig aber dafür gab es zeitweise sogar einen tollen Radweg.

So sollte es öfters sein

Bei dem Wind kam auch die „Waffenwerbung“ besser zur Geltung

Kurz vor vier Uhr Nachmittags traf ich bei John ein. Er kam gerade mit seinem grossen Pick Up Truck angefahren und begrüsste mich zusammen mit seinem freundlichen und bildschönen Begleiter „Hans“. Ein toll erzogener deutscher Schäferhund. Ich traf noch kurz seine Frau Tina, die sich gerade für die Nachtschicht als Krankenschwester im Spital bereit machte. John zeigte mir meine Unterkunft und ich konnte es kaum fassen. Im Garten stand ein riesiges 44Fuss Motorhome das er mir zur Verfügung stellte. Ich wollte mir ja schon immer mal so ein Teil von innen ansehen und nun durfte ich sogar darin schlafen. Danke John, du hast mir einen Traum erfüllt.

Mein „Zimmer“ für heute Nacht.

Der freundliche Hans als mein „Bewacher“. 

Blogarbeit mal an einem anderen Ort

Ich genoss den Abend zusammen mit John, der viel zu erzählen hatte. Nicht nur hatte er schon 5 mal die USA mit dem Rad durchquert, nein auch den Missouri River hat er schon auf einer sieben Monate langen Reise im Kanu auf der ganzen Länge bereist. Dieser Mann ist wie ein spannendes Buch, bei dem einem jedes Kapitel neubegeistert und überrascht.

Danke für den wunderbaren, unterhaltsamen Abend und die Gastfreundschaft.

Morgen geht’s dann nochmals Quer durch die Wüste und ich sollte nicht zu spät starten, denn man weiss nie woher das der Wind weht.

Etappe 5: 04.05.2018 Yucca Valley – Lucerne Valley (Big Bear Lakes)

Distanz: 65 km, Total 312 km, Durchschnitt 20 km/h, Fahrzeit 3 Std. 13. Min.

Heute war ein richtiger „Sonnentage“. Einerseits was das Wetter, andererseits was die Etappe anbelangt. Nach einem tollen Sonnenaufgang machte ich mich heute gemütlich bereit für eine entspannte Etappe. Das ich den langen und steilen Schlussanstieg hinauf nach Big Bear mit Max und Susi mitfahren würde, war schön gestern abgemachte Sache. Ich wollte mich nicht nochmals auf eine mühsame und wegen der engen und steilen Strassen auch nicht ungefährliche Fahrt einlassen. Als mir mein Warmshower Gastgeber Craig gestern sagte: „You don’t have to ride every mile“ fühlte ich mich in meiner Entscheidung bestärkt. Auch wenn es für eingefleischte Tourenradler natürlich ein absolutes „no go“ ist, bin ich im Moment sehr froh, diese Möglichkeit zu haben. Lieber kürzere und genussvolle Etappen als jeden Tag am Limit zu fahren. So kann ich neben dem Radeln auch noch die Zeit mit meiner Supportcrew geniessen und etwas Sigthseeing unternehmen.
Am Morgen verabschiedete mich Craig stilecht in einer Trainigsjacke mit der Aufschrift „Zürich“ die ihn an seine Zeit in der ETH erinnert.

Craig verabschiedete mich und wäre am liebsten mitgefahren

Dann ging’s hinaus auf die Strasse, die sich zuerst in einem stetigen Auf und Ab der Geländeformation anpasste. Dadurch gab es immer wieder kurze steile Abfahrten und ebensolch knackige Anstiege. Einer war so steil, das ich die letzten Meter den Hügel hoch schieben musste. Auf der ganzen Strecke waren irgendwo in der Landschaft immer wieder einzelne Häuser oder kleine Gruppen von Gebäuden zu sehen.

Rauf und runter

Dessert riding at it’s best

Überall zweigten von der Hauptstrasse einfache Sandpisten ab, die zu den oft einige Kilometer von der Strasse entfernten Häuser führten.

Hier holt niemand niemand im Morgenmantel und zu Fuss die Zeitung.

Viel Wüstenhäuser sind sehr einfach gebaut

Ich kam bei Sonnenschein und moderaten 25 – 30 Grad gut voran. Die ersten 40 Kilometer hatte es auch einen breiten und sicheren Seitenstreiffen, der später leider verschwand. Die engen Verhältnisse forderten meine ganze Aufmerksamkeit, vor allem wenn ich Lastwagen im Rückspiegel ausmachte. Zum Glück war der Verkehr nicht zu dicht, so dass ich immer mal wieder für einige Minuten ohne Verkehr unterwegs war.
Bei einer Baustelle wurde der Verkehr aufgehalten, da weiter Vorne nur eine Spur zur Verfügung stand. Die so entstandene Kollone wird dann jeweils, von einem „Pilotfahrzeug“ angeführt, an der Baustelle vorbeigelotst. Ich fuhr an den wartenden Autos vorbei um mich zu erkundigen, ob ich bei der Baustelle mit dem Rad durchfahren darf. Der „Flagman“ der den Verkehr regelt sagte mir ich solle schon mal losfahren. Die eigentliche Baustelle begann erst nach einem Kilometer. Da es sich aber um eine „wandernde Baustelle“ handelt, wird immer ein längerer Abschnitt gesperrt. Der Gegenverkehr kreuzte mich noch dort, wo zwei Spuren befahrbar waren. Kurz vor der Baustelle setzte sich dann ein „Pilotcar“ vor mich und begleitete mich am Bauabschnitt vorbei. Es wurde ein neuer Asphaltbelag eingebaut und dies auf amerikanische Art. Zuerst fuhr eine Maschine die den alten Belag abfrässte und gleichzeitig auf der Seite deponierte. Dann folgte eine Maschine die diesen deponierten Abfall aufnahm, offensichtlich im Inneren mit neuem Asphalt anreicherte und hinten gleich wieder auf den ausgefrästen Bereich entlud. Später folgten noch zwei Walzen die das Ganze platt drückten und zum Schluss das „Malfahrzeug“, das die neue Bodenmarkierung auftrug. Fertig war der neue Strassenbelag. Das ganze rollende Strassenbelagsfabrik macht wohl so 1 – 2 km pro Stunde und war wirklich beeindruckend anzusehen.

Hinter dem Pilotcar an der Baustelle vorbei


Kurz darauf hatte ich den vereinbarten Treffpunkt am Anstieg zum Big Bear Lake erreicht und packte mein Rad auf den Pick Up.
Auf der Hochebene angekommen sahen wir, dass Baldwin Lake nichts als eine grosse, ausgetrocknete Fläche übrig war. Kein Tropfen Wasser und die Häuser die einmal Seeanstoss hatten, standen nun am Rand einer kahlen Ebene. Die Trockenheit ist augenfällig. Auch diesen Winter hat es hier oben kaum Geschneit und die Trockenheit in Kalifornien nimmt langsam verheerende Ausmasse an. Craig sagte mir heute Morgen noch, das er befürchte, dass es hier oben wohl bald zu einem Buschfeuer kommen könnte, da alles nun wirklich ausgetrocknet sei. Dies würde dann wohl zu einer richtigen Katastrophe führen, da die Menschen hier alle verstreut in den Wäldern leben und es viel zu wenig Fluchtwege gebe um alle sicher evakuieren zu können. Er rechnet mit dem schlimmsten.

Ausgetrockneter Baldwin Lake

So schön es hier oben auch aussieht mit all den Hozhäusern in den Wäldern und dem schönen, kleinen Ortskern von Big Bear Lakes, das hier ein Feuer verheerend wäre ist offensichtlich. Nach der Ankunft war es überraschenderweise sogar hier oben warm genug um noch im Pool zu schwimmen. Morgen ist Ruhetag und den nutze ich um mir Gedanken über den weiteren Verlauf der Reise zu machen. Ich suche eine Route die ich sicher auch ohne Supportcar machen kann, den die Route von Susi und Max führt ab hier nach Las Vegas und weiter in den Norden. Wir werden uns in San Diego wieder treffen. Also sollten die Etappen ab hier für mich wieder eher flach sein, die Ambitionen ein grosser Tourenbergfahrer zu sein muss ich zumindest im Moment bei diesen steilen Strassen begraben. Was soll’s, es gibt wohl genug schöne und spannende Etappen auf dem Weg zurück nach San Diego.

Hier noch einige Bilder wom Ruhetag, den wir für eine kurze „Wanderung“ nutzten.

Etappe 4: 03.05.2018 Twentinyne Palms – Yucca Valley 

Distanz: 38 km, Total 2247 km, Durchschnitt 13.6 km/h, Fahrzeit 2 Std. 47. Min.

Heute stand nur eine kurze Etappe auf dem Plan und das war gut so. Nach den ersten doch anstrengenden Tagen mit Höhenmetern und Wind bin ich noch immer nicht richtig im Tourenmodus angekommen und war froh, heute nur ein kurzes Stück radeln zu müssen. Zumindest wettermässig entwickeln sich die Dinge positiv. Die Sonne schien schon am Morgen und die Temperatur wurde im Verlauf des Vormittags auch immer angenehmer. Der Wind hatte fast ganz abgenommen und so machte ich mich mit positiven Gedanken aus Werk. Trotzdem lief es nicht richtig rund und das lag wohl nicht nur daran, dass die Strasse einfach kontinuierlich Anstieg. Aber die 750 Höhenmeter mussten ja auch irgendwie geschafft werden. Für mich heisst es nun auf meinen Körper zu hören und den Plan entsprechen anzupassen. Schliesslich soll das ganze ja eine Fahrrad- und keine Tortour sein. 

Start vom Motel bei blauem Himmel


Der Ausblick auf der schurgeraden Strasse lies bei mir Erinnerungen an meine USA Durchquerung aufkommen. Obwohl ziemlich viel Verkehr war, fühlte ich mich ganz wohl auf dem Twentinyne Palms Hwy. Meist war der Pannenstreiffen breit genug oder die Autos überholten auf der zweispurigen Strasse mit genügend Abstand. 

Hier ein paar Impressionen von Unterwegs.

Das farbigste Wüstenhaus weit und breit

In der Ferne noch Schnee bei Big Bear Lakes

Das passt gerade noch 😉


Mein Warmshowergastgeber hatte mir eine genaue Routenbeschreibung geschickt, so dass ich seinen versteckten Platz in den Hügeln oberhalb von Yucca Valley gut fand. Craig und seine Frau Barbara begrüssten mich freundlich und zeigten mir meine Unterkunft. Ich hatte ein ganzes Gästehaus für mich alleine, dass etwas Abseits des Haupthauses stand. Die beiden sind extra wegen mir von Riverside gut 85 Kilometer hierhergefahren. Vielen Dank! Nachdem ich mich frisch gemacht hatte lud mich Craig ein mit ihm zu einem weiteren, abgelegenen Wüstengrundstück zu fahren, das ihm gehörte und wo er vor gut 20 Jahren einen Unterstand gebaut hatte. Das Vegetation mit vielen grossen Joshua Trees brannte leider vor 9 Jahren bei einem Buschfeuer nieder, so dass von dem mehr als 500 Jahre alten Bäumen nur noch verkohlte Reste übrig waren. Langsam erholt sich die Natur, aber das Dauer hier wo es nur 5 cm Regen im Jahr gibt halt sehr lange.  Wenigstens  die Tiere sind zurück. Kleine Streiffenhörnchen rannten überall herum, Wüstenhasen mit grossen Ohren hoppelten davon und sogar ein Gruppe Hirsche konnte ich entdecken. 

Craig’s versteckte Weekendhütte

In dieser Gegend hat ein Jeep wirklich seine Berechtigung

Ein bisschen knapp bemessen für eine Bicycle Route

Pioneertown, wo früher viele Western (z.B. OK Coral) gedreht wurden. Heute sind die Häuser privat und bewohnt.


Craig erzählte mir von seinem damaligen Einsatz als Feuerwehrmann, wo er in der Nähe im Einsatz war und erfolgreich einige Häuser vor den Flammen retten konnte. Auch sonst hätte er spannendes zu erzählen. So studierte er zum Beispiel 1963 – 64 an der ETH in Zürich und schwärmte von den Sommerklettertouren in der Schweiz. Selbstverständlich hat er auch schon viele lange Radtouren unternommen und ist nun wegen Knieproblemen als Senior im Schwimmen aktiv. 

Auch im und um’s Haus macht er alles selber. Ob Schweissen, Mauerarbeiten oder Tischlern, Craig macht’s.So verging der Nachmittag rasch und am Abend genoss ich mit ihm und Barbara eine Pizza auf ihrer schönen Terasse mit Blick in die Wüste.

„Mein Gästehaus“ für heute Nacht


Ausblick von Craig

Vereinzelt leuchten Blumen


Wieder ein schönes „Warmshower-Erlebniss“ und ein Einblick in den Alltag der Menschen hier.

Ich geniesse nun die Nacht hier draussen und freue mich schon auf den klaren Sternenhimmel, der bei dieser Dunkelheit sicher ganz besonders leuchten wird.  

Etappe 3: 02.05.2018 Indio – Desert Hot Springs (Twentinyne Palms)

Distanz: 53 km, Total 209 km, Durchschnitt 13.4 km/h, Fahrzeit 3 Std. 55. Min.

Aufmerksame Leser haben es sicher schon an der Überschrift  bemerkt. Auch die heutige Etappe verlief nicht wie geplant. Der Wetterbericht hat zwar von nachlassenden Winden gesprochen, aber wohl nicht auf meiner Route. Als ich am Morgen aus dem Fenster schaute bewegten sich die Palmenblätter mehr als erwartet und kurz bevor ich losfahren wollte, begann es auch noch zu regnen. Da bin ich nun in der Wüste, freue mich auf schönes, warmes Wetter und ausgerechnet heute muss es regnen. Da zog ich mich gleich nochmals für eine halbe Stunde ins Zimmer zurück und wartete ab. Der Regen hörte bald auf, so dass ich starten konnte. Dass ich auch zu diese Etappe mit einer Jacke starten würde hätte ich nicht gedacht. Bei der Planung stellte ich mir ein Kampf gegen die Hitze vor und nun war es einer gegen kalten Gegenwind. Auf Nebenstrassen fuhr ich aus Indio raus und passierte viele abgeschlossene Wohnquartiere, in denen mitten in der Wüste mit viel Wasser eine grüne Umgebung für die meist pensionierten Bewohner hergestellt wird. Alle wirkt künstlich und ohne Charm.

Pensionistenträume in der Wüste

Da hat wohl jemand vergessen, dass ein überhitzter Immobilenmarkt am Anfang der letzten grossen Wirtschaftskrise stand.

Aussteller des Tages: Ich sah die ersten richtig langen Güterzüge entlang der Autobahn vorbeifahren.

Nördlich von Indio musste ich auf der Frontageroad (Paralellstrasse) zum Interstaate 10 fahren. Alle andern Strassen waren nur noch Sand- und Schotterwege. Ab und zu war es ziemlich eng und der Wind blies direkt von Vorne. Zum Glück ist mein neu erstandenes Rücklicht mit Blinkfunktion so kräftig, dass mich die Autofahrer schon von weitem sehen. Wenn amerikanische Autofahrer Blinklichter erkennen, halten sie in der Regel auch Abstand. Die Strasse stieg immer wieder an und so kam zum Gegenwind auch noch Steigung dazu. 8 – 10 km/h konnte ich auf dem Tacho ablesen, obwohl ich mich kräftig in die Pedalen stemmte und mein neuer, extra für diese Reise angeschaffter kleine Zahnkranz zum Einsatz kam (= mehr kleine Gänge).

Zermürbend!

Immer wieder hoffte ich, das der Wind endlich etwas abflachen würde, aber wenn man durch eine Gegend mit vielen grossen Windrädern fährt, ist das wohl ein frommer Wunsch. Auf jeden Fall wurde ich nicht erhört und im Gegenteil, der Wind nahm noch mehr zu. Oft war es schwierig von den Böen nicht neben die Strasse in’s weiche Kiesbett geweht zu werden. Rund um mich flog der Sand durch die Luft und an den Sträuchern flatterten überall alte, zerschlissene Plastiksäcke. Auf einem Hügel sah ich dann viele Abfalllastwagen, die in eine Grube fuhren. Offensichtlich wird dort der Müll immer noch einfach in die Landschaft gekippt. Mülltrennung, Müllverbrenungsanlagen = Fehlanzeige. Der Wind packt dann die leichten Sachen und weht sie durch die Landschaft. Aber auch grössere Gegenstände wie Matratzen, Teppichresten ja sogar zerschlissene Sofas sah ich am Strassenrand.

Mein Kampf gegen die Windmühlen.

Kurz nach Mittag erreichte ich Desert Hot Springs. Nach einer kurzen Stärkung in einem Fast Food Laden wollte ich weiter, doch nun zogen auch noch dunkle Wolken auf und es roch nach Gewitter. Der Wind wurde noch stärker und böiger, so dass ich hier kapitulieren musste. Die letzten vier Stunden im Kampf gegen den Wind hatten bei mir Ihre Spuren hinterlassen und im Wissen, dass nun noch ein langer, und wegen enger Strassenverhältnisen nicht ungefährlicher Aufstieg bevorstand, zog ich die Reisleine. Ein Anruf genügte und schon machte sich mein Rettungsteam Susi und Max auf den Weg um mich abzuholen. Bei der Planung, die wohl etwas optimistisch war, hätte ich nicht gedacht, dass sich die Vorhersagen von Max „wir verladen dich dann auf den Pick Up“ so bewahrheiten würden. Ich bin den Beiden sehr dankbar, den ohne sie hätte ich auch heute das geplante Ziel nicht erreicht und meine Routenwahl wäre wohl Makulatur gewesen.

Dank dem Autotransfer blieb dafür Zeit sich in echter Saloonatmosphäre zu stärken.

Ich hoffe nun, dass das Wetter etwas gnädiger wird und ich doch noch in einen vernünftigen Tourenrythmus finde. Morgen besuche ich meinen ersten „Warmshowers Gastgeber“ und freue mich schon auf diese Begegnung.

Etappe 2: 01.05.2018 Borrego Springs – Salton City (Indio)

Distanz: 47 km, Total 156 km, Durchschnitt 22, Fahrzeit 2 Std. 13. Min.

Heute war wieder einmal einer jener Radtourentage, die sich so ganz anders präsentieren, als in der Planung vorgestellt. Ich rechnete zu Hause bei der Recherche mit Hitze und allenfalls am Nachmittag mit thermischen Winden. Die lassen sich jedoch mit einem frühen Start meist bewältigen. Heute bekam ich aber das ganze Kontrastprogramm. Da ich einen frühen Start plante war ich schon um halb sieben draussen um die Wetterlage zu beobachten. Schon jetzt blies ein kräftiger, kalter Wind aus Nordwesten. Den kannte ich ja noch von gestern und er hatte all mein Respekt! Eigentlich war es so ein Tag wo man das Rad lieber im Zimmer lassen sollte und höchstens einen Spaziergang plant. Aber da ich mit Susi und Max ja einen „Notfallauto“ an meiner Seite wusste, startete ich trotzdem. Fest entschlossen die geplanten 100 km bis Indio zu radeln war ich kurz nach sieben Uhr auf der Strasse.

Ganz besondere Lichtstimmung am Morgen

Start in einen etwas anderen Radlertag

Jede kleine Drehung der Strasse war sofort spürbar. Mal wurde ich vom Wind angeschoben, mal abgebremst. Rasch war die kleine Siedlung Borego Springs hinter mir und da wo nicht gerade bewässert wurde, wuchsen nur noch klein Sträucher im Sand. In dieser unwirklichen Umgebung tauchten am Horizont plötzlich seltsame Umrisse auf. Gabe es hier eine Kamelfarm, oder sogar Elefanten? Beim Näherkommen entpuppten sich die Umrisse als lebensgrosse Metallkunstwerke, die hier in dieser Landschaft eine besondere Wirkung hatten.

Fatamorgana? Nein Kunstwerke.

Nach wie vor blies ein kalter Wind und ich war froh die wärmende Jacke dabei zu haben.
Auf dem Weg Richtung Salton City wurde die Landschaft um mich herum immer trockener und es gab einige kleiner Hügel zu bewältigen. Dank dem starken Rückenwind war das jedoch leicht zu schaffen und ich konnte mich über ein zügiges Vorwärtskommen freuen. Doch gleichzeitig war mir klar, das der Wind mich heute nicht immer unterstützen würde, den ab Salton City führte die Strasse nach Norden. So das der Wind von schräg vorne kommen würde. Trotzdem genoss ich das Erlebnis vom Wind mit bis zu 50 km/h über die nur leicht abfallende Strasse geschoben zu werden, ohne dass ich treten musste.

Meine späteren Retter überholen mich hier im Nirgendwo.

Der Strassenbelag war zeitweise „eher grob“ 😉

So machte Wind ja Spass …

… Doch es kann auch Zuviel werden.

Die Windböen wurden immer stärker und als ich in Salton City nach links abbog, wurde ich fast von der Strasse geweht. Ich machte einen kurzen „Fahrversuch“ wobei mich die Windböen oft einen Meter und mehr seitlich versetzte. Dazu kam  starker Verkehr auf dem Hwy 86  und es schien zu gefährlich um weiter zu fahren. Ich überlegte hin und her, musste aber einsehen, das ich die Tagesetappe hier abbrechen musste.
So setzte ich einen „Notruf“ ab und vereinbarte mit Max, dass er mich auf dem Weg nach Indio hier abholen würde. Zum Glück hatte es eine Tankstelle und einen Fastfood Laden, so dass ich windgeschützt warten konnte.
Rasch war mein Pferdchen auf der grossen Ladefläche fest verstaut und konnte so mal ganz entspannt „Strecke machen“.

DANKE euch beiden! Und das Pferdchen genoss wohl mal eine andere Aussicht.

Wir machten noch einen kleinen Abstecher an den „Strand“ des Saltonsee, der infolge der gigantischen Wasserentnahme für all die Bewässerungen, immer mehr austrocknet. Das ganze war ein trostloser Anblick.

Das sah ja noch ganz vielversprechend aus.

Dieser Anblick dann eher trostlos

Der Ort ist wirklich am Ende

So fuhren wir rasch weiter und es reichte im Hotel noch für eine Runde schwimmen im Pool. Doch auch hier war der Wind spürbar und so liessen wir das mit dem Sonnenbad sein.
Jetzt hoffe ich das sich der Wind bis Morgen abschwächt und mir nicht den gesamten Reiseplan durcheinander bringt.

Etappe 1: 30.04.2018 Santee – Borrego Springs

Distanz: 109 km, Total 109 km, Durchschnitt 16.2 (1821 Höhenmeter)

Heute morgen galt es also ernst. Nichts mehr mit gemütlichen Beachlive und Shopping in San Diego. Die erste Etappe nach Borrego Springs stand auf dem Programm. Für mich auf Grund der Distanz in Verbindung mit den zu fahrenden Höhenmeter nicht die ideale Einrolletappe. Aber da gab es nichts zu mekern. Wer von San Diego aus nicht der Küste entlang fahren will, kommt um die Hügel nicht herum. Die ersten 7 Kilometer verliefen noch sehr gemütlich, doch dann bog ich in die „Wildcat Canyon Rd“ ein und merkte bald, das diese Strasse den falschen Namen trug. „Cyclists Hell Rd“ würde besser passen! Nicht nur das die Strasse recht steil und mit ruppigen Anstiegen gespickt war, nein es war auch noch viel Verkehr und leider kein guter Seitenstreifen. Ich fühlte mich nicht immer wohl und hoffte, das mein neues, stark blinkendes Rücklicht die Autofahrer auf mich aufmerksam machen würde.

Wenn man nach jeder Abfahrt das doppelte wieder hochladen muss, machen auch Abfahrten nur halb so viel Spass

Zum Glück ging alles gut aber ich war froh, als ich von der Strasse abbiegen konnte. In Ramona hatte ich das erste Plateau erreicht und es wurde etwas flacher. Trotzdem gab es immer nach kurzen Abfahrten wieder knackige Anstiege, die die Oberschenkel warm werden liessen. Zum Glück musste ich heute nur mein Tagesgepäck den Berg hinauf treten, da ich heute Abend Max und Susi, die mit dem Auto unterwegs sind, wieder im Hotel treffe und sie mir das Gepäck mitnahmen.
Doch auch mit leichtem Gepäck war ich heute ganz schön gefordert. Dazu war es den ganzen Tag bedeckt. Bei uns würden so dunkle Wolken viel Regen ankündigen. Nicht dass ich mir für den langen Aufstieg einen heissen Sommertag wünschte aber der Wind, der den ganzen Tag blies, war doch etwas gar kalt. Zum Glück blies es meist von hinten und die dunklen Wolken liessen ihre Schleusen zu.
Zuerst fuhr ich noch durch kleinere, zusammenhängende Wohnquartiere, später standen die Häuser und Farmen immer weiter verstreut irgendwo in den Hügeln und am Rande von kleinen Canyon’s. Bald gab es nur noch Farmen und vereinzelt kleine Weingüter. Die dauernden Anstiege forderten ihren Tribut und ich schaute immer sehnsüchtiger auf den Tacho um zu sehen, wie weit es noch geht.

Weingut bei Ramona

Apfelkuchenfabrik, wohl wieder mal „die beste der Welt“

Zum Glück war ich heute mit viel Rückenwind unterwegs

Nach Santa Ysabela hatte ich die Hoffnung, das es nun nur nach abwärts gehen würde. Doch ich wurde enttäuscht und musste noch weitere 30 km kämpfen, bis ich endlich vor der finalen Schlussabfahrt stand. Die Verkehrsschilder sahen schon mal vielversprechend aus und am Anfang machte das Hinuntersausen bei bis zu 60 km/h auch Spass.

Sieht nach viel Spass aus

Doch der Wind wurde immer stärker und die Böhen in den kleinen Canyon’s waren so stark, dass ich befürchtete von der Strasse geweht zu werden. Immer wieder fuhr ich nur noch im Schritttempo um die Böen auffangen zu können. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, das mir der Helm vom Kopf geblasen würde.

Spektakulärer Ausblick hinunter nach Borrego Springs

Zeigte die Strasse nach einer Kurve gegen den Wind, so musste ich auch bei 10-12% Gefälle kräftig treten, um vorwärts zu kommen. Unglaublich, aber solche Böen habe ich noch nie erlebt.
Ich war froh, nach 6 Std. und 40 Min. endlich im Hotel angekommen zu sein. Ein Kaffee, eine warme Dusche und schon fühlte ich mich besser.

Endlich geschafft. Welcome to the wild West

Jetzt noch gut schlafen und regenerieren, damit ich morgen wieder bereit bin.

Heimreise: Sa. 07.10.2017 Sète – Winterthur, Fazit der Reise

Abfahrt Sète: 07.43 h mit TGV bis Lyon an 09.50h / ab 10.36h mit RER bis Genf an 12.28h / ab 12.43h mit IC bis Winterthur an 15.57h

Hier noch ein paar Bilder aus Sète:

Das ist doch ein schöner Blick auf einen Bahnhof. Ein traumhafter Arbeitsort für einen segelnden Bähnler.

Kanäle durchziehen die ganze Stadt.

Experimentelle Architektur. Eins Einkaufszentrum in „Gitternetz“ gehüllt.

Heute war mal etwas früher Tagwache, denn wir wollten spätestens um 07.00 Uhr das Hotel verlassen. Für die gute vier Kilometer bis zum Bahnhof brauchten wir knapp 15 Minuten und genossen auf dieser Fahrt der Küste entlang die wunderschönen Farben welch die aufgehende Sonne an den Himmel malte. Dort angekommen mussten wir unsere Räder und Gepäck über Treppen durch die Unterführung aufs Abfahrgleis tragen. In Sète gibt es am Bahnhof weder einen Lift noch Rampen. Auf dem Perron haben wir dann die Räder zusammengeklappt und in unsere Taschen verstaut. Wir versuchten zwar am Vortag nochmals ein Velobillett für den Zug zu kaufen, aber alle Plätze waren schon gebucht. Die nächste offizielle Verbindung mit Fahrradmitnahme wäre erst mit Abfahrt am Mittag gewesen und so versuchten wir es damit, unsere Räder zusammengeklappt und in Taschen vertäut mitzunehmen.

Bereit für den TGV.

Als der Zug einfuhr staunten wir nicht schlecht wie gut er schon belegt war. Zudem war heute wohl ein „Umzugstermin“, denn viele Reisende hatten grosse Taschen dabei. Mit andern Worten, die Gepäckablage im Gang war bereits voll belegt. Uns blieb nichts anderes übrig als die Räder vor dem Gepäckabteil in den Gang zu stellen. Dabei achteten wir darauf das trotzdem ein Durchgang frei blieb. Das schien den Grundanforderungen zu genügen, denn kein Schaffner beschwerte sich sonder einer fragte nur: „Sind das eure Räder? Schaut doch bitte mal an der Haltestelle nach, falls jemand sein Gepäck hervorholen will.“ Klar machten wir das, aber eigentlich stiegen nur immer mehr Leute ein. Gut 10 Min. vor Lyon machten wir uns auf um unsere Radtaschen am Ausgang bereit zu stellen, so dass wir als erste aussteigen konnten um den andern nicht mehr im Weg zu stehen. Es klappte ganz gut und in Lyon bauten wir auf dem Perron die Räder wieder zusammen, denn im TER erwarteten wir Fahrradhaken im Veloabteil. So war es auch und wir konnten die Räder bequem aufhängen.

image

Ziemlich eng im TGV. Sorry für das schlechte Handyfoto.

In Lyon konnte die Räder wieder ausgepackt werden.

In Genf beim Umsteigen fanden wir diesmal ein Rampe und das Umsteigen war über diesen Weg viel einfacher als über die Rolltreppen, die wir am Hinweg benutzt hatten. Die Räder noch im Veloabteil des IC nach Winterthur aufhängen und bei strahlendem Wetter und guter Fernsicht die Heimreise geniessen.
Das war’s.

 

Im IC Genf – Winterthur. Velohakentaugliche Liegerädern sind auf ÖV-Reisen von Vorteil.

Fazit:
Fahrradtransport in Frankreich ist mit etwas Vorbereitung und Rädern die sich im Notfall zusammenklappen lassen kein Problem. Mit normalen Velos ist zumindest im TGV eine rechtzeitige Reservation wohl zwingend nötig. Die Radroute der Eurovelo 17 der Rhone entlang hat uns auf dem von uns befahrenen Abschnitt voll überzeugt. Auch wenn die Strecke noch nicht überall fertiggestellt ist, so waren in diesen Bereichen die vorhandenen Nebenstrassen ein würdiger Ersatz. Die Route ist zwar gut ausgeschildert, trotzdem muss ich nach den Erfahrungen der Donaureise und nun hier klar sagen das ein Navi, welches mit den richtigen Wegdaten gefüttert wurde, eine grosse Hilfe ist. Vor allem in dichten Städten trägt es allgemein zu einem entspannteren Fahren bei, da man sich immer wieder auch auf Feldwegen und in engen Gassen vergewissern kann, auf dem richtigen Weg zu sein.
Wer sich neu ein Navi anschafft, sollte aber den Lernprozess nicht unterschätzen. „Wie und wo bekommen ich die besten (kostenlosen) Karten für mein Reisegebiet? Wie plane ich eine Tour und wie bringe ich die Strecke auf mein Navi? Wie löse ich das Problem der Stromversorgung unterwegs? (Ein gutes Navi läuft vielleicht 5-6 Std. im Dauerbetrieb, für eine längere Tagesetappe meist zu knapp. Wir laden das Navi während der Fahrt über den Nabendynamo und ein E-Werk von Busch und Müller auf. Tolle Sache das eigene „Kraftwerk“ dabei zu haben. )
Zur ganzen Thematik gibt es im Netz zum Glück viele hilfreiche Lernvideos. Googeln, Geduld und genug Zeit sind aber nötig.

Zur Reisegegend: Ich war ehrlich gesagt etwas skeptisch eine Reise in Frankreich zu machen. Viele frustrierende Schulerfahrungen mit dem französisch haben mir diesen Kulturkreis nicht wirklich schmackhaft gemacht. Ich wurde vollumfänglich positiv überrascht! Die Leute begegneten uns ausnahmslos freundlich und hilfsbereit. Im allgemeinen nahmen wir sie sehr entspannt war. Jeder unserer Gastgeber, ob in privaten Pensionen oder an der Hotelrezeption, bemühte sich für unserer Räder einen sichern Platz zu finden und nie hatten wir das Gefühl mit diesem Wunsch die Leute zu stressen. Auch unterwegs viele freundliche Begegnungen. So gut es unser französisch zuliess konnten wir etwas über das „Woher kommt ihr, wohin fahrt ihr?“ plaudern und wie immer waren unsere Räder ein Gesprächsthema.
Kurz: Wir haben gefallen an den französischen Radwegen, ihren Menschen und den Landschaften gefunden und wenn es in Sachen Essen zukünftig auch noch eine etwas grössere Auswahl an vegetarischen Gerichten gibt, haben die Franzosen auch Barbara voll auf ihrer Seite.
Merci!

Tag 6: Do. 05.10.17 Aigues-Mortes – Sète

Distanz 63 km, Total 344 km, Fahrzeit 4 Std. 30 Min, Durchschnitt 14 km/h, 17-25 Grad, sonnig,
Die GPS-Datei zur Etappe kannst du hier herunterladen.

Wir nahmen heute die letzte Etappe unserer kurzen Herbsttour in Angriff. Zuerst gut 6 Kilometer dem Kanal entlang bis zur Küste ins malerische, aber auch von vielen Touristen besuchte Städtchen Le-Grau-du-Roi. Die Fahrt dorthin wieder auf einem separaten, schön ausgebauten Radweg mit Blick auf die Lagunen und dort lebenden Flamingos.

Idyllischer Garten im Motel

Letztes Flamingofoto, versprochen! (Aber wir haben es einfach genossen diese Tiere entlang der Radrouten zu bewundern.)

Le-Grau-du-Roi In der Vormittagssonne

Die beiden lassen sich das Fischen von der Brücke auch durch Verbotsschilder nicht nehmen.

Dann bogen wir rechts ab, immer möglichst der Küste entlang. Schon aus der Ferne erblickten wir die Rettortenstadt „La Grande-Motte“, die mit ihren riesigen Appartementsgebäuden aus den 60er Jahren fast wie eine Filmkulisse aus einem alten Science Fiction Film wirkt. Der Betonbau hatte damals seine Blütezeit und jeder Architekt schien sich mit kreativen Bauten verwirklichen zu wollen. Alles klar durchstrukturiert und selbst die Strandpromenade war Teil dieses Ensembles. Leider zum Radfahren nicht wirklich gut geeignet da sich der Betonplattenweg durch die Bäume schlängelte und einige Spaziergänger unterwegs waren, so dass wir nur langsam vorwärts kamen.

Die „Wahrzeichen“ von La Grande-Motte des Architekten Jean Balladur

Fast jeder hat den Blick aufs Meer.

Wir stellten uns mit vor wie überfüllt und unangenehm es hier wohl in der Hochsaison wäre.
Nachdem wir diesen seltsamen Ort verlassen hatten genossen wir wieder einen tollen Radweg, der immer hinter den Sanddünen verlief und ab und zu den Blick aufs Meer freigab. In Palava-les-Flots bogen wir dann auf einen schmalen Kiesweg ein, der mitten durch die Lagunen führte. Das Fahrradverbot übersahen wir grosszügig und waren damit nicht alleine. Immer wieder trafen wir auf Fischer die mit ihren Velos oder Motorrollern hier hinausfahren, um ihrem Hobby zu frönen. Gleich neben dem Damm verlief auch die Fahrrinne welche die Hausbootmieter auf dem Weg von Sète in den Canal-du-Midi nehmen müssen. Wohl etwa 15 Kilometer radelten wir auf diesem Damm der einen mehr oder weniger akzeptablen Kiesbelag hatte. Wegen des holprigen Untergrunds nahmen wir es aber gemütlich und stoppten auch ab und zu für einen Blick übers Wasser. Schon ein spezielles Gefühl so „übers Wasser“ zu radeln.

Als Hobbykapitän helfe ich natürlich gerne beim Anlegemanöver.

Warum sollte man hier nicht Radfahren dürfen?

Immer weiter „übers Wasser“ Richtung Sète.

Einfach schön hier auf dem Dammweg. Wären wir an der Küste gefahren, hätten wir etwas verpasst.

Auch die Einfahrt in Sète und der Weg ins Hotel fanden wir dank Navi und zwei weiteren missachteten Fahrverbotstafeln über Kies- und Radwege auf sehr ruhigen Strassen. Nur in der Altstadt wurde es für ein paar hundert Meter etwas verkehrsreicher, aber schon bald waren wir wieder auf einem separaten Radweg und fuhren der Küste entlang zum Hotel.
Wir hatten das Ziel wohlbehalten erreicht und waren froh auch auf dieser Etappe dank guter Vorbereitung die richtige Route ins Navi programmiert zu haben.

Wir genossen den Abend am Wasser …

… und konnten die Füsse im frischen Meer abkühlen.

Am Freitag nun noch ein Ruhetag in Sète und am Samstag dann mit dem Zug zurück in die Schweiz. Ich werde dazu dann von zu Hause aus noch einen Beitrag verfassen.

 

Tag 5: Mi. 04.10.17 Saintes Maries-de-la-Mer – Aigues-Mortes

Distanz 28 km, Total 281 km, Fahrzeit 1Std.35 Min, Durchschnitt 17.4 km/h, 17-24 Grad, leicht bedeckt vielen sonnigen Abschnitten,
Die GPS-Datei zur Etappe kannst du hier herunterladen. 

Heute standen nur wenige Kilometer auf dem Programm, denn wir wollten uns bewusst noch etwas Zeit nehmen um uns hier in dieser schönen Landschaft etwas umzusehen. So besuchten wir nach dem ausgiebigen Frühstück den „Parc Ornithologique“ ganz in der Nähe. Hier wurden Lebensräume vor allem für Flamingos, aber auch andere Vögel die hier leben oder durchziehen angelegt. Auf einem Rundgang mit diversen „Beobachtungsstellen“ kann man die Tiere gut beobachten und ist umgeben vom lauten Geschnatter der vielen Vögel. Wir bewunderten vor allem die Flugkünste der grossen Vögel und staunten mit welcher Leichtigkeit sie im Segelflug über die Lagunen schwebten.

Die einen nahmen es ruhig, …

… die anderen eher aufgeregt.

Träume vom fliegen

Auch ein Storch kann sich prominent in Szene setzen.

Nach diesem Ausflug fuhren wir nochmals zurück zum Hotel um unser Gepäck abzuholen, weil wir dieses während dem Besuch im Vogelpark nicht unbeaufsichtigt an den Rädern lassen wollten. Auf dieser Fahrt sahen wir dann auch noch einige weisse Pferde im hohen Gras.

Ein Ausritt hoch zu Ross wird hier an jeder Ecke angeboten.

Bilderbuchcamargue

Danach machten wir uns auf den Weg nach Aigues-Mortes. Meist fuhren wir auf mässig stark befahrenen Nebenstrassen, welche aber zum Glück immer einen guten Seitenstreifen hatten, so dass wir auch hier sicher unterwegs waren.

Bis nach Sètè ist es nicht mehr weit.

Die Stadt, in der heute knapp 9’000 Menschen leben, spielte vor allem ab etwa 1240 n.Chr. eine bedeutende Rolle, weil sie ein wichtiger Ausgangspunkt für die französischen Kreuzfahrer war, die damals noch keinen Hafen am Mittelmeer besassen.
Sie bauten hier im Sumpf die Stadt auf und verschaffte sich über Kanäle Zugang zum Meer, von wo aus sie ihre Fahrt in den Nahen Osten fortsetzten. Irgendwie kommen mir bei solchen Geschichten immer wieder Parallelen zur heutigen Zeit in den Sinn, wo manche meinen das Recht zu haben, anderen mit Gewalt ihren eigenen Glauben aufzuzwingen. Traurig das die Menschheit in diesem Thema offenbar noch nichts dazu gelernt hat.
Trotz dieser Vorbehalte machten wir uns am späteren Nachmittag noch zu Fuss auf den Weg ins alte Stadtzentrum um diese besondere Hafenstadt, die vollständig von einer Festungsmauer umgeben ist,  etwas kennen zu lernen.

Eine mächtige Mauer umschliesst die Stadt.

Hinter den Mauern gepflegte Gassen.

Vor dem Stadttor wird die Arena für ein Stierfestivall am kommenden Wochenende aufgebaut. Offenbar bringen die Zuschauerfamilien ihre eignen, kleinen Privattribühnen mit, welche von vielen kleinen Gruppen aufgebaut werden.

Gute Nacht

Über alles gesehen heute also mehr Sightseeing als Radfahren.

 

Tag 4: Di. 03.10.17 Arles – Saintes Maries-de-la Mer

Distanz 79 km, Total 253 km, Fahrzeit 5 Std., Durchschnitt 15.9 km/h, 17-24 Grad, bedeckt mit sonnigen Abschnitten,
Die GPS-Datei zur Etappe kannst du hier herunterladen.

Heute Morgen konnten wir gleich vor dem Hotel über eine Brücke und dann nach links den Kanal entlang Richtung Meer abbiegen. Am Kanal bot sich uns ein romantisches Bild von vertäuten Hausbooten und etwas weiter dann die bekannte Brücke die der Maler Van Gogh verewigt hat.

Traumhafte Wohnlage

Die haben wir zumindest gemalt alle schon mal gesehen.

Der Radweg war bis kurz vor Port-Saint-Louis-du-Rhone, wo der Fluss ins Meer mündet, ausgezeichnet. Auf der ganzen Strecke frisch geteert. Ein Genuss! In einem Blog einer Familie aus Neuseeland, welche die Strecke noch im Juli 17 gefahren sind, war zum Teil noch von tiefen Kiesabschnitten zu lesen. Die Franzosen haben offensichtlich die zwei Monate genutzt und diese Stecke asphaltiert. Ein grosses MERCI!

Danke für den tollen Teerbelag …

… und die traumhafe Kulisse.

Wir sind nicht ganz an die Mündung der Rhone gefahren, sondern habe kurz vorher die Fähre über die Rhone nach Salin-de-Girau genommen, wo wir von einem Aussichtshügel aus die Becken für die Meersalzgewinnung bestaunen konnten. Die zum Teil recht rote Farbe entsteht durch Algen die hier leben. Das Meerwasser wird von einem Becken zum andern geleitet, wobei durch die Verdunstung den Salzgehalt im Wasser immer mehr erhöht, bis das Salz in den letzten Becken geerntet werden kann.

Die Salzbecken bei Girau

Farben wie aus dem Malkasten

Salzernte

Im kleinen, schmucklosen Ort, das vorwiegend aus funktionalen Arbeiterhäusern besteht, wollten wir etwas zu Mittag essen, denn es war gerade 12.30 Uhr. Wir fanden aber kein offenes Restaurant und wer in Frankreich um diese Zeit einkaufen will muss sich beeilen, denn um diese Zeit heisst es meistens „geschlossen bis 15.00 Uhr“.
Zum Glück fanden wir noch einen Laden und eine Bäckerei die uns kurz vor Ladenschluss noch bedienten, so dass wir etwas Proviant und Getränke für die letzten gut 40 km durch die Camargue einkaufen konnten. Von hier bis zum Ziel gibt es nichts mehr zu kaufen. Also bedeutete das auch vor allem auch die Getränkevorräte aufzufüllen.
Nach ein paar Kilometern wechselten wir von geteerten Strassen auf ausgewaschene Feldwege. Im ersten Teilstück waren noch Autos zugelassen, später dann nur noch Fussgänger und Velofahrer.

Durch die Camargue

Die Wegbeschaffenheit verlangte einiges an Konzentration, gleichzeitig schweifte unser Blick aber auch immer wieder in die tolle Landschaft. Viele verschiedene Kräuter und Sträucher sowie Vögel buhlten um unsere Aufmerksamkeit. Die absolute Attraktion aber waren die Flamingos, die sich in den Lagunen im schönsten Sonnenlicht präsentierten.

Wir haben sie gefunden 🙂

Es waren immer mehr Radler unterwegs, die offensichtlich von Saintes-Marie-de-la-Mer aus eine Nachmittagsfahrt hierher unternahmen. Der Weg war nun stellenweise so tief mit Sand bedeckt das wir nur noch mit mühsamem Schieben vorwärts kommen, da unsere schweren Räder zu tief im Sand einsackten.

Sandpassagen sind nicht ideal für voll beladene Räder. Zum Glück nie länger als 50 Meter.

So gegen halb vier waren wir im Städtchen, dass vor gut 40 Jahren eine ganze Generation von Hippies in seinen Bann zog. Einige schienen seit den 68er hier geblieben zu sein und wer sehen will wie Hippieträume langsam ergrauen und verblassen ist hier richtig.

Was ist nur aus dem Hippie-Bus geworden!

Viel Kommerz und Trubel in den engen Gassen. Da machten wir uns lieber direkt auf den Weg ins Hotel und genossen noch eine Runde entspannendes Schwimmen im Pool.
Wir sind am Meer, das Wetter hat bis jetzt toll mitgespielt und die Routenwahl war perfekt. Nun noch zwei Radeltage bis Sète. Wir freuen uns darauf.

Tag 3: Mo. 02.10.17 Avignon – Arles

Distanz 57.5 km, Total 174 km, Fahrzeit 3 Std.44 Min., Durchschnitt 15.5 km/h, 17-24 Grad, bedeckt mit sonnigen Abschnitten,
Die GPS-Datei zur Etappe kannst du hier herunterladen.

Heute Morgen nahm uns der Blick aus dem Fenster schon mal die erste Entscheidung des Tages ab. Nein, das wird kein früher Start! Die Leute die draussen unterwegs waren hatten die Regenschirme aufgespannt oder ducken sich den Hausmauern entlang um nicht allzu nass zu werden. Das Kopfsteinpflaster der Strasse glitzerte im feuchten Regen und schien glitschig zu sein. Also nichts überstürzen und zuerst mal gemütlich frühstücken. Die Wetter-App versprach baldige Besserung.
Im Frühstücksraum des netten und zentral gelegenen Hotel Regina überraschte uns ein für französische Verhältnisse geradezu üppige Auswahl. Neben den bekannten Baguette und süssen Kuchen gab es verschiedene Brotsorten, Joghurt, Käse, Eier, Schinken und Wurstscheiben. Dazu ein Kaffemaschine die mehr als nur Filterkaffee beherrschte und mir einen feinen Espresso brühte. Der perfekte Platz um etwas den Regen abzuwarten und genug zu Essen, so dass wir ohne grosse Mittagspause bis ans Ziel radeln konnten.
Die Ausfahrt aus Avignon verlief gut, da es zum Glück auch auf der Brücke eine abgetrennte Radspur hatte.

Zum Glück ein von der Autospur abgetrennter Fahrradbereich

Als diese fertig war und wir bis zur Einmündung in den Fahrradweg etwa 300 Meter auf einer doppelspurigen Strasse fahren mussten, erlebten wir wie es sein könnte, wenn wir nicht meist auf tollen Radwegen oder sehr einsamen Landstrassen unterwegs sein könnten. Bereits auf diesem Abschnitt zeigte sich, dass viele Franzosen sich offensichtlich noch immer in der Zeit ihrer grössten Formel 1 Erfolge wähnten, auch wenn die glorreichen Tage von Renault und Alain Prost schon länger Geschichte sind. Es kann ihnen, zumindest auf der Strasse, nie schnell genug gehen und die Hupe ist offensichtlich eines der wichtigsten Elemente eines Autos. Für uns einfach nervig!
Aber wie gesagt, die Rettung nahte in Form von Wegweisern für die Eurovelo 17. Bald waren wir in idyllischen Nebenstrassen unterwegs und den  hektischen Verkehr nahmen wir nur ab und zu als Geräuschkulisse wahr.

So stellen wir uns gemütliche Radwege vor.

Die Route führte uns über Land, wo die Traubenstöcke abgelesen und die Felder geerntet waren. Langsam verzogen sich auch die letzten Wolken und machten der Sonne Platz, so dass wir wärmenden Armlinge und Windschutzjacken ausziehen konnten. Auf den Hügeln um uns herum entdeckten wir immer wieder kleine Dörfer und ab und zu auch alte Burgen, die von der bewegten Geschichte im Rhonetal erzählten.

Rebstöcke bis zum Horizont

Immer wieder alte Dörfer auf einer Anhöhe

Auf einigen Abschnitten war die Via Rhone offensichtlich ganz frisch ausgebaut worden. Guter fester Kiesbelag, ab und zu auch geteert und immer wieder kleine Rastplätze. An einem solchen setzten wir uns auch für eine Viertelstunde hin, um etwas aus der Provianttasche zu essen.

Schöne Rastplätze am Radweg

Bei Kreuzungen sind die Sicherheitsbarrieren so montiert, das wir auch mit dem Lieger durchfahren können. Bravo

Kurz vor Beaucaire führte der Radweg durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel, welcher die Radfahrer sogar mit einer farbigen Beleuchtung überraschte.

Lichterzauber im alten Bahntunnel

Blick zurück nach Beaucaire

In Beaucaire überquerten wir die Rhone und fuhren nun, auf einer mit Hilfe von „www.gpsies.com“ selbst erstellten Route, auf ruhigen Nebenstrassen nach Arles. Gleich nach der Brücke geht es in einem unübersichtlichen Gewirr aus Strassen rechts weg.

Auch abseits der Radrouten finden wir ruhige Nebenstrassen

Bei der Fahrt durch die Stadt zum Hotel hat uns das Navi dann noch eine kleine Stadtrundfahrt spendiert. Immer wieder zeigte es mal „Links“ mal „Rechts“ an. Wir folgten den Hinweisen, denn in der Vergangenheit mussten wir schon oft erstaunt feststellen, das die Routenwahl zwar nicht immer die direktestes, aber meist fahrradfreundliche Strecke sucht.
So kamen wir recht entspannt im Hotel Arles Plaza an, wo uns heute für die Pferdchen ein leerer Seminarraum zur Verfügung gestellt wurde.
Das Hotel ist ganz dem Thema „Hollywood der 60er Jahre“ gewidmet. Überall Fotos alter Filmstars. Dazu einen hauseigenen Swimmingpool, in dem wir zur Entspannung gleich mal ein Bad nahmen.

So könnte jeder Radtag enden.

Dann etwas Blogschreiben und nun sind wir bereit für den abendlichen Stadtrundgang und ein feines Nachtessen.

Hier noch die Bilder vom Stadtrundgang.

Arena von Arles, erbaut ca. 90 n. Chr

Römisches Theater, ca 100 n. Chr., Platz für 10’000 Zuschauer

Place de La République

… und wie überall auf der Welt; die Händler bei den Sehenswürdigkeiten

In einem schönen Lokal liesen wir den Tag ausklingen.

Tag 2: So. 01.10.17 Pont-Saint-Esprit – Avignon

Distanz 67.5 km, Total 116.5 km/h, Fahrzeit 4 Std.03 Min., Durchschnitt 16.6 km/h, 17-24 Grad, sonnig mit Schleierwolken,
Die GPS-Datei zur Etappe kannst du hier herunterladen.

Heute Morgen starteten wir bei einem typisch französischen Frühstück, welches uns der Hausherr Frederick in der alten Orangerie servierte. Es waren diverse Süssigkeiten sowie Baguette und (viel) zu süsse Marmelade aufgetischt. Was für ein süsser Start in den Tag. Zumindest der Zuckerbedarf für die heutige Etappe war bereits kurz nach neun Uhr gedeckt. Vor der Abfahrt machten wir noch ein paar Fotos vom schönen Anwesen und Barbara durfte sich auch noch zwei Granatäpfel vom Strauch pflücken. Wirklich ein kleines Paradies.

Ein toller Ort …

… wo man gemütlich in den Tag starten kann.

Unsere Pferdchen genossen den besonders schönen Stall.

Wir mussten nochmals die lange schmale Brücke überqueren doch kurz danach konnten wir uns vom Autoverkehr verabschieden und genossen die Fahrt auf einsamen Feldwegen oder sogar ganz neu angelegten Radwegen, welche im Rahmen des Projekts „Eurovelo 17“ hier entstehen. Wirklich ein Genuss. Heute hatten wir auch das Vergnügen uns mal als E-Bikefahrer zu fühlen. Nicht das wir einen Motor an unsere Pferdchen montiert hätten, nein der starke Nordwind blies uns regelrecht das Rhonetal hinunter. Zum Glück sind wir Richtung Süden unterwegs; die „Nordwärtsfahrer“ werden wohl auch in den nächsten Tagen kräftig mit dem Gegenwind zu kämpfen haben, denn die Prognosen sagen weiterhin kräftige Winde aus Norden voraus.

Tolle Radwege, einfach ein Genuss.

Wenn dazu der Wind noch in die richtige Richtung bläst, umso besser. 🙂

So sind auch 30 km/h ohne grosse Anstrengung möglich.

Auch heute waren wir wieder oft weit und breit alleine unterwegs. Am Wegesrand wuchsen Feigenbäume, die ihre süssen Früchte schon fallen liessen, wo sie im Gras von der Sonne getrocknet wurden. Barbara fühlte sich im Paradies. Sie musste die Köstlichkeiten nur noch aufheben und geniessen.

Fundstücke die es heute Abend bis ins Hotel geschafft haben.

Gegen Mittag fuhren wir dann die Weinhügel von „Châteauneuf-du-Pape“ hinauf und begannen in der Sonne schon etwas zu schwitzen.

Die Steine scheinen eine besondere Bedeutung für die Qualität der Weine hier zu haben.

Kurz nach Mittag trafen wir im schmucken Weindorf ein und genossen ein feines Menue auf einer sonnigen Terrasse. Es waren viele Touristen im Ort wobei viele offensichtlich in Gruppen mit den Fahrrädern hierher gefahren sind. Erstaunlich viele nehmen die Räder mit in den Urlaub um dann in dieser Gegend gemütliche Tagestouren zu unternehmen. Die wenigsten waren wie wir auch mit Gepäck beladen.

Touristenspot

Enge Gassen

Blick hinunter auf die Rhone

 

Da wir noch gut 20 Kilometer vor uns hatten liessen wir das mit dem „Weintesten“ sein und begnügte uns mit einem kleinen Spaziergang durch die engen Gassen.
Dann ging es wieder rasant hinunter bis ins Tal und dann auf verschlungenen Wegen Richtung Avignon. Die Wege sind hier noch nicht gut ausgebaut, aber man wird mit den Wegweisern meist auf verkehrsarme, manchmal mit Schlaglöchern durchsetzte Nebenstrassen geleitet. Unser Navi war oft noch kreativer und führte uns durch schöne Quartierstrassen.

Heute wurde uns ab und zu auch eine Portion „Schlaglöcher“ serviert.

Plötzlich waren wir an der Stadtmauer von Avignon, der wir ein Stück entlang fuhren. Dann hinein in die Altstadt und durch enge, verwinkelte Gassen. Zielsicher erreichten wir unser Hotel und wurden dort freundlich empfangen. Das wir mit den Fahrrädern kamen war auch kein Problem und der nette Herr an der Rezeption räumte rasch eine kleine Kammer für die Gepäckaufbewahrung um, so das unsere Pferdchen eine sicher Stall hatten. Wir genossen eine erfrischende Dusche und waren bald bereit für den Stadtrundgang.

Ankunft in Avignon

Auch hier: Viel Süsses!!!

 

Eine der wohl berühmtesten Brücken.

Palast der Päpste. Hier wurde Kirchengeschichte geschrieben.

Eine weiter tolle Radetappe lag hinter uns. Eine wirkliche „Sonntagsfahrt“.

Noch etwas für die Freunde von Statistiken: Dies war mein 100er Blogbericht auf http://www.Liegerad.wordpress.com. Danke an alle treuen Leser.

 

Tag 1: 30.09.17 Montélimar – Pont Saint-Esprit

Distanz 49 km, Fahrzeit 3 Std.08 Min., Durchschnitt 15.6 km/h, 17-22 Grad, bedeckt,
Die GPS-Datei zur Etappe kannst du hier herunterladen.

Um 8 Uhr wurde uns in der gemütlichen Pension das Frühstück serviert und wir genossen die ersten frischen Baguette mit hausgemachter Marmelade. Eine Stunde später waren die Pferdchen beladen und wir machten uns auf den Weg an die Rhone.

Startklar

Schon bald waren wir am Fluss und bogen auf dem Damweg auf die Eurovelo 17 ein. Im ersten Moment fühlten wir uns fast wieder an die Donau zurückversetzt. Kilometerlanges Damfahren hatten wir ja im Sommer ausgiebig erlebt. Das der Weg auf einigen Abschnitten in einen rauen Feldweg überging waren wir uns von der Donau ebenfalls gewohnt. Ab und zu waren Jogger auf dem Weg oder einzelne Radfahrer die auf einer Samstagsausfahrt waren, aber meistens waren wir alleine unterwegs . Immer wieder schweift der Blick aufs Wasser oder zu einem kleinen Tümpel am Wegrand, wo mit unserem herannahen oft Vögel aufgescheucht wurden.

Damradweg wie wir es kennen

Schöne Flusslandschaften entlang der Route

Er gab mir mal eine Chance für ein Bild

Die Strecke ist meist gut ausgeschildert und ab und zu sind am Wegrand Infotafeln aufgestellt, die einem sogar in Englisch die wichtigsten Sehenswürdigkeiten in der Gegend erklären. Ab und zu wird die Rhone für ein Flusskraftwerk gestaut und so sind auch Schleusen für die grossen Transportschiffe nötig, die hier unterwegs sind.

Hier ist die Rhone auch Transportweg

Auch Frankreich hat wohl das touristische Potential von Fahrradrouten erkannt. Gut ausgeschilderte Via Rhona

Wir wechselten ab und zu die Flussseite.

Wir nahmen es gemütlich und machten immer mal wieder einen Halt um die Landschaft zu geniessen. Kurz vor Mittag führen wir ein paar Kilometer  mit einem holländischen Tourenradler und plauderten etwas. Er hat sich eine Auszeit genommen und plant die nächsten Monate in Südspanien oder Marroko mit seinem Rad unterwegs zu sein und dort zu überwintern. Wir wünschten ihm einen milden Winter und eine sichere Reise. Um die Mittagszeit trafen wir in Bourgeois-Saint-Andéol ein und fuhren etwas im Ort herum. Schöne alte Häuser und eine grosse Kirche im Zentrum.

Unterwegs in Bourgeois-Saint-Andéol

In diesem schönen Innenhof gab es erfrischende Getränke

Kirche im Zentrum der kleinen Stadt

Nachdem wir uns gestärkt hatten machten wir uns auf den Weg die letzten Kilometer in Angriff zu nehmen, denn für den Nachmittag war Regen angesagt. Auf gut asphaltieren Nebenstrassen erreichten wir bald die alte Brücke die uns nach Pont-Saint-Esprit führte. Die Brücke ist ziemlich lang und schmal und die Franzosen in den Autos hinter uns waren leider oft sehr ungeduldig, wenn sie wegen Gegenverkehr nicht gleich überholen konnten. Einige fuhren sehr knapp an uns vorbei, so dass wir froh waren, als wir endlich auf der anderen Seite ankamen.

Kurz vor dem Tagesziel die ersten Lavendelfelder

Pont-Saint-Esprit

Enge Zufahrt und die Stadt

Dann noch gut zwei Kilometer bergauf in unsere heutige Pension. Wieder ein liebevoll gepflegtes, altes Haus mit wildem Garten. Der Hausbesitzer empfing uns freundlich und wir waren gerade rechtzeitig angekommen, denn genau in diesem Moment begann es zu Regnen. Timing ist manchmal einfach wichtig.

Tag 0: 29.09.17 Anreise Winterthur – Montélimar

Heute morgen zeigte uns das Wetter in Winterthur nochmal ganz klar, warum es gerade jetzt Zeit ist etwas in den Süden zu reisen. Auf dem Weg zum Bahnhof konnten wir bereits ein erstes Mal die Qualität unserer Regenklamotten testen.

Nasser Start

Am Bahnhof in Winterthur trafen wir dann noch zwei andere Tourenradler an, die mit dem selben Zug wie wir nach Genf fuhren mit dem Ziel Ardéche. Die Räder konnten wir gut verstauen, waren aber doch erstaunt, dass ab Zürich kein Fahrradplätze mehr frei war.

Gut besetztes Fahrradabteil

Immer wieder tolle Aussicht auf die Weinberge über dem Genfersee

Zum Glück kamen wir trotz diverser Baustellen zwischen Winterthur und Genf pünktlich an. Das war auch nötig, denn zum Umsteigen blieben uns nur 10 Minuten. Um in der ersten Reihe beim aussteigen zu stehen haben wir uns schon gut 10 Minunten vor Ankunft die Räder geschnappt, die Taschen angehängt und uns in Startpossition begeben. Jede Minute zählte, denn die Wege in Genf um auf die französische Seite zu kommen sind ziemlich lang. Beim Zugang zu den Rolltreppen sind dann noch so neckische Pfosten installiert die verhindern sollen, dass man mit Gepäckrollis die Rolltreppen benutzt. Zum Glück passten unser Lieger gerade so durch ohne die Packtaschen abzunehmen. Wir schafften es gerade so in den Anschlusszug, vertäuten unser Lieger im Fahrradabteil und die benahmen sich wie „Standart-Fahrräder, denn sie wurden bei der Billettkontrolle nicht beanstandet.

 

Zwei „Standart-Fahrräder“ im TER

In Lyon waren wir überrascht wie hektisch und gut besucht der Bahnhof war. Es war schliesslich Freitag um 13.20h und nicht in der Hauptverkehrszeit, oder haben da die Franzosen andere Massstäbe?

Startklar machen für den letzten Abschnitt

Wir mussten gut zwei Stunden warten bis der Anschlusszug mit Fahrradtransport nach Montélimar fuhr. Zeit uns etwas im hektischen Bahnhofsviertel etwas die Füsse zu vertreten, zu essen und für mich die Gelegenheit im Decatlon neue Fahrradhandschuhe zu kaufen. Meine geliebten alten hatten die Reise von Wien nach Belgrad noch knapp überlebt, waren aber nun wirklich nicht mehr zu retten.
Da wir nicht zu viel Stress haben wollten begaben wir uns schon 20 Minuten vor Zugsabfahrt auf den Perron um zu sehen, wann der Zug kommen würde? Er stand schon da und war zu unserer Überraschung bereits gut gefüllt! Könnt ihr euch das vorstellen, dass wir einen Zug schon 20 Minuten vor Abfahrt auf ein Perron stellen und die Leute schon einsteigen? Wir waren froh noch zwei freie Velohaken zu finden und unsere Lieger dort aufzuhängen. Sogar einen Sitzplatz fanden wir noch, auch wenn wir uns mit all dem Gepäck das die Reisenend mitbrachten schon ein Tetrisspiel mit den Füssen lieferten, bevor alle Platz nehmen konnten.
In Montélimar erlebten wir dann die Hilfsbereitschaft junger Franzosen, die uns beim Gepäckauslad und Velotransport unterstützten. Danke!

Alles ziemlich eng.

Und ja, kein Schaffner hat unsere Räder als nicht tauglich beurteilt und wir sind wie geplant pünktlich in Montélimar angekonnen.

Montélimar ist erreicht

Die Pension war, Navi sei dank, trotz Feierabendverkehr rasch gefunden. Eine erfrischende Dusche nach der Anreise und danach etwas blogschreiben im schönen Garten.

Schöner Platz im Garten

Perfekt!!! Wir sind angekommen, geniessen nun noch einen gemütlichen Abend in der Stadt und freuen uns Morgen die ersten Kilometer mit den Liegern zurück zu legen.

Auf die jahrhunderte alte Tradition der Nougatherstellung ist man hier besonders stolz.

Stadtspaziergang

 

Südfranzösischer Herbstgenuss 2017: Fr. 29.09. – Sa.07.10.2017

Die Tage werden kürzer und der Wind bläst wieder kühler. Ein untrügliches Zeichen: Die von mir nicht sonderlich geliebte kalte Jahreszeit steht vor der Tür. Also höchste Zeit noch einmal die Lieger aus der Garage zu holen, die Packtaschen anhängen und die letzten Ferientage des Jahres mit einer gemütlichen Liegeradtour zu geniessen.  Wir haben gut 9 Tage zur Verfügung und wollen mit dem Zug anreisen. Die ursprüngliche Idee in Apulien (Süditalien) zu radeln haben wir auf Grund der nicht ganz einfachen und etwas zeitintensiven Anreise verworfen. Mindestens zwei Wochen sollten es für diese Gegend schon sein, denn wir möchten uns dort auch Zeit lassen schöne Orte aus früheren Reisen mal wieder zu besuchen und dort zu verweilen. Apulien wird also auf später verschoben.
Da ist mir die Idee gekommen es einmal mit den Kollegen der SNCF zu versuchen und eine gemütliche Fahrt der Rhone entlang nach Südfrankreich zu unternehmen. Da möglichst warme Temperaturen und genug Zeit für die besuchten Städten und Landschaften im Vordergrund stehen, planen wie kurze Etappen zwischen 40 – 70 km pro Tag und reisen mit der Bahn bis Montélimar an. Von dort fahren wir etwas mehr als 300 Kilometer der Rhone entlang bis diese in der Camargue ins Meer mündet. Dann rechts abbiegen und der Küste entlang nach Sété.

Grobe Routenplanung

Wir sind gespannt auf unsere persönlichen Entdeckungen in den besuchten Städten, Landschaften und wie weit die Eurovelo 17 „via Rhona“ auf diesem Abschnitt schon ausgebaut ist. Auch über die Erfahrungen mit der Fahrradmitnahme in französischen Zügen werden wir berichten. Mal sehen ob sich in den TER Zügen unsere Lieger als „Standard-Fahrrad“ ausgeben können und die Kontrollen bestehen. Denn Liegeräder, Trikes und Veloanhänger sind von der Mitnahme ausgeschlossen. Da unsere HP Grashopper aber nicht länger als ein „normales Velo“ sind, hoffen wir das sie die Kontrolle bestehen. Auf jeden Fall nehmen wir unsere Fahrradtaschen mit um unsere Lieblinge im Notfall „verkleiden“ zu können.
Der Fahrplan ist mit Hilfe der SNCF Website  auf Fahrradmitnahme geprüft, die Tickets gekauft, es sollte also klappen.

à bientôt

 

Ruhetage und Abschluss: 05. – 08.07.2017

Die nächsten Tage genossen wir alle gemeinsam und konnten dank der Familienkontakte einen guten Einblick ins Leben hier auf dem Land gewinnen.
Wir genossen auch gemeinsame Ausflüge an die Donau, wo wir auf einer Bootstour eine grosse „Gemeinschaftsweide“ besuchten, auf der unzählige Tiere den Sommer verbringen. Eine Gruppe Männer betreut die Tiere und wohnt in einfachen Unterkünften direkt an der Donau. Hier erstreckt sich auf einer Länge von einigen Kilometern fruchtbares Grasland mit Bäumen bestückt, welches vom Donauhochwasser im Frühling jeweils überschwemmt wird. Wenn das Wasser abgeflossen ist ziehen die Männer mit den Tieren hierher, wo sie den Sommer verbringen und die Tiere frei Weiden lassen.
Viele Rinder, eine grosse Pferdeherde, Esel, Hühner, Truthähne, Pfauen und noch einiges mehr leben hier frei zusammen. Alle Tiere haben auch Junge dabei und so war es wie ein riesiger „Streichelzoo“. Es sah fast so aus wie in der afrikanischen Savanne, nur das hier einheimische Tiere herumstreiften.

Tiertransport der besonderen Art

Bilder wie von einem anderen Ort

Afrika?

Unterwegs mit unserem persönlichen Flusskapitän

Auch er lebt zwischen all den grossen Tieren auf der Weide.

Friedlich vereint

Cowboyarbeit. Die Tiere werden geimpft

Auch Landwirtschaft wird hier gross geschrieben und so sahen wir riesige, moderne Obstplantagen. Auch die Lebensmittelverarbeitende Industrie hat das Potential der Region entdeckt und so hat sich z.B. auch die Firma Nestle hier angesiedelt.

Die letzten zwei Tage verbrachten wir in Belgrad, wo wir einmal mehr über das lebendige Kulturangebote staunten, die grosszügige Fussgängerzone durchwanderten, das feine Essen genossen und wunderschöne alte Gebäude bewunderten.

Es war richtig heiss in Belgrad. Überall in der Stadt wurden Tanklastwagen mit frischem Trinkwasser aufgestellt, an denen sich die Passanten erfrischen konnten.

Auch der Brunnen in der Fussgängerzone wurde rege benutzt.

Wer Lust auf ein anderes Getränk hatte fand in den Geschäften eine reichliche Auswahl.

Unterschiedliche Tramgenerationen im Einsatz

Schöne Fussgängerzone

Eine der besseren (teureren) Adressen

 

Die Stadt steht vor einer grossen Herausforderung, denn grosse Investoren beginnen grosse Gebiete umzubauen und es wird sich zeigen, welchen dieser bevorstehende Wandel auf die Menschen die hier leben hat. Belgrad wird vermutlich in der Ranglieste der „Städtetouristen“ in den nächsten Jahren einen festen Platz einnehmen.

Kathedrale Hl.Sava, grösste Kirche Südosteuropas

Der Bau begann bereits 1894 und ist bis heute nicht vollendet. Kriege sowie die Zeit des Kommunismus haben die Arbeiten immer wieder unterbrochen

Die Krypta im Untergeschoss erstrahlt aber in vollem Glanz.

Staunen über die Farbenpracht im orthodoxen Gottehaus

Der Rückflug am Sa. 08.07. verlief problemlos. Unsere Räder haben wir zusammengefaltet und in einer Radtasche verstaut. Sie haben die Reise in dieser leichten „Verpackung“ unbeschadet überstanden. Kostenpunkt pro Fahrrad bei SWISS = 60 sFr.

Alle verpackt! Die Fahrräder im „TransBag“, die Sitze sowie zwei Fahrradtaschen in der grossen Tasche. Total: 2 Fahrräder, 2 x Aufgabegepäck und 2 x Handgepäck.

Fazit: Wir haben die Reise der Donauentlang sehr genossen. Abgesehen von der grossen Hitze hatten wir auch wettermässig eine gute Phase erwischt, denn viele Pfade sind bei Regnen wohl nur schwer befahrbar. Der grösste Teil der Strecke war verkehrsarm bzw. über lange Strecken bestand ein guter Radweg. Es gab nur drei längere Abschnitte mit viel Verkehr wo es manchmal schon eng wurde. (Einen Teil davon haben wir zum Glück am Wochenende befahren) Hoffen wir dass auch für diese Abschnitte bald eine bessere Lösung gefunden werden kann. Die Strecke „Eurovelo 6“ ist grundsätzlich gut ausgeschildert und doch waren wir froh ein Navi montiert zu haben, auf dem ich die Route im Voraus gespeichert hatte, so dass wir uns auch auf abgelegenen Feldwegen immer vergewissern konnten, auf dem „rechten Weg“ zu sein. Zudem haben die Radtoerenführer „Bikeline Donau-Radweg 3 + 4“ vom Verlag Esterbauer sowohl in der Vorbereitung als auch unterwegs gute Dienste geleistet.
Einmal mehr genossen wir das intensive Reiseerlebniss mit dem Fahrrad, das einem den Kontakt mit der Bevölkerung viel einfacher macht. Die Hilfsbereitschaft und das freundlichen Grüsse gaben uns immer das Gefühl willkommen zu sein.
Wir wünschen den Menschen entlang unserer Route in den kommenden Jahren Frieden und Stabilität, damit sich die Region so entwickeln kann, dass es für sie ein gutes wirtschaftliches Auskommen gibt und sich ihre Zukunftsträume in ihrer Heimat erfüllen lassen.

Euch liebe Blogleser möchte ich danken für die vielen positiven Rückmeldungen zu meinen Berichten und eure Nachsicht bei den Schreibfehlern, welche sich oft auch „dank“ des seltsamen Korrekturprogramms auf meinem I-Pad eingeschlichen haben und vom müden Schreiber nicht entdeckt wurden.
Wir freuen uns schon jetzt auf eine weiter Reise. Wann, wo? Wir werden sehen.

Safe travells

Tage 12 + 13: Mo. 03. 07. Ruhetag und Di. 04.07.17 Etappe : Novi Sad – Krcedin

Distanz 32.33 km / Fahrzeit 2 Std. 29 Min. / Durchschnitt 13.0 / Gesamt 827.3 km
Wetter: ganzer Tag sonnig, 27 -32 Grad, Wind aus verschiedenen Richtungen

Am Ziel

Zuerst ein paar Worte zu unserem Ruhetag in Novi Sad. Unser Apartment in der Innenstadt nahe der Kathedrale und in der Fussgängerzone war für uns ideal um einen entspannten Ruhetag einzulegen. Wir waren vor allem in der schönen Fussgängerzone unterwegs, entdeckten da und dort lauschige Innenhöfe mit Restaurants oder Läden und besuchten die Festung Petrovaradin auf der anderen Seite der Donau. Dort genossen wir im Restaurant mit tollem Blick auf die Donau und die Stadt ein feines Mittagessen. Uns hat die Stadt mit ihrer Lebendigkeit überrascht und wir fühlten uns sehr wohl. Viele junge Leute wohnen hier und viele sprechen gut englisch. Am Abend schauten wir da und dort noch bei verschiedenen Freiluftveranstaltungen wie einem Theater oder einem Konzert zu.
Da wir nicht mehr zur Partygeneration gehören waren wir um Mitternacht jeweils schon im Bett. Um diese Zeit schien es auf den Strassen aber erst richtig los zu gehen. Laute Musik in den Club’s der Umgebung „zwangen“ uns die Fenster zu schliessen. Zum Glück hatten wir eine Klimaanlage.
Für Durchreisende auf der Donauroute ist ein Ruhetag hier aber sicher zu empfehlen.

Hier einige Bilder aus Novi Sad.

Lauschiger Innenhof

Dächerlandschaft in Petrovaradin

Genug Möglichkeiten sich bei einem Getränk zu erfrischen

Aufwändiges Blumengiessen

Fröhlicher Sommerabend

Freikonzert vor imposanter Kulisse

Am Dienstag stand dann unsere letzte Etappe an. Die Reise endet ja mit einem Besuch bei Julia’s Schwiegermutter Jelica im kleinen Ort Krcedin. Dort trafen wir unsere Tochter Julia und ihre Frau Daniela mit Tochter Sanja die hier die Sommerferien verbringen. Anschliessend sind ein paar „Familientage“ eingeplant und für uns die Gelegenheit das ländliche Leben in Serbien kennen zu lernen. Weil heute nur etwas mehr als 30 km auf dem Programm standen und wir erst gegen 14.00 Uhr ankommen wollten, starteten wir gemütlich und fuhren erst um 11 Uhr los. Die Route aus der Stadt führt der Hauptstrasse entlang und ist als verkehrsreich beschrieben. Der Radtourenführer rät sogar, die Strecke Novi Sad – Belgrad gleich mit dem Zug zurück zu legen, da es auch vor und in Belgrad viel Verkehr und wenige gute Radrouten gibt.
Die Ausfahrt aus Novi Sad verlief aber relativ entspannt und wir durften erneut feststellen, dass ein Grossteil der serbischen Autofahrer mit guten seitlichen Abstand überholt oder wartet bis es im Gegenverkehr eine Lücke gibt.

In der Fussgängerzone von Novi Sad fuhr es sich ganz entspannt

Leider bestätigt auch hier die Ausnahme die Regel und auf 100 Fahrzeuge kommt bestimmt so ein „Vollpfosten“ der die Breite seines Autos oder LKW’s nicht richtig einschätzen kann und sich knapp an unseren Lenkern vorbeiquetscht. So haben wir bei erster Gelegenheit nach dem Ort Sremski Karlovci nach gut 11 Kilometer auf einen Schotterweg entlang der Bahnlinie gewechselt um kein Risiko einzugehen.

Im Zentrum von Sremski Karlovci

Dieser traumhafte Belag war bald zu Ende.

Das hat uns nochmals „traumhafte Mountainbiketrails“ beschert. Ein ständiges Auf und Ab auf schmalen, ausgewaschenen Feldwegen, wo unsere Pferdchen ihre guten Federeigenschaften unter Beweis stellen konnten. An einer Stelle trafen wir dann auf einen Baustellenabschnitt wo mit grossen Maschinen der Weg verbreitert und der Untergrund mit grobem Kies vorbereitet wurde. Hier war nicht mehr ans Fahren zu denken und so legten wir eine gut 400 Meter lange Schiebepassage zurück.

Schiebstrecke

Im Dorf Beska kamen wir wieder auf eine Nebenstrasse und konnten so die letzten Kilometer entspannt zurücklegen.

Noch 6.6 km bis aus Ziel. An jedem Radwegweiser in Serbien hat es im roten Balken einen noch einen individuellen Text. Bravo, so macht es noch mehr Spass den nächstenWegweisern zu suchen.

Wie versprochen trafen wir kurz nach 14 Uhr in Krcedin ein, wo wir vom „Familienempfangskomite“ auf der Dorfstrasse erwartet wurden.
Wir hatten also unser Versprechen vom letzten Jahr war gemacht und sind per Rad im Dorf eingefahren. Hier, nur 65 km vor Belgrad, endete somit unsere Radtour.

Danke für den herzlichen Empfang

Familienzeit

Hier genossen wir ein feines, gemeinsames Abendessen auf der Donau. Der perfekte Ort um die Reise abzuschliessen.

Tag 11: So. 02.07.2017 Etappe 9: Vukovar – Novi Sad

Distanz 88.6 km / Fahrzeit 5 Std. 42 Min. / Durchschnitt 15.5 / Gesamt 794.9 km
Wetter: ganzer Tag sonnig, vereinzelt Wolken, 24 -32 Grad, oft leichter Gegenwind

Welcome to Serbia

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen unserer letzten längeren Etappe nach Novi Sad. Unser eigentliches Ziel, das Dorf Krcedin, ist von hier nur noch 33 km entfernt.

Auch sie reisen unter Schweizerflagge. Donaukreuzfahrtschiff beim Ablegemanöver in Vokovar am Vorabend. (Reederei Viking Basel)

Das es heute Sonntag war und unser Gastgeber am Vorabend ab 7.00 Uhr das Frühstück angekündigt hatte, wollten wir uns heute, das erste Mal auf dieser Reise, ein Frühstück gönnen. Bis jetzt sind wir am Morgen jeweils ohne Frühstück losgefahren und haben uns so nach 20 – 30 Kilometer das erste mal verpflegt. Natürlich haben wir vor dem Start und unterwegs immer wieder getrunken, aber ohne Essen loszufahren hat sich für uns sehr bewährt. Auch Barbara, die noch auf der letzten Tour felsenfest davon überzeugt war, dass bei ihr ohne „Müesli“ am Morgen nicht’s geht hat sich auch ohne Morgenessen wohl gefühlt. Unter anderem hatte diese Taktik natürlich auch den Vorteil schon vor der grossen Hitze einige Kilometer zurückgelegt zu haben, den so ab Mittag wurde es jeweils recht kräftezehrend in der Hitze zu fahren.
Als wir um kurz nach sieben Uhr im Frühstücksraum vorbeischauten, war noch alles still und niemand zu sehen. Draussen kündigte sich ein strahlend blauer Tag und damit wiederum heisse Temperaturen an. Rasch war klar, wir warten nicht auf das Frühstück und fahren wie gewohnt ohne los, sonst kommen wir nicht vor acht auf die Strasse.
Also haben wir unsere Pferdchen gesattelt und den geschuldeten Betrag an der unbesetzten Rezeption zusammen mit einer kurzen Notiz hinterlegt und wollten gerade los, als der Pensionswirtin auftauchte. Wir sollten doch Bleiben und etwas essen, er wäre gleich soweit. Doch wir waren schon im „Radlermodus“ und lehnten dankend ab. „Ich bringe euch aber noch etwas kühles zu trinken für unterwegs, ein Saft?“ Da sagten wir nicht nein und staunten nicht schlecht als er kurz darauf mit zwei Dosen Bier und einem alkoholfreien Bier auftaucht. Hier scheint man unter Saft was anderes zu verstehen. Obwohl wir nicht daran dachten das Bier unterwegs zu trinken und es bis am Ende der Etappe sicher gut gewärmt sein würde, packten wir je eine Dose ein, um nicht unhöflich zu wirken. Die Dosen sind jetzt übrigens im Kühlschrank unseres Appartement um wieder auf „Trinktemperatur“ gekühlt zu werden. Wir haben sie als Zusatzbalast bis nach Novi Sad mitgenommen.

Zerstörter Wasserturm in Vukovar. Mahnmal eines traurigen Kapitels aus der jüngeren Geschichte auf dem Balkan.

Wir folgten die letzten Kilometer der kroatischen Radwegsignalisation.

Die heutige Etappe war gemäss Tourenbeschrieb gespickt mit einigen Abschnitten auf verkehrsreichen Strassen und auf den ersten 35 Kilometer bis an die serbische Grenze zusätzlich mit einigen kurzen aber knackigen Aufstiegen garniert.
Gegen den übermässigen Verkehr gibt es ja bekanntlich eine bewährte Taktik: solche Abschnitte wenn möglich am Wochenende fahren, denn wenn weniger Lastwagen unterwegs sind ist oft der gefährlichste Teil schon erledigt. Auch Privatautos hat es an Wochenenden meist weniger auf den Überlandstrassen unterwegs und so war es auch heute. Die Abschnitte an den Hauptstrassen entlang waren sehr gut zu fahren, aber wir können uns gut vorstellen wie das unter der Woche mit viel Lastwagenverkehr sein kann. Dann möchten wir nicht auf den oft schmalen Strassen unterwegs sein.
Langsam stieg die Strasse auf dem rechten Donauufer an und wir fuhren durch ein Gebiet mit riesigen landwirtschaftlichen Anbauflächen, die alle kurz vor der Ernte standen, bzw. bereits abgeerntet waren. Auf der Strasse sahen wir auch viel modernes Landwirtschaftsgerät; Traktoren, Ladewagen, Anhänger etc. Die vereinzelten Dörfer waren immer in einer Senke direkt am Fluss gebaut. Das hat wohl mit der früheren Bedeutung der Donau als Transportweg zu tun. Für uns bedeutete das, dass wir vor dem Dorf eine oft steile Abfahrt geniessen konnten, diese aber nur einige hundert Meter weiter wieder mit einer 6 – 8 % Steigung „büssen“ mussten. Mit schweren Rädern und nach einigen hundert Kilometer „Geradeausfahrt“ war das ganz schön anstrengend.

Immer wieder hinunter zu den Dörfern am Ufer …

… und mühsam wieder hinauf.

Felder bis an den Horizont.

Trotzdem kamen wir gut voran und erreichten den Grenzort Ilok kurz nach zehn Uhr.
Dort stärkten wir uns mit kühlen Getränken und etwas zu Essen. Wir wollten noch die letzten Kuna unter die Leute bringen.
Dann der Grenzübertritt nach Serbien über eine lange Brücke. Beim freundlichen Zöllner, ja das gibt es wirklich, zeigten wir unsere Pässe die sogar abgestempelt wurden.

Grenzüberfahrt

Unser 5. Land auf dieser Reise.

Wir hatten nun die EU verlassen und fuhren ab Backa Palanka auf der linken Donauseite Richtung Novi Sad. Auf der Hauptstrasse, der man ab hier 9 Kilometer folgen muss, war der Verkehr ebenfalls mässig. Trotzdem wurde viel „gehupt“. Nicht weil wir im Weg waren, sondern weil uns die Leute aus den vorbeifahrenden Autos begrüssten und uns fröhlich winkten. Sie überholten uns in der Regel auch mit merklich mehr seitlichem Abstand als das wir das im Verlauf dieser Reise gewohnt waren. Hoffen wir das dieser „Sonntagsfahrstiel“ auch am Dienstag noch gilt, wenn wir auf stärker befahrenen Strassen Novi Sad verlassen. Auch die Menschen am Strassenrand winkten oft und schienen Freude an unseren Rädern zu haben. Anschliessend ging es auf einem Feldweg mit zum Teil grobem Schotter auf einem Dam der Donau entlang. Unten am Wasser standen immer wieder Gruppen von kleinen Wochenendhäuschen, wo sich die Leute zu einem gemütlichen Zusammensein trafen. Es wurde gegrillt, gebadet und geplaudert. Als wir einmal auf dem Dam einen kurzen Halt machten, winkte uns ein älteres Paar zu und wollte uns etwas zu Trinken anbieten.

Wochenendhäuschen an der Donau

Zum Glück verdeckten die Wolken ab und zu die Sonne.

Auch in Serbien: Gut ausgeschilderterte Radwege

Doch wir wollten weiter, um die Fahrt in der Hitze bald beenden zu können. Kurz vor Novi Sad führte uns die Strasse durch den Ort Futog direkt an einer Eisdiele vorbei. Perfekt, hier hatte es eine Bank wo wir die ersten Dinar beziehen konnten, die wir gleich in kühle Getränke und feines Eis investierten. Die Kugel zu 50 Rappen!

Futog kurz vor Novi Sad

Die Abkühlung war dringend nötig

Dann die Einfahrt in Novi Sad zuerst durch einige Quartierstrassen und schon bald waren wir auf der Promenade ganz am Wasser. Hier gibt es diverse Gaststätten am Ufer in deren Garten auch das Badetuch ausgebreitet wird und in manchen wurde sogar Livemusik gespielt. Die Promenade hat drei Verkehrsflächen: eine rote Tartanbahn für Jogger, in der Mitte der gepflasterte Weg für Spaziergänger und daneben einen zweispurigen Veloweg! So stellt man sich wohl den idealen Strassenraum für den Langsamverkehr vor. Bravo und besten Dank, so sind wir stressfrei bis ins Zentrum gelangt.

Am Ziel in Novi Sad. Im Hintergrund die Festung Petrovaradin

Vor unserer Unterkunft, einem Appartement suchten wir vergeblich nach einer Rezeption, Klingel oder sonst einen Ort zur Kontaktaufnahme. Die angegebene Telefonnummer schien mit unseren Handys auch nicht erreichbar zu sein. Wie wir so dastanden kam ein Kellner eine nahen Pub’s, fragte nach unseren Rädern und rief von seinem Telefon aus die Nummer an. Es klappte und die Dame versprach in ein paar Minuten vor Ort zu sei. Gerade genug Zeit um im schönen Pub unseres „Helfers“ ein kleines Kühles zu trinken. Kurz darauf kam die junge Frau, zeigte uns die Wohnung und übergab die Schlüssel. „Die Fahrräder nehmt ihr am besten in die Wohnung, da sind sie am sichersten.“ Also dann, die Pferdchen vorsichtig in den 2. Stock tragen. Selbst da wurde uns Hilfe angeboten den ein Herr auf der Strasse fragte, ob er uns helfen soll, das Gepäck hochzutragen.

Unser „Heim“ für die nächsten zwei Nächte. 33 Euro pro Nacht!

Weil wir zwei Schlafzimmer haben, bekommen die Pferdchen ein eigenes.

Danke Serbien, wir wurden sehr freundlich empfangen und freuen uns nun auf einen Ruhetag in Novi Sad. Dann geht’s zum Familienbesuch in Krcedin und ich werde mich in den nächsten Tagen noch mit Einträgen melden.
Also immer mal wieder kurz reinschauen.

Tag 10: Sa. 01.07.2017 Etappe 8: Knezevi Vinogradi – Vukovar

Distanz 72.5 km / Fahrzeit 4 Std. 12 Min. / Durchschnitt 17.2 / Gesamt 706.4 km
Wetter: ganzer Tag bedeckt, 21 – 28 Grad, oft Gegenwind

Schweizertag

Als sich heute Morgen der Wecker um 6 Uhr meldete, wagte ich zuerst den Blick aus dem Fenster. Regen! Das kann ja auch was Gutes haben, denn wir legten uns nochmals ins Bett und dösten noch etwas. Gegen halb acht schien der Regen vorüber und wir machten uns zur Abfahrt bereit. Als wir nach 9 Uhr auf die Räder steigen wollten kam noch unsere Pensionswirtin heraus um uns zu verabschieden und ein Foto von uns zu machen. Sie haben zwar schon oft Fahrradfahrer beherbergt, aber noch nie ein solches Velo gesehen. Zudem waren wir ihre ersten Fahrradgäste aus der Schweiz.

Abschied unserer Gastgeberin im schönen Innenhof

Im Dorfladen kaufte ich noch etwas Wasser und zwei feine Brotstangen ein. Als ich zurückkam war Barbara schon mit einem älteren Mann ins Gespräch vertieft. Er hatte meine Schweizerflagge am Velo gesehen und erzählte in guten Deutsch aus seiner Zeit als er im Kanton St. Gallen und später im Thurgau arbeitete. Er freute sich offensichtlich uns von seiner Zeit in der Schweiz zu erzählen und es schien uns, als ob es ihn auch etwas traurig machte, seine Erinnerungen aufleben zu lassen. Es sei eben schon schön gewesen in der Schweiz, sagte er mit wehmütigem Blick. Die Einladung zum Kaffee mussten wir leider ausschlagen, denn wir hatten doch einige Kilometer vor uns. Nachdem wir das Wasser in unsere Trinkflaschen umgefüllt hatten wollte ich noch die leere Flasche im Abfallkübel entsorgen. Da rief mir ein anderer älterer Mann ein freundliches „Grüäzi, sind Sie uns dä Schwiz“ zu. Auch mit im plauderte ich ein paar Minuten und erfuhr das er von 1970 – 2004 im Kanton St. Gallen bei einem grossen Küchenbauer gearbeitet habe. Die Rückkehr scheint auch ihm nicht leicht gefallen zu sein. „Wissen Sie, in der Schwiz konnte ich Schuhe kaufen und musste die fast nie putzen, aber hier, überall staubige und bei Regen schlammige Wege. Da musste ich mich schon umstellen. Es wird zwar von Jahr zu Jahr besser, aber das dauert noch lange bis hier alles klappt. Schauen sie nur“ und er zeigte auf den Boden vor dem Laden, „diesen Platz haben sie vor einer Woche betoniert und neu gemacht und jetzt bröckelt die Kante schon ab. Das ist nur weil sie zu wenig Zement beimischen.“
Er schien in den gut 30 Jahren in der Schweiz viel vom exaktem Arbeiten verinnerlicht zu haben.
Wir hätten wohl noch Stunden in diesem Dorf bleiben können und mit den „Schweizern“ Gesprächsstoff gehabt, aber es war höchste Zeit uns auf den Weg zu machen. Der Gegenwind bremste uns auch heute noch etwas ein, wenn auch nicht mehr so stark wie in den vergangenen Tagen. Der Himmel war meist bedeckt, so dass uns auch die Sonne nicht mehr so stark einheizte. Gemäss dem Radführer waren heute einige Abschnitte auf stärker befahrenen Strassen zu absolvieren, aber da ja heute Samstag war, war nicht soviel Verkehr und vor allem waren kaum Lastwagen unterwegs. Dies machte sich den ganzen Tag positiv bemerkbar und selbst die Einfahrt in den grösseren Städten Osijek und Vukovar waren verkehrsmässig problemlos.

Impressionen von unterwegs:

Heute war wohl „Holzliefertag“. In vielen Dörfern grosse Holzbeigen die im nächsten strengen Winter Wärme spenden werden.

Wer in einem Dorf „70 km/h“ erlaubt muss sich nicht wundern wenn gerast wird

Immer wieder schmucke Kirchen

Nach wie vor fahren wir am Wasser entlang und überall ist es grün.

Die beiden warten wohl schon gespannt auf ihren Jungfernflug

Einfahrt in Osijek

Als wir in Osijek einfuhren sahen wir gleich rechts nach der Brücke über die Drau viel Leute auf einem Platz. Das wollten wir uns genauer ansehen und so bogen wir auf diese Platz ein, denn wir wollten in einem Café etwas Trinken. Kaum stellten wir unsere Räder vor einem Gartenrestaurant ab, kam auch schon ein freundlicher junger Mann auf uns zu und fragte in akzentfreien Schweizerdialekt, ob wir Lust auf einen Kaffe hätten. Er und seine Familie hätten uns schon auf der Strasse mit der Schweizerflagge gesehen als sie uns mit dem Auto überholten und sie würden uns gerne einladen. So eine freundliche Einladung zur rechten Zeit nahmen wir mit Freude an und schon sassen wir zusammen mit Vasi, seiner Frau Gaby und ihren süssen Töchtern Mia und Tati an einem Tisch und plauderten über unsere Reise und was sie hierher brachte. Vasi’s Eltern stammen aus dem Dorf Knezevi Vinogradi in dem wir übernachtet hatten. Sie gingen ebenfalls in den 70er Jahren in die Schweiz da sie damals von Arbeitsvermittlern angeworben wurden. Vasi wurde in der Schweiz geboren und kannten Kroatien durch die Geschichten seiner Eltern und Ferienbesuchen. Vor ein paar Jahren stand dann die Frage im Raum, was denn nun mit dem Haus seiner Eltern in Kroatien passiert oder ob man es verkaufen sollte.
Vasi’s Frau Gaby hatte dann die Idee ihrem Leben eine neue Wendung zu geben und mit der Familie nach Kroatien zu ziehen um das Haus zu restaurieren und zu versuchen, ihrem Arbeitsleben mehr Sinn zu geben als alles nur dem Arbeitsstress unterzuordnen. So starteten sie dieses Familenexperiment vor 9 Monaten und sie fühlen sich wohl. Die Renovation verläuft nach Plan und wer weiss, vielleicht bieten die beiden schon bald im Rahmen von Ökotourismus oder ähnlichem ein Angebot an. Potential hat die Gegend auf jeden Fall. Die ältere Tochter besucht nun die erste Klasse und so lebt sie die Familie nach und nach in dieser Dorfgemeinschaft ein.
Wir haben das kurze Zusammentreffen mit dieser tollen Familie sehr genossen und wünschen Ihnen von Herzen viele erfolgreiche Ideen und das sich ihre Wünsche erfüllen.

Wir wünschen euch, dass sich eure Träume erfüllen. Danke für die nette Begegnung.

Die letzten gut 40 Kilometer fuhren wir weiterhin oft auf Hauptstrassen die aber wie gesagt wenig Verkehr hatten. In den Dörfern immer wieder ein fröhliches „Hallo“ und Winken der Leute auf der Strasse und in den Gärten. Kurz vor Dalj kam dann noch eine kurze, knackige Steigung. Genau in dem Moment, in dem ich mit dem Pedalentreten etwas nachlässiger wurde, erschien mein persönlicher Coach in Form eines Strassenhundes, der mich mit lautem Bellen und Nebenherrennen den Hügel hinauf trieb. Vielen Dank, diese Motivation habe ich gebraucht 😉

Zuerst die Ankündigung das es nun bergauf geht …

… und schon war der „Motivator“ zur Stelle.

Da schlägt das „Bähnlerherz“ höher. Am Bahnhof von Dalj

Spuren einer dunklen Zeit auf dem Balkan. Hoffen wir das die Menschen lernen den Hass zu überwinden.

Um halb vier erreichten wir unsere schöne Pension „Villa Vanda“ in Vukovar wo wir vom Besitzer freundlich empfangen wurden. Dann das übliche Ritual; duschen, Blog schreiben und später geht’s noch ins Zentrum für einen kleinen Rundgang und Abendessen.
Morgen dann die letzte „lange Etappe“ nach Novi Sad in Serbien. Wir sind schon bald am Ziel der Reise

Tag 9: Fr. 30.06.2017 Etappe 7: Baja – Knezevi Vinogradi

Distanz 82.66 km / Fahrzeit 5 Std. 16 Min. / Durchschnitt 15.7 / Gesamt 634 km
Wetter: ganzer Tag sonnig, Nachmittag einzelne Wolkenfelder, 24 – 32 Grad,ganzer Tag viel Gegenwind

Hallo Kroatien

Die heutige Etappe verlief ziemlich ereignislos. Die Abfahrt war heute etwas später, weil nicht ganz so viele Kilometer geplant waren. Es war schon gegen halb acht als wir in Baja den Weg auf die Eurovelo 6 suchten um Richtung Mohacs zu kommen. Rasch waren wir auf einem geteerten, schmalen Damweg, auf dem ab und zu auch ein Auto vorbei kam. Ansonsten waren wir ungestört und konnten der Symphonie lauschen, die die Vögel links und rechts von uns in den Bäumen inszenierten. Ein ausgebildeter Ornithologe könnte hier wohl tagelang nach den verschiedensten Vogelarten und Stimmen suchen. Wir als Laien begnügten uns an den schönen Stimmen und freuten uns wenn ab und zu wieder mal ein besonders farbiger oder grosser Vogel vor uns auftauchte und oft rasch wieder im Wald verschwand. Bereits zweimal konnten wir einen Fasan beobachten, der sich vor uns aus dem Staub machte, sich im Dickicht versteckte und dann lauthals wegen unserer Störung „reklamierte“. Um Fotos zu schiessen sind diese Vögel aber alle viel zu schnell.

Idylle in Baja am Morgen

Dieser Abschnitt gefiel sogar Barbara’s „Mitfahrer“

Kleine Bauernhöfe neben dem Dam.

Auf dem Dam kamen wir auf tollem Teerbelag, trotz wieder kräftigem Gegenwind, zügig vorwärts, so dass wir die 9.30 Uhr Fähre zum übersetzten nach Mohacs erreichten. In Mohacs investierten wir noch ein paar Forint in Eiscreme und kalte Getränke, die restlicher Forint wechselten wir in Kuna um, den kurz hinter der Stadt lag die Grenze zu Kroatien.

Diese „Duschen“ haben wir in allen grösseren Orten Ungarns in den Fussgängerzonen gesehen. Ein feiner Wassernebel gibt etwas Erfrischung.

Fussgängerzone in Mohacs

Einige Lastwagen warteten auf die Abfertigung und auch etwa 10 Autos standen in einer Reihe. Zum ersten Mal auf dieser Reise mussten wir für einen Grenzübertritt unsere Idenditätskarte vorweisen. Die Zöllner genossen ihr Privileg jeden zu kontrollieren offensichtlich und nahmen sich viel Zeit. Schön das diese Prozedur an den Grenzen heute in weiten Teilen Europas Verganhenheit ist.

Warten am Zoll bis die Papiere kontrolliert sind

Es war besonders glücklich die Grenze auch ohne Pass überquert zu haben.

Nach den doch eher „mürrischen“ Zöllnern begrüssten uns die Leute in den Dörfern umso herzlicher. Gefühlt haben uns in den ersten gut 40 Kilometer auf kroatischen Strassen schon doppelt so viele Menschen fröhlich zugewinkten und gegrüsst als in ganz Ungarn. Spannend zu beobachten wie sich die Art, wie Menschen sich verhalten oft nach Grenzen verändert. Nicht dass die Ungarn unfreundlich gewesen wären, aber es braucht dort wohl etwas mehr Zeit, bis sie auf Fremde zugehen, fast wie in der Schweiz.

Heute gab es mal wieder Sonne satt: Von Oben und von der „Seite“

Kurz vor dem Etappenziel stand dann unsere erster „Bergpreis“ auf dem Programm. Zwar nur ein kleiner Hügel und 150 Höhenmeter, aber mit Gepäck und in dieser Hitze, reichte uns das vollauf. Wir sind froh einen Flussradweg und keine Alpenüberquerung als Tourenverlauf gewählt zu haben.

Vor dem Anstieg: Energietanken im Schatten.

Nach dem Aufstieg: erstes Kroatisches Bier geniessen. (Nur noch 6 km bis ins Ziel, das passt)

Unser Gasthaus für heute Nacht

Bei einem etwas verspäteten Mittagessen nur 6 Kilometer vor dem Ziel füllten wir den Energie- und Wasserspeicher wieder auf und fuhren gemütlich in unsere Pension, wo wir freundlich empfangen wurden. Den Begrüssungsschnapps lehnten wir dankend ab, dazu war es noch zu früh. Wir genossen die frühe Ankunft und ich konnte so relativ stressfrei meine Blogarbeit erledigen.

Tag 8: Do. 29.06.2017 Etappe 6: Dunaföldvar – Baja

Distanz 93.8 km / Fahrzeit 6 Std. 31 Min. / Durchschnitt 14.4 / Gesamt 551.3 km
Wetter: Morgen Gewitter 18 Grad, Nachmittag 28 sonnig, ganzer Tag viel Gegenwind bis 60 km/h

Wetterkapriolen

Der heutige Tag stand ganz im Zeichen von wechselhaftem Wetter. Offenbar sollten wir Langstreckenradler nach der gestrigen Lektion: „Komme mit jeder Wegbeschaffenheit klar“, auch noch das Thema „Wetterkapriolen“ instruiert bekommen.
In der Annahme das auf den Wetterbericht verlas ist und der Regen sich in der Nacht verziehen würde, stellten wir den Wecker wiederum auf 5 Uhr, um gegen 6 Uhr auf der Strasse zu sein.

Wir hätten ja auch noch etwas in unserem „Museumsbett“ schlafen können.

Als der Wecker läutete sah alles noch nach einem guten Plan aus, doch als ich kurz nach 6 Uhr das grosse Tor öffnete, um aus unserer Unterkunft zu fahren entdeckte ich grosse schwarze Wolken am Himmel und kurz darauf begann es bedrohlich zu Donnern. Regen setzte ein und es war klar, jetzt zu starten wäre keine gute Idee. So setzten wir uns im Innenhof auf eine geschützte Bank und warteten ab. Da kam mir den Sinn das sich bei Barbara gestern gegen Ende der Etappe am Vorderrad ja ein schleichender Platfuss gemeldet hatte. Das könnte wir ja gleich mal checken. Bingo, der Luftverlust war über Nacht fortgeschritten. Also Zeit den Schlauch zu wechseln. Lieber jetzt als unterwegs.

Sie machte das einzig Vernünftige; weiter dösen

So verging die Zeit und die Hausbesitzerin leistet uns auch noch Gesellschaft. Immer wieder dachten wir, dass es mit dem Unwetter nun vorbei sei, aber schon im nächsten Moment regnete es wieder wie aus Kübeln. Kurz nach acht Uhr war unserer Geduld am Ende, wir wollten los. Schliesslich waren auch heute 92 Kilometer geplant und der angesagte Gegenwind lies keine leichte Etappe vermuten. Wir zogen die Regenjacke über und starteten.

Bereit für einen Start im Regen.

Düstere Aussichten

Unterschlupf bei Starkregen

Schon kurz nach dem Start, wir hatten gerade die Donau überquert, begann es wieder zu Regnen. Wir suchten Schutz in einem Bushäuschen, bis das Schlimmste vorüber war. Nach 15 Min. ging es weiter. Die dunklen Wolken kreisten um uns und auch das Donnergrollen war mal nah, mal fern zu hören. Als wir auf einem Damweg unterwegs waren und das Donnern wieder näher kam, fühlten wir uns den Elementen ziemlich schutzlos ausgesetzt. Der Wind kam kam in Böen von Vorne und der Regen peitschte uns ins Gesicht.

Damfahrt im Regen

Bevor es auch noch zu Blitzen begann flüchteten wir vom hoch gelegenen Dam in einen kleinen Wald, wo wir das Schlimmste abwarteten. Kurz zuvor hatten wir ein einem kleinen Laden Brot und Käse gekauft und so legten wir hier unseren „Frühstücksstop“ ein.

Zum Glück war das der letzte Regenguss des Tages und nach und nach setzte sich die Sonne durch. Es wurde wärmer, doch der kräftige Gegenwind, der manchmal ganz arg an unseren Rädern rüttelte blieb den ganzen Tag ein ungeliebter aber treuer Begleiter.

Zum Glück hatten wir heute einen eigenen Radweg und mussten die Strasse nicht mit den grossen Lastern teilen.

Impressionen von unterwegs
Die Wege waren heute mehrheitlich sehr gut und die Abschnitte mit unbefestigten Kies- oder Wiesenwegen waren nur wenige Kilometer lang. Zum Glück, denn zusammen mit dem Gegenwind und dem vom Regen aufgeweichten Boden schafften wir auf solchen Abschnitten oft nur 8 -10 km/h.
Immer wieder fuhren wir durch kleine Dörfer in denen es meist auch ein kleines Lebensmittelgeschäft gab, wo wir ab und zu kühle Getränke kauften.
Die letzten 30 Kilometer vor Baja waren auf einem gut asphaltierten Damweg, so dass wir „nur noch“ gegen den Wind kämpfen mussten. Wie so oft auf solchen Abschnitten entlang der Auenwälder konnten wir immer wieder verschiedene Vogelarten beobachten. Heute sahen wir aber zu unserem Erstaunen auch einen weissen Hirsch zusammen mit einer braunen Hirschkuh die friedliche grasten. Leider verschwanden sie aber  im Wald bevor wir die Kameras bereit hatten. Später entdeckten wir zwei „Rehkinder“ die unsere Vorüberfahrt gelassener nahmen und sich sogar noch für einen „Fototermin“ vor die Kamera stellten .

Warteten geduldig bis der Fotograf bereit war.

Kurz vor halb 6 fuhren wir in Baja ein. Die Leute hier genossen den Abend am Ufer eines Nebenarms der Donau. Das wäre eigentlich heute auch unser Plan gewesen und mit einer geplanten Ankunft um 15 Uhr durchaus realistisch, aber die verzögerte Abfahrt am Morgen hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Mediterrane Stimmung an der Donau

Promenade in Baja

Im Zentrum von Baja. Imposante, schmuck herausgeputzte Häuser

So blieb es bei einem kurzen Stadtrundgang und gemütlichen Abendessen. Die „Forint“ wollen ja noch ausgegeben werden, denn Morgen brauchen wir Kuna. Am Mittag werden wir die Grenze nach nach Kroatien überqueren.

Tag 7: Mi. 28.06.2017 Etappe 5: Budapest – Dunaföldvar

Distanz 102.3 km / Fahrzeit 7 Std. 02 Min. / Durchschnitt 14.5 / Gesamt 457.5 km
Wetter: heiss 21 – 33 Grad, ganzer Tag Sonne pur, sehr heiss, (Velocomputer zeigt 41 Grad)

A long way home

Heute war der perfekte Tag um die mentale Stärke eines Tourenradlers zu verbessern. Es waren alle Zutaten gegeben um uns auf die Probe zu stellen und am Schluss des Tages trotz aller Wiedrigkeiten zufrieden am Ziel anzukommen.
Begonnen haben wir auch diesen Tag wieder mit dem Wecker um 05.00 Uhr. Ihr wisst ja, je später der Tag umso heisser das Radeln. Der Weg aus Budapest ging soweit erstaunlich gut, da wir rasch auf einem Radweg waren der uns der Donau entlang Richtung Osten führte. Wir genossen noch einmal einen Blick auf diese wunderschöne Stadt im Morgenlicht.

Auf Wiedersehen Budapest.

Der Verkehr wurde mit jeder Viertelstunde intensiver und an einem Busumsteigepunkt waren wir plötzlich inmitten der Pendlerströme „gefangen“. Irgendwie fanden wir, Navi sei Dank, doch den Radweg und schon bald gab uns die Tafel „Eurovelo 6“ Gewissheit, auf der Richtungen Route zu sein. Dies war umso beruhigender, da der Weg sich langsam zu verabschieden schien. Er wurde immer schmaler und links und rechts wuchsen zum Teil hohe Brennesselstauden. Da macht man sich als Liegeradler aber richtig dünn, denn die Sträucher sind auf einer sehr unangenehmen Höhe.
Sowieso war die Wegbeschaffenheit heute ein Dauerthema. Sehr oft fuhren wir auf sandigen, ausgewaschenen Wegen. Dann wiederum auf Wiesen, die das Vorwärtskommen auch nicht begünstigten und wenn der Weg mal befestigt war gab es riesige Schlaglöcher denen wir ausweichen mussten. In diesem Sinne war heute den ganzen Tag konzentriertes Fahren angesagt. Dazu die Sonne, die immer stärker vom Himmel brannte und uns wurde bald klar, dass diese Etappe anstrengend werden würde. Wir trafen auch kaum noch auf Fernradler. Wer es auf einfache Etappen und Gepäcktransport zum nächsten Hotel abgesehen hat, fährt spätestens ab Budapest nicht mehr weiter östlich. Die Durchschnittsgeschwindigkeit war bei dieser Wegbeschaffenheit auch nicht wie gewünscht und wir wussten das uns heute ein 100er bevorstand. Nur nicht nervös machen lassen!

Weg Impressionen:
So unterschiedlich kan radeln sein. Mit einem voll beladenen „Lieger“ ganz schön anspruchsvoll.

Wir machten immer wieder kurze Pausen um Flüssigkeit in uns hinein zu schütten, ab und zu was kleines zu essen, die Sonnencreme wieder frisch aufzutragen oder die Kleider zu benetzen um uns abzukühlen. Die Gegend entlang der Donau war nach wie vor reizvoll und oft standen schöne Sommerhäuser am Ufer während die kleinen Dörfer zunehmend einfacher wirkten.

Idyllen an der Donau

Ab Mittag nahm auch der Wind immer mehr zu und blies uns direkt in’s Gesicht. Auch dieser Umstand war einem zügigen Vorwärtskommen nicht gerade förderlich.

Was die einen freut …

… macht den andern zu schaffen. Zuviel Gegenwind!

Gegen zwei Uhr waren wir gezwungen gut 10 Kilometer auf einer stark befahrenen Strasse mit viel Lastwagenverkehr zu fahren. Da wurde es manchmal ganz schön eng und wir hatten ehrlich gesagt nicht wirklich Spass auf diesem Abschnitt. Zum Glück verlief alles gut und wir konnten wieder auf einen Wiesenweg ausweichen. Wenn auch anstrengend, so war es jedenfalls sicher.
Müde kamen wir gegen halb fünf Uhr in unserer Unterkunft an.
Die Pension ist in einem alten Bauernhaus aus 1880 untergebracht, welches die Besitzer liebevoll restauriert und mit historischen Gegenständen ausgestattet haben um hier nun eine kleine Pension zu betreiben. Das Haus kann aber auch von Passanten besichtigt werden und die Besitzer führen Interessenten gerne durchs Haus. Wir schlafen also heute in einem Museumszimmer!

Nach einem Rundgang im Haus gingen wir noch ins lokale Schwimmbad um die müden Muskeln etwas zu entspannen, so dass wir morgen bereit sind für die nächste Etappe nach Baja.

Tag 5: Mo. 26.06.2017 Etappe 4: Esztergom – Budapest

Distanz 88.89 km / Fahrzeit 5 Std. 50 Min. / Durchschnitt 14.8 / Gesamt 355.2 km
Wetter: heiss 23 – 31 Grad, bis Mittag bedeckt, ab 14.00 Uhr Sonne, heiss

Stop and Go!

Heute sind wir wieder vor halb sieben Uhr losgefahren um der Hitze soweit möglich zu entkommen. Da es in der Nacht geregnet hat war es auf dem Rad fast schon etwas kühl. Der Weg führte uns direkt an der Donau entlang durch einen Park unterhalb der grossen Basilika.

Morgenstadtrundfahrt

Basilika in Esztergom

Später mussten wir einige Kilometer auf einer Überlandstrasse ohne Seitenstreiffen fahren, da auf diesem Abschnitt ein Radweg fehlt. Wir waren froh früh unterwegs zu sein, den es hatte noch wenig Verkehr. Von der Überlandstrasse ging es dann links 300 Meter zur Donau hinunter, wo wir mit der Fähre auf die andere Seite Nach Szobo übersetzen mussten. Die Fähre verkehrt zwischen 06.50 – 17.50 Uhr jede Stunde um die Minute xx.50. Von der anderen Seite in Szobo jeweils um die Minute xx.40.
Wir mussten gut 30 Minuten an der Fähranlegestelle warten. Leider war das Restaurant noch geschlossen und so warteten wir draussen und begannen schon fast etwas zu frieren. Ich zog mir zum ersten Mal auf der Tour ein langärmliges Shirt und den Windstopper an.
Die Fähre bestand aus einer Plattform ohne eigenem Motor, die von einem Schiff, das an der Seite vertäut war, jeweils über die Donau geschoben wurde. Dabei musste das Schubschiff jedesmal um 180 Grad gedreht werden. Die Manöverierbarkeit des Gespanns war offensichtlich auch etwas eingeschränkt, wie das „rustikale“ Anlegemanöver zeigte. Mit viel Schwung Richtung Bettonrampe und dann die Fährplattform da „auflaufen“ lassen. Aber der Kapitän und sein Matrose hatten die spezielle Konstruktion gut im Griff und brachten uns, als einzige Fahrgäste, sicher ans ander Ufer.

Fähre nach Szob

Dort ging es auf einem guten Radweg wieder direkt der Donau entlang durch das Visegradergebirge, in dem die Donau sich ihren Weg mit einigen Schlaufen gesucht hat. Wir begegneten einem englischen Paar mit einem „Dreiradlieger-Tandem“ welche auf dem Weg vom schwarzen Meer an den Atlantik sind.

Treffen der Liegeradler

Sie wollen die gesamte Strecke der Eurovelo 6 radeln. Ihre Planung sieht vor, zwei Nächte wild zu Campen und in der dritten jeweils einen Campingplatz aufzusuchen um Kosten zu sparen. Ja da hat ihnen die Abwertung des britischen Pfund wohl auch nicht gerade geholfen. Wir plauderten gut 15 Minuten und tauschten einige Infos zur Strecke aus. Mit ihrem Gespann wird es sicher an den einen oder anderen Stellen eng werden, aber die Beiden haben ja schon genug Erfahrung. Wir wünschten gute Weiterreise und ich habe einen neue Blogadresse um Reiseberichte nachzulesen.
@ Christine und Steve: Vielleicht trefft ihr die Beiden ja in ein paar Wochen auf eurem Abschnitte Eurovelo 6, sagt liebe Grüsse.

In Nagymaros legten wir einen „Frühstücksstop“ ein. Mit Blick auf die Burg, hoch über dem gegenüberliegenden Visegrad, gönnte sich Barbara einen echt ungarischen Langos. Das ist ein schwimmend gebackenes Fladenbrot welches je nach Geschmack belegt wird. Wer den ganzen Tag radelt darf hier zugreifen, sonst wohl eher „Finger weg“.

„Gesundes Früchstück“

Gestärkt gings weiter auf guten Radwegen bis Vac. Dort mussten wir wieder 40 Minuten auf die Fähre warten um übersetzen, da diese unter der Woche nur jede volle Stunde fährt. Wir haben die Zeit genutzt um uns den Hauptplatz etwas anzusehen.

Im Zentrum von Vac. Es „blöckelt“ an so mancher Fasade.

Auch wenn es nach Vodkaflasche aussieht. Pures Wasser

Fähre in Vac

Nach der Überfahrt durchquerten wir eine kleine Insel, welche vom Hauptfluss und dem Nebenarm der Szentendre-Donau umschlossen wird. An diesem Nebenfluss gings dann weiter Richtung Süden. Unser Hauptreiserichtung die ab Wien ja immer Richtung Osten war, hat seit dem Donauknie in Vac auf Richtung Süden gewechselt. Bald tauchte auf der rechten Seite ein grosser Parkplatz mit vielen Reisebussen auf, hier musste wohl eine Sehenswürdigkeit liegen. Gleich darauf fuhren wir der schön herausgeputzten Promenade des Städtchens Szentendre entlang. Da in der Zwischenzeit die Wolken der Sonne Platz gemacht hatte und es immer heisser wurde war rasch klar, so ein tolles Gartenrestaurant unter schattenspendenden Bäumen muss einfach besucht werden. Ein kühles „Radler“ löschte den Durst und wir nahmen uns noch die Zeit für einen kleinen Rundgang im Dorf. Sehr hübsch, aber vor lauter Touristen, viele Asiaten und Franzosen, war es uns dann doch etwas „zu viel“.

Die Pferdchen passen prima zu den schönen Häusern in Szentendre.

Farbenfrohe Strassendekoration

Weiter gings immer dem Wasser entlang Richtung Budapest und wie im Reiseführer versprochen, waren manche Streckenabschnitte auf sandigen Feldwegen nur mühsam befahrbar. Zum Glück kein Regen auf solchen Strecken, sonst müsste man wohl auf die Hauptstrasse ausweichen. Je näher wir Budapest kamen, desto mehr Leute waren am Wasser. Viele Rudersportvereine wo Jugendliche das Paddeln übten und immer wieder tolle kleine Gaststätten im Wald mit Sitzmöglichkeiten auf der Kiesbank, wo die Leute den Nachmittag genossen. Auch wie legten nochmals einen Stop ein um uns für die Einfahrt ins Zentrum zu stärken.

Schöne Ausblicke vom Radweg.

Chillen in Budapest

Das war auch bitter nötig. In der Zwischenzeit hatten wir durch das gemütlich fahren und die vielen Pausen doch mehr Zeit verbraucht als gedacht und es war schon halb fünf als wir in den Verkehr der Hauptstadt eintauchten. Hier galt unsere volle Aufmerksamkeit der Beschilderung den heute waren wir etwas Abseites der von mir programmiert Route unterwegs, so das ich das Navi nicht nutzen konnte. Es kam wie es kommen musste. Wir hörten auf einen gut gemeinten Ratschlag eines Einheimischen und haben uns verfahren. Also zurück zum letzten sicheren Punkt, nochmals den Reiseführer kontaktieren und einen zweiten Versuch. Jetzt klappte es und wir gelangten auf verschlungenen, aber guten Radwegen in die Stadt. Auf der Elisabethbrücke überquerten wir die Donau und waren nun vollends im abendlichen Verkehr. Tram, Autos, Motorräder und jede Menge Fussgänger und Velofahrer.

Bald geschafft

Irgendwie fanden wir den Rythmus und reihten und in diesen Verkehrssalat ein. Um halb sechs hatten wir es geschafft. Wir standen vor unserer Unterkunft und konnten uns bei einer erfrischenden Dusche vom Tag erholen.

Idyllischer Innenhof in unserer Unterkunft mitten in der Stadt

Nun steht ein Ruhetag in Budapest an und die (Blog-) Reise geht am Mittwoch weiter.

 

 

Tag 4: So. 25.06.2017 Etappe 3: Györ – Esztergom

Distanz 99.51 km / Fahrzeit 5 Std. 57 Min. / Durchschnitt 16.7 / Gesamt 264.3 km
Wetter: heiss 26 – 33 Grad, Vormittag bedeckt, Nachmittag schwül, kaum Wind

Grenzland!

Heute Morgen haben wir unseren Vorsatz in die Tat umgesetzt, und sind bereits um 06.10 Uhr losgefahren. Den Wecker mussten wir auf 5 Uhr stellen, denn es gibt am Morgen doch immer einige zu erledigen bis wir fahrbereit sind. Morgentoilette, alle Kleingkeiten verpacken die doch noch rumliegen, elektronische Geräte vom Strom abkoppeln, Netzkabel verstauen, Sonnencreme auftragen, letzter Check im Tourenführer, etc. So ist eine Stunde jeweils doch schneller um als man denkt. Wir waren ziemlich stolz als wir schon um 06.10 Uhr das vertraute Schnurren unserer Ketten hörten, als wir den Weg aus dem noch sonntäglich verschlafenen Györ unter die Räder nahmen. Ich hatte mich für den ersten Teil der Etappe bei der Routenwahl nicht an die Vorschläge unseres Tourenführers (Esterbauer, Donauradweg 3) gehalten, da mir da zu viele Abschnitte auf unbefestigten Wegen vorkamen und oft der Hinweis „nach starken Regenfällen nicht gut befahrbar“. Im Klartext heisst das wohl, eher für Mountenbikes als Tourenlieger. Die Route welche ich mit der Website „www.gpsies.com“ bis Komarom recherchiert und ins Navie geladen hatte erwies sich als Volltreffer. Nicht nur das die Ausfahrt aus Györ an einen Sonntagmorgen ohne Verkehrsbelastung klappte, sondern auch weil die Route auf den ersten 20 km durchgehend auf tollen Radwegen verlief. Nichts von tiefen Feldwegen und Schotterpisten, zumindest bis Nagyszentjanos.

Radwege wie aus dem „Wunschkatalog“

Dort trafen wir dann auf die „Esterbauer-Route“ und schon bald bekamen wir zu spüren, was auf diesen Karten „unbefestigter Weg“ bedeuten kann. Zum Glück waren die Wege trocken. Nach einem Regen wäre das wohl kaum fahrbar gewesen.

Hier ist mir sogar ein „Bähnlerfoto“ mit Liegeradlerin gelungen.

Landschaftlich war es wunderschön. Goldene Getreidefelder, dazwischen knallrote Mohn- oder blaue Kornblumen. Dazwischen dunkelgrüne Hecken und Bäume. Bei diesem Anblick kam auch uns „Kunstbanausen“ van Gogh in den Sinn.

Stielleben

Zum Glück ging es bei den Abschnitten schwierigen Feldwegpassagen und den meisten Löchern für uns „bergab“, so dass es fahrbar blieb. In der Gegenrichtung hätte wir wohl schieben müssen.
Auch heute waren wir wieder ohne Frühstück gestartet, was sich als problemlos erwies. Gut 40 Kilometer hatten wir schon hinter uns, bevor wir in Komarno einen Rast einlegten. Ach ja, Komarno liegt wieder in der Slowakei und so haben wir heute Morgen wieder mal von der ungarischen auf die slowenische Seite der Donau gewechselt. EU sei Dank ist das heute einfach. Es reicht eine Tafel an einer Brücke und im dümmsten Fall ein Wechseln des Geldbeutels; den in Ungarn bezahlt man noch in Forint.

Zurück nach Slovenien

Um 10 Uhr bestellten wir zum „Frühstück“ Gemüsepenne mit Parmesan. Hat lecker geschmeckt und als der Kellner erfuhr das wir aus der Schweiz sind wollte von uns wissen, was den mit dem FC Zürich passiert sei, da er letzte Saison in die 2. Liege abgestiegen sei. Das sei doch eine „Schande“. Ich als „profunder Fussbalkenner“ erklärte ihm, das sei für den FC Winterthur ganz gut gewesen, so hätten die Zürcher mal unser Stadion gefüllt.

Hier gab’s „Pastafrühstück“ für einen langen Radlertag

Gasse in Komarno

Danach ging es wieder auf dem Donaudam weiter Richtung Westen. Langsam verzogen sich die morgendlichen Wolken und man konnte die Sonnenstrahlen gut auf der Haut spüren. Der Velocomputer zeigte 39 Grad an und so fühlte es sich auch, wenn auch die Lufttemperatur bei +/- 33 Grad lag an. Ein Teil des Wassers in unseren Flaschen wurde nun nicht mehr zum trinken, sondern zum benetzen der Kleider verwendet. Unterwegs holten wir ein Vater / Tochter Team aus Süddeutschland ein, die mit ihren Rädern von Passau aus an die kroatische Grenze unterwegs waren. Wir plauderten, nebeneinander her fahrend eine Weile nebeneinander und als wir im Schatten einen Rast einlegen wollten verabschiedeten wir uns von ihnen.

Plauderstündchen unter Fernradlern

Willkommener Schattenspender

Pusteblume

Der letzte Abschnitt bis kurz vor Esztergom fuhren wir auf ruhigen Nebenstrassen. Dass es Sonntag war machte die Sache für uns sicher angenehmer. Kurz vor dem Ziel überquerten wir dann wieder die Donau und wechselten auf die ungarische Seite, wo wir in einer schönen Pension die Nacht verbringen werden. Kaum angekommen beginnt es zu regnen. Das mit dem Timing scheinen wir im Griff zu haben. Hoffentlich bleibt das so.

Basilika von Esztergom

Morgen geht’s dann gut 80 km bis Budapest, wo wir einen Ruhetag einlegen werden