Vor der heutigen Etappe hatte ich schon bei der Planung einigen Respekt. Istrien ist nach dem flachen Norditalien, wo oft gute Radwege und Nebenstrassen zu finden sind, wieder eine echte Herausforderung. Einerseits ist da die Topografie, mit vielen zum Teil recht starken Steigungen, der Verkehr, der sich der Küste mit ihren vielen Touristenorten entlang schlängelt und dann Nebenstrassen, welche oft nicht asphaltiert sind. Das bedeutet hier im Kastgebiet, dass die Feldwege sehr unangenehm zu befahren sind, da der grobe und teilweise auch spitze Schotter die Fahrt erheblich abbremst. Damit haben wir 2016 unliebsame Erfahrungen gemacht.
Es galt also einen Kompromiss zu finden zwischen direkter Route, aber nicht zu steilen und eher verkehrsarmen Wegen. Irgendwie ist mir das nicht schlecht gelungen, denn heute hatte es von allem „Übel“ eine Portion dabei, aber gerade noch in erträglichem Ausmass.
Der Abschnitt in Slovenien war sogar hervorragend, auch wenn wir hier eine Schiebepassage hatten.
Ab einer gewissen Steigung ist es kräftesparender die voll beladenen Räder zu schieben, als mit letzter Kraft den Berg hoch zu treten.
Ein Teil des alten Bahntrasse „Parenzana“ lag auch auf der Route und so kamen wir dank einem alten Eisenbahntunnel ohne grosse Anstrengung nach Portoroz.
Auf separaten Radwegen ging es weiter und schon bald überquerten wir die Grenze zu Kroatien.
Im Gegensatz zu 2016 gibt es heute keine Zollkontrollen mehr. Gleich nach dem Zoll ging es auf einem Nebensträsschen steil nach oben. Also war wieder Schieben die beste Option.
Obwohl wir früh losgefahren sind wurde es nun richtig heiss und der Schweiss begann zu fliessen.
Oben angekommen ging es auf einer Hauptstrasse mit mehr Verkehr wieder rasant hinunter. Dann wieder eine Nebenstrasse und es folgte nach Plan ein Feldweg. Doch der hatte viel zu grobem Schotter, so dass wir wieder umkehrten. In solchen Momenten ist die Navi-App auf dem Smartphone einfach Gold wert. So kamen wir auf Umwegen um die Mittagszeit in Umag an.
Direkt an der Stasse war ein Restaurant wo wir uns im Schatten mit kühlen Getränken und Kolenhydraten wieder Energie zuführten. Es war nun über 30 Grad und die Sonne brannte vom stahlblauen Himmel.
Weiter ging es Richtung Süden. Es gibt nicht wirklich viel darüber zu berichten.
Mit der Zeit verzichteten wir auf die zusätzlichen Schlaufen, die ich bei der Planung einmal vorgesehen hatte, um die Hauptstrasse möglichst zu vermeiden. Die Autofahrer nahmen in der grossen Mehrheit Rücksicht und warteten mit überholen, bis genug Platz war. Soweit also ganz ok.
In Novigrad war dann nochmals eine Getränkepause in einer kleinen Bar angesagt. Unser Wasser in den an den Velos befestigten Flaschen war mittlerweile sehr war und bot keine wirkliche Abkühlung mehr.
Kurz darauf mussten wir einen letzten Weg hochschieben, bevor wir in einer langen und rasanten Abfahrt dem Zielort entgegen rollten.
Nach 70 km waren wir am Ziel und konnten ein schönes Appartment bei privaten Vermietern beziehen, wo wir nun zwei Nächte bleiben. Eine kurze Abkühlung im nahen Meer liesen wir uns natürlich nicht nehmen und freuen uns schon auf den kommenden Ruhetag.
Am Sonntag gehts dann weiter, noch drei hüglige Etappen bis zu unserem Ziel, Cres.
Wow, was für ein ausgezeichneter Beitrag mit fesselnder Erzählung und großartigen Fotos – wir erkennen ihn als Standard für Dich!
Auch an unsere eigene Radtour im Jahr 2008 auf der gleichen Route wie Du durch diese Region hast du eine Flut von Erinnerungen wachgerufen. Nachdem wir uns unsere Fotos angesehen hatten, stellten wir fest, dass wir durch denselben Tunnel fuhren und einige dieser steilen Hügel hinaufstiegen (damals waren wir jung und oh! so stark!), allerdings hatten wir damals keine Radwege oder schöne Bedingungen. Wir erinnern uns an die zweispurige Straße ohne Seitenstreifen und die Fahrzeuge, die fast ständig in beide Richtungen vorbeifuhren; es war so stressig!
Deine Beiträge sind sehr inspirierend und erzeugen viel Spannung und Energie, dass wir hoffen, nächstes Jahr etwas ahnliches zu tun. Weiterfahren und weiterschreiben!