Tag 2: Fr. 23.06.2017 Etappe 1 Wien – Bratislava

Distanz 77.4 km / Fahrzeit 4 Std. 56 Min. / Durchschnitt 15.7 / Gesamt 77.4 km
Wetter: schwül 28 -36 Grad, Vormittags Gewitter mit kurzen Regenschauern, Nachmittag Westwind

Heute haben wir also unsere kurze Sommertour 2017 um 07.30 Uhr offiziell vor dem Hauptbahnhof Wien gestartet. Die Nacht war kurz, da wir gestern ja erst um 23.30 Uhr und damit exakt vier Stunden verspätet im Hauptbahnhof Wien eingetroffen sind. Zum Glück war unser Hotel gleich über die Strasse, trotzdem wurde es 01.00 Uhr, bis wir das Licht löschen konnten. Schon fünf Stunden später erinnerte uns der Wecker daran, dass wir ja wegen der Hitze früh losfahren wollten. So starteten wir noch etwas müde aber zuversichtlich und wurden bei der Ausfahrt aus Wien schon mal positiv überrascht. Die im Navi programmierte Route erwies sich als Volltreffer! Alles Radwege oder sehr ruhige Quartierstrassen, so dass wir ohne Stress plötzlich auf ruhigen Wegen an der Donau entlang unterwegs waren und die Grosstadt rasch hinter uns liesen.

 

Ausfahrt aus Wien

Fahrradrampen zur Donaubrücke

Flussidylle mitten unter der Autobahn

Ab und zu begegneten uns Freizeitradler auf dem Dam, aber meist waren wir alleine unterwegs, konnten gemütlich nebeneinander fahren und plaudern. Nur die dunklen Wolken in unserem Rücken und das bedrohlich Donnergrollen motivierten uns ab und zu wieder etwas konzentrierter in die Pedalen zu treten. Wir hofften so dem nahenden Gewitter zu entkommen. Es nützte alles nichts. Auf offenem Dam war es dann soweit. Gross Tropfen prasselten auf uns nieder und das Donnergrollen wurde immer lauter. Zum Glück sahen wir keine Blitze aber man weiss ja nie. Genau in diesem Moment tauchte ein kleines Häuschen etwas erhöht neben dem Dam auf. Also nochmals kräftig in die Pedalen treten und schon waren wir da und konnten unter dem kleinen Vordach etwas Schutz suchen. Es war sowieso Zeit etwas zu Essen und zu Trinken, so dass wir auch das gleich erledigen konnten. Nach gut 15 Minuten hörte der Regen auf und wir machten uns auf die Weiterfahrt. Wir durchquerten den „Nationalpark Donau Auen“ und wurden von vielen schönen Vogelstimmen begleitet. Gegen 10 Uhr erreichten wir das Dorf „Orth an der Donau“. In einem Gasthaus genossen wir guten Kaffe, feines Gebäck und ein frisches Eis. Wer den ganzen Tag radelt darf sich halt so was gönnen.

Sogar mit Toilette ist der Radweg hier bei Wien ausgestattet.

Storchennest mit Jungen in Orth a.d.D

 

Nach dem Regen

Es ging weiter immer auf dem Dam durch die Donauauen, meist auf gutem Teer- oder feinem Schotterbelag. Links und rechts immer wieder schöne Ausblicke in stille Wasserarme, die vom Hauptstrom abgeschnitten sind und nur bei Hochwasser überflutet werden. Fischreiher, Schwäne, und viele andere Vögel fliegen herum und beglücken uns mit einem schönen Naturkonzert. Kurz vor Hainburg veranschaulichten Tafeln auf einer Brücke die Bedeutung der Auenlandschafft für die Tiere und erzählten die Geschichte des Wiederstands, als 1971 der ganze Auenwald für ein Flusskraftwerk überflutet werden sollte. Umweltaktivisten liesen sich von der Kälte nicht abhalten und schlugen im Dezember 1971 in den Wäldern eine Campinglager auf um die Rodung zu verhindern. Es kam zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei und auch die Gewerkschaften drohten die „Besetzer“ mit Gewalt aus den Wäldern zu vertreiben, da sie um Arbeitsplätze beim Kraftwerksbau fürchteten. Der Widerstand gegen die Zerstörung dieser einzigartigen Landschaft wuchs aber so schnell an, das die Baubewilligung temporär aufgehoben wurde. Jahre später entschied ein Gericht das die Bewilligung zum Bau wiedererechtlich erteilt wurde und so war das Projekt gestorben. Die Natur dankt es indem sie hier, nahe einer Milionenstadt, ihre ganze Vielfalt zeigt.

Auenlandschafft bei Hainburg

In Hainburg entdeckten wir direkt an der Donau ein Gartenretsaurant das laut zu rufen schien: „Kommt herein ihr müden Radler. Hier gibt es zu Essen und zu Trinken.“ Da gab es nichts zu überlegen, denn es war nicht mehr weit bis Bratislava, wir waren schon etwas Müde und eine Erfrischung konnte bei den schwülen Temperaturen nicht schaden.

Strasse in Hainburg

Daran sollte man sich halten.

Der perfekte Mittagsrastplatz

Nach der Stärkung dann die letzen Kilometer nach Bratislava. Nur ein verlotterter Grenzposten zeugte davon, dass wir hier die Grenze zur Slovakei überquerten. Eine Grenze die vor nicht allzulanger Zeit noch eine grosse Hürde darstellte scheint heute kaum mehr zu existieren.

Wer hätte gedacht,das die alten Panzerpisten an den Grenzanlagen mal für etwas gut sein können. Heute perfekte Radwege!

Von Weitem macht Bratislava keinen besonders hübschen Eindruck aber nachdem wir den Weg in die Altstadt gefunden hatten, sah es ganz anders aus. Viele alte, zum Teil sehr schön restaurierte Häuser, kleine Gassen, schmucke Läden und viele Bar’s und Restaurants. Der Weg zu Hotel ist nochmals etwas kompliziert, da uns immer wieder Treppen den Weg versperren und auf der stark befahrenen Hauptstrasse wollen wir nicht fahren. Irgendwie finden wir den Weg und sind froh, die verschwitzten Radlerklamotten ausziehen zu können und eine erfrischende Dusche zu geniessen.
Anschliessend noch ein Besuch in der schönen Altstadt. Die vielen Strassenrestaurants sind gut besetzt und da und dort wird Musik gespielt. Auch ein kleiner Markt ist aufgebaut und die Leute geniessen den warmen Sommerabend im Freien. So kommt richtige Ferienstimmung auf. Jetzt aber ins Bett, morgen geht’s weiter nach Györ, hoffentlich ist es weniger feucht.

Altstadt Bratislava

Musik …

… und leckere Sachen auf dem Markt.

Er betrachtet das ganze Treiben mit stoischer Ruhe

2 Kommentare

  1. Tolle Beschreibung eurer Tour – danke für deine Mühe, uns daran teilhaben zu lassen…ich weiß, wieviel Arbeit das ist – besonders wenn man abends müde vom Radltag ist…:-)

    1. Ja, das ist immer Arbeit. Aber wenn da draussen aktive Leser sind macht es umso mehr Freude. Mein eigenes Tagebuch ist so auch schon geschrieben. Ich freue mich wenn andere von meinem Blog genauso inspiriert werden, wie ich es durch die tollen Berichte vieler Blogschreiber erleben durfte. In diesem Sinne gebe ich den Dank gerne zurück. Wer weiss, wann ich mir bei deinen tollen Reiseberichten mal Infos hole.
      P.S. Blogschreiben mit einem kühlen Bier auf dem Tisch ist nur noch halb so anstrengend 😉
      Liebe Radlergrüsse

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