Distanz: 119.1 km / Gesamt: 4473.5 km / Fahrzeit: 4 Std. 50 Min. / Durchschnitt 24.6 km/h 🙂
ganzer Tag etwa 21 Grad, mittlerer Rückenwind, bedeckt
Welcome to Arizona
Zuerst ein kleiner Rückblick auf meinen Restaurantbesuch gestern Abend. Ich ging über die Strasse um in einem Restaurant noch etwas zu essen. Wie üblich in den USA hatte auch dieses Lokal mehr als genügend Serviceangestellte. Die Leute arbeiten zu einem sehr tiefen Stundenlohn, so dass im Vergleich zur Schweiz immer mindestens die doppelte Anzahl an Angestellten in einem Lokal sind. Angefangen bei der Person die einem den Platz anweist, oft jemand der die Bestellung aufnimmt und serviert und eine weitere Person räumt ab. Diese Leute sind auf Trinkgeld angewiesen, da sie sonst schlicht nicht über die Runden kommen. Soweit also nichts Neues für die „USA Kenner“. Wir waren kurz nach acht Uhr noch 5 Gäste im Lokal. Dieses schliesst wie oft sehr früh, in diesem Fall um neun Uhr. Während wir Gäste am essen waren beschlossen die Angestellten, dass es nun Zeit sei das Lokal zu reinigen. Also packten sie die Besen aus und begannen das Lokal zu wischen. Auch unter meinem Tisch, während ich am essen war. Schon etwas gewöhnungsbedürftig. Kurz nachdem man den letzten Bissen in den Mund geschoben hat, taucht jeweils die Kellnerin auf und fragt: Noch etwas? Wer nichts mehr bestellt bekommt umgehend die Rechnung auf den Tisch gelegt. Ein deutliches Zeichen das es nun Zeit ist zu gehen. Wer zum ersten Mal in den USA unterwegs ist, muss sich an diese „effiziente Art“ des Service wohl etwas gewöhnen.
Die Fahrt heute glich in weiten Teilen jener von gestern. Leichter bis mittlerer Rückenwind, die Fahrt mangels Alternativen etwa 70% auf dem Pannenstreifen der Autobahn. Es ging immer wieder lange, moderate Steigungen hinauf und anschliessend auch wieder hinunter.
So konnte ich bei diesen Bedingungen meine Durchschnittsgeschwindigkeit noch mal leicht steigern. Kurz vor der Staatsgrenze zu Arizona fuhr ich bei der Ausfahrt „Stein“ von der Autobahn und entdeckte ein kleines Nest das wohl früher für die Eisenbahnlinie, die hier durchführt, eine Bedeutung hatte. Die riesigen Züge die ich hier zum Teil im 15 Minutentakt vorbeifahren sah, machten aber keine Anstalten in Stein zu halten und der Ort erinnerte mich, obwohl noch bewohnt, eher an eine Geisterstadt.

Hier konnte ich mal einen Zug in seiner ganzen Länge fotografieren: 92 Wagen, fast alle mit zwei Containern!
Kurz darauf der Höhepunkt des Tages. Ich überquerte die Staatsgrenze zu Arizona, meinem 7. und zweitletzten Staat auf dieser Reise.
Die beiden anderen kleinen Ortschaften auf dem Weg nach Willcox, San Simon und Bowie machten einen fast ebenso verlassenen Eindruck. Viele verlassene und zerfallene Häuser und auch jene die noch bewohnt waren, hätten eine Renovation nötig. Offensichtlich gibt es hier nicht mehr viel zu verdienen. Die Autos und Lastwagen rasen auf der Autobahn vorbei. Vor der Eröffnung der Autobahn hatten die Orte offensichtlich von den Transitreisenden leben können, wie zahlreiche verlassene Motels und Tankstellen bezeugen.
Ich kam wie gesagt gut voran, auch wenn ich mich nach gut 75 Kilometer etwas „ausgebrannt“ fühlte. Ich hatte dem Thema Ernährung wohl etwas zu wenig Beachtung geschenkt. Trotzdem traf ich kurz nach drei Uhr in Willcox, einem typischen Versorgungspunkt und meinem heutigen Übernachtungsort, ein. In der nahegelegenen Tankstelle besorgte ich mir das wohlverdiente „Feierabendbierchen“ und plauderte etwas mit der Verkäuferin. Sie war restlos begeistert über meine Reise, konnte es kaum glauben und als sie noch vom Sponsoringprojekt „Miles4Kokou“ erfuhr, hätte sie mich wohl am liebsten umarmt. Gute war die Verkaufstheke dazwischen 🙂 Sie hat mich vor den kommenden Steigungen nach Tuson gewarnt, die ich morgen zu bewältigen habe. Ich bin gespannt wie „schlimm“ es wird. Ich hoffe nicht zu heftig, den es sind wieder knapp 130 Kilometer bis zu meiner nächsten Unterkunft.
Ich kann die nächsten zwei Nächte bei einem Paar, dass wie wir als Gastgeber bei „warmshowers.com“ mitmacht, übernachten. Sie wohnen nahe am Eingang zum Saguaro Nationa Park, den ich am Mittwoch besuchen will. Ich bin gespannt auf meine Gastgeber. Der Kontakt per Mail war ja schon mal vielversprechend und es ermöglicht mir sicher wieder neue Einblicke in’s „Herzen“ der USA.
Morgen hoffe ich weiterhin auf Rückenwind, ich kann ihn brauchen.