Distanz: 91.6 km / Gesamt: 3643.2 km / Fahrzeit: 6 Std. 33 Min. / Durchschnitt 14 km/h
Morgens 5, Mittags 25 Grad, ab ca 11 Uhr starker Gegenwind, ganzer Tag sonnig,
„wüste“ Wüstenwinde
Heute Morgen wurden wir von unserem „Motelbesitzer“ mit einem „Frühstück zum mitnehmen“ überrascht. Er brachte ein Tablett mit Nachos, Salzbretzel und andern „gesunden Sachen“ auf das Zimmer und erklärte, das sei das in der Webseite angekündigte „Breakfast to go“.
Wir staunten nicht schlecht und uns war klar, dass er und wir nicht nur in dieser Beziehung eine etwas andere Vorstellung hatten. Er bat uns noch eine gute Bewertung im Internet für sein Hotel abzugeben. Den Gefallen können wir ihm beim besten Willen nicht erfüllen. Das Beste was wir für ihn tun können, ist keine Bewertung zu schreiben! Bei der Toilettenspülung mussten wir die Wasserhahn zuerst öffnen, bevor wir spülen konnten, nachts aber wieder schliessen, damit das Wasser nicht immer durch die Toilette floss. Die Badezimmertüre liess sich nicht schliessen und alles in allem war es eng und alt. Der Mann war ein Inder und setzte offensichtlich noch Qualitätsmassstäbe aus seiner alten Heimat an. Wir machten uns bei schönem, aber noch kühlen Wetter auf den Weg. Bei der Ortsausfahrt besorgten wir uns an der Tankstelle noch ein richtiges Frühstück und stockten den Proviant auf, schliesslich zwischen dem Start und Ziel keine Möglichkeit sich etwas zu besorgen. 90 Kilometer „Nichts“ lagen vor uns und wir machten uns auf den Weg.
Die Strasse stieg immer leicht an, der Belag war nach wie vor rauh und je später der Morgen desto mehr nahm der Wind zu. Gegen Mittag war der Wind bereits so stark, das wir oft nur noch 10-12 km schafften.
In einem Anstieg sahen wir eine Gruppe von drei Personen am Strassenrand und hielten an. Es stellte sich heraus, das einer ein „professioneller Wanderer“ war, der darüber Bücher schrieb und im Moment auf dem Weg von El Paso an den Golf von Mexiko ist. Er wurde heute von einem Mann ein Stück auf der Wanderung begleitet und über diese Wanderung wird von einem Produzenten der University of Mississippi ein Dokumentarfilm erstellt. (Website: southdocs.org)
Wir plauderten kurz mit dem Team über unsere Reisen und machten uns nach einem „Teamfoto“ mit Mark, dem Wanderer, wieder auf den Weg. Am Picknickplatz wo wir Mittagspause machten, mussten wir aufpassen, dass die Velos nicht vom Wind umgeworfen wurden und wir waren froh schon ein gutes Stück gefahren zu sein.
Noch gut 40 Kilometer bis nach Marathon lagen vor uns. Der Wind wurde immer stärker und wir mussten kräftig in die Pedale treten, damit wir das Ziel noch vor fünf Uhr erreichten. Wir wussten nur das dort die Hotels ausgebucht waren und es im Ort ein „alternatives Hostel“ (Jugendherberge) hatte, bei dem Radler sogar eine Nacht umsonst schlafen dürfen.

Auch das noch! Kurz vor dem Ziel hatte Kyle seinen ersten Platten auf der Reise. Nicht schlecht mit vier Rädern. Er fährt: „Schwalbe Marathon plus“, Kenner wissen das zu schätzen.
Als wir in Marathon ankamen mussten wir etwas suchen, fanden den Ort dann aber am Ortsrand in einem einfachen Quartier.
Der Ort gehört einem pensionierten Piloten, der neben der Fliegerei auch sonst viel gereist ist und der einfach Freude an Experimenten hat. Er baut nun auf dem Grundstück zusammen mit freiwilligen Helfern verschiedene Gebäude und bietet unterschiedliche Übernachtungsmöglichkeiten an.
Am besten hat uns natürlich das Bett unter freiem Himmel gefallen, da die Nacht hier abseits störender Lichter sehr dunkel und der Sternenhimmel dank der trockenen Luft einfach atemberaubend ist. Die Temperatur sinkt hier in der Nacht aber im Moment auch auf etwa 3-5 Grad, so dass wir eine Unterkunft im Haus bevorzugten. Der Ganze Ort ist etwas chaotisch, hat aber auch viele schöne Details und ist wohl ein perfekter Platz für eine Goa-Party.
Wir waren jedoch müde von einem anstrengenden Tag. Kochten in der offenen Küche einen Topf Teigwaren und waren froh, dass es nur wenige Gäste hatte und der Abend sehr ruhig war.
Kyle lag schon um halb acht, noch in den Kleidern auf dem Bett und schlief tief. Offensichtlich sind solche Tage nicht nur für „ältere Herren“ wie mich anstrengend.