Distanz: 122.7 km / Gesamt: 2370 km / Fahrzeit: 6 Std. 39 Min. / Durchschnitt 18.5 km/h
Morgens 7, Nachmittags 10 Grad, morgen Regen, später bedeckt, ganzer Tag kräftiger, kalter Wind aus Norden (meist Seitenwind)
Kälteeinbruch
Liebe Blogleser_innen ich habe es gewusst: Die NSA oder sonst ein Geheimdienst der USA liest diesen Blog mit. Ich habe mich ja gestern ziemlich über die Strassenzustände hier beschwert. Das muss jemand hier mitbekommen haben, denn heute war alles anders. Die müssen über Nacht die Strassen in Stand gestellt und gereinigt haben. Heute habe ich zum Thema Strassen, Sauberkeit und Belag aber auch rein gar nicht’s auszusetzen. Ich bin bis auf wenige Abschnitte den ganzen Tag auf feinstem, sauberen Teerbelag gefahren. War mal kein Seitenstreifen vorhanden, haben die Autos hinter mir gewartet, bis es auf der Gegenfahrbahn Platz zum Überholen gab. Kein Drängeln oder knappes Vorbeifahren wie gestern. Die Hunde welche mich anbellten waren entwender hinter einem Zaun, an einer Kette angebunden oder wussten wo die Grundstücksgrenze war und blieben auf ihrem Land. Es wäre fast schon idyllisch gewesen, wäre nicht der Wetterumsturz gekommen. Schon gestern Abend kündigten kalte Windböen an, das etwas im Gang ist und heute Morgen war der Herbst, oder eben fast schon Winter da. Den ganzen Tag kalter, starker Wind aus Norden. Die USA erleben in diesem Jahr einen extrem frühen Wintereinbruch. Im Norden des Landes liegt schon Schnee und das vier Wochen früher als normal. Genau diese kalte Luft h at nun leider auch den Weg zu uns nach Louisiana gefunden und machen mir das Fahren nicht wirklich einfacher. Dass dann heute kurz nach meiner Abfahrt auch noch Regen einsetzte hätte ich nicht wirklich gebraucht. Also Regenzeug hervorkramen, montieren und weiter. Jeder der in dieser Ausrüstung und bei solchen Temperaturen schon mal länger mit dem Rad unterwegs war weiss, was das bedeutet. Egal wie angeblich „atmungsaktiv“ deine Jacke auch ist, irgendwann ist die Körpertemperatur zu hoch und die produzierte Feuchtigkeit kann nicht mehr entweichen. Folglich setzt sich diese in deinen Kleidern fest und du wirst langsam von innen her nass. Dazu die Kälte und Wind und schon ist man weit davon entfernt zu sagen, dass man sich wohl fühlt.
Trotzdem musste ich weiter und war froh unter diesen Umständen wenigstens gute Strassen zu haben. Nach gut einer Stunde lies dann der Regen zum Glück nach. Ich begegnete einer Gruppe Fernradfahrern aus Montreal. Sie sind zu dritt und schon einige Monate unterwegs. Wir plauderten am nur kurz am Strassenrand, da wir alle fanden, wenn man herumsteht ist es noch viel kälter. Sie wollen weiter bis nach Südamerika.
Die Fahrt führte heute wieder an grossen Feldern und kleinen Ortschaften vorbei.
Plötzlich tauchte eine Brücke auf. Ich dachte, das diese wie hier sonst üblich über eine Strasse oder Eisenbahnlinie führen würde. Oben angekommen sah ich, dass ein grosser Fluss darunter durchfloss und genau in diesem Moment kam ein Schubschiff angefahren. Die Eisenbahnbrücke, die viel niedriger parallel zu Strasse war, wurde kurzerhand weggedreht und dasRiesenschiff milimetergenau duch die Lücke. Beeindruckend wie das passte.
Ansonsten gibt es heute nicht wirklich viel Spannendes zu berichten. Kalte Velofahrten wollen einfach erledigt werden. So auch diese und ich war froh, bei Einbruch der Dunkelheit endlich das Motel erreicht zu haben und eine warme Dusche nehmen zu können. Mit meinem Plastiksack voll verschwitzter Wäsche suchte ich dann die in Motels übliche „Gästewaschmaschine“. Heute leider Fehlanzeige: „Nein, das haben wir nicht.“ sagte die Dame an der Rezeption. Also dann, Handwäsche gibt ja auch warm. Ich hoffe mal das alles bis Morgen trocken wird, denn die Sachen brauche ich sicher die nächsten paar Tage und wärmeres Wetter ist im Moment nicht in Sicht.
Für Morgen wollte ich mal eine entspannte 60 – 70 km Etappe planen. Aber auch das klappt nicht. Da hier in Lake Charles für Velofahrer kein Weg über den Fluss führt (nur Autobahnen und da darf ich nicht fahren) muss ich einen grösseren Umweg in Kauf nehmen. Also wieder ein hunderter vor mir. Ich hoffe mal der Wind und die Temperaturen werden nicht noch schlechter, aber die Vorhersagen stehen nicht gut. Naja, ich kann’s nicht ändern. Also dann, rasch ins Bett, gut schlafen und morgen möglichst fit wieder an den Start.
Hoi lieber Fredy ich wünsch dir auch bei kälte Wind und Wetter gute Fahrt, viele spannende Erlebnisse und das du gute Wege findest ! Das du viel erlebst, so dass wir Zuhause viel zu lesen haben von deiner Reise ! Danke für deine toll geschriebenen Blogs ! Liebe Güsse dein Schwager Andy
Hei Fredy! Nun endlich auch einmal ein Kommentar von mir. Ich habe nicht immer Zeit um Deine Blogs an den akutellen Tagen zu lesen. Umso mehr freue ich mich, wenn ich einige Tage zusammen in einem „Schnurz“ durchmachen kann. Es ist unglaublich, was Dir alles widerfährt! Ich bin nachwievor überzeugt, dass das nichts für mich wäre. Aber umso mehr bewundere ich Deinen Durchhaltewillen. All die Naturgewalten, die mehr oder minder befahrbaren Strassen… einfach wow wie Du das schaffst! Aber auch Deine Fotos machen Freude. Amerika zu erleben, wie es nicht jeder sieht. Da kannst Du Dein Leben lang davon erzählen. Ich bin jedenfalls gespannt auf Deine weiteren Berichte. Sie lesen sich besser als manches Abenteuer-Buch! In diesem Sinne wünsche ich Dir auf Deinem weiteren Trip alles Gute, viel Rückenwind, halt die Ohren steif und dass die Sonnencréme doch noch mal zu Einsatz kommt. Glg Patricia