Etappe 3: 02.05.2018 Indio – Desert Hot Springs (Twentinyne Palms)

Distanz: 53 km, Total 209 km, Durchschnitt 13.4 km/h, Fahrzeit 3 Std. 55. Min.

Aufmerksame Leser haben es sicher schon an der Überschrift  bemerkt. Auch die heutige Etappe verlief nicht wie geplant. Der Wetterbericht hat zwar von nachlassenden Winden gesprochen, aber wohl nicht auf meiner Route. Als ich am Morgen aus dem Fenster schaute bewegten sich die Palmenblätter mehr als erwartet und kurz bevor ich losfahren wollte, begann es auch noch zu regnen. Da bin ich nun in der Wüste, freue mich auf schönes, warmes Wetter und ausgerechnet heute muss es regnen. Da zog ich mich gleich nochmals für eine halbe Stunde ins Zimmer zurück und wartete ab. Der Regen hörte bald auf, so dass ich starten konnte. Dass ich auch zu diese Etappe mit einer Jacke starten würde hätte ich nicht gedacht. Bei der Planung stellte ich mir ein Kampf gegen die Hitze vor und nun war es einer gegen kalten Gegenwind. Auf Nebenstrassen fuhr ich aus Indio raus und passierte viele abgeschlossene Wohnquartiere, in denen mitten in der Wüste mit viel Wasser eine grüne Umgebung für die meist pensionierten Bewohner hergestellt wird. Alle wirkt künstlich und ohne Charm.

Pensionistenträume in der Wüste

Da hat wohl jemand vergessen, dass ein überhitzter Immobilenmarkt am Anfang der letzten grossen Wirtschaftskrise stand.

Aussteller des Tages: Ich sah die ersten richtig langen Güterzüge entlang der Autobahn vorbeifahren.

Nördlich von Indio musste ich auf der Frontageroad (Paralellstrasse) zum Interstaate 10 fahren. Alle andern Strassen waren nur noch Sand- und Schotterwege. Ab und zu war es ziemlich eng und der Wind blies direkt von Vorne. Zum Glück ist mein neu erstandenes Rücklicht mit Blinkfunktion so kräftig, dass mich die Autofahrer schon von weitem sehen. Wenn amerikanische Autofahrer Blinklichter erkennen, halten sie in der Regel auch Abstand. Die Strasse stieg immer wieder an und so kam zum Gegenwind auch noch Steigung dazu. 8 – 10 km/h konnte ich auf dem Tacho ablesen, obwohl ich mich kräftig in die Pedalen stemmte und mein neuer, extra für diese Reise angeschaffter kleine Zahnkranz zum Einsatz kam (= mehr kleine Gänge).

Zermürbend!

Immer wieder hoffte ich, das der Wind endlich etwas abflachen würde, aber wenn man durch eine Gegend mit vielen grossen Windrädern fährt, ist das wohl ein frommer Wunsch. Auf jeden Fall wurde ich nicht erhört und im Gegenteil, der Wind nahm noch mehr zu. Oft war es schwierig von den Böen nicht neben die Strasse in’s weiche Kiesbett geweht zu werden. Rund um mich flog der Sand durch die Luft und an den Sträuchern flatterten überall alte, zerschlissene Plastiksäcke. Auf einem Hügel sah ich dann viele Abfalllastwagen, die in eine Grube fuhren. Offensichtlich wird dort der Müll immer noch einfach in die Landschaft gekippt. Mülltrennung, Müllverbrenungsanlagen = Fehlanzeige. Der Wind packt dann die leichten Sachen und weht sie durch die Landschaft. Aber auch grössere Gegenstände wie Matratzen, Teppichresten ja sogar zerschlissene Sofas sah ich am Strassenrand.

Mein Kampf gegen die Windmühlen.

Kurz nach Mittag erreichte ich Desert Hot Springs. Nach einer kurzen Stärkung in einem Fast Food Laden wollte ich weiter, doch nun zogen auch noch dunkle Wolken auf und es roch nach Gewitter. Der Wind wurde noch stärker und böiger, so dass ich hier kapitulieren musste. Die letzten vier Stunden im Kampf gegen den Wind hatten bei mir Ihre Spuren hinterlassen und im Wissen, dass nun noch ein langer, und wegen enger Strassenverhältnisen nicht ungefährlicher Aufstieg bevorstand, zog ich die Reisleine. Ein Anruf genügte und schon machte sich mein Rettungsteam Susi und Max auf den Weg um mich abzuholen. Bei der Planung, die wohl etwas optimistisch war, hätte ich nicht gedacht, dass sich die Vorhersagen von Max „wir verladen dich dann auf den Pick Up“ so bewahrheiten würden. Ich bin den Beiden sehr dankbar, den ohne sie hätte ich auch heute das geplante Ziel nicht erreicht und meine Routenwahl wäre wohl Makulatur gewesen.

Dank dem Autotransfer blieb dafür Zeit sich in echter Saloonatmosphäre zu stärken.

Ich hoffe nun, dass das Wetter etwas gnädiger wird und ich doch noch in einen vernünftigen Tourenrythmus finde. Morgen besuche ich meinen ersten „Warmshowers Gastgeber“ und freue mich schon auf diese Begegnung.

Ein Kommentar

  1. Noch ein brutaler Tag! Du hast eine gute, entspannende Rolle und wir hoffen, dass du es eher früher als später bekommst, Fredy. Wir sind froh, dass du weise Entscheidungen triffst, um in Sicherheit zu bleiben.

    Der verschwenderische amerikanische Lebensstil, der die natürliche Umwelt und ihre Ressourcen schamlos missachtet, ist uns so peinlich! Es ist ein großer Grund, warum wir regelmäßig nach Europa fliehen müssen. Es tut uns leid, dass Sie es hautnah erleben müssen.

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