Distanz: 107.3 km / Gesamt: 2750.7 km / Fahrzeit: 4 Std. 48 Min. / Durchschnitt 22.3 km/h 🙂
Morgens 7, Nachmittags 10 Grad, kräftiger Wind aus Osten, im Verlauf des Tages abnehmend. ganzer Tag sonnig
Abschied vom Atlantik
Heute fuhr ich die letzten 60 Kilometer nochmals dem Golf von Mexiko entlang. Er hat mich jetzt seit dem Tag 16 (am 29.10.) mehr oder weniger begleitet. Ich liebe diesen Blick über’s Meer und eine Fahrt der Küste entlang ist vor allem bei Rückenwind einfach wunderbar. Dank der Zusatzpause gestern hatte der Wind auch Zeit, sich wie vorausgesagt, zu drehen und mir heute den Start mit einem kräftigen Schub von hinten zu versüssen.

Galveston zeigte zum Abschied sein schönes Gesicht und mein Rad um die Tasche auf dem Gepäckträger erleichtert.
Auch wenn er etwas wärmer hätte sein können, so genoss ich es doch, nochmals auf endlosen Strassen, oft sehr nahe am Wasser, zu fahren. Wenn ich das nächste mal Salzwasser sehe ist es der Pazifik und ich bin am Ziel. Bis dahin ist es zwar noch ein ganzes Stück, aber man muss Ziele haben. Auf die einsamen Etappen in der Weite von Westtexas, die in ein paar Tagen beginnen, bin ich auch gespannt und auf die Wüste um Tucson freue ich mich jetzt schon. Aber jetzt ist Schluss mit Träumen. Ich fahre es „Umdrehung um Umdrehung“.
Also wie gesagt, heute konnte ich lange von den Windverhältnissen, die mich gestern noch gestoppt hatten profitieren. Eine gute Routenplanung und Taktik zahlt sich eben aus. An dieser Stelle herzlichen Dank an Peter Schäuble, meinen Skipperausbildner, der mich in die Geheimnisse einer guten Törnplanung eingeweiht hat. Dabei immer einen „Plan B“ bereit haben und genauso ist es aufgegangen. Man kann diese Fähigkeiten also auch zum Radfahren und nicht nur auf hoher See einsetzen.
So konnte ich während den ersten drei Stunden meinen Schnitt bei knapp 26 km/h halten. Dabei ein letztes mal die Stelzenhäuser bestaunen und in Surfside Beach ging es dann rechts Richtung Freeport.

Es gibt offenbar auch Alternativen zum Stelzenbau. Dieses „Haus“ scheint schon manchen Sturm überstanden zu haben.
In Freeport fuhr ich lange einer riesige Ansammlung an von Raffinerien und anderen Fabriken welche im Zusammenhang mit der hier starken Öl- und Gasförderung zu tun haben entlang.
Die Strassen weiterhin perfekt, meist sauber und mit einen sichern Platz für Radfahrer. Etwas ausserhalb von Freeport lockte mich nach knapp 70 km ein Plakat vom Highway 332 weg. „Griechisches Buffet und Seefood“, das tönte schon mal vielversprechend. Buffet bedeutet hier ja, essen soviel man mag und das ist auf Radtouren manchmal ganz schön viel. Die Preise sind vor allem am Mittag oft unglaublich günstig. Heute 9.99 Dollar. Da bekommt man bei uns ja nicht gerade viel und wer noch 2 Dollar zusätzlich investiert bekommt Softdrinks wie Cola, Sprite etc. soviel man will.
Ok, so richtig griechisch war da nicht viel, höchstens die vergilbten Bilder an der Wand, aber ein gutes, frisches Salatbuffet, verschiedene Gemüse und Fisch, Roastbeef etc. Auf jeden Fall mal keine panierten Hühner, Hamburger und Pommes Frittes, dass kann ich nun wirklich bald nicht mehr sehen.
Nach dem Essen war es mit knapp 40 km nur noch ein „Katzensprung“ bis zum Motel.
Es ging entlang einer mittelmässig befahrenen Strasse. Im Moment bevorzuge ich diese grösseren Strassen, gegenüber den kleinen „Countyroads“. Der Grund sind meine „Freunde“ die Hofhunde. An grösseren Strassen gibt es nämlich nur die drei Kategorien A, B und C von Hunden:
A = „Anständig erzogene“, die sich von einem vorbeifahrenden Radfahrer nicht im Mittagsschlaf stören lassen.
B = „Blöde Kläffer“, die aber angebunden oder hinter einem Zaun eingesperrt sind.
Achtung: Hundeliebhaber Kategorie C „überspringen“
C = „Crash Dogs“, die liegen ruhig am Strassenrand und sehen meist nicht so gut aus.
Die Kategorie D = „Doffe Hetzhunde“ ist an solchen Strassen praktisch ausgestorben.
Also konnte ich die Fahrt über Land entspannt geniessen und sah zum ersten Mal eine Herde schöner texanischen „Longhorns“. Beeindruckend, wie sie mit ihren mächtigen Hörnern so auf der Weide stehen.
Etwas später dann, bei einer Schule, hat mir ein Pickup, der vom Parkplatz auf die Strasse fahren wollte, sehr grosszügig Platz zum Vorbeifahren gelassen. Wie immer bedankte ich mich in solchen Fällen mit einem Gruss und schaute ins Auto. Da sassen drei Knaben, wohl alle um 16 Jahre, kurbelten die Scheibe hinunter und riefen „we love your bike!“. Ich winkte nochmals freundlich zurück und wurde mir bewusst, das hier ja die „Kinder“ bereits mit 16 Jahren Autofahren dürfen, da die Distanzen einfach so gross sind und es keinen öffentlichen Transport gibt. Es ist aber doch ein ungewohnter Anblick.
Später bei einer Tankstelle kamen nochmals drei Arbeiter auf mich zu, wollten genau wissen, wie man dieses Bike den fahre, wo der Motor sei, ob es nicht schwierig sei die Balance zu halten etc. Als ich ihnen erklärte das sei mit Muskelkraft betrieben und ich komme von „Key West“, schaute ich in verdutzte Gesichter. Ja das etwas andere Velo ist eben auch immer wieder Gesprächsthema und hat mir schon so manche kurze Unterhaltung geschenkt. Übrigens, mit 7 Kilo weniger fährt es sich einiges entspannter.
Morgen sollte es wärmer werden und als Ziel habe ich mir Columbus, gut 120 Kilometer von hier, vorgenommen.