Ruhetag und Zwangspause
Stand by
Eigentlich wollte ich euch ja heute von meiner Weiterfahrt berichten, aber diese Pläne musste ich in der Nacht, als der Wind kräftig an meiner Zimmertüre rüttelte, begraben. Heute loszufahren war für mich ausgeschlossen. Ein sehr starker, eisiger Wind direkt aus Norden, wo die USA im Moment unter der Eiseskälte erstarrt, hat mich heute hier zu einem weiteren Pausentag gezwungen. Trotzdem kann ich euch ja kurz erzählen wie das hier die letzen zwei Tage so war.
Der Sonntag stand ganz im Zeichen von ausschlafen und relaxen. So habe ich mir das zumindest gedacht. Kurz nach sechs Uhr am Morgen war Schluss mit schlafen. Dass hier ja ab und zu die Sirenen der Feuerwehr oder Polizei heulen, kennt wohl jeder der schon in den USA unterwegs war, aber diesmal kamen die Sirenen näher und näher und bald schon konnte ich vor der Zimmertüre, die direkt auf den Parkplatz führt, das Brummen eines grossen Lastwagens hören. „Da steht wohl nicht die Feuerwehr gerade 5 Meter neben meinem Bett, oder?“ Ich schob den Vorhang etwas zur Seite und sah ein Feuerwehrauto mit blinkenden Lichtern vor dem Zimmer stehen.
Bald wurden die Geräusche im Nebenzimmer lauter und die Rettungskräfte waren offensichtlich dort im Einsatz. Da die Feuerwehr hier auch bei medizinischen Notfällen ausrückt und die Krankenwagen der privaten Spitäler meist erst später eintreffen, hatte ich wenigstens nicht gleich das Gefühl, dass ich nun wegen einem Brand bald das Zimmer verlassen müsste. Kurz darauf traf auch noch ein Krankenwagen ein und es wurde langsam wieder ruhiger im Nebenzimmer. Offensichtlich war die Situation nun unter Kontrolle, aber ich hell wach. Bald machte ich mich daran, die möglichen Tagesetappen bis San Diego genau zu planen. Ich habe einfach ein ungutes Gefühl, nach wie vor ziemlich viel Gewicht am Rad zu haben und westlich von San Antonio wird es dann langsam hügeliger. Auf der Ebene machen ja ein paar Kilo’s mehr oder weniger nicht soviel aus, aber sobald es bergauf geht, sieht das ganz anders aus. Mein Ziel war, Etappen zu finden, bei denen ich in jedem Fall Motels zum schlafen erreichen kann, damit ich Zelt, Schlafsack etc. nach Hause schicken kann.
Diese Routenplanung beschäftigte mich ziemlich lange, aber am Schluss stand ein Konzept, wie es ohne Zelt klappen sollte. Also habe ich alles Gepäck sortiert, mich von Überflüssigen getrennt und die Tasche, die im am Montag verschicken wollte, gepackt. Dann musste nach so vielen Kilometern mal meine Fahrradkette gründlich gereinigt und neu geschmiert werden und ich habe noch meinen Schlauch im Vorderrad mit einer Flüssigkeit gefüllt, die im Falle kleiner Löcher den Schlauch abdichtet. Dies hat bis jetzt überraschenderweise bei Barbara und mir schon drei mal geklappt. Wenn das Loch nur durch einen spitzen Gegenstand entstand und nicht allzu gross ist, kann dae platte Reiffen einfach einfach wieder aufgepumpt werden und die Flüssigkeit hält das Loch dicht.
Dann ging ich noch kurz an den Strand um mir die Wellen anzuschauen. Ausser mir und einigen hart gesottenen Wellenreiter_innen im dicken Neoprenanzug waren nicht viele unterwegs.

Auf dem Weg zum Strand stand dieser auf einem Parkplatz bei einer Tankstelle. Auch damit wird hier noch gefahren!
Auf dem Rückweg sah ich noch einen „Barber Shop“ der offen hatte. Also lies ich mir auch die Haare noch schneiden. Mal sehen ob das bis San Diego reicht.
Und nach all dieser Arbeit hatte ich gegen Abend dann doch noch Zeit etwas Football zu schauen.
In der Nacht wie gesagt die Entscheidung, heute hier zu bleiben. Zum Glück bin ich ja hier in Galvestone an einem „Touristenort“ und nicht in der Mitte von Nirgendwo. Am Morgen habe ich dann mit dem Taxi meine Tasche zu einer „Speditionsfirma“ gebracht. Viel Schreibkram, denn die Sache ging ja nach Europa. Die Leute waren sehr hilfsbereit, freuten sich regelrecht über diesen „speziellen Auftrag“ und ich war 7 kg los. Ich hoffe, das macht sich bemerkbar. Danach lies ich mich vom Taxi gleich in den Freizeitpark „Moody Gardens“ fahren.
Dort gibt es ein Aquarium, ein Tropenhaus, zwei Kinos etc. denn für Aktivitäten draussen war es zu kalt. Also Zeit für alle die es mögen ein paar Tierfotos zu machen (gäll Robyn).
In einem Zelt zeigten sie Ausstellung von Eisskulpturen. Typisch amerikanisch, kitschig. Das Thema „SpongeBob“ war nicht gerade das was ich erwartet hatte und es war, wer hätte es gedacht, mit minus 13 Grad sehr kalt, so dass ich die Sache rasch gesehen hatte.
Es war nicht allzuweit bis zum Motel und ich ging zu Fuss zurück. Nein da gab es keine vernünftige Bussverbindung, schliesslich haben hier alle ein Auto. Auf dem Heimweg fuhr plötzlich ein Auto im Schritttempo neben mir her. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es ein Polizeiauto war und der Fahrer musterte mich. Er fand dann aber wohl, das ich soweit vertrauenerweckend aussehe und gab wieder Gas. Offenbar ist man hier als Fussgänger schon mal suspekt.
Ich hoffe nun das die Windprognosen für morgen stimmen. Es soll immer noch kräftige Winde geben, aber eher aus Osten, damit Seitenwind und bis die Temperaturen richtig ansteigen wird es auch Mittwoch werden. Mal sehen, drückt mir die Daumen.