Distanz: 86.74 km / Gesamt: 2555.74 km / Fahrzeit: 4 Std. 34 Min. / Durchschnitt 19.0 km/h
Morgens 6, Nachmittags 10 Grad (es fühlte sich deutlich kälter an), ganzer Tag bedeckt,
Die Hälfte der Strecke ist geschafft 🙂
Heute habe ich nun also etwa die Hälfte der errechneten Strecke zurückglegt. Ein gutes Gefühl, auch wenn die letzten drei Tage auf Grund der Wettersituation schon ziemlich an die Substanz gingen. Die Kälte und der Wind rauben ungemein Energie und jeder zusätzliche Effort der wegen starken Windböen oder „doofen Hunderennen“ nötig wird, scheint die Muskeln leer zu saugen. Zudem muss ich bei dem Wetter extrem aufpassen, mich nicht zu erkälten. Dann wäre eine Zwangspause unumgänglich. So freue ich mich jeweils schon kurz nach dem Start auf die warme Dusche am Ziel. Im Moment ist die Reise vor allem eine Sache der eigenen Einstellung. Sich nur nicht verrückt machen lassen von Wind, Kälte und Hunden, die mich nach wie vor täglich mehrmals zu einem Sprint herausfordern.
Zudem muss ich in der Planung Tag für Tag vorgehen und das Wetter im Auge behalten. Morgen will ich nach Galveston an der Küste. Am Samstag soll es noch bis am Nachmittag trocken sein und für Sonntag ist der ganze Tag Regen angesagt. Also Zeit für einen Ruhetag und dann kann ich ja in aller Ruhe die diversen Footballgames live am TV verfolgen (gäll Kaufi) und mir einen gemütlichen Tag im warmen Zimmer machen. Zum Glück haben die Klimageräte auch ein Heizfunktion!!!
Heute ging es erst um 9 Uhr auf die Strasse. Es war mir vorher einfach zu kalt und im Bett war es sooo angenehm.
Eigentlich wäre die Sache ja einfach gewesen: Einfach ab Orange auf die Strasse 73 und über Port Arthur nach Winnie fahren. Das Navi hat mir aber im „Radfahrermodus“ einen Umweg angezeigt und Port Arthur umfahren. Vermutlich wegen der Brücke in Port Arthur, dachte ich mir und folgte der vorgeschlagenen Route. Aber schon nach wenigen Kilometern musste ich feststellen, dass die Route wohl für Mountenbikes ohne Gepäck gedacht war, denn sie wollte mich auf eine Kies-Lehmpiste lotsen. Also habe ich umgekehrt und bin auf dem Seitenstreifen der „73“ Richtung Port Arthur gefahren.
In „Bridge City“, ja sie haben den Namen nicht einfach so gewählt, kam ich zu einer ersten Brücke bei der der Seitenstreifen aufhörte zu existieren und die beiden Fahrspuren zusätzlich verengt waren. Es war klar, das hier nicht genug Platz für zwei Autos (oder gar ein Lastwagen) und ein Velo am Rand vorhanden war. Ich wartete eine Lücke ab, stieg kräftig in die Pedale und plazierte mich selbstbewusst in der Mitte der rechten Fahrspur, so dass sicher keiner auf den Gedanken kam, sich an mir vorbeizuquetschen. Die Pulsfrequenz stieg an und das war gut so, denn ich brauchte diese zusätzliche Energie um die Trittfrequenz möglichst hoch zu halten. Ich wollte die Brücke, die zum Glück nur etwa 300 Meter lang war, rasch hinter mich bringen. Geschafft, ein Stossgebet und Dank an die Schutzengel! Kurz darauf fuhr ich auf den Parkplatz eines Walmart und wollte mir die kommende, lange Brücke nochmals auf „google earth“ anschauen. Es sah nicht gut aus und eine junge Frau die an einem Verkaufsstand auf dem Parkplatz arbeitet bestätigte mir, „Da gibt es keinen Seitenstreifen, höchstens 10 cm.“ Als Aufmunterung fügte sie noch hinzu: „Ich habe jeweils schon mit dem Auto Angst auf dieser Brücke, denn die fahren da wie verrückt. Speedlimit 75 Miles“. (=120 km/h)
Das sah wirklich nicht gut aus, aber gab aber keinen anderen Weg. Also fuhr ich auf dem Parkplatz herum und als ich einen älteren Herrn zu seinem Pick-Up mit grosser Ladefläche gehen sah, sprach ich ihn an. „Fahren sie nach Port Arthur? Ich suche jemand der mich über die Brücke mitnimmt. Es ist wohl zu gefährlich an der Seite mit dem Velo zu fahren.“ „Nein“, antwortet er, „ich gehe nur zur Bank, aber es hat schon einen Seitenstreifen, man kann da sicher auch mit dem Velo fahren.“
Ich war hin und her gerissen, wem ich nun glauben sollte und beschloss die 2 km bis zur Brücke zu fahren. Dort angekommen stellte ich fest: Das ist nun definitiv zu gefährlich! Die Brücke ist lang, extrem steil, höchsten 40 cm Seitenstreifen und alle rasen wie verrückt darüber.
Also musste ich hier jemanden finden der mich mitnimmt. Ich stellte an den Strassenrand und hielt den Daumen in die Luft. Bei den vielen Pick-Up’s würde sich sicher jemand finden. Schon nach gut 5 Minuten hatte ich Erfolg. Ein junger Mann in einem alten Pick-Up fuhr rechts ran und fragte, „Willst du über die Brücke?“ „Ja, das ist mir zu gefährlich.“ „Ok, lad auf.“ sagte er trocken. Er war nicht sehr gesprächig aber immerhin konnte ich meine Sachen verladen. „Du musst auf die Ladefläche, der Beifahrersitz ist belegt.“ Kein Problem. Ich kauerte mich neben mein Pferdchen und schon ging die Fahrt los.
Er beschleunigte in einem Affentempo und raste über die Brücke, fuhr dort rechts ran und lies mich abladen. „Danke, du hast meinen Tag gerettet“ sagte ich zu ihm und schon war er weg. Ich jubelte innerlich es so doch geschafft zu haben und schaute nochmals auf die Brücke zurück.
Später lotste mich das Navi nochmals von der „73“ weg, da es aber immer Strassen mit mind. 3 Ziffern waren hoffte ich auf durchgehenden Teerbelag. So war es auch und ich wieder einmal auf einer Reise „über Land“.
In Fannette ass ich bei einem Asiaten dann eine prima Reisplatte mit Huhn, so das für den Rest der Fahrt wieder genug Energie vorhanden war. Im Motel das übliche Ritual: warme Dusche und Wäsche waschen, damit für morgen auch wieder eine Garnitur warme Ersatzkleider vorhanden ist, falls gegen Mittag mal trockene Kleider nötig werden. Wie gesagt: Eine Erkältung kann ich mir im Moment nicht leisten!