Tag 22: (04.11.14) Dauphine Island – Biloxi

Distanz: 105.2 km / Gesamt: 1802 km / Fahrzeit: 5 Std. 47 Min. / Durchschnitt 18.1 km/h

Morgens 16, Nachmittags 25 Grad, Wind aus allen Richtungen, nicht stark

Let’s play

Zuerst ein Nachtrag zu Gestern:
Wir haben heute mit Schrecken festgestellt, dass wir euch gestern ja die 1000. Meile unterschlagen haben! Also etwa ein Drittel der Reise nach San Diego ist geschafft! Wir haben es selber nicht bemerkt und erst heute erkannt, dass wir kurz vor der Grenze zu Alabama bei Km 1609.34 die 1000 Meilenmarke erreicht haben. Also liebe Sponsoren, pro zugesagtem Rappen wären das jetzt genau 10 Franken die ihr schon mal auf die Seite legen könnt 🙂

Heute ist „Spieltag“. Wir haben wiederum über 100 km in die Pedalen getreten, nur um uns hier in Biloxi, einem Ort in dem Spielcasinos in den USA erlaubt sind,  in einem solchen zu vergnügen und eine richtig harte Runde Poker zu spielen!
Nein, natürlich nicht! Wer uns kennt weiss, dass wir Realisten genug sind zu wissen, das wir mit unseren bescheidenen Spielerfähigkeiten hier nur verlieren würden. Eine ganz andere, pragmatische Überlegung hat uns heute ins „Harrah’s“ nach Biloxi geführt. In Casinohotels kann man in den USA bekanntlich gut und günstig übernachten, da die Casinos hoffen, die Gäste dann beim Spieltisch abzocken zu können. Wer hier übernachtet und nicht spielt hat fast immer gewonnen. Wir zogen heute sogar noch den Jackpot, doch dazu später.

Wir hatten eine ruhige und erholsame Nacht im „Gulf Breeze Motel“ in Dauphine Island, so dass wir am Morgen bereits recht früh fit waren und um 07.20 Uhr mit frische geölten Ketten in den neuen Tag gestartet sind.

Ein Bootshaus. (typisch Amerika: Hauptsache die Fasade stimmt)

Bootshäuser in Dauphine Island. (typisch Amerika: Hauptsache die Fasade stimmt)

Bereits bei der ersten Brücke die kurz nach dem Start zu passieren war, wurden unsere Muskeln und Herzfrequenz auf „Betriebstemperatur“ gebracht. Das war gut so, denn wir hatten am Morgen noch etwas Gegenwind und gut 100 km vor uns. Da sollte man rasch in die Gänge kommen.

Unsere heutige Aufwärmrunde.

Unsere heutige Aufwärmrunde.

Die drei warten an der Brücke.

Die Drei warten an der Brücke. Die Pelikane segelten neben der Brücke nur etwa 5 Meter an uns vorbei.

Ich hatte in den diversen Radfaherblog’s immer wieder von fiesen „Hundeattacken“ vor allem in den Südstaaten gelesen. Alabama gehört dazu und ist seinem Ruf gerecht geworden. Heute haben wir bereits einige Situationen erlebt, in denen die Hunde, oft zu zweit, bellend auf uns zugerannt kamen. Ja wir sind keine Hundeflüsterer und stehen sowieso eher auf Katzen, aber das kümmert die Hunde gar nicht. Trotzdem haben wir uns auf diese Situation vorbereitet:

Phase 1: Hund laut anrufen: „Stopp!“  „go home!“
(Mit Vorteil in der Landessprache rufen, vielleicht versteht er das ja)

Phase 2: Sollten die Hunde nicht reagieren und den Angriff fortsetzen kommen unsere „Waffen“ zum Einsatz.
Seit beginn der Reise hängt an unseren Bremshebeln immer griffbereit ein Pfefferspray. Dieser würde die Hunde hoffentlich im letzten Moment noch abschrecken. So jedenfalls wird es empfohlen und diverse Radler schreiben häufige über so erfolgreich abgewehrte Attacken. Wichtig: Immer Reserve dabei haben, denn schon nach der nächsten Kurve lauert vielleicht ein neuer Angreifer und wenn dann dein Spray leer ist ….
Wir haben uns das zu Herzen genommen und sind auch mit Reserve ausgerüstet. Man kauft den Pfefferspray übrigens am einfachsten in einem grossen Sportgeschäft in der Abteilung „Outdoor“.
Heute mussten wir den Spray nicht einsetzen, da unsere Kommandos offenbar überzeugend waren. Einmal haben sich mir zwei recht grosse Hunde, ohne zu bellen von schräg hinten genähert. Zum Glück hat sie Barbara, die hinter mir fuhr, gesehen und konnte mich warnen. Ein lautes „STOP“ zeigte seine Wirkung und sie blieben stehen. Wir waren erleichtert, denn mit den beiden hätte es ungemütlich werden können. Sorry, davon gibt es leider keine Fotos, irgendwie kamen wir nicht dazu 😉

Dafür ein ruhiges Landschaftsbild aus der Gegend der bellenden Hunde.

Dafür ein ruhiges Landschaftsbild aus der Gegend der bellenden Hunde.

Schon um 11 Uhr waren wir an der Staatsgrenze zu Mississippi. Also anhalten und Beweisfoto machen.

Das ging aber schnell. Alabama's Südgrenze in 24 Std. durchradelt.

Das ging aber schnell.
Alabama’s Südgrenze in 24 Std. durchradelt.

Dann weiter auf Hyw 90 Richtung Pascagoula. Der Seitenstreifen war grauenvoll. Überall aufgerissen, wellig und es fuhr sich wie auf einer Testpiste für Stossdämpfer. Wir entdeckten zum Glück eine Parallelstarsse und suchten uns auf dieser den Weg bis zur Brücke über den Pascagoula River.

Heute mal Bilder die zeigen, dass auch hier nicht alle in Palästen wohnen.

Heute mal Bilder die zeigen, dass auch hier nicht alle in Palästen wohnen.

Aber auch bei einfachen Häusern hat das Auto seinen Platz.

Aber auch bei einfachen Häusern hat das Auto seinen Platz.

Auf den Nebenstrassen ist ein Grossteil der Häuser einfach.

Auf den Nebenstrassen ist ein Grossteil der Häuser oft klein und „zusammengeflickt“.

Bei unserem Mittagsrast in einem grossen „Buffet Restaurant“, das gut besetzt war, waren wir wieder einmal die Attraktion. „Was, ihr seit von Key West bis hier mit dem Fahrrad gefahren?“ Ungläubig schaute uns der Besitzer an und erzählte das er diese Strecke bis Miami letztes Jahr mit dem Auto gefahren sei, da er eine Kreuzfahrt machte. Das sei wirklich weit und er hätte einige hundert Dollar alleine für Benzin gebraucht. „Ja das haben wir auch“, sagte ich, „an Plätzen wie diesen. Das sind unsere Tankstellen“. Er bedankte sich noch das wir bei ihm gegessen haben und zum Abschied kamen noch zwei Mitarbeiterinnen vor die Tür um uns eine sichere Reise zu wünschen.

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Die Fischerei ist in der Gegend ein wichtiger Erwerbszweig.

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Achtung: jetzt Lücke im Verkehr abwarten, Anlauf nehmen und links halten, schliesslich müssen wir nach Biloxi und dahin geht es nur auf den beiden linken Spuren!

Nach der Brücke wurde der Hyw 90 richtig gut fahrbar. Feiner Teerbelag und genügend Platz auf der Seite machten das Fahren zum Vergnügen. Wir lehnten uns in den Sitzen zurück und nahmen die Sonnebrillen ab, um mit einer intensiven Phase „Kampfsünnelä“ den weissen Ringen in unseren Gesichtern etwas die „Bläse“ zu nehmen. Unser aktueller Look „Model Waschbär“ gefällt uns nämlich nicht so recht.
Kurz vor dem Ziel dann noch die Anfahrt zur „Biloxi Bay Bridge“. Auch dies hat dank guter Recherche  in anderen Radlerblogs prima geklappt. Man kann die Brücke per Rad in Fahrtrichtung „Ost – West“ nämlich nur auf der linken Seite befahren. Da die Strasse in der Mitte mit einer Betonmauer getrennt ist, muss man schon einige Strassen vorher nach links in die Seitenstrassen von „Ocean Springs“ abbiegen und die Brücke dann von dort aus anfahren. Dies hat uns wiedereinmal durch unerwartet schöne Strassen geführt.

Strasse in Ocean City

Strasse in Ocean City

Ein Bestattungsunternehmen. Wohl für gehobenere Ansprüche.

Ein Bestattungsunternehmen. Wohl für gehobenere Ansprüche.

Die Brücke selbst: 1A! Genauso müssen Brücken gebaut sein. Ein sicherer, breiter und sauberer Weg für Fussgänger und Velofahrer. Die alte Brücke wurde beim Wirbelsturm „Kathrina“ zerstört und so haben wir nun das Vergnügen auf dieser neuen Brücke nach Biloxi zu fahren.

 

So sollte es immer sein.

So sollte es immer sein.

Beim Hotel stellte sich die Frage: Wo ist die Rezeption? Es schien nur einen Eingang via das Parkhaus zu geben. Also sind wir mit den Rädern mal da reingefahren. Zum Glück kam uns ein Mitarbeiter des technischen Dienstes auf seinem kleinen Fahrzeug entgegen. Wir fragten ihn, wie wir denn zur Anmeldung kommen. Er schaute uns an, fand die Velos sehr speziell und bat uns ihm zu folgen. „Ich fahre euch voraus.“ Er führte uns durch das Parkhaus direkt vor die Anmeldung. Danke, das hätten wir so nie gefunden, denn die Autorampe war uns zu steil. Nach der Anmeldung schoben wir wie üblich die Velos Richtung Lift. Da plötzlich kam die ältere Dame die mir die Zimmerkarte ausgestellt hatte ziemlich aufgeregt auf uns zu: „Ihr könnt die Räder nicht auf’s Zimmer nehmen! Ihr müsst die draussen im Parkhaus abgeben.“ Ok, dass hat uns ja niemand gesagt. Da mischte sich schon ein zufällig vorhergehender Gast ein. „Das ist doch kein Problem. Wieso sollen die Räder nicht auf’s Zimmer?“ „Nein das geht nicht!“ sagte die Dame nochmals in bestimmten Ton. Wir wollten uns nicht auf eine Diskussion einlassen und drehten die Räder Richtung Parkhaus als ein Mann in schwarzem T-Shirt auf uns zu: „Kein Problem, ihr könnt mit den Rädern auf’s Zimmer.“ sagte er. Ich erklärte ihm, die Dame sei dagegen. „Nein, wirklich, wir erledigen das.“ entgegnete er, „Darf ich ihnen helfen“. Nun dämmerte mir, das er und der Herr neben ihm, der schon etwas in sein Funkgerät sagte, wohl zur Security des Hotels gehörten. Also wieder umgedreht und zurück zum Lift. Der Herr war behilflich beim platzieren der Räder , entschuldigte sich nochmals und gab Barbara zwei Karten für ein Gratisessen am Buffet.

Entschuldigung angenommen ;-)

Entschuldigung angenommen 😉

Also wenn sich diese Nacht für uns nicht lohnt: Hotelpreis: 36.95 Fr. für beide, dazu gesponsortes Abendbuffet inkl. gratis Wein und Bier.!
Nach dem guten Essen führte der Weg zurück zum Hotelzimmerf natürlich wie in solchen Häusern üblich durch das Spielcasino mit unzähligen blinkenden und klingelnden Automaten. Wenn wir schon so günstig schlafen und gratis essen können, so können wir doch mal 10 Dollar in die Maschine schieben. Also spielten wir mit 40 Cent Einsätzen eine Weile und plötzlich begann die Kiste zu Blinken und spuckte doch tatsächlich 55 Dollar aus. Abzüglich Einsatz war nun auch das Hotelzimmer bezahlt. Wir wollten das Glück nicht noch mehr strapazieren und lösten den Gewinn ein.

So sehen entspannte Radler aus, die es sich gut gehen lassen. ... und das alles umsonst!

So sehen entspannte Radler aus, die es sich gut gehen lassen. … und das alles umsonst!

Fazit: Wir „spielten“ heute mit Hunden, Rezeptionistinnen und Spielautomaten und haben immer gewonnen! Nur das Buffet hätte uns fast geschlagen! (Zum Glück können wir das Morgen wieder abstrampeln.)

Ein Kommentar

  1. Hallo Ihr Beiden
    Das mögen wir Euch von Herzen gönnen, dass es euch so gut geht.
    Ihr hattet ja auch schon andere Erlebnisse.
    Wir lesen mit Spannung jeden Tag, was so geschehen ist und sind in Gedanken mit dabei.
    Wir wünschen Euch weiterhin ganz gute, unfallfreie Fahrt und schöne Erlebnisse.
    Geniess die Tage mit Barbara noch in vollen Zügen.

    Liebe Grüsse
    Michi & Michaela

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