Distanz: 74.00 km / Gesamt: 1091.85 km / Fahrzeit: 3 Std. 33 Min. / Durchschnitt 20.8 km/h
sonnig, morgens 18 nachmittags 30 Grad, kaum Wind (GPS-Strecke)
Alte Zeiten
Heute lag wieder einmal Nebel über der Stadt, als wir uns langsam auf den Weg machen wollten.
Zum Glück hatten wir heute nur eine kürzere und flache Etappe vor uns, so dass wir mit der Abfahrt etwas warten konnten, bis sich der Nebel gelichtet hatte. Als wir so gemütlich die Räder startklar machten, kam ein Zimmernachbar und fragte wiedereinmal nach dem „woher und wohin“. Ich musste mich richtig konzentrieren ihn zu verstehen, denn in dieser Gegend wird die Aussprache, auch für geübte USA Reisende, langsam aber sicher schwierig zu verstehen. Als ich ihm sagte, wir seien unterwegs nach New Orleans entgegnete er: „Da müsst ihr zuerst einmal lernen, wie man das ausspricht. Das heisst nicht New Orleans sondern N’arlins“. Alles klar?
Die Fahrt begann verheissungsvoll auf einem separaten Fahrradtrail und als wir gerade einen guten Rhythmus aufgenommen hatten, kam mitten im Nirgendwo das abrupte Ende. Bei der letzten Kreuzung kein Hinweis das wir nun in eine Sackgasse fahren würden.
Also Räder umgedreht und wieder einen Kilometer zurückgefahren. Von nun an ging es auf dem Seitenstreifen der Strasse 27 oder 19 oder 98 entlang. Es spielt keine Rollewelche Nr. man wählt, denn diese Strasse trägt alle drei Bezeichnungen gleichzeitig.
Die Fahrt war ziemlich ereignislos. Wie schon gestern fuhren wird durch eine grosse Waldschneise, in der Regel geradeaus, alle paar Kilometer mal eine kleine Richtungsänderung und das war’s denn auch schon. Nach gut 25 km sahen wir in Johnesboro eine kleine Ansammlung von Häusern im angrenzenden Wald verstreut, an der Strasse eine Tankstelle mit Shop.
Das war perfekt um die Getränke und Verpflegung aufzustocken. Auf dem Vorplatz trafen wir auf einen anderen Radfahrer. Er war mit einem Fahrrad mit Starrlauf und ohne Gangschaltung unterwegs, hatte auf dem Gepäckträger eine Kiste und am Rücken ein alter Rucksack mit Aluminiumgestell aus den 70er. Wir plauderten kurz zusammen und er erzählte, dass er von Alabama aus auf dem Weg nach Key West sei. Er arbeite dort im Winter jeweils auf Schiffen als Fischer oder auch in Bootswerkstätten. So pendelt er hin und her und fährt jeweils im Frühjahr mit dem Rad zurück nach Alabama zu seinem Sommerjob. Wir konnten nicht erfahren ob er dies aus purer Freude so machte oder aus finanziellen Überlegungen. Auf jeden Fall wirkte er sehr entspannt und mit sich und der Welt zufrieden. Ich habe ganz vergessen ihn um ein gemeinsames Foto zu bitten und schon war er weg. Ein Wanderarbeiter wie in alten Zeiten, der sich aufmacht, neue Arbeit zu suchen.
Wir fuhren weiter und kamen zügig voran. Nichts was uns ablenkte. Nichts als Wald links und rechts, Autos und Lastwagen die an uns vorbeirauschten und alle paar Minuten ein Holztransporter, die mit zum Teil abenteuerlich geladenen Holzstämmen an uns vorbei donnerten. In dieser Gegend hat die Forstwirtschaft eine grosse Bedeutung.
Wir warteten auf die nächste, in der Karte verzeichnete Ortschaft „Salem“. Dort wollten wir nochmals einen Halt einlegen und kühle Getränke nachladen. Doch nach dem Ortsschild sahen wir nicht mehr als verlassene Häuser und Motels. Offenbar hat dieser Ort in den letzten Jahren seine Existenzgrundlage verloren. Die Autos fahren heute oft weiter nördlich auf den schnelleren Autobahnen quer durch’s Land. Wer hier durchfährt sieht offenbar keinen Grund mehr anzuhalten. Die Autos sind in den letzten 30 Jahren immer besser und die Reichweite grösser geworden, warum also in Salem einen Stop einlegen?
Der Besitzer des Motels musste das wohl auch eines Tages einsehen. Als wir so durch das verlassene Motel streiften dachte ich mir, wie das wohl gewesen ist, als der Besitzer von hier fortging? Hat er die Zimmer damals überhaupt abgeschlossen? Es kam ja sowieso niemand mehr. Die Buchstaben mit denen früher ein besonderer Rabatt oder das Frühstück auf der „Stecktafel“ am Strassenrand angekündigt wurden, lagen nutzlos unter dem Vordach und langsam nahm die Natur diesen Platz wieder für sich ein.
Hier einige Bilder des Motels welches seine guten Zeiten schon lange hinter sich hat.
Ja vieles in dieser Gegend erinnert an längst vergangene Zeiten. Die alten Restaurants, sofern sie nicht zu den internationalen Fast Food Ketten gehören, die viele ärmlichen Häuser die oft etwas schief und mit Blechdächern bedeckt am Wegrand stehen, bis zu den Menschen, ihren Frisuren und der Kleidung. Hier im tiefen Süden der USA scheint die Zeit manchmal in den 70er stehen geblieben zu sein.
Perry, wo wir übernachten, ist ein regionales Zentrum in dem es wieder viele Geschäfte, Fast Food Restaurants, Motels etc gibt.
Die nächsten zwei Tage heisst es dann nochmals „Meilen machen“ um dann an der Golfküste in der Gegend von Port St. Joe wieder in dichter besiedeltes Gebiet zu kommen. Dann gibte es wieder mehr Übernachtungsmöglichkeiten um die Etappen flexibler gestalten zu können.
Fazit: Heute fuhren wir nicht nur fast ausschliesslich durch den Wald, sondern haben uns auch ein bisschen auf eine Zeitreise begeben.
Übernachtung: Days Inn, Perry
Hallo ihr zwei…mein heutiges vormittags Programm habe ich kurzerhand umgeplant, um endlich in eurem Blog zu lesen. Geplant war eigentlich eine kurze Kaffeepause, daraus geworden ist eine bedeutend längere Pause…die Hausarbeit kann warten. Zu herrlich und spannend sind eure Berichte und erst die dazu gehörenden Fotos…mega schön. Es ist schön zu wissen, dass es euch gut geht und ihr so tolles erleben dürft. Wären da nicht all die Kilometer abzustrampeln…zum neidisch werden. Aber da begnüge ich mich lieber mit der Vorfreude, bald wieder in eurem Blog zu lesen. Ihr macht das ganz toll…
Liebe Grüsse von eurer Nachbarin, Diana
Hallo
Zuerst schnell ein Update. Unser Wohnbi ist eingewintert, die Nummer deponiert. Die Miete für den Abstellplatz wird ab Januar um Fr. 20.00 steigen.
Nun zu euch: Wir, ich im Besonderen, beneiden euch um eure Erlebnisse. Nicht unbedingt um das radeln 🙂 aber um die Erlebnisse, Erfahrungen und Bekanntschaften. Noch mehr als wir mit dem Wohnmobil habt ihr die Möglichkeit mit den Leuten vor Ort zu sprechen. Das ist eine Bereicherung wie ich sie damals in meinen vier Monaten in Canada ebenfalls habe geniessen dürfen.
Wir wünschen euch weiterhin eine unfallfreie Fahrt. Kommt gesund zurück!!
Liebe Grüsse Urs und Susy
Liebe Barbara und Fredy. Es ist toll zu verfolgen wie ihr vorwärts kommt! Seit wochen „hängen“ wir über der usa karte und verfolgen die west-ost-durchquerung (san francisco-orlando) von joël mit dem wömbi.wir sagten ihm sie sollen nach euch ausschau halten. Wie es scheint, habt ihr euch gerade „verpasst“, hätte ja sein können. Sie müssen am sonntag in orlando sein. Euch weiterhin gute fahrt, die strände um port san joe müssen traumhaft sein! Good luck müllers
Hallo Ihr Lieben…herzlichen Dank für die eindrücklichen Kommentare und die super tollen Bilder von eurer Reise! Nach unserem erfolgreichen Umzug habe ich endlich mal die Zeit gefunden das Abenteuer zu verfolgen 🙂 Ich wünsche euch weiterhin alles Gute und viel Glück auf den folgenden Kilometer! Herzliche Grüsse Nicole
Ich sehe euch immer bei Sonnenschein. Und ich glaube jetzt hast du noch neues Interesse, wo gibt es neue Schläuche. Ich habe immer angehalten, nachdem ich Scherben überfahren habe, mit dem Ziel, diese zu Entfernen bevor sie den Schlauch erwischen. Trotzdem, ich bin natürlich neidisch nicht mitfahren zu dürfen. Weiterhin viel Spass!!!!