Distanz: 84.63 km / Gesamt: 1017.85 km / Fahrzeit: 4 Std. 39 Min. / Durchschnitt 18.1 km/h
sonnig, morgens kühl, 16 nachmittags 28 Grad, kaum Wind
Zum ersten Mal!
Heute haben wir viele „zum ersten Mal“ erlebt.
Zum ersten Mal sind wir heute bei Mc Donalds gewesen.
Zum ersten Mal haben wir unterwegs einen Reifenwechsel machen müssen.
Zum ersten Mal haben wir auf einer Fahrradtour die 1000 km Marke geknackt.
Bereits gestern auf dem Gainesville-Trail bemerkte ich, das bei meinem Vorderrad der Reifendruck nachgelassen hatte. Nicht weiter schlimm, das war schon mal in Miami Beach so und nach ein paar kräftigen Stössen mit der Pumpe hat der Reifen einige hundert Kilometer dicht gehalten. Aber heute Morgen war klar, die von uns in die Reifen eingefüllte grüne „Dichtungsflüssigkeit“ konnte diesmal den Luftverlust nicht mehr genügend unterbinden. Deshalb als Frühsport heute mal „plattenflicken“ im Hotelzimmer. Der Übeltäter war bald gefunden. Ein ganz fieses, dünnes aber sehr spitzes Drahtstück hatte sich durch den von der Firma „Schwalbe“ so hoch gelobten „unplattbaren“ Reifen gebohrt.
Dabei hatte er auch den Schlauch ziemlich grosszügig aufgeschnitten, so dass die Dichtungsmasse statt das Loch abzudichten, ausfloss. Ich war also schon am Morgen mit einer ziemlichen „Sauerei“ konfrontiert aber versuchte trotzdem den Schlauch am Leben zu erhalten, denn die Reise ist noch weit und Ersatzschläuche für meine Reifengrösse sind hier nicht einfach aufzutreiben.
@ Markus von „Fateba“: Ich hoffe du hast in der Zwischenzeit Nachschub bekommen, falls du mir welche rüberschicken musst 😉
Also Flicken drauf, aufgepumpt, Satteltaschen auf die Pferde und los.
Ja, ohne Frühstück. Wir waren in einem dieser lausigen Motels, die dir am Morgen nur einen abgestandenen Kaffee aus einer Thermoskanne anbieten. Also liessen wir es gleich bleiben und besorgen uns beim nächsten „Food Store“ etwas für den Start in den neuen Radlertag. In Gainesville ist mit der „Universityt of Florida“ eine der grössten UNI’s der USA zu Hause. Das UNI Gelände ist riesig, wie eine eigene Stadt. Da heute Sonntag nicht viel los war hatten wir eine ruhige Fahrt auf den „UNI-Strassen“. Kaum Autos unterwegs, nur die „University Police“ fuhr mit ihrem Streiffenwagen eine Runde. Ja, sogar eine eigene Polizei gibt es auf dem Gelände. Wir hatten richtig spekuliert und einen schönen, sonnigen Platz entdeckt, wo wir an diesem sonnigen, aber noch kühlen morgen unser Frühstück geniessen konnten.
Hätten wir gewusst, was gerade auf uns wartete, wir hätten zusätzlich noch mindestens einen „Snickers“ verdrückt. Kaum waren wir auf der Ausfallstrasse, ging es los: Hügel rauf und wieder runter, Hügel rauf und wieder runter, ….. und diesmal reden wir nicht von „Bodenwellen“ sondern von diesen kurzen, aber knackigen Anstiegen die lange genug sind, dass du mit dem Schwung der vorangegangenen Abfahrt die Gegensteigung max zu einem Drittel schaffst. Der Rest ist pure Kraftanstrengung. Dies ging einige Kilometer so weiter und als es langsam weniger Hügel wurden, leuchtete uns ein gelbes „M“ entgegen. Barbara begann hinter mir mit ihrer „Papageienhupe“ wie wild zu quicken. Das ist für mich ein sicheres Zeichen, dass ich anhalten muss, da es sich offenbar um ein Notfall handelt. „Fahren wir zum Mäc?“ rief sie von hinten und das machte die Sache nur noch ernster. Wer sie kennt weiss, dass sie nicht unbedingt auf diese Kette mit dem gelben „M“ steht, aber wenn das ihr Wunsch war, so musste sie schon ziemlich am „Anschlag“ sein. Also rechts raus, bei „M“ rein und mal kühle Kalorien reinschütten. Es gab wirklich gute Frappes, es hatte einen sauberen „Bathroom“ (so nennt man die Toilette, auch wenn man dort nicht wirklich badet) und die Fahrräder konnten wir durch die Scheiben im Blick behalten. „A perfect place.“
Danach wurde es zum Glück immer flacher und wir kamen in einen guten Rhythmus. In Newberry, einem kleinen verschlafenen Nest, entdeckten wir dann auch das Spielzeug der „Jungs“ in dieser Gegend. Da es hier offensichtlich genügend Schlamm und Matsch gibt, bauen sie Fahrzeuge um genau auf diesem Untergrund „Rennen“ durchführen zu können. Dies offenbar bevorzugt am Wochenende, denn heute kamen uns viele solcher Monster auf Anhängern entgegen.
Ansonsten viel geradeaus, auf Stassen die in breiten Schneisen schnurgerade durch Wälder führten. Leider war der frische Duft von Baumharz nur allzuoft vom Verwesungsgestank der vielen überfahrenen Tiere überdeckt.
Kilometer um Kilometer spulten wir ab. Meist nach 20 km legen wir einen Stop ein, trinken oder essen etwas und dehnen unsere Muskeln, damit wir für die nächste Etappe wieder fit sind.
Bald mussten wir jedoch einen unplanmässigen Stop einlegen. Mein Reifenflick vom Morgen hatte nicht gehalten. Ein schwammiges Fahrgefühl machte sich bemerkbar und bei der Kontrolle war klar, der Schlauch muss gewechselt werden.
Nach 975 km bin ich zufrieden. Wenn dies die Kadenz der Reiffenpannen ist, so kann ich nicht klagen.
Bald nach dem Reifenwechsel galt die besondere Aufmerksamkeit dem Gesammtkilometerzähler und kurz nach Überquerung des Suwannee River war es soweit. Die ersten 1000 km der Tour waren vollendet!
Also anhalten, Erinnerungsfoto machen und ein bischen stolz sein, dass es bis jetzt so gut geklappt hat. Während wir so am Strassenrand stehen und uns freuen stopt ein Auto gleich neben uns und ein Mann um die 60 steigt aus. „Seit ihr Langstreckenfahrer“ will er wissen? „Ja“ antworten wir und dass wir uns gerade über den ersten 1000er freuen. Er hätte sich das gedacht, sagte er. Er sei vorhin an uns vorbeigefahren und da er auf der Internetplatform „Warmshowers“ Übernachtungsmöglichkeiten für Radfahrer anbiete, sei er umgekehrt und wollte nun wissen, ob wir für heute Nacht schon ein Schlafplatz hätten, sonst könnten wir gerne zu ihm kommen und ob wir „Warmsohwers“ kennen? Wir erklärtem ihm, dass wir selber Gastgeber bei „Warmshowers“ sind, für heute aber ein Motel gebucht haben. Wir plauderten noch eine Weile zusammen am Strassenrand und er fragte nach unserer Adresse, falls er es doch einmal noch schaffe in die Schweiz zu kommen. Wir gaben ihm unsere Visitenkarte, so kann er uns auf „Warmsohwers“ finden. Er verabschiedete sich und wünschte uns, wie schon so viele zuvor, eine sichere Reise. Wir finden es wirklich bemerkenswert, das er extra umgekehrt und zu uns zurückgefahren ist, nur um uns bei sich einen Schlafplatz anbieten zu können.
Die letzten 17 km verliefen problemlos und wir checkten im „Carriage Inn“. Da unsere Pferdchen im Zimmer keinen Platz fanden, stellte uns das nette Besitzerpaar die abschliessbare Wäscherei und den Werkraum zur Verfügung.
Nebenan gab’s dann in einem urigen „Dixi Dinner“ noch etwas zu essen und jetzt heisst es: Gute Nacht!
Fazit: heute keines
Wichtiger Hinweis:
Liebe Arbeitskollegen, da ihr morgen Montag ohne mich ans Oktoberfest geht wünsche ich euch schon mal „Prost“ und passt auf euch auf. Es ist wichtig in allen Lebenslagen immer das richtige „Mass“ zu finden 😉
Hoi Ihr Zwei Es ist spannend, Eure täglichen Beiträge zu verfolgen. Um die 30 Grad beneiden wir Euch schon etwas. Denn hier ist am Morgen wieder Handschuhe anziehen auf dem Velo obligatorisch. Wir wünschen Euch weiterhin viele schöne Erlebnisse und gutes Wetter. Eure Nachbarn Beat und Monika