Tag 7: (20.10.14) Port St. Lucie – Sebastian

Distanz: 73.3 km / Gesamt: 544.94 km / Fahrzeit: 4 Std. 6 Min. / Durchschnitt 17.6 km/h

Sonne pur, 31 Grad, am Nachmittag Seitenwind auffrischend, GPS-Track

kleine „heile Welten“

Heute sind wir etwas später gestartet, denn wir haben uns heute eine kürzere Strecke vorgenommen. Die ersten paar Kilometer mussten wir auf einer stark befahrenen Strasse zurücklegen und freuten uns nach ca. 7 km nach rechts an die Küstenstrasse abbiegen zu können. Doch irgendwie hatten wir uns das etwas anderes vorgestellt. Die Strasse war schmal und trotzdem noch häufig befahren. Wenn uns ein Auto entgegenkam, mussten diejenigen hinter uns warten, da es beim besten Willen keinen Platz zum überholen. Somit waren wir also schon früh gefordert, alle Sinne auf vollem Betriebsmodus zu halten. Wenn es mal für einige Moment ruhig war auf der Strasse,  konnten wir uns in dieser besonders feinen Gegend umsehen. Die Häuser und Gärten waren allesamt gross und gut gepflegt. In jedem zweiten Garten waren, vermutlich südamerikanische, Arbeiter damit beschäftigt den Rasen sowie die Bäume und Büsche zu pflegen.

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Also nicht vergessen: bald ist Halloween. Wer schmückt den Briefkasten am schönsten? Die Amis haben schon mal vorgelegt 😉

 

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Ein fantastischer Baum (Stamm beachten) vor schmuckem Haus.

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Noch ein schönes Exemplar und Gärtner an der Arbeit.

Dann fielen uns plötzlich besondere Plakate in den Vorgärten auf. Ich habe ja schon erwähnt das hier bald Abstimmungen stattfinden. In dieser Gegend formierte sich offenbar der Widerstand gegen ein Eisenbahnprojekt. Die Anwohner fürchteten sich, wie es scheint, gewaltig vor den Folgen die ein stärkerer Bahnverkehr für ihre jetzt so ungestörte und idyllische Wohnlage hätte.

War hier ein "SVP Plakatmaler" am Werk?

War hier ein „SVP Plakatmaler“ am Werk?

Die Eisenbahnlinie führt etwa 300 Meter hinter den Häusern vorbei. Als später ein Güterzug die Strecke befuhr, begann er mit einem eindrücklichen Hupkonzert jeden in der Nähe der Bahnlinie auf sein Kommen aufmerksam zu machen. In den USA ist das korrekte Bedienen der lauten Signalhörnern offenbar ein ganz wichtiger Punkt im „Lokführerausbildungsprogramm“. Nur so ist es zu erklären, wie sie es schaffen, solche Lokkonzerte zu veranstalten. Ich glaube hier müssten auch mal gewisse „Signalhorn-bestätigungs-bestimmungen“ überprüft werden. So habe ja sogar ich als Bähnler gewisses Verständnis, wenn sich die Anwohner nicht gerade über mehr Züge freuen.

In der herausgeputzten Stadt Fort Pierce haben wir dann bei einer kleinen Bäckerei mit Cafe einen Halt gemacht und uns mir Süssigkeiten für die Weiterfahrt gestärkt. Barbara wollte ja nicht nochmals in einem solchen Hungerast wie gestern  „fahren“. Die Taktik hat sich bewährt. Sie fühlte sich den ganzen Tag fit und die Durchschnittsgeschwindigkeit konnten wir auch etwas anheben.

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Downtown Fort Pierce

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Downtown Fort Pierce

Nördlich der Stadt konnten wir dann endlich wieder über eine Brücke auf die vorgelagerten Inseln um dort auf guten und mit Radstreiffen ausgestatteten Strassen weiter zu fahren. Im „Avalon State Park“ haben wir über die Mittagszeit die Rad- gegen die Badehosen getauscht und uns im Atlantik etwas abgekühlt.

all you need ...

all you need …

Während ich mir von einem Pensionär, der mit drei langen Ruten vom Strand aus fischte,  erklären lies was man denn so alles fangen könne, tauchtem am Himmel plötzlich seltsame, weisse Punkte auf. Sie kamen immer näher und als ich den Fischer fragte, was das den sei, sagte er: „Das ist jetzt ganz neu. Ich habe das im Sommer hier bei einer Airshow zum ersten mal gesehen. Da fliegen einige Flugzeuge in einer bestimmten Formation und stossen in genau berechneten Abständen Rauch aus. Diese Punkte ergeben dann Buchstaben und Worte“. Wir sahen fünf Flugzeuge die nebeneinander her flogen und dieses Rauchwölklein ausstiesen und versuchten die Botschaft zu erkennen. Da der Wind aber bereits wieder etwas stark wehte, verblassten die Buchstaben bald. Was wir erkennen konnte war “ … SAVE MONEY“ Das ist doch wirklich verrückt oder?

5 Flugzeuge haben das in den Himmel geschriegen. (Kontrast im Bild für bessere Lesbarkeit erhöht)

5 Flugzeuge haben das in den Himmel geschriegen. (Kontrast im Bild für bessere Lesbarkeit erhöht)

Nach dem Bad lagen noch 34 km vor uns und die konnten wir zügig zurücklegen. Fast auf der ganzen Strecke fuhren wir dabei an Wohngebieten vorbei, die rundum eingezäunt und an der Zufahrt mit Schranken und Pförtnerhaus bewacht waren. Alles was nicht in die eigene, heile Welt passt, kann man so draussen lassen.

Zutritt nur für Bewohner und autorisierte Gäste.

Zutritt nur für Bewohner und autorisierte Gäste.

Um zum Festland zurückzukommen, mussten wir nochmals eine steile und schmale Brücke überqueren. Die Frage „fahren oder schieben“ wurde uns von höchster Stelle abgenommen.

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WALK BIKES ACROSS steht auf dem Schild im Gebüsch, na dann schieben wir halt.

Wir haben die Räder brav hoch geschoben, uns auf dem höchsten Punkt aber schnell drauf gesetzt und sind  mit Schwung hinuntergesaust. Liegeräder können nämlich konstruktionsbedingt nicht  hinuntergeschoben werden 😉

tolle Aussicht von der Brücke

tolle Aussicht von der Brücke

Kurz vor der Ankunft in unserem Motel dann das übliche Ritual: kaltes Wasser und Bier einkaufen, damit man im Motel rasch in den „Relaxmodus“ wechseln kann. Vor dem Geschäft sind wir auf ein US Radlerpaar getroffen. Sie waren einiges jünger als wir und mit viel weniger Gepäck unterwegs. Echt „easy“ eben. Sie erzählten, dass sie Ende August in Washington gestartet sind und nun bald ihr Ziel Miami erreichen werden. Auch sie erzählten begeistert von vielen tollen Begegnungen mit wildfremden Menschen und das sie immer viel Hilfe bekommen hätten. Jetzt müssten sie aber noch runter zum Fluss. Sie zeigten uns ein kleines Fischernetz, das sie heute an der Strasse gefunden haben. Damit wollten sie noch etwas für heute Abend fangen und falls es dann nur kleine Fische seinen, so würden sie diese an einen dieser vielen Fischereigeschäfften in der Gegend als „Köderfische“ verkaufen. Wir wünschten ihnen viel Glück dabei und eine sichere Reise.

Fazit: Wir sind heute auf viele „heile Welten“ gestossen. Auf die mit den gepflegten Gärten und der Angst vor lauten Zügen, auf die vom Fischer, der schon den ganzen Tag am Strand verbringt, den Wellen zuschaut und mit sich zufrieden ist, auf die der eingeschlossenen Bewohner, die sich offenbar nur hinter Mauern sicher fühlen und auf die der beiden jungen Biker, die jede Nacht irgendwo in einer ruhigen Ecke ein Schlafplatz suchen und sich so über all die tollen Erlebnisse und Begegnungenauf ihrer Reise freuen.

Übernachtung: Best Western Plus, Sebastian

2 Kommentare

  1. Hoi Barbara und Fredy,
    ist das nicht etwas langweilig, jeden Tag über 30 Grad? Hier läuft wettermässig viel mehr mit Orkanböen und Temperatursturz!. Ihr kommt ja richtig zügig vorwärts, nur frage ich mich, ob Ihr wirklich so oft auf dem Velo sitzt, bei so langen Blogs jeden Tag ;). Es macht Spass, Eure Reisen, so detailliert und witzig beschrieben, zu verfolgen. Weiter gute Fahrt und en liebe Gruess vom Uese.

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