Distanz: 70.78 / Gesammt: 381.7 km / Fahrzeit: 4 Std. 13 Min. / Durchschnitt 16.8 km/h
blue sky , windstill 🙂
GPS-Track
Masslosigkeit
Heute waren wir schon wieder früh „on the road“ und da man sich im Motel 6, mangels Angebot, nicht mit so läppischen Sachen wie „frühstücken“ herumschlagen muss, gelingt der frühe Start noch besser. Kurz nach Sonnenaufgang, das ist hier im Moment so um 07.15 Uhr, waren wir auf der Strasse.
Bei beiden Velos haben wir zu den normalen Rücklichtern noch die „Blinklichter“ montiert. Die Amis stehen darauf! Es muss einfach etwas blinken, sonst wirst du übersehen, haben wir schon mehrmals gehört. Je wilder es flackert, umso besser. Also haben auch wir das Beste gegeben und den Blinkmodus so eingestellt, das du zu Hause schon von der ersten Polizeistreife an den Strassenrand zitiert werden würdest und du dir eine lange Rede anhören müsstest, dass in der Schweiz das Blinken an Fahrrädern verboten sei. Selbst an Barbaras Helm haben wir die Blinker eingeschaltet und sind so im Lichte der aufgehenden Sonne Richtung Norden gefahren. Zuerst mussten wir die Region um den Flughafen durchqueren. Wir waren auf 4-spurigen Strassen unterwegs und froh das heute Samstag ist und somit kein grosser Berufsverkehr unterwegs war. Unser Route führte gar in einem Tunnel unter der Rollbahn des Flughafens durch. Das genau in diesem Bereich noch Fahrspuren wegen Bauarbeiten gesperrt waren, gab uns die Möglichkeit hinter die Bauabschrankung zu fahren und so diesen Teil gut geschützt vom Verkehr zu befahren. Schon nach einer halben Stunde war verkehrstechnisch das „schlimmste“ überstanden und Barbara war froh, dass wir diesen Teil gestern mit dem etwas früheren Ende nicht auch noch fahren mussten.
Bald fuhren wir wieder auf der A1A, der Beach entlang durch Fort Lauderdale. Es war noch nicht ganz 9 Uhr und das Schaulaufen war bereits in vollem Gange.
Da wurden die mehr oder weniger natürlich gestählten, oder dann eben dank plastischer Chirurgie optimierten, jungen und auch ältern Körper in längeren oder kürzeren Leggins und (zu)eng sitzenden T-Shirt’s zur Schau gestellt. Auf dem Trottoir war vor lauter Jogger kaum mehr ein durchkommen. Aber die Ausrüstung immer „on the top“. Egal was einem im Sportgeschäft für unnötiges Zubehör angeboten wird, hier wird es getragen.
Viele Jogger und Walker grüssten uns im vorbeifahren freundlich und vor lauter Zurufen wie „that’s fantastic, have a safe trip, i love your bike“, „Daumen hoch“ (= „like“ Zeichen der Generation facebooke) etc. wussten wir manchmal kaum mehr, wohin wir zurückwinken sollten. Wir wollten ja nicht überheblich wirken, aber den einen oder anderen Gruss haben wir heute sicher nicht erwidert.

Ich habe es heute kurz mal wieder mit einem „normalen“ Velo versucht: unbequem, ich bleibe beim „Lieger“
Je nördlicher wir kamen, desto ruhiger wurde es und je ruhiger es wurde, desto grösser wurden die Häuser und Boote um uns herum. Wir fuhren heute den ganzen Tag auf den der Küste vorgelagerten Inseln, welche durch Brücken mit dem Festland verbunden sind. Somit ist rechts von uns jeweils die endlos erscheinende Sandbeach, links der „Intracoastal Waterway“. Wer es sich nicht so genau vorstellen kann sucht am besten auf Google Earth nach „Fort Lauderdale Beach“ und schaut sich die (Wasser-) Landschaft mal von „oben“ an.
Also genau da sind wir heute durchgefahren und haben über die Dimensionen, welche die Villen und Boote hier annahmen, nur noch gestaunt und uns so unsere Gedanken gemacht. Dafür hat man auf dem Rad ja genügend Zeit und auch das macht den Reiz dieser Reiseform aus. Eines ist für uns aber klar: Gerechtigkeit sieht anders aus!
Hier einige Bilder von unserer Fahrt heute Morgen:
Grundsätzlich haben wir die Fahrt aber genossen. Der Verkehr auf diesen Strassen war bereits viel ruhiger als gestern und mit jeder Meile Richtung Norden nahm es noch etwas ab. Es ging durch parkähnliche Gartenlandschaften und oft im Schatten von grossen Bäumen voran.
In „Del Ray“, in dem viele Wochenendausflügler unterwegs waren, legten wir unsere Mittagspause ein. Wir hatten die Bikes noch nicht abgestellt fuhr eine Frau auf dem Rennrad zu uns hin: „Hy, are you travelling?“ fragte sie freundlich. Sie habe uns zusammen mit ihrem Mann vorher auf der Strasse gesehen und ihr Mann habe gesagt, „schau mal die beiden mit dem vielen Gepäck, die sind sicher auf einer Reise.“ Desshalb wollte sie es von uns nun genau wissen. „Wow! that’a great“ etwas Smalltalk und ein herzliches „safe travel“. Solche kurzen Gespräche gab es unterwegs auch heute wieder bei vielen Gelegenheiten. Eigentlich stehen wir kaum mehr als eine Minute an einem Ort und schon kommen Leute auf uns zu und bestaunen die Räder, fragen woher und wohin und finden die Reise allesamt „fantastic“.

Hier an der Beach legen die Meeresschildkröten ihre Eier ab, und die Amis schalten sogar die Strassenbeleuchtung aus, um die Tiere nicht zu stören. Wer hätte das gedacht?
Da wir heute um einiges flüssiger vorwärts kamen hatten wir bereits um zwei Uhr Nachmittags das Etappenziel fast erreicht. Also galt nun unsere volle Aufmerksamkeit der nächsten öffentlichen „Beach“. Dies sind tolle Orte mit so Sachen wie WC-Anlagen, Duschen, gutem Strandzugang und oft auch der Möglichkeit Snacks und kühle Getränke zu kaufen. Am „Ocean Ridge Hammock Park“ fanden wir all das. Die Dame bei der Zufahrt zum Gelände liess uns mit den Fahrrädern kostenlos einfahren, Autos zahlen 5 Dollar. Meine Frage ob wir die Bikes mit dem Gepäck nicht bei ihr neben dem Häuschen abstellen könnten, damit niemand was wegnimmt, verneinte sie. Sie könne wirklich dafür keine Verantwortung übernehmen, aber wir könnten die Räder einfach oben abschliessen und es werde sicher nichts wegkommen. Sie fürchtete sich vermutlich im Falle eines Diebstahls von exorbitanten Schadenersatzklagen die wir gegen sie führen könnten. Also nahmen wir die Pferdchen nach oben, stellten sie in den Schatten, nahmen die Satteltaschen mit den Wertsachen mit und machten sie mit unserem 5 Meter Stahlseil am Geländer fest.Nach zwei Stunden an der Beach, wir waren nur kurz im warmen Wasser (Jellyfish = Quallengefahr), trafen wir die Pferdchen und die Satteltaschen mit den Kleidern wohlbehalten und von einer kleinen Echse bewacht wieder.
Anschliessend nahmen wir noch die letzten 9 km zum Motel unter die Räder.
Übernachtung: Scandia Lodge, Lake Worth
Fazit: Wir haben heute viel Masslosigkeit gesehen:
Häuser, Boote, Auto’s, Brustimplantate und dann noch einen masslosnen Sommertag. Ihr müsst euch das so vorstellen: Das ist wie wenn die Wärmestrahlen des ganzen Schweizersommers 2014 an einem Tag über euch ausgeschüttet würde, dazu ein endloser Sandstrand, blauer Himmel und am Abend empfindet man eine Dusche bei der nur der kalte Wasserhahn aufgedreht wird nicht als kalt sondern erfrischend. Ja so ist das hier!
Ich weiss, auch ich bin masslos gemein es euch so genau mitzuteilen, aber ich freue mich eben riesig, den Sommer doch noch gefunden zu haben 🙂
Hallo ihr Lieben, es ist 9.00h Sonntagmorgen, draussen liegt der Nebel und die Spinnennetze sind voller Tautropfen. Robyn und ihre Freundin, die hier übernachtet hat, hatten ca. um 5.00h Tagwache!! So beginnt mein Tag! All diese fantastischen Eindrücke. Und ja, wir beneiden euch um den Sommer, nicht aber für die Hitze! Take care, Sandra
ciao cara sorella und Fredy ihr seit ja mega fleissige Liegerfahrer das traning hat sich anscheinend gelohnt ! Und die Berichte und Fotos dazu sind wirklich Super gut geschrieben! und ja nicht wenig ,bei dem Tagesaufwand :Ein und Auspacken,Hotel bezug, Veloklamotten Waschen, Velo beladen und wieder weiterfahrenan s nächste Ziel ! Und wann schrebst du lieber Schwager die Berichte ?Sicher auf einer langen geraden ??? Oder ? Ich wünsche euch weitere viel schöne Reise Erlebnisse ! liebe Grüsse Andy