Texas Tag 31 – 41

Tage 40 + 41 (22+23.11.14) Ruhetag in New Braunfels und New Braunfels – Hondo

Distanz: 124.4km / Gesamt: 3163.4 km / Fahrzeit: 7 Std. 26 Min. / Durchschnitt 16.7 km/h

Morgens 17, Nachmittags 28 Grad, kräftiger Wind aus Westen, ganzer Tag sonnig, keine Wolke 🙂

a long day

Der Samstag präsentierte sich wie angekündigt sehr regnerisch, immer wieder Gewitterzellen über uns und die kurzen Regenpausen nutzte ich, mir in der Nähe das Wichtigste zu besorgen. Essen, neue Sonnencreme für die kommenden Tage, Batterien für meine Blinklichter etc. Ansonsten war ich viel im Zimmer, habe diverse E-mails erledigt und mich einfach ausgeruht.

So werden hier Fussgänger "behandelt". Man kann zwar über einen Fussgängerstreiffen, aber am anderen Ende steht man im .... Nichts!

So werden hier Fussgänger „behandelt“. Man kann zwar über einen Fussgängerstreifen, aber am anderen Ende steht man im …. Nichts!

Am Samstagabend gegen acht Uhr am Abend schlug in der Nähe dann ein Blitz ein. Es war kurz laut, dann etwa 5 Sekunden stockdunkel und anschliessende funktionierten weder Internet noch TV. Also konnte ich früh das Licht löschen und einige Stunden schlafen. Ich wusste das mir der heutige Tag ein hartes Programm vorbereitet hatte. Viele Kilometer bei schönem Wetter aber Gegenwind und Hügeln.
Also stand ich früh auf. Ein kurzes Frühstück. Der Toaster funktionierte wegen dem Gewitter immer noch nicht, also gab es weiches Toastbrot und ein hartes Ei. Um acht Uhr sass ich im Sattel und machte mich auf den Weg.

Früher Start auf leeren Strassen.

Früher Start auf leeren Strassen.

Ich hatte am Samstag viel Zeit in die Routenwahl durch die 1.2 Millionenstadt San Antonio investiert und war gespannt wie das ausgehen würde. Ich hatte noch gut die Beschreibung der San Antonio Durchquerung eines anderen Fernradfahrers aus München im Ohr, der es in seinem Bolg wie folgt beschrieb:

„Stellt euch vor, ihr müsst von Landsberg am Lech nach Hohenlinden. Wer die Strecke nicht kennt, möge kurz googeln. Also: ihr steigt in Landsberg ins Auto und fahrt auf der A-96 nach München. Am Autobahnende in Sendling biegt ihr wider besseres Wissen dennoch rechts auf dem Mittleren Ring (Süd) ab, quält euch über den unseligen Luise-Kiesselbach-Platz (für den man auch Futur III einführen müsste), fahrt dann durch das Brudermühltunnel, folgt der Candidstraße, die zur Chiemgauer Straße und schließlich dem Innsbrucker Ring wird. So geht’s um die komplette Stadt rum. Beim ehemaligen Stahlgruber (den kennt jeder Münchner meiner Generation; für alle anderen: Einsteinstraße-Ecke-Mittlerer Ring) biegt ihr dann rechts in die Töginger Straße (A94) ein und bleibt auf der A94 bis zur Ausfahrt „Mühldorf / Passau“. Dort verlasst ihr die Autobahn und fahrt auf der B-12 nach Hohenlinden.

So – und jetzt nochmal zurück zum Ausgangspunkt „Landsberg“. Ihr nehmt diesmal nicht das Auto, sondern das Fahrrad. Ansonsten bleibt alles unverändert; ihr fahrt denselben Weg bis Hohenlinden, nur eben auf dem Fahrrad. Damit wißt ihr so ziemlich alles über unseren heutigen Tag, nur dass unser Landsberg „Hondo“ hieß, München „San Antonio“ und Hohenlinden „Converse“. Nun, nicht ganz! Mit dem Fahrrad gibt es ein paar Besonderheiten. In den USA wird die rechte Spur bei Ausfahrten zur zwingenden Rechtsabbiegerspur. Als Radler fährt man auf dem Pannenstreifen also rechts von der Ausfahrtsspur. Diese gilt es dann aber zu überqueren, weil wir ja die Autobahn nicht verlassen möchten sondern weiter auf dem Pannenstreifen radeln wollen, der auf einmal aber eine Spur weiter links ist. Also eine Lücke im dichten Großstadtverkehr abwarten, dann über die Ausfahrtsspur huschen und auf der Hauptautobahn (teilweise 4-spurig) wieder auf dem Pannenstreifen weiterfahren. Ungefähr 700 – 900 Meter. Dann folgt die nächsten EINfahrt von rechts. Wieder eine Lücke abwahrten, über die Einfahrtsspur huschen und auf dem Pannenstreifen der rechten Spur weiterradeln, bis in ca. 500 – 700 Meter die nächste Ausfahrtsspur kommt. Das Ganze wird so richtig lustig, wenn ZWEI Spuren zur Ausfahrtsspur und ZWEI Spuren werden und ZWEI Spuren in die Autobahn münden. Bei dichtem Großstadtverkehr ist die Corrida der Dämonen eine Wellnesspackung dagegen. „(C) Herman Plasa

Ich war also gewarnt! Aber heute, kein Verkehr!!! Ich fuhr völlig entspannt immer auf der Frontage Road der I 35, das sind Parallelstrassen zu den Autobahnen, auf denen die diversen Seitenstrassen angefahren werden können, Richtung San Antonio. Dort wählte ich Nebenstrassen und auch das zahlte sich aus. Ich fuhr den ganzen Tag auf Strassen mit sehr wenig Verkehr.

"Bad Hair Day", heute mal der Bart ohne Zopf im Fahrtwind.

„Bad Hair Day“, heute mal der Bart ohne Zopf im Fahrtwind.

Diese Stadt am Sonntag zu durchqueren war wohl die perfekte Entscheidung. Ich fuhr etwas südlich des Stadtzentrums und nutzte Strassen durch Quartiere, in denen offensichtlich Menschen mit einem tiefen Einkommen in einfachen Häusern wohnen. Seit bereits einigen Tagen ist es offensichtlich, dass hier viele Einwanderer aus Mexiko oder Zentralamerika wohnen. Ich bin immer wieder erstaunt zu sehen, wie hier beste Wohnlagen, sehr nahe am Stadtzentrum offensichtlich nicht wirklich begehrt sind. Hier stehen auf riesigen Flächen alte, einfache und sehr kleine Häuser, während weit draussen vor den Städten exklusive Siedlungen für die Besserverdienenden entstehen, deren Bewohner dann jeden Tag einen sehr langen Arbeitsweg im Stau in kauf nehmen. Ich mag es den Bewohner in ihren einfachen Häusern ja gönnen, habe aber das Gefühl, dass die Städte so von innen heraus „aussterben“. Zudem ist mit dieser Siedlungspolitik schlicht kein effizientes öV System aufzuziehen, da die Menschen viel zu verstreut wohnen. Somit ist jeder, egal wie alt, auf ein Auto angewiesen. Wer keines fahren kann, muss zu Hause bleiben.

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In San Antonio …

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… war meine Sicht auf die Stadt nicht die aus dem Touristenprospekt.

Süss, aber sehr einfach.

Süss, aber sehr einfach.

Aber wie gesagt, es war Sonntag und ich kam problemlos durch die Stadt. Es war aber wie immer. In Städten braucht das ständige Anhalten und Abfahren sowie die Navigation viel Energie und senkt die Durchschnittsgescheindigkeit dramatisch. Obwohl ich also früh losgefahren war, war es bereits 14 Uhr bis ich die Ausfallstrasse erreichte und es waren erst 70 Kilometer geschafft.

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Kleines Coiffeurgeschäfft in „Castroville“. Gute Preise 🙂 Männer 7, Frauen 10 Dollar.

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Kirche in Castroville, das von französischen Einwanderern gegründet wurde.

Ich hatte bewusst kein Motel reserviert, weil ich unsicher war, wie der Tag laufen würde. Es ging weiter über viele weitere Hügel und gegen den Wind. Etwa zwei Kilometer fuhr ich neben einem lokalen Rennradfahrer und plauderte etwas mit ihm, bis es abbiegen musste. Das war eine schöne Abwechslung in einer sonst eher monotonen Fahrt. Gegen Abend nahm der Wind dann zum Glück ab und die tiefstehende Sonne bescherte mir schöne Bilder in dieser Landschaft.

Ausgetrockneter Rio Hondo

Ausgetrockneter Rio Hondo

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Kurz vor Hondo stand die Sonne tief und bescherte ein fantastisches Licht.

Nun wird es immer einsamer und morgen steht nochmals eine lange Etappe an. Also heute Muskeln gut einmassieren und rechtzeitig ins Bett, sowie früh raus. Ich hoffe auf einen windstillen Tag! Mindestens sind für die nächsten Tage kein Regen und in meiner Region ziemlich angenehme Temperaturen angesagt.

Tag 39: ( 21.11.14) Luling – New Braunfels

Distanz: 53.7 km / Gesamt: 3039.2 km / Fahrzeit: 3 Std. 0 Min. / Durchschnitt 17.9 km/h

Morgens 16, Nachmittags 20 Grad, schwacher Wind aus Westen, ganzer Tag stark bedeckt, nach Mittag Regenschauer

3000 Kilometer geschafft!

Heute stand ja, wie geplant, nur eine kurze Etappe nach New Braunfels auf dem Programm. Ich will hier ja den angekündigten Regen- Gewittertag am Samstag abwarten um dann am Sonntag die Fahrt durch San Antonio machen zu können.
Nachdem es gestern Abend mit den beiden Landvermessern John und Fernando spät geworden war, fühlte ich mich heute Morgen nicht wirklich fit und war froh, eine kurze Etappe vor mir zu haben. Obwohl ich noch gerne etwas länger geschlafen hätte, machte ich mich schon kurz vor acht Uhr auf den Weg.

Tagesmotto: grau in grau

Tagesmotto: grau in grau …

Grauer Start auf gutem Asphalt.

… aber Start auf gutem Asphalt. Leider nur kurz 😦

Bei diesen Wetterprognosen wollte ich nicht riskieren am Nachmittag noch im Regen fahren zu müssen. Die ersten acht Kilometer liefen perfekt und ich konnte auf feinstem Asphalt die Hügel, die sich hier endlos aneinanderreihen, in Angriff nehmen. Doch leider war der guten Strassenbelag nur von kurzer Dauer und ich musste Bekanntschaft mit dem unter Velofahrern verpönten „Texas Chip Seal“ machen. Dieser Belag besteht aus sehr groben Steinen, welche ca 8 – 10 mm dick sind. Sie werden auf eine feine Asphaltmasse gestreut und mit der Zeit von den Autos dann „flachgefahren“. Aber eben leider nur dort, wo auch Autos fahren. An der Seite ist das ganze sehr rauh und beschert dem Velofahrer viel Rollwiderstand und eine dauernde Rüttelpiste.

Der "Bremsbelag"

Der „Bremsbelag“

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Wenn kein Auto im Rückspiegel war, fuhr ich auf der plattgewalzten Fahrbahnspur.

 

Kommen dann noch Hügel dazu, verschlechtert sich das Verhältnis „Kraftaufwand / Geschwindigkeit“ dramatisch. So war es zeitweise ziemlich ernüchternd, wenn der Blick über den Tacho schweifte und dort oft nur noch eine einstellige Zahl stand, obwohl ich kräftig in die Pedale trat.
Wenigstens konnte ich nach 14.5 Kilometer ein besonderes Ereignis „feiern“.

Er gratulierte mit einem lauten Hupkonzert.

Die 3000 sind geschafft!

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Er gratulierte mit einem lauten Hupkonzert. Das freut den Eisenbahner.

 

Also liegen nun 60 Prozent der Strecke hinter mir. Ich fühle mich nach wie vor motiviert, fit und gesund. Wenn das Wetter in den nächsten Wochen nicht allzu sehr gegen mich arbeitet, sollte aus heutiger Sicht einem erfolgreichen Abschluss der Reise in San Diego nichts im Wege stehen, aber ich muss es nehmen wie es kommt.
Ansonsten gibt es heute nicht’s besonders zu berichten. Im Motel war Kleiderwäsche und faulenzen angesagt. Leider ist man an solchen Orten ohne Auto doch recht eingeschränkt, da vieles weit auseinander liegt, oder es für Fussgänger schlicht keinen Platz hat, und man auf der Fahrbahn gehen müsste. Das Velo lasse ich bei dem Regenwetter auch lieber stehen. Also viel Zeit für Erholung.
Morgen ist Ruhetag und somit „Blogfrei“. Ich wünsche euch ein gutes Wochenende und den SBB Kollegen die das neue Stellwerk Marthalen und andere Stellwerkänderungen in Betrieb nehmen „eine pannenfreie IBN“.

Tag 38: (20.11.14) Columbus – Luling

Distanz: 113.5 km / Gesamt: 2985.5 km / Fahrzeit: 5 Std. 22 Min. / Durchschnitt 21.4 km/h

Morgens 18, Nachmittags 20 Grad, schwacher Wind aus Westen, Morgen sonnig, später bewölkt mit Regenschauer

Leute treffen

Heute fuhr ich fast die ganze Strecke auf der „I10“, die Autobahn die Texas von Ost nach West durchquert. Soweit also nicht spektakuläres aber für mich gut, denn hier konnte ich einen entspannten Fahrtag hinter mich bringen. Die Sonne am Morgen liess auch auf einen schönen Tag hoffen und so fuhr ich locker los. Eine Wegweiser mit dem Namen „Weimar“ weckte mein Interesse und so fuhr ich kurz von der Autobahn ab, um dieses Städtchen zu besuchen.

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Dieses Schild lockte mich von der Strasse.

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Kirche in Weimar

Von Weitem schon sah ich den Kirchturm der so gar nicht amerikanisch wirkte. Das Städtchen selber sah dann, abgesehen von der 1913 erbauten Kirche, wie so viele Kleinstädt in der Gegend aus.

In Weimar. Die "Aufhängung" der Vordächer ist etwas speziell.

In Weimar. Die „Aufhängung“ der Vordächer hat mir gut gefallen.

Zurück auf der Autobahn zogen bald dunkle Wolken auf und es begann immer wieder zu Regnen. Also Regenjacke anziehen (=schwitzen) und kurz darauf hörte es auch wieder auf. So ging es den ganzen Tag. Plötzlich stand da ein Auto auf dem Pannenstreifen und der Fahrer winkte mir. Ich hielt an und der Mann erzählte mir, das er selber schon mehrere grosse Radtouren in den USA gemacht hätte. Letztes Jahr sei er von Jacksonville nach San Diego gefahren. Er wolle sich nur mein Velo ansehen und fragte mich nach meiner Reise. Ja in Europa war er auch schon unterwegs. Von Düsseldorf den Rhein hinauf bis zum Bodensee und nach Lichtenstein. Wir plauderten noch etwas am Strassenrand, machten gegenseitig Fotos und dann fuhr ich weiter.

John, der mir auf der Autobahn von seinen Radreisen erzählte.

John, der mir auf der Autobahn von seinen Radreisen erzählte.

Am Mittag hatte ich das Gefühl, nicht wirklich gut vorwärts zu kommen. Ich war erst um neun Uhr losgefahren, den Umweg über Weimar und nun kam auch noch Wind auf. Also musste ich etwas stärker in die Pedale treten. Die Landschaft hier ist hügelig und immer wieder hat es längere Anstiege, die das Tempo verlangsamen.

Es zogen dunkle Wolken auf.

Es zogen dunkle Wolken auf.

Kurz vor Luling stoppten mich zwei Polizisten. „Was mache Sie hier?“ fragte der älter von ihnen. „Ich fahre mit meinem Fahrrad.“ antwortete ich. Wohin ich den wolle, fragte er nach und mit der Antwort das ich nach San Diego fahre konnte er nicht wirklich etwas anfangen. „Sie können nicht auf der Autobahn fahren.“ sagte er bestimmt und verwies mich auf die Strasse „90“ die in der Nähe vorbeiführte. Ich erklärte ihm, dass ich gestern einen Sheriff gefragt hätte, ob das Fahren auf der Autobahn ok sei und er mir das gestattet habe. Zudem sei die „90“ viel gefährlicher als die Autobahn, da es da keinen Seitenstreifen gebe. Wir diskutierten noch eine Weile und am Schluss liess er mich weiterfahren. „Ich habe sie zu ihrer eigenen Sicherheit gewarnt.“ beendete er das Gespräch. Ich bedankte mich und fuhr weiter, im Wissen, dass ich wohl eher eine Ahnung davon hatte, wo es gefährlich war für Velofahrer und wo weniger.

Heute auf einem Rastplatz entdeckt. Er hat immer genug "Ersatzfahrzeuge" :-)

Heute auf einem Rastplatz entdeckt. Er hat immer genug „Ersatzfahrzeuge“ 🙂

In Luling, einer weiteren Kleinstadt, wurde ich ein weiteres Mal von einem Velofahrer angesprochen. Er war begeistert und erzählte mir, dass er vor ein paar Jahren eine Veloreise in Europa geplant habe. Er wäre bereit gewesen und habe bereits die Karten gehabt, aber dann habe er seinen Job verloren und konnte nicht starten. „Aber eines Tages werde ich es tun“ versicherte er zum Abschied.

Öl Museum in Luling.

Öl Museum in Luling.

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Der Herr mit dem Fahrrad erzählte von seinen Reiseträumen.

Ich traf in meinem Motel ein. Naja, das hat auch schon bessere Tage gesehen, aber was soll’s, hier ist die Auswahl nicht gross und wenigstens habe ich einen Platz zum schlafen. Auf der Suche nach etwas zum Essen kam ich gleich neben dem Motel an einer Leuchtreklame vorbei. „Mexican Food“ stand da und im Fenster leuchtet ein Schild „open“. Also öffnete ich die Türe und ging hinein. Ich stand jedoch nicht in einem Restaurant, sondern wohl in einem Wohnzimmer. Ein Mann sass auf dem Sofa und schaute etwas im Fernseher. „Suchst du das Mexikanische Restaurant“ fragte er gelassen, „die sind umgezogen, etwa 200 Meter die Strasse runter“. Ich war etwas verdutzt, bedankte mich und ging. Dabei kam ich an einem Lebensmittelgeschäft vorbei und besorgte mir da was zu essen.
Zurück im Motel stand mein „Zimmernachbar“ vor der Türe. Wir kamen ins Gespräch und der fragt was ich mache. „Ah“, sagte er, „bist du der Typ den wir heute mit dem Liegerad auf der Autobahn gesehen haben?“ Er fand die ganze Sache sehr spannend und wollte alles zu meiner Reise wissen. Als ich ihm vom Miles4Kokou Projekt erzählte, war es ganz begeistert. Spontan griff er in seine Brieftasche und gab mir 100 Dollar. „Das ist für dich, gönne dir damit etwas auf deiner Reise“ sagte er. „Ich verdiene hier so viel gutes Geld, dass es mir Freude macht dich zu unterstützen“. Er holte noch seinen Arbeitskollegen hinzu und wir plauderten über Gott und die Welt, über Texas, unsere Jobs etc. Die Jungs arbeiten für die Firma Esso und machen Planaufnahmen der verschiedenen Pipelines. Sie sind Landvermesser und er hat ausdrücklich die guten Instrumente aus der Schweiz gelobt, die er bei seiner Arbeit einsetzt. „Gute Qualität, wirklich, schreib das in deinen Blog und erzähl den Leuten zu Hause, das wir Texaner wirklich gute Leute sind.“ Er erzählte viel über Texas, warum es ihm hier so gut gefällt und mir lief fast die Zeit davon noch den Blog zu schreiben. Ich gab ihm eine Visitenkarte vom Blog und er meinte: „Also, schreib schnell und stelle das Foto auf den Blog, ich schreibe meiner Freundin ein Mail, damit sie sehen was du hier machst.“

John, der grosszügige Sponsor in der Mitte, sein Kollege Fernando und ich.

John, der grosszügige Sponsor in der Mitte, sein Kollege Fernando und ich.

So ist es ist spät geworden und gegessen habe ich auch noch nichts.
Morgen geht’s nach „New Braunfels“, nicht wirklich weit, aber ein Ort um den angekündigten „Sturm“ am Samstag abzuwarten.

Tag 37: (19.11.14) West Columbia – Columbus

Distanz: 121.3 km / Gesamt: 2872. km / Fahrzeit: 5 Std. 57 Min. / Durchschnitt 20.4 km/h

Morgens 6, Nachmittags 18 Grad, zunehmender Wind aus Nordwest, ganzer Tag sonnig

just a hard day

Der Start heute Morgen war wirklich gut. Endlich schien die Sonne von einem wolkenlosen Himmel, es war zwar noch kühl, aber der Wind schwach, so dass ich die winddichte Regenjacke einpacken konnte.

So sehen meine Motels in der Regel aus. Viel Platz für die Autos und oft ausgebucht, da die "Wanderarbeiter" hier wochenweise in grösseren Gruppen wohnen.

So sehen meine Motels in der Regel aus. Viel Platz für die Autos und oft ausgebucht, da die „Wanderarbeiter“ hier wochenweise in grösseren Gruppen wohnen.

Am Anfang noch leichter Wind von hinten und so begann der Tag sehr entspannt.

Entspannter Start am Morgen.

Entspannter Start am Morgen.

Kurz hinter West Columbia wurden die Felder und abgeernteten Äcker immer grösser, das Land topfeben und es waren nur weiter weg einzelne Farmhäuser zu sehen. Perfekte Strassen mit wenig Verkehr machte die Fahrt richtig entspannt. Ich fuhr auf der „36“ bis Needville. Eine Kleinstadt mit knapp 2300 Einwohnern aber einem selbstbewussten Slogan am Ortseingang: „Hier leben Tausende wo Millionen leben möchten.“ Ziemlich gewagte Aussage für ein Nest irgendwo zwischen grossen Feldern, mit einer Tankstelle und einem Fastfoodgeschäft. Gut, gegenüber den einsamen Häusern die ich in den Sümpfen von Louisiana gesehen habe, ist das wirklich noch besser, aber warum will man hier leben? Ich weiss es nicht.

Needville: ganz süss, aber hier leben?

Needville: ganz süss, aber hier leben?

Von Needville ging es über die „FR 360“ Richtung Beasly, noch etwas weiter nördlich und dann auf die „Alt.90“. Tönte nach grosser Strasse und ich freute mich schon auf einen guten Seitenstreifen.
Aber weit gefehlt. Es war neben der weissen Linie nur etwa 30 cm lausiger Teer und dann ein Graben. Der Verkehr aber wie die Strassenbezeichnung vermuten liess, sehr dicht. Vor allem viele Lastwagen die mit gut 110 – 120 die Strasse entlang rasten. Es waren etwa 8 Kilometer bis East Bernhard und ich hatte zum ersten Mal richtig Schiss. Der Windsog den diese Laster verursachten war so gross, dass ich das Rad kaum gerade halten konnte. Ich fuhr sehr angespannt und immer den Blick im Rückspiegel. Wenn ein grosser heranbrauste hielt ich oft kurz an und machte mich so dünn als möglich. Ich wusste, dass ich noch etwa 45 Kilometer auf dieser Strasse fahren musste und war vorerst einmal froh, als ich East Bernhard erreichte. Ich stärkte mich an einem Tankstellenshop und machte mir so meine Gedanken. Wie soll es weitergehen? 45 Kilometer bei solchen Strassen würde ich auf keinen Fall wagen. Da kam ein lokaler Polizist daher und ich fragte ihn, wie es weiter westlich auf der „Alt.90“ aussehe. Ob der Seitenstreifen auch so schmal sei. Er schaute mich an, überlegte und sagte dann, „Ja ich glaube schon, nur sehr schmal“ und ging ins Geschäft. Ich überlegte hin und her. Sollte ich einen Pick-Up Fahrer fragen, ob er mich mitnimmt. Ich hatte Routenmässig keine Alternative.

 

Ich hätte, wie der Wegweiser ankündigt, auch in's Wallis abbiegen können, aber da wollte ich ja nicht hin.

Ich hätte, wie der Wegweiser ankündigt, auch in’s Wallis abbiegen können, aber da wollte ich ja nicht hin.

Ich entschied, mir mal selber ein Bild davon zu machen. Als ich mich startklar machte, kam ein Lastwagenfahrer. „Wohin fährst du?“ „Auf der 90 Richtung Westen“ antwortete ich. „Pass nur auf die Lastwagen auf. Die sind gefährlich.“ „Ja ich weiss, aber die Fahrer müssten ja auch auf mich aufpassen.“ „Ich weiss, das mache ich auch, aber da sind Verrückte auf der Strasse“ sagte er. Danke, genau das habe ich als Motivation gebraucht. Ich fuhr also mit einem mulmigen Gefühl los. An der Ortsausfahrt hatte es einen sicheren und breiten Seitenstreifen. Wenn das so bleibt, dachte ich, kein Problem.

Als der Seitenstreifen noch schmal war, wagte ich es nicht auch noch Fotos zu machen. Hier ist wieder alles ok.

Als der Seitenstreifen noch schmal war, wagte ich es nicht auch noch Fotos zu machen. Hier ist wieder alles ok.

Und tatsächlich, ich hatte einen prima Seitenstreifen bis „Eagle Lake“ wo ich beschloss, dem starken Gegenwind etwas auszuweichen und auf einer Nebenstrasse Richtung Norden nach Alleyton abzubiegen. Soviel also zum Thema: „Wie gut kennt ein Polizist sein Revier“. Der Wind hatte ab Mittag immer stärker zugenommen und es kostete viel Kraft, wenigstens 18 km/h zu fahren, oft schaffte ich sogar nur knappe 15. Dazu wurde es nun hügelig, was zusätzlich Energie kostete.

Eagle Lake, eine weitere Kleinstadt auf dem Land.

Eagle Lake, eine weitere Kleinstadt auf dem Land.

Ich war schon ziemlich k.o. als ich auf die Kreuzung mit der Autobahn „I10″ kam. Ich sah auf dem Navi, dass mir die Fahrt auf der Autobahn gut 2 Kilometer Umweg sparen würde und spielte mit dem Gedanken es zu wagen. Ich war mir aber nicht sicher, ob man hier schon mit dem Velo auf die Autobahn darf. Da standen zufällig bei der Auffahrt zwei Streifenwagen. Ich fuhr zu den Polizisten hin und fragte, ob es erlaubt sei hier die Autobahn mit dem Velo zu benützen. Der Polizist schaute mich verdutzt an: “ Kein Problem, solange du auf dem Pannenstreifen fährst.“ Prima, mehr wollte ich nicht hören. Ich setzte mich also auf mein Pferdchen, gab ihm die Sporen und lenkte es auf die „Interstatae 10“.

Auf der Autobahn!

Auf der Autobahn!

Schon etwas seltsam auf der Autobahn mit dem Velo zu fahren aber ich fühlte mich wirklich sicher, auch wenn die Autos und Laster an mir vorbeidonnerten. Hier ist der Pannenstreifen so breit, das ich wirklich keine Angst haben musste. So erreichte ich bald Columbus und war froh, als ich im Motelzimmer war und die Füsse, nach einem anstrengenden Tag, hoch legen konnte.
Ich schaltete den Fernseher ein und musste leider schlechte Wetterprognosen zur Kenntnis nehmen. Donnerstag und Freitag sollen noch ganz ok sein, am Samstag sind dann schwere Stürme angesagt und es wurde auch eine Tornadowarnung herausgegeben. Grundsätzlich kommen in der nächten Zeit die Winde immer aus Westen, also Gegenwind, am nächsten Dienstag sogar „sehr starke Winde“, wie der Moderator ankündigte. Ich muss mich also mal wieder mit dem Thema „Routenplanung“ auseinandersetzen und möchte es bis am Freitag bis nach New Braunfels zu schaffen, um dort den Sturm am Samstag abzuwarten und am Sonntag den Grossraum San Antonio umfahren zu können. Ihr wisst ja, Sonntage sind perfekt für Grossstädte, da der Verkehr nicht so stark ist.

Tag 36: (18.11.14) Galveston – West Columbia

Distanz: 107.3 km / Gesamt: 2750.7 km / Fahrzeit: 4 Std. 48 Min. / Durchschnitt 22.3 km/h 🙂

Morgens 7, Nachmittags 10 Grad, kräftiger Wind aus Osten, im Verlauf des Tages abnehmend. ganzer Tag sonnig

Abschied vom Atlantik

Heute fuhr ich die letzten 60 Kilometer nochmals dem Golf von Mexiko entlang. Er hat mich jetzt seit dem Tag 16 (am 29.10.) mehr oder weniger begleitet. Ich liebe diesen Blick über’s Meer und eine Fahrt der Küste entlang ist vor allem bei Rückenwind einfach wunderbar. Dank der Zusatzpause gestern hatte der Wind auch Zeit, sich wie vorausgesagt, zu drehen und mir heute den Start mit einem kräftigen Schub von hinten zu versüssen.

Galveston zeigte zum Abschid sein schönes Gesicht.

Galveston zeigte zum Abschied sein schönes Gesicht und mein Rad um die Tasche auf dem Gepäckträger erleichtert.

Auch wenn er etwas wärmer hätte sein können, so genoss ich es doch, nochmals auf endlosen Strassen, oft sehr nahe am Wasser, zu fahren. Wenn ich das nächste mal Salzwasser sehe ist es der Pazifik und ich bin am Ziel. Bis dahin ist es zwar noch ein ganzes Stück, aber man muss Ziele haben. Auf die einsamen Etappen in der Weite von Westtexas, die in ein paar Tagen beginnen, bin ich auch gespannt und auf die Wüste um Tucson freue ich mich jetzt schon. Aber jetzt ist Schluss mit Träumen. Ich fahre es „Umdrehung um Umdrehung“.
Also wie gesagt, heute konnte ich lange von den Windverhältnissen, die mich gestern noch gestoppt hatten profitieren. Eine gute Routenplanung und Taktik zahlt sich eben aus. An dieser Stelle herzlichen Dank an Peter Schäuble, meinen Skipperausbildner, der mich in die Geheimnisse einer guten Törnplanung eingeweiht hat. Dabei immer einen „Plan B“ bereit haben und genauso ist es aufgegangen. Man kann diese Fähigkeiten also auch zum Radfahren und nicht nur auf hoher See einsetzen.
So konnte ich während den ersten drei Stunden meinen Schnitt bei knapp 26 km/h halten. Dabei ein letztes mal die Stelzenhäuser bestaunen und in Surfside Beach ging es dann rechts Richtung Freeport.

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Es gibt offenbar auch Alternativen zum Stelzenbau. Dieses „Haus“ scheint schon manchen Sturm überstanden zu haben.

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Der Blick von der Veranda auf’s Meer ist sicher schön, solange kein Hurrikan heraufzieht.

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Abschied vom Atlantik.

 

In Freeport fuhr ich lange einer riesige Ansammlung an von Raffinerien und anderen Fabriken welche im Zusammenhang mit der hier starken Öl- und Gasförderung zu tun haben entlang.

Mitten im Industriegebiet.

Mitten im Industriegebiet.

Die Strassen weiterhin perfekt, meist sauber und mit einen sichern Platz für Radfahrer. Etwas ausserhalb von Freeport lockte mich nach knapp 70 km ein Plakat vom Highway 332 weg. „Griechisches Buffet und Seefood“, das tönte schon mal vielversprechend. Buffet bedeutet hier ja, essen soviel man mag und das ist auf Radtouren manchmal ganz schön viel. Die Preise sind vor allem am Mittag oft unglaublich günstig. Heute 9.99 Dollar. Da bekommt man bei uns ja nicht gerade viel und wer noch 2 Dollar zusätzlich investiert bekommt Softdrinks wie Cola, Sprite etc. soviel man will.

Heute mal beim "Griechen".

Heute mal beim „Griechen“.

Ok, so richtig griechisch war da nicht viel, höchstens die vergilbten Bilder an der Wand, aber ein gutes, frisches Salatbuffet, verschiedene Gemüse und Fisch, Roastbeef etc. Auf jeden Fall mal keine panierten Hühner, Hamburger und Pommes Frittes, dass kann ich nun wirklich bald nicht mehr sehen.
Nach dem Essen war es mit knapp 40 km nur noch ein „Katzensprung“ bis zum Motel.

Kurz vor "Brazoria" diese alte Brücke über den Brazos River.

Kurz vor „Brazoria“ diese alte Brücke über den Brazos River.

Es ging entlang einer mittelmässig befahrenen Strasse. Im Moment bevorzuge ich diese grösseren Strassen, gegenüber den kleinen „Countyroads“. Der Grund sind meine „Freunde“ die Hofhunde. An grösseren Strassen gibt es nämlich nur die drei Kategorien A, B und C von Hunden:
A = „Anständig erzogene“, die sich von einem vorbeifahrenden Radfahrer nicht im Mittagsschlaf stören lassen.
B = „Blöde Kläffer“, die aber angebunden oder hinter einem Zaun eingesperrt sind.
Achtung: Hundeliebhaber Kategorie C „überspringen“
C = „Crash Dogs“, die liegen ruhig am Strassenrand und sehen meist nicht so gut aus.
Die Kategorie D = „Doffe Hetzhunde“ ist an solchen Strassen praktisch ausgestorben.

Also konnte ich die Fahrt über Land entspannt geniessen und sah zum ersten Mal eine Herde schöner texanischen „Longhorns“. Beeindruckend, wie sie mit ihren mächtigen Hörnern so auf der Weide stehen.

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Das sieht man kaum auf schweizer Weiden.

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Bei diesen Hörnern müssten die Kuhboxen in den Ställen bei uns wohl etwas breiter gebaut werden.

 

Etwas später dann, bei einer Schule, hat mir ein Pickup, der vom Parkplatz auf die Strasse fahren wollte, sehr grosszügig Platz zum Vorbeifahren gelassen. Wie immer bedankte ich mich in solchen Fällen mit einem Gruss und schaute ins Auto. Da sassen drei Knaben, wohl alle um 16 Jahre, kurbelten die Scheibe hinunter und riefen „we love your bike!“. Ich winkte nochmals freundlich zurück und wurde mir bewusst, das hier ja die „Kinder“ bereits mit 16 Jahren Autofahren dürfen, da die Distanzen einfach so gross sind und es keinen öffentlichen Transport gibt. Es ist aber doch ein ungewohnter Anblick.

Kurz vor west Columbus sah ich dieses Firmenschild. Wer hat da wohl was mit der Schweiz zu tun?

Kurz vor West Columbus sah ich dieses Firmenschild. Wer hat da wohl was mit der Schweiz zu tun?

Später bei einer Tankstelle kamen nochmals drei Arbeiter auf mich zu, wollten genau wissen, wie man dieses Bike den fahre, wo der Motor sei, ob es nicht schwierig sei die Balance zu halten etc. Als ich ihnen erklärte das sei mit Muskelkraft betrieben und ich komme von „Key West“, schaute ich in verdutzte Gesichter. Ja das etwas andere Velo ist eben auch immer wieder Gesprächsthema und hat mir schon so manche kurze Unterhaltung geschenkt. Übrigens, mit 7 Kilo weniger fährt es sich einiges entspannter.
Morgen sollte es wärmer werden und als Ziel habe ich mir Columbus, gut 120 Kilometer von hier, vorgenommen.

Tag 34 + 35: (16.+17.11.14) Ruhetage in Galveston

Ruhetag und Zwangspause

Stand by

Eigentlich wollte ich euch ja heute von meiner Weiterfahrt berichten, aber diese Pläne musste ich in der Nacht, als der Wind kräftig an meiner Zimmertüre rüttelte, begraben. Heute loszufahren war für mich ausgeschlossen. Ein sehr starker, eisiger Wind direkt aus Norden, wo die USA im Moment unter der Eiseskälte erstarrt, hat mich heute hier zu einem weiteren Pausentag gezwungen. Trotzdem kann ich euch ja kurz erzählen wie das hier die letzen zwei Tage so war.
Der Sonntag stand ganz im Zeichen von ausschlafen und relaxen. So habe ich mir das zumindest gedacht. Kurz nach sechs Uhr am Morgen war Schluss mit schlafen. Dass hier ja ab und zu die Sirenen der Feuerwehr oder Polizei heulen, kennt wohl jeder der schon in den USA unterwegs war, aber diesmal kamen die Sirenen näher und näher und bald schon konnte ich vor der Zimmertüre, die direkt auf den Parkplatz führt, das Brummen eines grossen Lastwagens hören. „Da steht wohl nicht die Feuerwehr gerade 5 Meter neben meinem Bett, oder?“ Ich schob den Vorhang etwas zur Seite und sah ein Feuerwehrauto mit blinkenden Lichtern vor dem Zimmer stehen.

Mein "Wecker" am Sonntagmorgen.

Mein „Wecker“ am Sonntagmorgen.

Bald wurden die Geräusche im Nebenzimmer lauter und die Rettungskräfte waren offensichtlich dort im Einsatz. Da die Feuerwehr hier auch bei medizinischen Notfällen ausrückt und die Krankenwagen der privaten Spitäler meist erst später eintreffen, hatte ich wenigstens nicht gleich das Gefühl, dass ich nun wegen einem Brand bald das Zimmer verlassen müsste. Kurz darauf traf auch noch ein Krankenwagen ein und es wurde langsam wieder ruhiger im Nebenzimmer. Offensichtlich war die Situation nun unter Kontrolle, aber ich hell wach. Bald machte ich mich daran, die möglichen Tagesetappen bis San Diego genau zu planen. Ich habe einfach ein ungutes Gefühl, nach wie vor ziemlich viel Gewicht am Rad zu haben und westlich von San Antonio wird es dann langsam hügeliger. Auf der Ebene machen ja ein paar Kilo’s mehr oder weniger nicht soviel aus, aber sobald es bergauf geht, sieht das ganz anders aus. Mein Ziel war, Etappen zu finden, bei denen ich in jedem Fall Motels zum schlafen erreichen kann, damit ich Zelt, Schlafsack etc. nach Hause schicken kann.
Diese Routenplanung beschäftigte mich ziemlich lange, aber am Schluss stand ein Konzept, wie es ohne Zelt klappen sollte. Also habe ich alles Gepäck sortiert, mich von Überflüssigen getrennt und die Tasche, die im am Montag verschicken wollte, gepackt. Dann musste nach so vielen Kilometern mal meine Fahrradkette gründlich gereinigt und neu geschmiert werden und ich habe noch meinen Schlauch im Vorderrad mit einer Flüssigkeit gefüllt, die im Falle kleiner Löcher den Schlauch abdichtet. Dies hat bis jetzt überraschenderweise bei Barbara und mir schon drei mal geklappt. Wenn das Loch nur durch einen spitzen Gegenstand entstand und nicht allzu gross ist, kann dae platte Reiffen einfach einfach wieder aufgepumpt werden und die Flüssigkeit hält das Loch dicht.
Dann ging ich noch kurz an den Strand um mir die Wellen anzuschauen. Ausser mir und einigen hart gesottenen Wellenreiter_innen im dicken Neoprenanzug waren nicht viele unterwegs.

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Auf dem Weg zum Strand stand dieser auf einem Parkplatz bei einer Tankstelle. Auch damit wird hier noch gefahren!

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Auf dem Rückweg sah ich noch einen „Barber Shop“ der offen hatte. Also lies ich mir auch die Haare noch schneiden. Mal sehen ob das bis San Diego reicht.
Und nach all dieser Arbeit hatte ich gegen Abend dann doch noch Zeit etwas Football zu schauen.
In der Nacht wie gesagt die Entscheidung, heute hier zu bleiben. Zum Glück bin ich ja hier in Galvestone an einem „Touristenort“ und nicht in der Mitte von Nirgendwo. Am Morgen habe ich dann mit dem Taxi meine Tasche zu einer „Speditionsfirma“ gebracht. Viel Schreibkram, denn die Sache ging ja nach Europa. Die Leute waren sehr hilfsbereit, freuten sich regelrecht über diesen „speziellen Auftrag“ und ich war 7 kg los. Ich hoffe, das macht sich bemerkbar. Danach lies ich mich vom Taxi gleich in den Freizeitpark „Moody Gardens“ fahren.

Tropenhaus im "Moody Gardens".

Tropenhaus im „Moody Gardens“.

Dort gibt es ein Aquarium, ein Tropenhaus, zwei Kinos etc. denn für Aktivitäten draussen war es zu kalt. Also Zeit für alle die es mögen ein paar Tierfotos zu machen (gäll Robyn).

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In einem Zelt zeigten sie Ausstellung von Eisskulpturen. Typisch amerikanisch, kitschig. Das Thema „SpongeBob“ war nicht gerade das was ich erwartet hatte und es war, wer hätte es gedacht, mit minus 13 Grad sehr kalt, so dass ich die Sache rasch gesehen hatte.

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Ziemlich gross das Ganze.

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Etwas seltsames „Weihnachtsthema“.

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Wohl ziemlich viel Aufwand bis das Eis eingefärbt war.

 

Mit dieser Figur konnte ich mich am besten identifizieren, ich fühlte mich auch so.

Mit dieser Figur konnte ich mich am besten identifizieren, ich fühlte mich auch so.

Es war nicht allzuweit bis zum Motel und ich ging zu Fuss zurück. Nein da gab es keine vernünftige Bussverbindung, schliesslich haben hier alle ein Auto. Auf dem Heimweg fuhr plötzlich ein Auto im Schritttempo neben mir her. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es ein Polizeiauto war und der Fahrer musterte mich. Er fand dann aber wohl, das ich soweit vertrauenerweckend aussehe und gab wieder Gas. Offenbar ist man hier als Fussgänger schon mal suspekt.

Heute konnten sie wieder mal "Flagge zeigen".

Heute konnten sie wieder mal „Flagge zeigen“.

Ich hoffe nun das die Windprognosen für morgen stimmen. Es soll immer noch kräftige Winde geben, aber eher aus Osten, damit Seitenwind und bis die Temperaturen richtig ansteigen wird es auch Mittwoch werden. Mal sehen, drückt mir die Daumen.

 

 

 

Tag 33: (15.11.14) Winnie – Galvestone

Distanz: 87.66 km / Gesamt: 2643.4 km / Fahrzeit: 3 Std. 52 Min. / Durchschnitt 22.7 km/h 🙂

Morgens 7, Nachmittags 10 Grad (es fühlte sich deutlich kälter an), starker Wind aus Osten. (45, später bis 60 km/h) ganzer Tag bedeckt, ab Mittag Regen

Rückenwind

Heute bin ich früh gestartet. Auf allen Wetterkanälen wurde gestern über das kalte Wetter in den USA berichtet und wie unerwartet und früh es auch im Süden kalt wird. Dazu ab heute Nachmittag in meiner Gegend Regen und Morgen dann Strakregen und Sturm. Schon am Morgen hatte der Wind kräftig zugelegt. Zum Glück war es auf den ersten 30 km „nur Seitenwind“. Für den Rest der Reise entlang der Golfküste sollte es dann Rückenwind werden. Zum Glück! Gegen den Wind hätte ich das wohl heute nicht machen können.
Also keine Zeit verlieren und auf’s Rad. Rasch hinter Winnie wurde es „einsam“. Der Verkehr nahm rasch ab und es waren immer weniger Autos unterwegs.

So sieht Seitenwind aus.

So sieht Seitenwind aus. 

Ich hatte einen guten Start und war motiviert, denn nach den ersten 30 Kilometer konnte ich eine 45 Grad Kurve fahren und war so perfekt im Rückenwind. Alles geradeaus bis zur Fähre die mich von „Port Bolivar“ nach „Galvestone“ bringen würde.

Die Golfküste begrüsste mich diesmal wesentlich kühler als letztes mal in Florida.

Die Golfküste begrüsste mich diesmal wesentlich kühler als letztes mal in Florida.

Mit dem Regen im Nacken fuhr ich so rasch ich konnte um das Motel möglichst vor dem Regen erreichen zu können. Wieder fühlte es sich frisch an auf dem Rad und je länger ich fuhr, umso stärker blies der Wind. Etwa eine Stunde war ich im Rückenwind konstant mit 30 km/h unterwegs und konnte so meinen Durchschnitt, der in den ersten Kilometern noch nicht so gut war, massiv verbessern. Bei der kleinsten Pause, in der ich in diesem offenen Gelände voll dem Wind ausgesetzt war, kühlte ich rasch aus. Also nur schnell ein paar Dehnungsübungen oder Fotos und rasch wieder auf’s Rad.

Sie hat sicher genug Platz auf der "Weide".

Sie hat sicher genug Platz auf der „Weide“.

 

Gleich nebenan wird Öl gefördert.

Gleich nebenan wird Öl gefördert.

In Waterways fuhr ich in den Windschatten eines Bürogebäudes, um die obligatorische Banane zu essen, die mir die extra Energie bis Port Bolivar geben würde. Eine Frau stand vor dem Gebäude und rauchte eine Zigarette. Sie fragte wohin in den fahre und bot mir an, mich bei ihr im Büro aufzuwärmen. Sie hätte auch eine Toilette und etwas zu Trinken. Ich bedankte mich aber erklärte ihr, dass ich wirklich rasch weiterfahren wolle, da mir der Regen schon im Genick sass. Es ist immer wieder schön, solche Gesten der Gastfreundschaft zu erleben.

Kurz vorher hatte ich wieder einmal einen Kanal auf einer Brücke überquert. Auf dieser Zufahrt fahren viele Schiffe in die „Galveston Bay“ und damit in Richtung des Hafens von Houston. Er ist einer der bedeutendsten der ganzen USA und auf diesem Weg werden Unmengen von Gütern umgeschlagen.

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Ziemlich Verkehr auf der Zufahrt.

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Es sieht aus, als ob die Schiffe durch ein Meer von Gras fahren würden.

 

Der Zugang zum Hafen für grössere Schiffe führt durch die Enge zwischen Port Bolivar und Galveston, womit Durchgang einer der am meisten befahrenen Wasserstrassen der Welt ist.

Ich konnte diese Stelle mit der Fähre passieren. Die Fähren sind Teil der „Strassensystems“ und somit umsonst. Vor der Fährstelle sah ich noch einen schönen Leuchtturm, der leider kein Lichtsignal mehr ausstrahlt.

Leuchtturm in Port Bolivar.

Leuchtturm in Port Bolivar.

Durch diesen Fotostop verpasste ich eine Fähre um Sekunden und musste bei zunehmenden Wind gut 25 Minuten auf die nächste Überfahrt warten.

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Das Pferdchen wartet auf die Fähre …

 

... und füht sich ich dor wohl zhen all den "Grosen

… und füht sich ich dort zwischen all den „Grossen“ wohl.

Auf der Fähre sprach mich eine Frau an: „Ich habe nur ein Wort: unglaublich!“ sagte sie. „Bei dem Wetter mit dem Rad unterwegs?“ Wir kamen ins Gespräch und es stellte sich heraus, dass sie auch schon in Europa und ein kurzes Stück in der Schweiz war. Sie erinnerte sich an gute Zugverbindungen in Europa und beklagte, das sie von Houston bis New Orleans mit dem Zug 16 Stunden brauchte, mit dem Auto das aber in 6 Stunden schaffe. Die Passagierzüge müssten eben immer den Güterzügen Platz machen und würden so dauernd herumstehen. Und an die Autobahnvignette die sie für einige Kilometer in der Schweiz kaufen musste, erinnerte sie sich auch noch.
So war es eine kurzweilige Überfahrt und danach raste ich im Regen und mit Rückenwind die letzten 8 Kilometer zum Hotel. Schon um halb zwei am Mittag kam ich an und war froh es geschafft zu haben. Kurz danach begann es immer stärker zu Regnen und der Wind nahm so stark zu, dass ich mich später auf dem Weg zum Supermarkt in der Nähe wirklich gegen den Wind stemmen musste. Im Supermarkt hatte ich schon fast das Gefühl, mein Kalender sei nicht aktuell. Die Verkäufer_innen trugen alle rote „Samichlauskappen“ und aus den Lautsprechern schepperte es Weihnachtslieder. Ich hoffe, bei euch zu Hause ist es noch nicht ganz so schlimm.
Gut nun an einem warmen und trockenen Ort zu sein. Morgen ist ein Ruhetag an dem ich die nächste Woche planen werde. Also gibt es auch keinen Blogbeitrag. Ich wünsche euch einen guten Start in die neue Woche und am Dienstagmorgen könnt ihr hoffentlich einen Bericht mit vielen „Sonnenfotos“ lesen 🙂
Die Hoffnung stirbt zuletzt!

Tag 32: (14.11.14) Orange – Winnie

Distanz: 86.74 km / Gesamt: 2555.74 km / Fahrzeit: 4 Std. 34 Min. / Durchschnitt 19.0 km/h

Morgens 6, Nachmittags 10 Grad (es fühlte sich deutlich kälter an), ganzer Tag bedeckt,

Die Hälfte der Strecke ist geschafft 🙂

Heute habe ich nun also etwa die Hälfte der errechneten Strecke zurückglegt. Ein gutes Gefühl, auch wenn die letzten drei Tage auf Grund der Wettersituation schon ziemlich an die Substanz gingen. Die Kälte und der Wind rauben ungemein Energie und jeder zusätzliche Effort der wegen starken Windböen oder „doofen Hunderennen“ nötig wird, scheint die Muskeln leer zu saugen. Zudem muss ich bei dem Wetter extrem aufpassen, mich nicht zu erkälten. Dann wäre eine Zwangspause unumgänglich. So freue ich mich jeweils schon kurz nach dem Start auf die warme Dusche am Ziel. Im Moment ist die Reise vor allem eine Sache der eigenen Einstellung. Sich nur nicht verrückt machen lassen von Wind, Kälte und Hunden, die mich nach wie vor täglich mehrmals zu einem Sprint herausfordern.
Zudem muss ich in der Planung Tag für Tag vorgehen und das Wetter im Auge behalten. Morgen will ich nach Galveston an der Küste. Am Samstag soll es noch bis am Nachmittag trocken sein und für Sonntag ist der ganze Tag Regen angesagt. Also Zeit für einen Ruhetag und dann kann ich ja in aller Ruhe die diversen Footballgames live am TV verfolgen (gäll Kaufi) und mir einen gemütlichen Tag im warmen Zimmer machen. Zum Glück haben die Klimageräte auch ein Heizfunktion!!!

Heute ging es erst um 9 Uhr auf die Strasse. Es war mir vorher einfach zu kalt und im Bett war es sooo angenehm.

Da es im Motel nicht's gab, heute das Frühstüch an der Tankstelle.

Da es im Motel nicht’s gab, heute das Frühstück an der Tankstelle.

Eigentlich wäre die Sache ja einfach gewesen: Einfach ab Orange auf die Strasse 73 und über Port Arthur nach Winnie fahren. Das Navi hat mir aber im „Radfahrermodus“ einen Umweg angezeigt und Port Arthur umfahren. Vermutlich wegen der Brücke in Port Arthur, dachte ich mir und folgte der vorgeschlagenen Route. Aber schon nach wenigen Kilometern musste ich feststellen, dass die Route wohl für Mountenbikes ohne Gepäck gedacht war, denn sie wollte mich auf eine Kies-Lehmpiste lotsen. Also habe ich umgekehrt und bin auf dem Seitenstreifen der „73“ Richtung Port Arthur gefahren.

Port Arthur: Viele grosse Fabriken für da Öl- und Gasgeschäft der Gegend.

Port Arthur: Viele grosse Fabriken für das Öl- und Gasgeschäft der Gegend.

In „Bridge City“, ja sie haben den Namen nicht einfach so gewählt, kam ich zu einer ersten Brücke bei der der Seitenstreifen aufhörte zu existieren und die beiden Fahrspuren zusätzlich verengt waren. Es war klar, das hier nicht genug Platz für zwei Autos (oder gar ein Lastwagen) und ein Velo am Rand vorhanden war. Ich wartete eine Lücke ab, stieg kräftig in die Pedale und plazierte mich selbstbewusst in der Mitte der rechten Fahrspur, so dass sicher keiner auf den Gedanken kam, sich an mir vorbeizuquetschen. Die Pulsfrequenz stieg an und das war gut so, denn ich brauchte diese zusätzliche Energie um die Trittfrequenz möglichst hoch zu halten. Ich wollte die Brücke, die zum Glück nur etwa 300 Meter lang war, rasch hinter mich bringen. Geschafft, ein Stossgebet und Dank an die Schutzengel! Kurz darauf fuhr ich auf den Parkplatz eines Walmart und wollte mir die kommende, lange Brücke nochmals auf „google earth“ anschauen. Es sah nicht gut aus und eine junge Frau die an einem Verkaufsstand auf dem Parkplatz arbeitet bestätigte mir, „Da gibt es keinen Seitenstreifen, höchstens 10 cm.“ Als Aufmunterung fügte sie noch hinzu: „Ich habe jeweils schon mit dem Auto Angst auf dieser Brücke, denn die fahren da wie verrückt. Speedlimit 75 Miles“. (=120 km/h)
Das sah wirklich nicht gut aus, aber gab aber keinen anderen Weg. Also fuhr ich auf dem Parkplatz herum und als ich einen älteren Herrn zu seinem Pick-Up mit grosser Ladefläche gehen sah, sprach ich ihn an. „Fahren sie nach Port Arthur? Ich suche jemand der mich über die Brücke mitnimmt. Es ist wohl zu gefährlich an der Seite mit dem Velo zu fahren.“ „Nein“, antwortet er, „ich gehe nur zur Bank, aber es hat schon einen Seitenstreifen, man kann da sicher auch mit dem Velo fahren.“

Ich war hin und her gerissen, wem ich nun glauben sollte und beschloss die 2 km bis zur Brücke zu fahren. Dort angekommen stellte ich fest: Das ist nun definitiv zu gefährlich! Die Brücke ist lang, extrem steil, höchsten 40 cm Seitenstreifen und alle rasen wie verrückt darüber.
Also musste ich hier jemanden finden der mich mitnimmt. Ich stellte an den Strassenrand und hielt den Daumen in die Luft. Bei den vielen Pick-Up’s würde sich sicher jemand finden. Schon nach gut 5 Minuten hatte ich Erfolg. Ein junger Mann in einem alten Pick-Up fuhr rechts ran und fragte, „Willst du über die Brücke?“ „Ja, das ist mir zu gefährlich.“ „Ok, lad auf.“ sagte er trocken. Er war nicht sehr gesprächig aber immerhin konnte ich meine Sachen verladen. „Du musst auf die Ladefläche, der Beifahrersitz ist belegt.“ Kein Problem. Ich kauerte mich neben mein Pferdchen und schon ging die Fahrt los.

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Seht ihr links den kleinen weissen Seitenstreifen? Das passte nicht.! Also mussten das Pferdchen …

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… und ich auf die Ladefläche.

 

Er beschleunigte in einem Affentempo und raste über die Brücke, fuhr dort rechts ran und lies mich abladen. „Danke, du hast meinen Tag gerettet“ sagte ich zu ihm und schon war er weg. Ich jubelte innerlich es so doch geschafft zu haben und schaute nochmals auf die Brücke zurück.

Es war die richtige Entscheidung!

Es war die richtige Entscheidung!

Später lotste mich das Navi nochmals von der „73“ weg, da es aber immer Strassen mit mind. 3 Ziffern waren hoffte ich auf durchgehenden Teerbelag. So war es auch und ich wieder einmal auf einer Reise „über Land“.

Idylle am Strassenrand.

Idylle am Strassenrand.

In Fannette ass ich bei einem Asiaten dann eine prima Reisplatte mit Huhn, so das für den Rest der Fahrt wieder genug Energie vorhanden war. Im Motel das übliche Ritual: warme Dusche und Wäsche waschen, damit für morgen auch wieder eine Garnitur warme Ersatzkleider vorhanden ist, falls gegen Mittag mal trockene Kleider nötig werden. Wie gesagt: Eine Erkältung kann ich mir im Moment nicht leisten!

Tag 31: (13.11.14) Lake Charles – Orange (TX)

Distanz: 99 km / Gesamt: 2469 km / Fahrzeit: 5 Std. 29 Min. / Durchschnitt 18.01 km/h

Morgens 5, Nachmittags 4 Grad, morgen Regen, später bedeckt, ganzer Tag kräftiger, kalter Wind aus Norden (heute hatte ich alles, Gegen- Seiten und zum Schluss noch etwas Rückenwind)

Texas!!!

Nummer 5 ist der grösste!

Nummer 5 ist der Grösste!

Texas, auf diese Grenze habe ich mich lange gefreut. Schon in der Vorbereitung zur Tour war klar, das Texas für die Reise zu einem „Schlüsselstaat“ werden wird. Irgendwo in der Mitte und riesengross. Er wird mich die nächsten drei Wochen „beschäftigen“, denn es gilt je nach Routenwahl zwischen 1500 – 1700 Kilometer zurückzulegen bevor ich das nächste „Grenzfoto“ in New Mexiko machen kann.
Der heutige Tag war wettermässig wieder eher einer der Kategorie „darauf kann man verzichten“. Wenigstens war’s angekündigt und so konnte ich mich mental darauf einstellen. Trotzdem, wenn man sich dann am Morgen bei 5 Grad und Regen startklar macht, kann man sich schöneres vorstellen. Dazu der Wind der frontal auf mich zukam. Zum Glück war es verkehrsmässig ganz gut. In der Gegenrichtung stauten sich die Autos auf drei Spuren, aber in meine Richtung war nicht viel los. Auch heute wieder, danke Louisiana, gute Strassen und aufmerksame Autofahrer die hinter mir warteten bis Platz zum überholen war. Nach gut 10 Kilometern überholte mich ein Auto, fuhr rechts ran. Der Fahrer öffnete die Seitenscheibe und grüsste mich. Es war offenkundig, dass ich sein Interesse geweckt hatte. Also hielt ich neben ihm an und der rief entzückt herüber: „Mann, was für ein Fahrrad. So etwas habe ich noch nie gesehen. Fantastisch!“ Er stieg aus und wir plauderten etwas. Er wollte genau wissen woher, wohin und warum ich das mache. Warum ich nicht mit dem Auto fahre. Ich erklärte ihm, das ich das Glück hätte „Zeit“ zu haben und man mit dieser Reiseform das Land ganz anderes und intensiver erlebe. Er war so begeistert und sagte immer wieder „That’s great man!“ Als ich ihm anbot für ein Foto auf’s Velo zu sitzen hat er sich fast überschlagen vor Freude. Er machte auch von mir Fotos und ich glaube, er hat heute Abend zu Hause was zu erzählen.

a happy man

A happy man!

Mich freute seine Freude und ich sagte mir, auch wenn es ein „sch.. Wetter“ ist hat es sich gelohnt aufzustehen. Ich habe ihm mit meiner Vorbeifahrt eine Freude gemacht. Was will man mehr.
Dann ein kleines Frühstück bei „Wendys“, aber so richtig essen mochte ich nicht. Offenbar schlug mir das Wetter und die doch knapp 100 km lange Etappe etwas auf den Magen. Zum Glück hörte es bald auf zu Regnen und als ich die Regenhose ausziehen konnte, stieg die Motivation und langsam fand ich den Rhytmus.
Oft führte die Route durch lange gerade Waldschneisen, bei denen links und rechts verstreut immer wieder einzelne Häuser mit bellenden und manchmal jagenden Hunden auftauchten. Zum Glück liefen die zwei „Verfolgungsjagten“ die ich heute mit den Hunden „spielen“ musste problemlos ab. Der Pfefferspray war aber schon entsichert. Hier sehe ich keine kompakten Siedlungen wie wir es gewohnt sind sondern einfach hier und dort ein einsames Haus und dann lange NICHTS.

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So sieht die „Quartierstrasse“ aus.

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Das nächste Ziel sieht man schon lange im Voraus.

 

Es blüht wieder nach dem letzten Waldbrand.

Es blüht wieder nach dem letzten Waldbrand.

Idylle am Strassenrand.

Idylle am Strassenrand.

Die Leute müssen wohl einen guten Einkaufszettel schreiben, denn da gibt es keinen Laden um die Ecke und die Schulbusfahrten der Kinder dürften auch etwas länger dauern als bei uns. Bei Strassenkreuzungen dann oft eine kleine Ansammlung von Gebäuden: Tankstelle und Kirchen. Bei einer Baptistenkirche sah ich heute folgenden „Werbeslogan“: „Werde Organspender, spende dein Herz Jesus“. Ich bin definitiv im „Bibelgürtel“ der USA angekommen!

Wer kennt noch die "Gulf" Tankstellen die es früher auch bei uns gab?

Wer kennt noch die „Gulf“ Tankstellen die es früher auch bei uns gab?

Wegen der fehlenden Möglichkeit auf direktem Weg nach Orange zu fahren, musste ich Richtung Norden bis Deweyville ausweichen um eine Strasse zu finden, auf der ich mit dem Velo fahren durfte.
So überquerte ich um halb zwei den „Sabine River“ und somit die Staatsgrenze zu Texas.

Auf der Grenzbrücke musste ich mich dünn machen, als er hier vorbeidonnerte.

Auf der Grenzbrücke musste ich mich dünn machen, als der hier vorbei donnerte.

Was für eine Begrüssung: Der Seitenstreifen frisch geteert und sehr breit. Wenn das so weitergeht bin ich zufrieden mit Texas.

Mein Pferdchen und ich hatten einen grossen Streifen nur für uns :-)

Mein Pferdchen und ich hatten einen grossen Streifen nur für uns 🙂

Da gab mir nochmals richtig Kraft und ich beschloss das Mittagessen sausen zu lassen, den bald führte mein Weg Richtung Süden und das war bei dem Wind genau das Richtige. Zudem wollte ich nicht riskieren, nochmals in den Regen zu kommen. Also mit „Powerade“ etwas Energie nachschütten und kräftig in die Pedale treten. Mit manchmal über 25 km/h „flog“ ich meinem heutigen Ziel entgegen. Ich hatte am Morgen via Handy ein Motel in Orange gebucht. Also sah ich mich schon fast unter der warmen Dusche als ich dort vorfuhr. Das gleich gegenüber ein grosser Truckstop mit Restaurant war, machte die Sache für mich noch komfortabler, da sich die Verpflegungsbedürfnisse von Lastwagenfahrern und mir im Moment ziemlich gleichen. So musste ich für die Verpflegung nicht weit gehen.

Hier werden in 10 Reihen die Laster betankt.

Hier werden in 10 Reihen die Laster betankt.

Die Dame an der Rezeption erklärte mir dann, das meine Buchung für ein Einzelzimmer trotz Buchungsbestätigung die ich per Mail erhalten hatte, nicht geklappt habe. Sie seinen ausgebucht und das Internetportal hätte das „Überbucht“. In diesen Motels wohnen vor allem Arbeiter für ein paar Tage oder Wochen, bis siezum nächsten Auftrag weiterziehen. Sie bemühte sich eine Lösung zu finden und konnte mir ein Doppelzimmer anbieten. Dies war sogar noch günstiger als mein gebuchtes über’s Internet. Am Abend konnte ich nach einigen Telefonaten diese Buchung zum Glück wieder stornieren.
Die Dame an der Rezeption interessierte sich sehr für meine Reise. Sie fand es auch komisch, das ich zu Hause kein eigenes Auto hätte. Hier ist das unvorstellbar. Klar bei dieser Siedlungspolitik, wo alle verstreut leben. Wir plauderten noch etwas und sie war erstaunt, das man in der Schweiz nicht auch englisch sprach. Soviel zum Thema „Allgemeinbildung in den USA“. Immer wieder erschreckend!
Das Internet im Motel läuft auch nicht, so dass ich die wichtigen Recherchen bezüglich Wetter und Routenwahl nur eingeschränkt mit dem Handy machen kann. Den Blog sende ich aus dem „Deny’s“. Leider sieht es wettermässig noch einige Tage kalt aus und am Wochenende soll es Regnen.
Mal sehen wohin mich das führt.