Distanz: 124.4km / Gesamt: 3163.4 km / Fahrzeit: 7 Std. 26 Min. / Durchschnitt 16.7 km/h
Morgens 17, Nachmittags 28 Grad, kräftiger Wind aus Westen, ganzer Tag sonnig, keine Wolke 🙂
a long day
Der Samstag präsentierte sich wie angekündigt sehr regnerisch, immer wieder Gewitterzellen über uns und die kurzen Regenpausen nutzte ich, mir in der Nähe das Wichtigste zu besorgen. Essen, neue Sonnencreme für die kommenden Tage, Batterien für meine Blinklichter etc. Ansonsten war ich viel im Zimmer, habe diverse E-mails erledigt und mich einfach ausgeruht.

So werden hier Fussgänger „behandelt“. Man kann zwar über einen Fussgängerstreifen, aber am anderen Ende steht man im …. Nichts!
Am Samstagabend gegen acht Uhr am Abend schlug in der Nähe dann ein Blitz ein. Es war kurz laut, dann etwa 5 Sekunden stockdunkel und anschliessende funktionierten weder Internet noch TV. Also konnte ich früh das Licht löschen und einige Stunden schlafen. Ich wusste das mir der heutige Tag ein hartes Programm vorbereitet hatte. Viele Kilometer bei schönem Wetter aber Gegenwind und Hügeln.
Also stand ich früh auf. Ein kurzes Frühstück. Der Toaster funktionierte wegen dem Gewitter immer noch nicht, also gab es weiches Toastbrot und ein hartes Ei. Um acht Uhr sass ich im Sattel und machte mich auf den Weg.
Ich hatte am Samstag viel Zeit in die Routenwahl durch die 1.2 Millionenstadt San Antonio investiert und war gespannt wie das ausgehen würde. Ich hatte noch gut die Beschreibung der San Antonio Durchquerung eines anderen Fernradfahrers aus München im Ohr, der es in seinem Bolg wie folgt beschrieb:
„Stellt euch vor, ihr müsst von Landsberg am Lech nach Hohenlinden. Wer die Strecke nicht kennt, möge kurz googeln. Also: ihr steigt in Landsberg ins Auto und fahrt auf der A-96 nach München. Am Autobahnende in Sendling biegt ihr wider besseres Wissen dennoch rechts auf dem Mittleren Ring (Süd) ab, quält euch über den unseligen Luise-Kiesselbach-Platz (für den man auch Futur III einführen müsste), fahrt dann durch das Brudermühltunnel, folgt der Candidstraße, die zur Chiemgauer Straße und schließlich dem Innsbrucker Ring wird. So geht’s um die komplette Stadt rum. Beim ehemaligen Stahlgruber (den kennt jeder Münchner meiner Generation; für alle anderen: Einsteinstraße-Ecke-Mittlerer Ring) biegt ihr dann rechts in die Töginger Straße (A94) ein und bleibt auf der A94 bis zur Ausfahrt „Mühldorf / Passau“. Dort verlasst ihr die Autobahn und fahrt auf der B-12 nach Hohenlinden.
So – und jetzt nochmal zurück zum Ausgangspunkt „Landsberg“. Ihr nehmt diesmal nicht das Auto, sondern das Fahrrad. Ansonsten bleibt alles unverändert; ihr fahrt denselben Weg bis Hohenlinden, nur eben auf dem Fahrrad. Damit wißt ihr so ziemlich alles über unseren heutigen Tag, nur dass unser Landsberg „Hondo“ hieß, München „San Antonio“ und Hohenlinden „Converse“. Nun, nicht ganz! Mit dem Fahrrad gibt es ein paar Besonderheiten. In den USA wird die rechte Spur bei Ausfahrten zur zwingenden Rechtsabbiegerspur. Als Radler fährt man auf dem Pannenstreifen also rechts von der Ausfahrtsspur. Diese gilt es dann aber zu überqueren, weil wir ja die Autobahn nicht verlassen möchten sondern weiter auf dem Pannenstreifen radeln wollen, der auf einmal aber eine Spur weiter links ist. Also eine Lücke im dichten Großstadtverkehr abwarten, dann über die Ausfahrtsspur huschen und auf der Hauptautobahn (teilweise 4-spurig) wieder auf dem Pannenstreifen weiterfahren. Ungefähr 700 – 900 Meter. Dann folgt die nächsten EINfahrt von rechts. Wieder eine Lücke abwahrten, über die Einfahrtsspur huschen und auf dem Pannenstreifen der rechten Spur weiterradeln, bis in ca. 500 – 700 Meter die nächste Ausfahrtsspur kommt. Das Ganze wird so richtig lustig, wenn ZWEI Spuren zur Ausfahrtsspur und ZWEI Spuren werden und ZWEI Spuren in die Autobahn münden. Bei dichtem Großstadtverkehr ist die Corrida der Dämonen eine Wellnesspackung dagegen. „(C) Herman Plasa
Ich war also gewarnt! Aber heute, kein Verkehr!!! Ich fuhr völlig entspannt immer auf der Frontage Road der I 35, das sind Parallelstrassen zu den Autobahnen, auf denen die diversen Seitenstrassen angefahren werden können, Richtung San Antonio. Dort wählte ich Nebenstrassen und auch das zahlte sich aus. Ich fuhr den ganzen Tag auf Strassen mit sehr wenig Verkehr.
Diese Stadt am Sonntag zu durchqueren war wohl die perfekte Entscheidung. Ich fuhr etwas südlich des Stadtzentrums und nutzte Strassen durch Quartiere, in denen offensichtlich Menschen mit einem tiefen Einkommen in einfachen Häusern wohnen. Seit bereits einigen Tagen ist es offensichtlich, dass hier viele Einwanderer aus Mexiko oder Zentralamerika wohnen. Ich bin immer wieder erstaunt zu sehen, wie hier beste Wohnlagen, sehr nahe am Stadtzentrum offensichtlich nicht wirklich begehrt sind. Hier stehen auf riesigen Flächen alte, einfache und sehr kleine Häuser, während weit draussen vor den Städten exklusive Siedlungen für die Besserverdienenden entstehen, deren Bewohner dann jeden Tag einen sehr langen Arbeitsweg im Stau in kauf nehmen. Ich mag es den Bewohner in ihren einfachen Häusern ja gönnen, habe aber das Gefühl, dass die Städte so von innen heraus „aussterben“. Zudem ist mit dieser Siedlungspolitik schlicht kein effizientes öV System aufzuziehen, da die Menschen viel zu verstreut wohnen. Somit ist jeder, egal wie alt, auf ein Auto angewiesen. Wer keines fahren kann, muss zu Hause bleiben.
Aber wie gesagt, es war Sonntag und ich kam problemlos durch die Stadt. Es war aber wie immer. In Städten braucht das ständige Anhalten und Abfahren sowie die Navigation viel Energie und senkt die Durchschnittsgescheindigkeit dramatisch. Obwohl ich also früh losgefahren war, war es bereits 14 Uhr bis ich die Ausfallstrasse erreichte und es waren erst 70 Kilometer geschafft.
Ich hatte bewusst kein Motel reserviert, weil ich unsicher war, wie der Tag laufen würde. Es ging weiter über viele weitere Hügel und gegen den Wind. Etwa zwei Kilometer fuhr ich neben einem lokalen Rennradfahrer und plauderte etwas mit ihm, bis es abbiegen musste. Das war eine schöne Abwechslung in einer sonst eher monotonen Fahrt. Gegen Abend nahm der Wind dann zum Glück ab und die tiefstehende Sonne bescherte mir schöne Bilder in dieser Landschaft.
Nun wird es immer einsamer und morgen steht nochmals eine lange Etappe an. Also heute Muskeln gut einmassieren und rechtzeitig ins Bett, sowie früh raus. Ich hoffe auf einen windstillen Tag! Mindestens sind für die nächsten Tage kein Regen und in meiner Region ziemlich angenehme Temperaturen angesagt.