Distanz: 84 km / Gesamt: 1584.65 km / Fahrzeit: 5 Std. 03 Min. / Durchschnitt 16.57 km/h
Morgens 11, Nachmittags 20 Grad, Wind im Verlauf des Tages nachlassend, schräg von vorn GPS Track wie von uns gefahren / GPS Track empfohlene Variante
just miles
Heute startete der Tag wieder kalt und windig. Aber wir freuten uns auf eine lange Fahrt durch schneeweisse Sanddünen auf „Santa Rosa Island“. Zumindestens „Google Maps“ hatte uns diesen Weg vorgeschlagen.
Doch schon nach 4 Kilometern kam die Ernüchterung. Eine Warntafel, ein Gitterzaun und ein Wachhäuschen machten klar, das dieser Teil der Dünen für andere reserviert war. Nein hier besteht keine Gefahr, das deutsche Pauschaltouristen mit dem Strandtuch schon am Morgen alle guten Plätze besetzten, hier wird schweres Geschütz aufgefahren! Das ganze Gebiet wird von der „US Air Force“ beansprucht. Hier werden die Jungs offenbar auf Einsätze im Sand trainiert und dabei soll keiner zuschauen. Für uns bedeute das, wieder 4 Kilometer zurück und auf dem Highway 98 Richtung Pensacola. Nicht wirklich schön auf dieser Strasse, aber zumindest teilweise war ein Seitenstreifen vorhanden. Also etwas Sicherheit. Hier rasen die Autos mit 65 Meilen, also knapp 120 km/h (und oft schneller) an uns vorbei. Zum Glück war heute Sonntag und so war der Verkehr gegenüber der Woche doch weniger stark und vor allem waren kaum grosse Lastwagen unterwegs. Wer also eine Velotour in den USA plant, tut gut daran Samstage und Sonntage wenn immer möglich als „Fahr-“ und nicht als „Ruhetage“ zu planen.

Hallo Anja: Auf der eintönigen Fahrt auf dem Hwy 98 ist uns das aufgefallen: Liäbi Grüäss ad Wohngruppä „Andorra“ i dä EPI.
Was uns in den letzten Wochen auch aufgefallen ist sind endlose Baustellen. Sie beginnen mit einer Tafel „road work ahead“, dann folgen oft grosse orange Pilonen, welche die Fahrbahn verengen, meist auf der Seite der Rad- und Pannenstreifen, dann eine Hinweistafel dass bei Anwesenheit der Bauarbeiter die Geschwindikeitsbussen doppelt so hoch ausfallen wie sonst und dann folgt Kilometerweit nichts! Kein Arbeiter, keine Baumaschine, nur halb aufgerissene Strassen. So auch heute. Mehr als 10 Kilometer fuhren wir an einer Baustelle entlang. Oft war der Seitenstreifen aufgeraut und mit unseren beladenen Fahrrädern kaum fahrbar. Wenn wir Glück hatten, war rechts noch ein Teil der Oberfläche intakt und wir hatten 40 bis 50 cm akzeptable Fahrbahn, aber leider nicht immer.
So war die Fahrt nicht sonderlich attraktiv und wir planten in Navarre über die Brücke auf den vorgelagerten Küstenstreifen zu fahren. Doch die Fahrbahn war einspurig, eng und erschien uns in Sachen Verkehr zu unsicher. Auf dem sehr schmalen Fussgängerweg kamen wir mit unseren Rädern auch nicht durch: zu eng!

Kein Platz für unsere Räder! Hier hätten wir die Fahrbahn nehmen sollen um auf den Gulf Island National Seashore zu gelangen. Das haben wir leider verpasst. Danach kam keine Brücke mehr 😦
Wir hatten den Eindruck, dass je wohlhabender eine Region war, desto schlechter war die Infrastruktur für Fahrradfahrer. Was wir seit Panama City bis hier an der Esmeralda Coast gesehen hatten, war bis jetzt der absolute Tiefpunkt in Sachen Fahrradstreifen oder fahrbaren Trottoirs.
Die Gegend rühmt sich zwar mit den schönen weissen Sandstränden und den vielen teuren Hotels als Top Feriendestination, aber ist offensichtlich nur für den Autofahrer gedacht.
Also blieben wir auf dem Hyw 98 und machten kurz vor der grossen Brücke, die uns nach Pensacola bringen würde, eine späte Mittagspause. Im Restaurant noch schnell ins Internet, eine Unterkunft für heute Abend gebucht, die letzten warmen Sachen ausgezogen da es nun angenehm warm wurde und so konnten wir die letzten Kilometer in sommerlichem Outfit entspannt zurücklegen. Die Brücke über die Pensacola Bay hatte zum Glück einen breiten Seitenstreifen auf dem wir sicher die lange Überfahrt machen konnten.
Die Tafel am Brückengeländer irritierte uns ein wenig: Wie sollten wir hier weiterkommen, falls wir einen Platten einfangen würden und das Flicken auf der Brücke offensichtlich unter Androhung von Busse nicht erlaubt war? Zum Glück hatten wir ja gestern das „Pannenkontingent“ schon ausgeschöpft und blieben heute davon verschont.
Die Fahrt durch die Altstadt von Pensacola brachte für uns eine angenehme Überraschung. Viele alte, sehr liebevoll gepflegte Häuser. Dazu perfektes Sonnenlicht, so dass alles in einem speziellen Glanz erschien. Die Stadt soll gemäss Wikipedia bereits 1559 gegründet worden sein und ist somit die erste Siedlung von Europäern auf dem Gebiet der heutigen USA.
Da wir das Hotel nur wenige Kilometer westlich der Altstadt gebucht hatten, konnten wir uns trotz tief stehender Sonne, wir haben ja seit heute auch Winterzeit, etwas Zeit für eine kleine Rundfahrt durch den „Historic District“ mit den Rädern nehmen. (Hier ein paar Bilder)
Morgen wird dann ein „Schlüsseltag“, denn wir müssten bis um 5 Uhr die letzte Fähre von „Fort Morgan“ nach „Dauphin Island“ erreichen und zudem muss die Fähre auch noch fahren. Diese Fähre wird leider oft eingestellt, sei es wegen technischer Probleme oder wegen stärkeren Winden. Hoffen wir also das Morgen alles klappt. Sollte das aus irgend einem Grund nicht gehen, können wir New Orleans im geplanten Zeitraum nicht mehr erreichen und müssten die letzte Strecke per Mietwagen zurücklegen. Also drückt uns die Daumen und ich hoffe, dass ich euch morgen, Internetzugang vorausgesetzt, von unserer erfolgreichen Ankunft in „Dauphin Island“ berichten kann.
Euch allen einen guten Start in die neue Woche.
Fazit: Zuerst die Arbeit (Hyw98) und dann das Vergnügen (Altstadt Pensacola)
Übernachtung: Suburban Extendet Stay, Pensacola