Südkalifornien Mai 2018

Eine 15 tägige Rundtour ab San Diego in Südkalifornien.

Etappe 14: 15.05.2018 Carlsbad – San Diego


Distanz: 57 km, Total 986. km, Durchschnitt 16.2 km/h, Fahrzeit 3 Std. 30 Min.

Heute stand also die letzte Etappe auf dem Programm. Zum Abschluss dieser tollen und abwechslungsreichen Rundfahrt war nochmals, ihr ahnt es schon, „Beachcruisen“ angesagt. Ich lies es aber ganz gemütlich angehen, dann es war nicht mehr weit bis zum Ferienhaus für die nächsten Tage in Mission Bay am Strand in San Diego. Meine Gastgeber mussten schon früh los und obwohl sie mir versicherten, es sei kein Problem, sie liessen den Schlüssel hier und ich könne gehen wann es mir passt, machte ich mich doch auch schon frühzeitig bereit. Die fünfzehnjährige Tochter war die Letzte im Haus und kurz nach sieben Uhr verliessen wir fast zeitgleich das Haus.

Mein letzter Warmshowerplatz für diese Reise. Die Idee und wie es funktioniert, einfach einmalig!

Auch hier erlebte ich nochmals die schöne Gastfreundschaft und mein Entschluss auf dieser Reise bei einigen Warmshowergastgebern zu übernachten hat sich in jeder Hinsicht gelohnt. Ich wurde nicht enttäuscht und konnte einige spannende, aufgeschlossene Amerikaner kennen lernen und einen kleinen Einblick in ihren Alltag bekommen. Ein Erlebniss das den Kontakt zu den Menschen im Reiseland nochmals vertiefte. An dieser Stelle herzlichen Dank nochmals an alle und ich freue mich, die einen oder anderen vielleicht einmal in der Schweiz als Tourenradler bei uns beherbergen zu dürfen.
Ich fuhr gemütlich durch Carlsbad und entdeckte ein schönes kleines Café. Genau der richtige Ort für einen Café und ein Schockoladengipfel. Ich setzte mich in das Gartenkaffe und schon bald kam ich mit einem Gast ins Gespräch. Er war sehr interessiert am Fahrrad und meiner Tour. Ich erzählte ihm von meiner Reise und meinen Erlebnissen bei der Warmshowergastgeber. Er lies sich den Link zur Homepage geben und war begeistert von der Idee zukünftig auch Gäste zu beherbergen. „Das werde ich machen. Ich habe ein grosses Haus, zwei Zimmer die niemand bewohnt und zwei extra Badezimmer. Das ist doch toll so mit anderen in Kontakt zu kommen“ begann er zu schwärmen. Er ist Lehrer an derselben Schule, wo ich vor über 30 Jahren in San Diego die Sprachschule besuchte. Was für ein Zufall.  Er hat schon einige kürzere Touren gemacht und es scheint fast so, als ob ich ihn mit dem Virus nun infiziert habe. Dazu gab ich ihm noch einige Tipps zu guten Webseiten zum Thema Radreisen. Ein Probesitzen auf meinem Liger war für ihn dann die Krönung und ich würde mich nicht wundern wenn er bald mal bei einem Liegeradhändler auftauchen würde.

James P. Vielleicht ein zukünftiger Tourenfahrer und Warmshowergastgeber mehr. Die Zeichen stehen gut.

Nicht alle Pick Up die mich überholten waren so „knuffig“.

Wir plauderten gut eine Stunde und dann machte ich mich auf den Weg. Wie gewohnt ging es wieder auf Radwegen der Küste entlang. Dazu immer ein bisschen Rückenwind und der Himmel klarte wie üblich gegen elf Uhr auf. Ich fuhr an verschiedenen Stateparks vorbei mit öffentlichen Stränden und teilweise auch Campingplätzen.

Carlsbad State Beach

Vor 18 Jahren war ich das erste mal mit der Familie hier. Noch immer ein toller Platz.

Auch durch die vielen schmucken Ort war es heute sehr entspannt.

Kleine Abstecher in die Parks, Fotostops usw. verlangsamten mein Fortkommen natürlich. In einem kleinen Lebensmittelgeschäfft kaufte ich ein frisch zubereitetes Sandwich, suchte den nächsten schönen Platz am Strand und genoss es einfach hier unterwegs sein zu dürfen.

San Elijo State Beach, traumhafte Stellplätze

Sie segelten ohne Flügelschlag den Sandklippen entlang.

Was für ein schöner Platz für eine Mittagspause.

Im Kopf lies ich meine Reise, dies sich nun dem Ende zuneigte, nochmals Revue passieren. Ich habe auf dieser Tour einen vielfältigen Einblick in Südkalifornien bekommen und obwohl ich in der Gegend schon öfter unterwegs war, habe ich auch dank der Reise mit dem Rad, viel Neues entdeckt. Die kleinen schmucken Dörfer auf der ersten Etappe über die Berge nach Borego Springs, die heftigen Winde die den Einsatz meines „Rettungswagen“ nötig machten, die Übernachtung bei Craig in seinem „Wüstenparadis“, die tolle Landschaft in Big Bear Lakes, die Fahrt durch die Wüste bei zum Teil kräftigen Winden, die vielen Erlebnisse bei meinen Gastgebern und zum Schluss die paradiesische Fahrt entlang der Küste. Ein bunter Mix von anstrengenden aber auch entspannten und schönen Etappen.

Kalifornische Strände ohne Ende. Nur noch der Hügel im Hintergrund trennt mich von San Diego.

Ganz nach dem Motto: Ein Auto bewegt den Köper, ein Fahrrad bewegt die Seele.

Ich konnte die Reise zwar nicht genau wie geplant umsetzen, aber manchmal ist es eben auch nötig das man an einen Plan rechtzeitig die nötigen Korrekturen vornimmt, bevor man sich „verrennt“, um trotzdem ein gutes Ergebniss zu erzielen. So ist die Reise für mich eine Erfahrung mehr auf meinem Lebensweg und hat mir gezeigt das manchmal gerade die rechtzeitige Anpassung vorgefertigter Ideen und Meinungen der richtige Weg zum Erfolg sein kann.
Mit diesen Gedanken und viel Dankbarkeit darüber, dass auch diese Reise wieder unfallfrei verlief, genoss ich die letzten Kilometer und kam mit leichter Verspätung am vereinbarten Treffpunkt mit Susi und Max am Bellmont Park an.

Ein bisschen „Griechenland“ bei der Einfahrt in San Diego. Appartementsanlage „Santorini“

Noch 300 Meter bis zum Ziel entlang der Promenade in Mission Beach.

Auch diesmal herzlichen Dank an alle Blogleser. Es hat mir wieder Spass gemacht zu sehen wie viele von euch ein Stück mit mir auf Reise gegangen sind und ich freute mich über die verschiedenen Reaktionen.  Einen herzlichen Dank auch an Susi und Max die mit ihren „Rettungseinsätzen“ auf den ersten Etappe massgeblich zum Gelingen der Tour beigetragen haben. Es war toll euch in der Nähe zu wissen. DANKE!

Bis zum nächsten mal: Safe travel’s

Etappe 13: 14.05.2018 San Clemente – Carlsbad CA

Distanz: 59 km, Total 929 km, Durchschnitt 16.5 km/h, Fahrzeit 3 Std. 38 Min.

Einfach ein weiterer toller Tag an der Beach. Am Morgen verabschiedete mich von meinen fantastischen Warmshowergastgebern, die mich mit ihrer Offenheit und Gastfreundschafft einmal mehr überraschten. All meine Gastgeber haben mir eine in Europa leider zu wenig wahrgenommene Seite der Amerikaner gezeigt. Offene freundliche Leute die mit Freude andere Menschen und Kulturen kennenlernen wollen, sehr gastfreundlich sind und die nicht Trump gewählt haben.

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Chris und James ziehen ihr eigenes Gemüse im kleinen Garten.

So langsam nähere ich mich San Diego und ich habe noch zwei Etappen vor mir. Man könnte das in einem Tag locker schaffen, aber warum nicht gemütlich nehmen wenn Zeit da ist. So war es wieder eine lockere Fahrt der Küste entlang. Wiederum viele schöne und verkehrsfreie Radwege. Diese führten mich immer mal wieder durch die verschiedenen Staate Parks an der Küste, die sowohl von Tagesausflüglern als auch wo vorhanden von Campern genutzt werden. Fahrräder und Fussgänger haben jeweils freien Eintritt. Das Gute für Radfahrer, da gibt es immer Sanitäre Anlagen und gedeckte Rastplätze, die sich hervorragend für eine Pause eignen.

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Öffentliches Schwimmbad in San Clemente

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San Clemente Hauptstrasse; nicht nur der Name klingt mexikanisch, auch die Architektur erinnert an den Süden

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Rastplatz im San ClementeLong State Beach

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Heute verlor ich das „Rennen“ gegen den Surfliner.

Heute hatte ich noch den Abschnitt durch die Militäsbasis „Camp Pendelton“ vor mir. Ein grosses Gebiet direkt an der Küste, das von der US Navi für die Ausbildung ihrer Truppen genutzt wird. Die Radroute führt quer durch das Gelände und bis vor ein paar Jahren konnte das von allen Radlern mit gültigem Pass auch genutzt werden. Meine Internetrecherche hatte ergeben, dass das nun nur noch für US Amerikaner und Kanadier möglich ist. Auf Anraten meine Gastgebers fuhr ich trotzdem zum Eingangtor um einen Versuch zu starten, doch  ich wurde freundlich aber bestimmt abgewiesen, „Sorry, only für US Citizien“ sagte die Wache. Also blieb nichts anderes übrig als auf die Autobahn Interstate 5, was auf diesem Abschnitt für Radfahrer auf dem Pannenstreiffen erlaubt ist. So kam ich also doch noch zu einigen Autobahnkilometer, aber ich war froh diese stark befahrene, vierspurige Strasse in Oceanside wieder verlassen zu können.

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Ab auf die Autobahn

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Ein weiteres Symbol für die riesigen, sozialen Unterschiede hier. Einerseits ein Truck der Superlative …

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Andererseits eine alte Karre, die wohl ausrangierte Waschmaschienen nach Mexiko bringt.

Ich hatte noch etwas Zeit, da mein Gastgeber heute Abend erst gegen sechs Uhr zu Hause ist. Also bin ich in Oceanside noch etwas an den Strand, habe die Sonne genossen und im Schatten schon mal mit Blogschreiben angefangen.

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Wie schon so oft gesehen, hat auch Oceanside seinen „Romantikhafen“.

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Windiger Tag an der Beach, aber an der Sonne ganz angenehm.

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Heute genossen auch die Kitesurfer den Tag an der Beach.

So stelle ich mir einen Bürotag vor!

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Ich muss mal noch mit meinem Boss über das Thema „mobilen Arbeitsplatz“ reden.

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Kurz vor dem Ziel im schmucken Carlsbad.

Zum Schluss nur noch ein kurzes Stück zu meinem letzten Warmshowergastgeber Steve und seiner Familie. Er war mit den zwei Hunden alleine zu Hause, da die Frau und Tochter an einer Theaterprobe waren. Er kochte feie Lasagne und machte selber Eiscreme. Ich genoss es wieder mit ihm zu plaudern und von einem Lehrer etwas über seine Ansichten des amerikanischen Schulsystems zu hören. Solche Begegnungen machen diese Art zu Reisen für mich so spannend und wertvoll.

 

Etappe 12: 13.05.2018 Long Beach – San Clemente

Distanz: 70 km, Total 870. km, Durchschnitt 18.02 km/h, Fahrzeit 3 Std. 52. Min.

Wieder startet der Tag bedeckt und kühl. Kaum zu glauben das nur eine Stunde später die Sonne vom wolkenlosen Himmel scheint und es sich im T-Shirt und kurzen Hose richtig gut anfühlt. Ein guter Teil der heutigen Etappe darf wohl nicht mit dem Namen „Radtour“ bezeichnet werden. Das war eher gemütliches Strandfahren und ich war nicht allein.

Start in Long Beach zu einer 30 km langen Strandfahrt.

Hier können auch die Kleinen üben. Im Hintergrund einige der Ölförderplattformen die hier an der Küste stehen.

Überall waren die Leute am Strand unterwegs, ob mit Fahrrädern, Rollschuhen oder zu Fuss. So war zeitweise auf dem Radweg grosse Vorsicht geboten. Aber ich hatte ja nichts zu pressieren, denn die 70 km können nicht so anstrengend sein und mein Warmshowergastgeber hat mich gebeten nicht vor vier Uhr dort zu sein, da sie noch einen Ausflug machten.

So stoppte ich sobald die Sonne sich gegen die Wolken durchsetzte und diese rasch vertrieb. Ich schaute dem Treiben zu, fuhr ein paar hundert Meter, stoppte wieder, genoss die Sonne usw.

Einfach der perfekte Platz für eine kurze Pause.

In Huntington gib es einen Strandabschnitt, wo Hunde erlaubt sind. Davor ein grosser Parkplatz. Da in Kalifornien die Hunde nur in bestimmten Abschnitten an den Srand dürfen fahren die Hundebesitzer z.T. beachtliche Strecken, um ihren Liebling mal frei laufen zu lassen. Die ganze Meute spielte friedlich und es machte Spass ihnen zuzuschauen.

Unterwegs sprach mich heute ein Mann an der auch mit Radtaschen unterwegs war. Er fragte nach dem „Woher- und Wohin“ und erzählte, dass er nur auf einer Trainigsfahrt sei. In drei Wochen fliegt er nach Barcelona und wird sieben Wochen später ab Rom wieder zurückfliegen. Dazwischen plant er die Küste mit dem Fahrrad kennen zu lernen. Wir plauderte ein bisschen und tauschten einige Radlerinfos aus.
So verging die Zeit und bis 13.00 Uhr hatte ich erst 20 Kilometer zurückgelegt und merkte, dass ich nun doch ein bisschen Distanz machen sollte.

Es war es hilfreich das ich nach weiteren 10 Kilometer „Strandfahrt“ mal wieder auf einer richtigen Strasse fahren musste. Da fällt das Vorwärtskommen definitiv leichter. Doch auch hier gab es einiges zu sehen. Ich kam aus dem Staunen nicht heraus. 20 Kilometer war die Strasse links und rechts, teilweise bis in die Hügel hinauf zugebaut mit millionenteuren Villen. In jedem Hafen oder an den Anlegestellen vor den Häusern schwammen Unmengen von teuren Jachten und die Autohändlern an der Strasse bieten Ferrari, Porsche und Benntly an. Ich frage mich woher so viele so reiche Leute kommen. Unglaublich.

 

 

Luxuseinkaufszenter vor Luxusvillen.

Und dann gab es noch die ganz exklusiven Wohnlagen.

Im Ort „Laguna Beach“ war dann so wirklich das Top an teuren Adressen erreicht. Die Stadt war von den Ausflüglern richtig überrannt. Die Autos kamen nur noch im Schrittempo voran. Zum Glück konnte ich meist rechts vorbei. Die Küstenstrasse hatte einige knackige Anstiege, aber belohnte diese mit toller Aussicht.

Zum Schluss gab es in Dana Point nochmal ein paar Kilometer Küstenradeln, bevor ich nach dem kurzen Aufstieg auf einen Hügel meinen nächsten Warmshowergastgeber Gastgeber James und seine Frau traf.

Zum Abschluss noch ein paar Meter im „Radlerparadis“.

Southern California, that’s it!

Sie wohnen in einem älteren, aber mit viel Charme ausgestattet Haus mit kleinem Gemüsegarten und vielen Pflanzen. Sehr tolle relaxte Leute und ich habe mich wieder sofort wohl und zu Hause gefühlt und mit ihnen einen tollen Abend genossen.

Etappe 11: 12.05.2018 Venice – Long Beach

Distanz: 51 km, Total 800. km, Durchschnitt 16.01 km/h, Fahrzeit 3 Std. 09. Min.

Für die heutige Etappe habe ich in der Planung ein gemütliches „beachcruisen“ geplant. Leider spielte das Wetter nicht so mit und aus der Fahrt an der Sonne wurde eine mehr oder weniger kühle, teilweise feuchte Etappe dem Strand entlang. Trotzdem war es gemütlich, denn dies war meine bisher kürzeste Etappe und so startete ich ganz entspannt. Mein Motel letzte Nacht erinnerte mich eher etwas an meine früheren Reisen in Indien oder Pakistan. Zwar war es gut gelegen, aber mit der Sauberkeit war es nicht wirklich weit her. Ich packte also meinen Schlafsack aus um zu vermeiden, in diesem etwas schmuddeligen Bettzeug schlaffen zu müssen. Immerhin war die Lage ganz gut, so dass ich gestern Abend zu Fuss bei einem guten Mexikaner etwas essen konnte. Wenn man mit dem Rad unterwegs ist, ist die Lage der Unterkunft eben auch ein wichtiger Faktor. Mit dem Auto zum Essen ein paar Kilometer zu fahren mag ja in Ordnung sein, mit dem Rad durch dunkle Quartierstrassen radel zu müssen ist aber nicht meine Sache.

Ich hätte es ahnen sollen, den es machte auch von Aussen einen sehr indischen Eindruck.

Es hielt mich also nichts an diesem Ort und ich machte mich am Morgen frühzeitig auf den Weg. In der Nacht hatte es geregnet und es war noch kühl, so dass wieder mal „Zwiebelschicht“ angesagt war. Die Route war heute wirklich perfekt. Kurz nach dem Hotel konnte ich auf einen Radweg einbiegen, der mich fern vom Verkehr immer den Stränden entlang bis in den Süden von Los Angeles führte.

Marina Del Rey. Retro „Hafenromantik“

Schöne Wohnlagen, direkt am Strand.

 

An der Dockwiler Beach machte ich eine längere Pause und bestaunte die vielen Flugzeuge die hier im Minutentakt vom Internationalen Flughafen LAX starteten. In einem Beachcafe genoss ich mein Frühstück und schaute etwas den Surfern zu die versuchten Ihre perfekte Welle zu finden.

Sie versuchen mit Planen die Errosion der Hügel aufzuhalten, denn sie haben buchstäblich „auf Sand gebaut“.

Logenplatz für Flugzeugenthusiasten. Leider spielte das Wetter zum fotografieren nicht mit.

Ich habe mich gesteigert. Heute beim Frühstück schon mal eine tolle Aussicht und einen richtigen Teller. Nur das Besteck bestand nach wie vor aus Plastik.

Auf dem Radweg waren viele Leute unterwegs. Familien wie auch Rennradclubs, die den freien Samstag für eine Fahrt entlang der Küste genossen. Ich machte immer wieder kleine Pausen, fuhr da und dort in die Hafenanlagen um die Boote zu bestaunen und genoss es, heute einfach mal gemütlich zu pedalen. Gut 30 Kilometer konnte ich heute so auf separaten Radwegen zurücklegen.

Bei den Fensterfronten können Sie des Ausblick wirklich geniessen.

Hier mal ein „Vorher – Nachher Bild“ zum Häuserbau in Kalifornien. So toll sie auch aussehen, es ist nichts als Holzlatten und Holzbeplankung. Alles schön verputz und fertig! Hier wird eben nicht für die „Ewigkeit“ gebaut.

Ein Stadtdurchquerung könnte schlimmer sein.

In der Gegend von Torance musste ich dann die Küste verlassen und quer durch die Stadt fahren. Auch das klappte ganz gut, denn am Samstag waren die drei Fahrbahnen nicht so stark mit Verkehr belastet, so dass ich die rechte Spur meist für mich in Anspruch nehmen konnte. Kurz vor dem Ziel durchquerte ich noch ein riesiges Industriegelände mit Raffinerien, Containerterminals und einigem Lastwagenverkehr.

Zuerst viel Industrie …

und schon bald wieder Einfamilenhausidylle.

Auch der Abschnitt in der Stadt verlief an diesem Samstag recht stressfrei. Am frühen Nachmittag hatte ich mein Ziel erreicht und machte zu Fuss noch einen Spaziergang an den Strand und zum Hafen. Hier findet morgen ein grosses Radrennen statt. So etwas wie die „Tour de Swiss“ von Kalifornien. Die Strassen sind schon abgesperrt und die Festzelte aufgebaut. Vielleicht schaue ich mir das Morgen noch kurz an, sofern es in meinen Tagesplan passt.


Die Queen Mary wird heute im Hafen von Long Beach als Hotel genutzt.

Nochmals kalifornischer „Hafencharme“. Sieht hier überall sehr ähnlich aus.

Auch grosse Büro- und Appartementsgebäude stehen mache am Strand.

Er bewachte heute die Bootsstege.

Das Ziel ist aufgebaut, die Strassen gesperrt und …

 

das Schweizer BMC-Team hoffentlich bereit.

Auch Morgen habe ich nicht allzu weit zu meinem nächsten Warmshower Gastgeben. Ich freue mich schon jetzt auf eine weiter, spannende Begegnung.

Etappe 10: 11.05.2018 Ventura – Venice (LA)

Distanz: 103 km, Total 749. km, Durchschnitt 18.9 km/h, Fahrzeit 5 Std. 25. Min.

Zuerst noch bunt gemischt ein paar Bilder von meinem Ruhetag in Ventura. Da habe ich übrigens einen anderen Tourenradler getroffen der sich ein Jahr „Radurlaub“ gönnt. Er plant im Sommer auch in Europa zu radeln und so habe ich ihm bei einem Kaffee einige Infos und Tipps gegeben, was bei Touren in Europa zu beachten ist. Leider habe ich kein Foto von Gabriel gemacht.

Blick an die Sanddünen; zumindest vom Parterre aus.

Klein aber fein

Irish Pub? Gibt’s da auch!

Miami Beach Art Deco District? Nein Kino in Ventura

Ventura Pier, das längste in Kalifornien. Die Wälder auf den Hügeln im Hintergrund sind beim verheerenden Waldbrand im Spätherbst 2017 abgebrannt, nun wächst wieder etwas Gras über die Sache.

Auch das gibt es im automobilen Amerika: tolle Radwege

Noch immer bestes „Flaggenwetter“

Die heutige Etappe war geprägt von eine Fahrt immer entlang der Küste auf dem bekannten Hwy 101. Leider zeigte sich schon am Morgen, dass das mit einem gemütlichen Cruiser entlang der Beach wohl nichts werden würde. In der Nacht sind die Wolken  aufgezogen und hingen den ganzen Tag dunkel über der Küste. Auch die Temperatur ist kräftig gefallen und am Morgen war es mit knapp 17 Grad recht kühl. Also wurden mal wieder die Windstopperjacke und wärmenden Armlinge hervorgekramt. Gleich hinter dem Motel führt die „Pacific Coast Bike Route“ vorbei. Eine Radroute die von der kanadischen Grenze immer dem Pazifik entlang bis zur mexikanischen Grenze in San Diego führt. Diese Route steht natürlich noch auf meiner „to do Liste“, aber ich kann ja den Abschnitt von Ventura bis San Diego im Rahmen dieser Reise schon mal „vorsondieren“. Zeitweise kam ich mir vor wie auf gut ausgeschilderten Radwegen in Europa. Jeder Abzweiger war gut ausgeschildert, so dass das Navi heute einen Ruhetag einziehen konnte.

Platz für Radfahrer, zum geniessen.

Wie so oft startete ich ohne Frühstück um zuerst schon mal ein paar Kilometer zu machen bevor es etwas zu essen gibt. Ich habe festgestellt, dass das ganz gut funktioniert, sofern man vor dem Start genügend trinkt.
Nach gut 20 km lockte mich in kleinen Ort Oxard ein kleines Restaurant mit dem Angebot „Breakfast for 5.99 USD“. Das Lokal war sehr einfach aber sauber und wurde offenbar von einer mexikanischen Familie geführt. Für knapp 6 Franken bekam ich zwei Spiegeleier, Tost, ein Stück „Rösti“ und zwei Scheiben Speck. Der Kaffe, soviel man will, kostete noch 2 Dollar extra. Nicht schlecht. Das der Patron des Hauses in der Kochschürze gerade dabei war seinem Laden einen neuen Anstrich zu verleihen, machte das ganze für mich nur noch sympathischer. Gute gestärkt machte ich mich auf den Weg.

In Oxard.

Sie haben ihren ganz speziellen Charme, die kleinen „Dinner“.

Der Boss als Maler im Einsatz. Was da wohl die Gesundheitsbehörde sagen würde, wenn sie es wüsste 😉

Bei uns wohl undenkbar: Frühstück im Restaurant auf Styroporteller und mit Plastikbesteck serviert.

Die Strasse verlief immer der Küste entlang und anfänglich hatte ich mit einem kräftigen Gegenwind zu kämpfen, der zum Glück immer schwächer wurde. Die Wolken sahen nach wie vor bedrohlich nach Regen aus, konnten sich zum Glück aber zurückhalten ihr Wasser auf mich niederzuprasseln zu lassen. Ich wurde unterwegs von einigen Gruppen Rennradfahrern überholt die offensichtlich ihre Trainingseinheiten für das am Sonntag in Huntingten Beach stattfindende AMGEN Radrennen absolvierten. Viele überholten mich freundlich grüssend und waren offensichtlich froh, auf ihren leichten Carbonrädern nicht auch noch mein Gepäck die Hügel hinauf transportieren zu müssen.

Zum Glück haben Sie hier eine Schneise gegraben.

Separater Radweg auf der Brücke bei Oxard

Delphine konnte ich heute auch beobachten. Leider tauchten sie nie ganz aus dem Wasser auf.

Point Muga State Beach

Im Gebiet um Oxard war nochmals viel Landwirtschaft zu sehen. Auch das Anbauen und verkaufen von Rasenflächen scheint ein gutes Geschäft zu sein.

Beachcruisen habe ich mir wärmer vorgestellt.

In Malibu bestaunte ich die vielen Villen, die meist verteckt hinter hohen Mauern oder dichtem Gebüsch, zwischen der Strasse und dem Strand erbaut waren. Andere Häuser standen buchstäblich im Meer.

Der Weg zum morgendlichen Schwimmen ist nicht weit.

Nach Malibu nahm der Verkehr immer mehr zu und ich war froh das es heute nicht ein sonniger Wochenendtag war, denn auf der rechten Strassenseite war auf der ganzen Strecke das Parkieren erlaubt. Bei geparkten Autos musste ich aber oft auf die Fahrbahn ausweichen, womit es ab und zu recht eng wurde. Ab Santa Monica stellte ich mich auf den Modus „take your line“ ein. Das bedeutet, dass man eher in der Mitte der Fahrbahn fähert um den Überholenden klar zu machen, dass sie bitte genügend Platz lassen sollten. Immerhin hatte die Strasse hier meist 2 – 3 Fahrbahnen. Es lief problemlos und so nach vier Uhr Nachmittags hatte ich mein Ziel erreicht.

Einfahrt in Santa Monica

Santa Monica Pier

Morgen ist Samstag und somit kein Berufsverkehr. Eine gute Voraussetzung um eine Grossstadt wie Los Angeles zu durchqueren. Ich habe nur knapp 50 Kilometer bis zu meinem nächsten Motel, aber Grossstädte sind in der Regel anstrengend und wegen der vielen Stopstrassen und Lichtsignale lässt sich meist keine vernünftige Durchschnittsgeschwindigkeit erzielen. Ich habe also in der Planug vorgesorgt und sollte morgen entspannt meinen nächsten Übernachtungsplatz erreichen.

Etappe 9: 09.05.2018 Castaic – Ventura

Distanz: 88 km, Total 646. km, Durchschnitt 17.3 km/h, Fahrzeit 5 Std. 02. Min.

Heute ging es also wieder zurück an die Küste. Für den ersten Teil der Route war auch die Wahl der richtigen Strasse ziemlich einfach. Nur der Hwy 126 führt durch das Tal in die Richtung, in die ich wollte. Also vom Hotel einfach zur Strasse und dann auf dem Seitenstreiffen lossausen. So dachte ich es mir, aber an der Auffahrt war eine Tafel: „Keine Fahhräder“ stand da. So ein Mist! Also habe ich nochmals die Karte auf den Handy angeschaut und gesehen, dass es von Castic noch einen Umweg gab und die Route etwas weiter unten auf die 126 führte. Also fuhr ich nochmals zurück und fuhr auf einer kleinen Nebenstrasse durch kleine Orte und traf in Del Valle wieder auf die 126. Dort war keine Tafel mehr die mir die Auffahrt verbot und ich war auf dem Weg.
Dieser führte bei immer mehr aufkommenden Gegenwind leicht bergab. Die Temperatur startete heute Morgen mit 26 Grad noch moderat, aber stieg im Verlauf des Tages wieder auf 37 Grad. Mit dem Gegenwind fühlte es sich aber nicht ganz so heiss an. Links und rechts der Strasse überall grosse Orangenplantagen. Ab und zu wurden auch andere Früchte oder Gemüse angebaut, aber die Orangen begleiteten mich heute auf fast 50 Kilometern. 

Orangenplantagen auf dem ganzen Weg


Ab und zu auch mal was anderes. Hier Artischocken


Überall blühte es


Alle Plantagen wurden natürlich künstliche bewässert, womit auch klar ist, warum hier alle Wasserreservoirs und Flüsse ausgetrocknet sind. Ab und zu waren kleine Ortschaften entlang der Strasse und da ich es heute gemütlich angehen lies, fuhr ich jeweils durch diese Orte und schaute mich etwas um. Viel schöne alte Hauptstrassen und ab und zu sogar etwas Eisenbahnromantik in Piru und Fillmore.



Nicht nur schöne alte Lok’s gab es zu entdecken.

In den Strassen von Fillmore


Ansonsten gibt es heute nicht viel besonderes zu berichten ausser das mich das „Google Auto“ etwa 30 Meilen vor Ventura auf der 126 aufgenommen hat. Mal sehen ob ich in ein paar Wochen dort auf Streetview zu sehen bin. Die Fahrt verlief ereignislos, dafür einfach etwas mehr Fotos von unterwegs. 

Dank der Routenplanung war auch die Fahrt durch Ventura hinunter an die Küste sehr entspannt. Ich fuhr meist auf kleinen Quartierstrassen und bestaunte die schmucken Strassen und Häuser. 

Quartierstrasse in Ventura


Im Motel freute ich mich schon auf das erfrischende Bad, aber so scheint das keinen Spass zu machen. 

Das wird wohl auch morgen nichts mit einem Bad im Pool 😦


Na ja, das Meer ist nur 5 Minuten zu Fuss entfernt und morgen an meinem Rasttag habe ich mir vorgenommen ein Bad im kühlen Pacific zu nehmen. Ich hoffe die Sonne wärmt mich genug auf, so dass ich die kalten Temperaturen aushalte. Heute hat es am Abend nur mal für ein Fussbad gereicht.

Ich bin definitiv in Südkalifornien an der Küste angekommen.


Morgen also Ruhetag und somit kein Blog. Übermorgen geht’s dann weiter nach Venice.   

Etappe 8: 08.05.2018 Palmdale – Castaic

Distanz: 75 km, Total 558 km, Durchschnitt 18.9 km/h, Fahrzeit 3 Std. 57. Min.

Heute machte ich mich auf den Weg zurück an die Küste. Nach einer erholsamen Nacht bei meinen wunderbaren Warmshowergastgebern gab mir Evelyn am Morgen noch eine gute Routenempfehlung, wie ich am besten über die Hügel fahren sollte. Sie hat mir eine etwas nördlichere Route vorgeschlagen, da dort weniger Verkehr sei. Den Rat befolgte ich gerne und fuhr bei wenig Verkehr los Richtung Westen. 

So schön kann man bei Warmshower Gastgebern schlafen. Leider habe ich vergessen von Evelyn ein Foto zu machen 😦

Der Weg führte vorbei an den fein herausgeputzten Häsusern der Menschen, die in der Regel zwei Stunden Autofahrt nach Los Angeles zur Arbeit in Kauf nehmen, um hier in diesen Siedlungen ihr Traum vom Eigenheim leben zu können.

Die Autos der Schüler der Highschool stehen im Schatten unter Dächern mit Solaranlagen. Nicht schlecht.

Der erfüllte Traum vom Eigenheim

 

Dann stieg die Strasse leicht an und links und rechts waren schöne Farmhäuser und viele Perdefarmen zu sehen. Kurz vor dem Gipfel gab es nochmals einen steileren Anstieg zu bewältigen, denn auch heute machte ich gut 700 Höhenmeter. Von da an ging es dann aber durch einen schönen Canyon immer bergab durch den „Los Angeles National Forest“. 

Noch einmal musste ich kräftig in die Pedalen treten, bevor ich die Abfahrt geniessen konnte.

Eine ganz andere Welt als in Palmdale

Idyllisches Farmerleben

Die etwas grösseren „Rinder“. Zum Glück muss ich die nicht in den Stall bringen.

Nicht schlecht, dieses Einfahrtstor.

Er darf sich weder über wenig Platz noch schlechte Aussicht beklagen.

 

In Green Valley legte ich bei einem kleinen Laden eine Pause ein um etwas Kühles zu trinken. Als ich wieder losfahren wollte stellte ich fest, das mein Vorderreifen total platt war und auf den Felgen lief. Seltsam, ich hatte ja auf der Fahrt überhaupt nichts bemerkt. Die Luft musste also während der kurzen Zeit in der ich im Shop war entwichen sein. Ich suchte den Reifen nach einem Nagel oder so etwas ähnlichem ab, konnte aber von Aussen nichts entdecken. Ich nahm den Reifen ab und da sah ich im Schlauch einen ca. 3-4 cm langen Riss. Da half auch kein Flickzeug mehr, der Schlauch landete im Abfall. Ich hatte wohl grosses Glück, dass mir das nicht während der Bergabfahrt bei Tempo 50 km/h passiert ist. Einen besseren Ort für so eine Panne konnte ich gar nicht finden. Im Schatten den Schlauch wechseln, im Laden die Hände waschen und noch ein kühles Getränk kaufen, einfach perfekt.

Heute war wieder einmal klar, warum ich das ganze Flickzeug immer mitschleppe

Da gibt es nichts zu reparieren.

 

Danach ging es problemlos weiter nach Santa Clarita. Dort steht der Achterbahnvergnügungspark „Six Flag Magic Mountain“, weshalb die Motelpreise höher sind. Da ich für die nächsten Tage keine Warmshowerplätze mehr gefunden habe, bin ich wieder auf Motel’s angewiesen. 

Ab jetzt ist wohl Schluss mit ruhigen Nebenstrassen.

Achterbahnen soweit man schaut. Aber alleine macht mir so ein Park keinen Spass, also weiterfahren.

 

Also fuhr ich ein paar Kilometer Richtung Norden, wo die Preise sich wieder im zweistelligen Bereich bewegen. Bei einer Autobahnausfahrt wurde ich fündig. Das Motel bot alles was Reisende, egal ob sie mit dem Auto oder Fahrrad unterwegs sind, so brauchen. Günstiges Zimmer, ein kleiner Pool zur Abkühlung, eine Gästewaschmaschine um die Wäsche zu waschen und in der Nachbarschaft Tankstellenshops und Verpflegungsstätten. Ich halte mich bei meinen USA Reisen oft an Autobahnausfahrten, denn dort ist diese Ansammlung meist garantiert.

Auch für Radfahrer als Servicestation geeignet.

 

So verging der Nachmittag mit Wäschewaschen, im Pool abkühlen und etwas ausruhen wie im Fluge. Nun ist es schon dunkel und höchste Zeit noch den Blog fertig zu stellen bevor ich schlafen gehe. Morgen werde ich in Ventura wieder die Küste erreichen um ihr dann in relativ kurzen Etappen bis San Diego folgen. Der Kreis beginnt sich zu schliessen.   

Etappe 7: 07.05.2018 Apple Valley – Palmdale

Distanz: 100 km, Total 483 km, Durchschnitt 18.8 km/h, Fahrzeit 5 Std. 20. Min.

Heute Morgen wachte ich früh im Wohnmobil auf. Nicht das ich nicht gut geschlafen hätte, nein gestern war mein I-Pad ohne Akku und so war das Blogschreiben für heute Morgen geplant, denn ich weiss, ein Rückstand ist kaum mehr aufzuholen. Also war der Wecker auf 6 Uhr gestellt und bis zum Frühstück um sieben war noch Zeit zum Schreiben. John machte uns ein wunderbares Frühstück, mit einer grossen Omelett und selber geräuchertem Speck. Sein Freund kam auch zum Frühstück, denn die beiden wollten heute noch Johns Boot nach San Diego bringen, da er dort nächste Woche ein paar Tage Ferien macht und etwas Rudern will. Wieder gab es Geschichten zu hören, eine leider auch sehr traurige. Vor ein paar Wochen sah John einen Tourenradfahrer in der Stadt und lud ihn spontan zum Übernachten bei ihm ein. Es war der Deutsche Holger Hagenbusch, der auf dem Weg nach Mexiko und weiter nach Südamerika war. Vor gut einer Woche wurde Holger und ein polnischer Radfahrer unter mysteriösen Umständen im mexikanischen Bundesstaat Chiappas tot am Abhang einer Klippe gefunden. Die lokale Polizei meldete zuerst einen Unfall und das die beiden die Klippen hinuntergestürzt wären. Nun verdichten sich aber die Anzeichen, dass die beiden von Banditen überfallen und umgebracht wurden. Ich habe die Geschichte kurz im Netz recherchiert und es scheint leider wirklich zu stimmen. Unglaublich was sich im Leben manchmal so abspielt.
So verging die Zeit und um den geplanten, frühen Start war es geschehen. Dafür bekam ich von John noch ein kleine Handskizze mit dem Routenplan nach Palmdale mit der ich mich auf den Weg machte. Es war ein weiteres tolles Erlebnis, diesen spannenden Menschen dank Warmshowers getroffen zu haben. Das ganze umsonst und unbezahlbar!

Danke John, es war toll dich kennengelernt zu haben.

John füttert die Kolobris auf der Veranda, die nun sogar bei ihm überwintern.

Bald war ich im Nachbarort Victorville und dort auch ein paar Meilen auf der Route 66 unterwegs. Damit ist mein „Route 66“ Aufkleber am Fahrrad nun offiziell eingeweiht! Die Frage „Bist du auf der Route 66 mit dem Fahrrad gefahren?“ Darf ich ab sofort mit einem überzeugten „JA“ beantworten.

Hier der Beweis: Mein Pferdchen auf der „Mother Road“

Auf der Ausfallstrasse wurden die Geschäfte immer weniger und bei einem der letzten Shops habe ich nochmals Getränke und Sandwiches eingekauft, denn nun war ich für 50 Kilometer ohne Verpflegungsposten und die Temperatur inzwischen bei 39 Grad angelangt. Dazu leichter, sehr trockener Gegenwind, der zusätzlich austrocknen würde. Also habe ich genug eingekauft, die Sonnencreme nochmals aufgetragen und mich in den „Wüstenfahrermodus“ versetzt. Zurücklehnen, regelmässige Pedalumdrehung einhalten, den Blick auf „Breitleinwand“ umstellen (nützt nur etwas auf dem Liegerad) und eintauchen in einen meditativen Zustand. Dabei aber immer auch den Rückspiegel im Auge behalten um von den wenigen Autos nicht überrascht zu werden.

Das ist nicht mehr Radfahren,

… schon eher Meditation.

So ging es gut zweieinhalb Stunden, wobei ausser unter einem grossen Joshuatree kein Schatten weit und breit zu finden war. Die Getränke wurden immer wärmer, aber es musste Flüssigkeit nachgeschüttet werden. An Armen und Beinen sowie im Gesicht spürte ich die kleinen Salzkristalle, die der verdunstete Schweiss zurückliess.
Nach und nach wurde der Verkehr wieder dichter und bei der ersten Tankstelle fuhr ich rechts ran und besorgte mir eine kühle Cola, die ich im raren Schatten hinter dem Haus genoss.

Wozu es hier ein Lichtsignal braucht? Ich weiss es nicht. Vermutlich für den Pendlerverkehr, der hier Morgens um 5 Uhr einsetzt, da die meisten Leute in Los Angeles arbeiten und gute zwei Stunden Fahrt vor sich haben.

Abkühlen im raren Schatten hinter dem Shop.

Nun galt es noch die gute 35 Kilometer durch Palmdale zu meinem nächsten Warmshower Platz zurückzulegen. Es war etwas mühsamer als erwartet den richtigen Weg zu finden. Da ich von den Warmshowers zu Hause noch nicht die korrekte Adresse kannte, war die Route nicht auf dem Navi gespeichert, aber kurz nach vier war ich doch dort.

Ja Marion, es gibt den Taco Bell noch immer. Heute habe ich den ersten gesehen, aber noch keine Zeit einen Taco zu probieren. Zumindest ein Foto habe ich heute extra für dich gemacht 😉

Evelyn, die Gastgeberin kam ebenfalls gleich angefahren, öffnete die Türe und erklärte: „Ich muss gleich nochmal für eine halbe Stunde weg, aber fühl dich wie zu Hause. Im ersten Stock hat es zwei Zimmer, such dir eines aus. In der Dusche sind die frischen Badetücher hinter der Türe und im Kühlschrank hat es kaltes Bier“ und schon war sie wieder weg. Unglaublich diese Gastfreundschaft und dieses Vertrauen das mir hier entgegengebracht wird. Ich fühle mich wirklich jeweils ab der ersten Minute zu Hause. Vielen Dank Evelyn und Robert das ihr mich so freundlich und unkompliziert in eurem tollen Haus aufgenommen habt. Ich hatte mit den beiden und Evelyn’s Mutter, die hier in einem schönen Nebenhaus wohnt, ein feines Nachtessen. Übrigens ist schon Evelyn’s Mutter quer durch die USA geradelt und hat darüber sogar ein Buch geschrieben. Wirklich schön all diese Menschen zu treffen. Anschliessend servierte mir Evelyn noch einen feinen Tenessee Wisky und hat mir die Bezugsquelle genannt. So habe ich für die geplante WoMo Reise „Paddy on Tour 2019“ in Nashville schon mal eine Adresse gespeichert.
So konnte ich heute zum Blogschreiben einen tollen Tropfen geniessen, den Morgen habe ich nur einen kurzen Weg nach Santa Clarita vor mir.

Etappe 6: 06.05.2018 Big Bear Lakes – Apple Valley

Distanz: 71 km, Total 383 km, Durchschnitt 21.3 km/h, Fahrzeit 3 Std. 18. Min.

Heute Morgen trennten sich die Wege von Susi, Max und mir. Die beiden fuhren nach Las Vegas und wir werden uns in gut einer Woche in San Diego wieder treffen. Damit war für mich klar, es gibt keinen Backup Car mehr und die Route ist so zu planen, dass sie sicher auch ohne fremde Hilfe machbar ist. Ich habe den ursprünglichen Plan etwas revidiert und mich als Eisenbahner daran erinnert, das Strassen die entlang von Bahntrassen führen nicht zu steil sein können. So habe ich eine Route entdeckt die mich von Palmdale durch einen Canyon wieder westwärts an die Küste bringt und die mir einige Höhenmeter erspart. Dazu habe ich so einen Reservetag um auf jeden Fall rechtzeitig am 15.05. in San Diego einzutreffen.

Die Fahrt führte heute zuerst nochmals dem ausgetrockneten Lake Baldwin entlang und dann durfte ich zuerst gut 20 Kilometer den Berg runterrollen. Dabei war es an manchen Stellen sehr steil und die Scheibenbremsen wurden stark beansprucht. Immerhin war der Rückreiseverkehr um die Mittagszeit noch moderat, so dass es auch auf der engen Strasse problemlos klappte.

Ausgetrockneter Lake Baldwin

Gerngesehene Tafeln für Radler. Das mit dem Eis auf der Strasse konnte ich heute vergessen

In Harnadelkurven ging es bergab

Auf dem Weg nach unten mischten sich schon bald wieder Wüstenpflanzen mit den Fören.

Für heute Nacht hatte ich einen weiteren Warmshower Platz vereinbart. John, der Gastgeber, schrieb mir noch, ich sollte von kleinen Ort „Lucerne Valley“ nicht enttäuscht sein, es sei nur ein kleines, schmutziges Wüstenkaff. Er dachte wohl, das der Name bei mir Assosiationen zur Stadt in der Schweiz wecken würde, aber bei mir besteht die Gefahr auf solchen Reisen kaum. Lucern Valley war genau wie ich es erwartet hatte. Eine Ansammlung von Tankstellen, kleinen Restaurant, Läden mit Kleinkram, ein Billiggeschäft Namens „Family Dollar“ und ein paar einfache Häuser oder Mobilehomes. In den Gärten viele alte Autos und sonstiger Unrat, ein Wüstenkaff halt.

Die beiden hatten sich etwas von ihren Erlebnissen auf den Strassen Amerikas zu erzählen

Lucern Valley, viel mehr gibt’s da nicht.

Von da an ging es auf einer stärker befahrenen Strasse Richtung Apple Valley weiter. Meist hatte es nur einen schmalen Seitenstreifen und dort war auch noch der Teerbelag unterschiedlich hoch. Ihr wisst ja seit dem letzten Blogeintrag wie ein neuer Belag aufgebracht wird. Da sind die Seitenränder schon mal nicht so sauber abgeschlossen,, aber wer braucht die schon, wenn sowieso fast alle in grossen Autos unterwegs sind. Für mich hiess es aber noch mehr Konzentration und den schmalen Streiffen nicht verlassen. Dazu kam nun wieder ein auffrischender, böiger Wind, so wie es hier in der Wüste üblich ist. Die Temperatur kletterte auf gut 38 Grad und ich fühlte mich richtig wohl.

Ohne Verkehr war es noch ganz entspannt, mit Verkehr an ein Foto nicht zu denken. 40 cm Fahrradplatz. 

Der Weg durch Apple Valley war nochmals ziemlich windig aber dafür gab es zeitweise sogar einen tollen Radweg.

So sollte es öfters sein

Bei dem Wind kam auch die „Waffenwerbung“ besser zur Geltung

Kurz vor vier Uhr Nachmittags traf ich bei John ein. Er kam gerade mit seinem grossen Pick Up Truck angefahren und begrüsste mich zusammen mit seinem freundlichen und bildschönen Begleiter „Hans“. Ein toll erzogener deutscher Schäferhund. Ich traf noch kurz seine Frau Tina, die sich gerade für die Nachtschicht als Krankenschwester im Spital bereit machte. John zeigte mir meine Unterkunft und ich konnte es kaum fassen. Im Garten stand ein riesiges 44Fuss Motorhome das er mir zur Verfügung stellte. Ich wollte mir ja schon immer mal so ein Teil von innen ansehen und nun durfte ich sogar darin schlafen. Danke John, du hast mir einen Traum erfüllt.

Mein „Zimmer“ für heute Nacht.

Der freundliche Hans als mein „Bewacher“. 

Blogarbeit mal an einem anderen Ort

Ich genoss den Abend zusammen mit John, der viel zu erzählen hatte. Nicht nur hatte er schon 5 mal die USA mit dem Rad durchquert, nein auch den Missouri River hat er schon auf einer sieben Monate langen Reise im Kanu auf der ganzen Länge bereist. Dieser Mann ist wie ein spannendes Buch, bei dem einem jedes Kapitel neubegeistert und überrascht.

Danke für den wunderbaren, unterhaltsamen Abend und die Gastfreundschaft.

Morgen geht’s dann nochmals Quer durch die Wüste und ich sollte nicht zu spät starten, denn man weiss nie woher das der Wind weht.

Etappe 5: 04.05.2018 Yucca Valley – Lucerne Valley (Big Bear Lakes)

Distanz: 65 km, Total 312 km, Durchschnitt 20 km/h, Fahrzeit 3 Std. 13. Min.

Heute war ein richtiger „Sonnentage“. Einerseits was das Wetter, andererseits was die Etappe anbelangt. Nach einem tollen Sonnenaufgang machte ich mich heute gemütlich bereit für eine entspannte Etappe. Das ich den langen und steilen Schlussanstieg hinauf nach Big Bear mit Max und Susi mitfahren würde, war schön gestern abgemachte Sache. Ich wollte mich nicht nochmals auf eine mühsame und wegen der engen und steilen Strassen auch nicht ungefährliche Fahrt einlassen. Als mir mein Warmshower Gastgeber Craig gestern sagte: „You don’t have to ride every mile“ fühlte ich mich in meiner Entscheidung bestärkt. Auch wenn es für eingefleischte Tourenradler natürlich ein absolutes „no go“ ist, bin ich im Moment sehr froh, diese Möglichkeit zu haben. Lieber kürzere und genussvolle Etappen als jeden Tag am Limit zu fahren. So kann ich neben dem Radeln auch noch die Zeit mit meiner Supportcrew geniessen und etwas Sigthseeing unternehmen.
Am Morgen verabschiedete mich Craig stilecht in einer Trainigsjacke mit der Aufschrift „Zürich“ die ihn an seine Zeit in der ETH erinnert.

Craig verabschiedete mich und wäre am liebsten mitgefahren

Dann ging’s hinaus auf die Strasse, die sich zuerst in einem stetigen Auf und Ab der Geländeformation anpasste. Dadurch gab es immer wieder kurze steile Abfahrten und ebensolch knackige Anstiege. Einer war so steil, das ich die letzten Meter den Hügel hoch schieben musste. Auf der ganzen Strecke waren irgendwo in der Landschaft immer wieder einzelne Häuser oder kleine Gruppen von Gebäuden zu sehen.

Rauf und runter

Dessert riding at it’s best

Überall zweigten von der Hauptstrasse einfache Sandpisten ab, die zu den oft einige Kilometer von der Strasse entfernten Häuser führten.

Hier holt niemand niemand im Morgenmantel und zu Fuss die Zeitung.

Viel Wüstenhäuser sind sehr einfach gebaut

Ich kam bei Sonnenschein und moderaten 25 – 30 Grad gut voran. Die ersten 40 Kilometer hatte es auch einen breiten und sicheren Seitenstreiffen, der später leider verschwand. Die engen Verhältnisse forderten meine ganze Aufmerksamkeit, vor allem wenn ich Lastwagen im Rückspiegel ausmachte. Zum Glück war der Verkehr nicht zu dicht, so dass ich immer mal wieder für einige Minuten ohne Verkehr unterwegs war.
Bei einer Baustelle wurde der Verkehr aufgehalten, da weiter Vorne nur eine Spur zur Verfügung stand. Die so entstandene Kollone wird dann jeweils, von einem „Pilotfahrzeug“ angeführt, an der Baustelle vorbeigelotst. Ich fuhr an den wartenden Autos vorbei um mich zu erkundigen, ob ich bei der Baustelle mit dem Rad durchfahren darf. Der „Flagman“ der den Verkehr regelt sagte mir ich solle schon mal losfahren. Die eigentliche Baustelle begann erst nach einem Kilometer. Da es sich aber um eine „wandernde Baustelle“ handelt, wird immer ein längerer Abschnitt gesperrt. Der Gegenverkehr kreuzte mich noch dort, wo zwei Spuren befahrbar waren. Kurz vor der Baustelle setzte sich dann ein „Pilotcar“ vor mich und begleitete mich am Bauabschnitt vorbei. Es wurde ein neuer Asphaltbelag eingebaut und dies auf amerikanische Art. Zuerst fuhr eine Maschine die den alten Belag abfrässte und gleichzeitig auf der Seite deponierte. Dann folgte eine Maschine die diesen deponierten Abfall aufnahm, offensichtlich im Inneren mit neuem Asphalt anreicherte und hinten gleich wieder auf den ausgefrästen Bereich entlud. Später folgten noch zwei Walzen die das Ganze platt drückten und zum Schluss das „Malfahrzeug“, das die neue Bodenmarkierung auftrug. Fertig war der neue Strassenbelag. Das ganze rollende Strassenbelagsfabrik macht wohl so 1 – 2 km pro Stunde und war wirklich beeindruckend anzusehen.

Hinter dem Pilotcar an der Baustelle vorbei


Kurz darauf hatte ich den vereinbarten Treffpunkt am Anstieg zum Big Bear Lake erreicht und packte mein Rad auf den Pick Up.
Auf der Hochebene angekommen sahen wir, dass Baldwin Lake nichts als eine grosse, ausgetrocknete Fläche übrig war. Kein Tropfen Wasser und die Häuser die einmal Seeanstoss hatten, standen nun am Rand einer kahlen Ebene. Die Trockenheit ist augenfällig. Auch diesen Winter hat es hier oben kaum Geschneit und die Trockenheit in Kalifornien nimmt langsam verheerende Ausmasse an. Craig sagte mir heute Morgen noch, das er befürchte, dass es hier oben wohl bald zu einem Buschfeuer kommen könnte, da alles nun wirklich ausgetrocknet sei. Dies würde dann wohl zu einer richtigen Katastrophe führen, da die Menschen hier alle verstreut in den Wäldern leben und es viel zu wenig Fluchtwege gebe um alle sicher evakuieren zu können. Er rechnet mit dem schlimmsten.

Ausgetrockneter Baldwin Lake

So schön es hier oben auch aussieht mit all den Hozhäusern in den Wäldern und dem schönen, kleinen Ortskern von Big Bear Lakes, das hier ein Feuer verheerend wäre ist offensichtlich. Nach der Ankunft war es überraschenderweise sogar hier oben warm genug um noch im Pool zu schwimmen. Morgen ist Ruhetag und den nutze ich um mir Gedanken über den weiteren Verlauf der Reise zu machen. Ich suche eine Route die ich sicher auch ohne Supportcar machen kann, den die Route von Susi und Max führt ab hier nach Las Vegas und weiter in den Norden. Wir werden uns in San Diego wieder treffen. Also sollten die Etappen ab hier für mich wieder eher flach sein, die Ambitionen ein grosser Tourenbergfahrer zu sein muss ich zumindest im Moment bei diesen steilen Strassen begraben. Was soll’s, es gibt wohl genug schöne und spannende Etappen auf dem Weg zurück nach San Diego.

Hier noch einige Bilder wom Ruhetag, den wir für eine kurze „Wanderung“ nutzten.

Etappe 4: 03.05.2018 Twentinyne Palms – Yucca Valley 

Distanz: 38 km, Total 2247 km, Durchschnitt 13.6 km/h, Fahrzeit 2 Std. 47. Min.

Heute stand nur eine kurze Etappe auf dem Plan und das war gut so. Nach den ersten doch anstrengenden Tagen mit Höhenmetern und Wind bin ich noch immer nicht richtig im Tourenmodus angekommen und war froh, heute nur ein kurzes Stück radeln zu müssen. Zumindest wettermässig entwickeln sich die Dinge positiv. Die Sonne schien schon am Morgen und die Temperatur wurde im Verlauf des Vormittags auch immer angenehmer. Der Wind hatte fast ganz abgenommen und so machte ich mich mit positiven Gedanken aus Werk. Trotzdem lief es nicht richtig rund und das lag wohl nicht nur daran, dass die Strasse einfach kontinuierlich Anstieg. Aber die 750 Höhenmeter mussten ja auch irgendwie geschafft werden. Für mich heisst es nun auf meinen Körper zu hören und den Plan entsprechen anzupassen. Schliesslich soll das ganze ja eine Fahrrad- und keine Tortour sein. 

Start vom Motel bei blauem Himmel


Der Ausblick auf der schurgeraden Strasse lies bei mir Erinnerungen an meine USA Durchquerung aufkommen. Obwohl ziemlich viel Verkehr war, fühlte ich mich ganz wohl auf dem Twentinyne Palms Hwy. Meist war der Pannenstreiffen breit genug oder die Autos überholten auf der zweispurigen Strasse mit genügend Abstand. 

Hier ein paar Impressionen von Unterwegs.

Das farbigste Wüstenhaus weit und breit

In der Ferne noch Schnee bei Big Bear Lakes

Das passt gerade noch 😉


Mein Warmshowergastgeber hatte mir eine genaue Routenbeschreibung geschickt, so dass ich seinen versteckten Platz in den Hügeln oberhalb von Yucca Valley gut fand. Craig und seine Frau Barbara begrüssten mich freundlich und zeigten mir meine Unterkunft. Ich hatte ein ganzes Gästehaus für mich alleine, dass etwas Abseits des Haupthauses stand. Die beiden sind extra wegen mir von Riverside gut 85 Kilometer hierhergefahren. Vielen Dank! Nachdem ich mich frisch gemacht hatte lud mich Craig ein mit ihm zu einem weiteren, abgelegenen Wüstengrundstück zu fahren, das ihm gehörte und wo er vor gut 20 Jahren einen Unterstand gebaut hatte. Das Vegetation mit vielen grossen Joshua Trees brannte leider vor 9 Jahren bei einem Buschfeuer nieder, so dass von dem mehr als 500 Jahre alten Bäumen nur noch verkohlte Reste übrig waren. Langsam erholt sich die Natur, aber das Dauer hier wo es nur 5 cm Regen im Jahr gibt halt sehr lange.  Wenigstens  die Tiere sind zurück. Kleine Streiffenhörnchen rannten überall herum, Wüstenhasen mit grossen Ohren hoppelten davon und sogar ein Gruppe Hirsche konnte ich entdecken. 

Craig’s versteckte Weekendhütte

In dieser Gegend hat ein Jeep wirklich seine Berechtigung

Ein bisschen knapp bemessen für eine Bicycle Route

Pioneertown, wo früher viele Western (z.B. OK Coral) gedreht wurden. Heute sind die Häuser privat und bewohnt.


Craig erzählte mir von seinem damaligen Einsatz als Feuerwehrmann, wo er in der Nähe im Einsatz war und erfolgreich einige Häuser vor den Flammen retten konnte. Auch sonst hätte er spannendes zu erzählen. So studierte er zum Beispiel 1963 – 64 an der ETH in Zürich und schwärmte von den Sommerklettertouren in der Schweiz. Selbstverständlich hat er auch schon viele lange Radtouren unternommen und ist nun wegen Knieproblemen als Senior im Schwimmen aktiv. 

Auch im und um’s Haus macht er alles selber. Ob Schweissen, Mauerarbeiten oder Tischlern, Craig macht’s.So verging der Nachmittag rasch und am Abend genoss ich mit ihm und Barbara eine Pizza auf ihrer schönen Terasse mit Blick in die Wüste.

„Mein Gästehaus“ für heute Nacht


Ausblick von Craig

Vereinzelt leuchten Blumen


Wieder ein schönes „Warmshower-Erlebniss“ und ein Einblick in den Alltag der Menschen hier.

Ich geniesse nun die Nacht hier draussen und freue mich schon auf den klaren Sternenhimmel, der bei dieser Dunkelheit sicher ganz besonders leuchten wird.  

Etappe 3: 02.05.2018 Indio – Desert Hot Springs (Twentinyne Palms)

Distanz: 53 km, Total 209 km, Durchschnitt 13.4 km/h, Fahrzeit 3 Std. 55. Min.

Aufmerksame Leser haben es sicher schon an der Überschrift  bemerkt. Auch die heutige Etappe verlief nicht wie geplant. Der Wetterbericht hat zwar von nachlassenden Winden gesprochen, aber wohl nicht auf meiner Route. Als ich am Morgen aus dem Fenster schaute bewegten sich die Palmenblätter mehr als erwartet und kurz bevor ich losfahren wollte, begann es auch noch zu regnen. Da bin ich nun in der Wüste, freue mich auf schönes, warmes Wetter und ausgerechnet heute muss es regnen. Da zog ich mich gleich nochmals für eine halbe Stunde ins Zimmer zurück und wartete ab. Der Regen hörte bald auf, so dass ich starten konnte. Dass ich auch zu diese Etappe mit einer Jacke starten würde hätte ich nicht gedacht. Bei der Planung stellte ich mir ein Kampf gegen die Hitze vor und nun war es einer gegen kalten Gegenwind. Auf Nebenstrassen fuhr ich aus Indio raus und passierte viele abgeschlossene Wohnquartiere, in denen mitten in der Wüste mit viel Wasser eine grüne Umgebung für die meist pensionierten Bewohner hergestellt wird. Alle wirkt künstlich und ohne Charm.

Pensionistenträume in der Wüste

Da hat wohl jemand vergessen, dass ein überhitzter Immobilenmarkt am Anfang der letzten grossen Wirtschaftskrise stand.

Aussteller des Tages: Ich sah die ersten richtig langen Güterzüge entlang der Autobahn vorbeifahren.

Nördlich von Indio musste ich auf der Frontageroad (Paralellstrasse) zum Interstaate 10 fahren. Alle andern Strassen waren nur noch Sand- und Schotterwege. Ab und zu war es ziemlich eng und der Wind blies direkt von Vorne. Zum Glück ist mein neu erstandenes Rücklicht mit Blinkfunktion so kräftig, dass mich die Autofahrer schon von weitem sehen. Wenn amerikanische Autofahrer Blinklichter erkennen, halten sie in der Regel auch Abstand. Die Strasse stieg immer wieder an und so kam zum Gegenwind auch noch Steigung dazu. 8 – 10 km/h konnte ich auf dem Tacho ablesen, obwohl ich mich kräftig in die Pedalen stemmte und mein neuer, extra für diese Reise angeschaffter kleine Zahnkranz zum Einsatz kam (= mehr kleine Gänge).

Zermürbend!

Immer wieder hoffte ich, das der Wind endlich etwas abflachen würde, aber wenn man durch eine Gegend mit vielen grossen Windrädern fährt, ist das wohl ein frommer Wunsch. Auf jeden Fall wurde ich nicht erhört und im Gegenteil, der Wind nahm noch mehr zu. Oft war es schwierig von den Böen nicht neben die Strasse in’s weiche Kiesbett geweht zu werden. Rund um mich flog der Sand durch die Luft und an den Sträuchern flatterten überall alte, zerschlissene Plastiksäcke. Auf einem Hügel sah ich dann viele Abfalllastwagen, die in eine Grube fuhren. Offensichtlich wird dort der Müll immer noch einfach in die Landschaft gekippt. Mülltrennung, Müllverbrenungsanlagen = Fehlanzeige. Der Wind packt dann die leichten Sachen und weht sie durch die Landschaft. Aber auch grössere Gegenstände wie Matratzen, Teppichresten ja sogar zerschlissene Sofas sah ich am Strassenrand.

Mein Kampf gegen die Windmühlen.

Kurz nach Mittag erreichte ich Desert Hot Springs. Nach einer kurzen Stärkung in einem Fast Food Laden wollte ich weiter, doch nun zogen auch noch dunkle Wolken auf und es roch nach Gewitter. Der Wind wurde noch stärker und böiger, so dass ich hier kapitulieren musste. Die letzten vier Stunden im Kampf gegen den Wind hatten bei mir Ihre Spuren hinterlassen und im Wissen, dass nun noch ein langer, und wegen enger Strassenverhältnisen nicht ungefährlicher Aufstieg bevorstand, zog ich die Reisleine. Ein Anruf genügte und schon machte sich mein Rettungsteam Susi und Max auf den Weg um mich abzuholen. Bei der Planung, die wohl etwas optimistisch war, hätte ich nicht gedacht, dass sich die Vorhersagen von Max „wir verladen dich dann auf den Pick Up“ so bewahrheiten würden. Ich bin den Beiden sehr dankbar, den ohne sie hätte ich auch heute das geplante Ziel nicht erreicht und meine Routenwahl wäre wohl Makulatur gewesen.

Dank dem Autotransfer blieb dafür Zeit sich in echter Saloonatmosphäre zu stärken.

Ich hoffe nun, dass das Wetter etwas gnädiger wird und ich doch noch in einen vernünftigen Tourenrythmus finde. Morgen besuche ich meinen ersten „Warmshowers Gastgeber“ und freue mich schon auf diese Begegnung.

Etappe 2: 01.05.2018 Borrego Springs – Salton City (Indio)

Distanz: 47 km, Total 156 km, Durchschnitt 22, Fahrzeit 2 Std. 13. Min.

Heute war wieder einmal einer jener Radtourentage, die sich so ganz anders präsentieren, als in der Planung vorgestellt. Ich rechnete zu Hause bei der Recherche mit Hitze und allenfalls am Nachmittag mit thermischen Winden. Die lassen sich jedoch mit einem frühen Start meist bewältigen. Heute bekam ich aber das ganze Kontrastprogramm. Da ich einen frühen Start plante war ich schon um halb sieben draussen um die Wetterlage zu beobachten. Schon jetzt blies ein kräftiger, kalter Wind aus Nordwesten. Den kannte ich ja noch von gestern und er hatte all mein Respekt! Eigentlich war es so ein Tag wo man das Rad lieber im Zimmer lassen sollte und höchstens einen Spaziergang plant. Aber da ich mit Susi und Max ja einen „Notfallauto“ an meiner Seite wusste, startete ich trotzdem. Fest entschlossen die geplanten 100 km bis Indio zu radeln war ich kurz nach sieben Uhr auf der Strasse.

Ganz besondere Lichtstimmung am Morgen

Start in einen etwas anderen Radlertag

Jede kleine Drehung der Strasse war sofort spürbar. Mal wurde ich vom Wind angeschoben, mal abgebremst. Rasch war die kleine Siedlung Borego Springs hinter mir und da wo nicht gerade bewässert wurde, wuchsen nur noch klein Sträucher im Sand. In dieser unwirklichen Umgebung tauchten am Horizont plötzlich seltsame Umrisse auf. Gabe es hier eine Kamelfarm, oder sogar Elefanten? Beim Näherkommen entpuppten sich die Umrisse als lebensgrosse Metallkunstwerke, die hier in dieser Landschaft eine besondere Wirkung hatten.

Fatamorgana? Nein Kunstwerke.

Nach wie vor blies ein kalter Wind und ich war froh die wärmende Jacke dabei zu haben.
Auf dem Weg Richtung Salton City wurde die Landschaft um mich herum immer trockener und es gab einige kleiner Hügel zu bewältigen. Dank dem starken Rückenwind war das jedoch leicht zu schaffen und ich konnte mich über ein zügiges Vorwärtskommen freuen. Doch gleichzeitig war mir klar, das der Wind mich heute nicht immer unterstützen würde, den ab Salton City führte die Strasse nach Norden. So das der Wind von schräg vorne kommen würde. Trotzdem genoss ich das Erlebnis vom Wind mit bis zu 50 km/h über die nur leicht abfallende Strasse geschoben zu werden, ohne dass ich treten musste.

Meine späteren Retter überholen mich hier im Nirgendwo.

Der Strassenbelag war zeitweise „eher grob“ 😉

So machte Wind ja Spass …

… Doch es kann auch Zuviel werden.

Die Windböen wurden immer stärker und als ich in Salton City nach links abbog, wurde ich fast von der Strasse geweht. Ich machte einen kurzen „Fahrversuch“ wobei mich die Windböen oft einen Meter und mehr seitlich versetzte. Dazu kam  starker Verkehr auf dem Hwy 86  und es schien zu gefährlich um weiter zu fahren. Ich überlegte hin und her, musste aber einsehen, das ich die Tagesetappe hier abbrechen musste.
So setzte ich einen „Notruf“ ab und vereinbarte mit Max, dass er mich auf dem Weg nach Indio hier abholen würde. Zum Glück hatte es eine Tankstelle und einen Fastfood Laden, so dass ich windgeschützt warten konnte.
Rasch war mein Pferdchen auf der grossen Ladefläche fest verstaut und konnte so mal ganz entspannt „Strecke machen“.

DANKE euch beiden! Und das Pferdchen genoss wohl mal eine andere Aussicht.

Wir machten noch einen kleinen Abstecher an den „Strand“ des Saltonsee, der infolge der gigantischen Wasserentnahme für all die Bewässerungen, immer mehr austrocknet. Das ganze war ein trostloser Anblick.

Das sah ja noch ganz vielversprechend aus.

Dieser Anblick dann eher trostlos

Der Ort ist wirklich am Ende

So fuhren wir rasch weiter und es reichte im Hotel noch für eine Runde schwimmen im Pool. Doch auch hier war der Wind spürbar und so liessen wir das mit dem Sonnenbad sein.
Jetzt hoffe ich das sich der Wind bis Morgen abschwächt und mir nicht den gesamten Reiseplan durcheinander bringt.

Etappe 1: 30.04.2018 Santee – Borrego Springs

Distanz: 109 km, Total 109 km, Durchschnitt 16.2 (1821 Höhenmeter)

Heute morgen galt es also ernst. Nichts mehr mit gemütlichen Beachlive und Shopping in San Diego. Die erste Etappe nach Borrego Springs stand auf dem Programm. Für mich auf Grund der Distanz in Verbindung mit den zu fahrenden Höhenmeter nicht die ideale Einrolletappe. Aber da gab es nichts zu mekern. Wer von San Diego aus nicht der Küste entlang fahren will, kommt um die Hügel nicht herum. Die ersten 7 Kilometer verliefen noch sehr gemütlich, doch dann bog ich in die „Wildcat Canyon Rd“ ein und merkte bald, das diese Strasse den falschen Namen trug. „Cyclists Hell Rd“ würde besser passen! Nicht nur das die Strasse recht steil und mit ruppigen Anstiegen gespickt war, nein es war auch noch viel Verkehr und leider kein guter Seitenstreifen. Ich fühlte mich nicht immer wohl und hoffte, das mein neues, stark blinkendes Rücklicht die Autofahrer auf mich aufmerksam machen würde.

Wenn man nach jeder Abfahrt das doppelte wieder hochladen muss, machen auch Abfahrten nur halb so viel Spass

Zum Glück ging alles gut aber ich war froh, als ich von der Strasse abbiegen konnte. In Ramona hatte ich das erste Plateau erreicht und es wurde etwas flacher. Trotzdem gab es immer nach kurzen Abfahrten wieder knackige Anstiege, die die Oberschenkel warm werden liessen. Zum Glück musste ich heute nur mein Tagesgepäck den Berg hinauf treten, da ich heute Abend Max und Susi, die mit dem Auto unterwegs sind, wieder im Hotel treffe und sie mir das Gepäck mitnahmen.
Doch auch mit leichtem Gepäck war ich heute ganz schön gefordert. Dazu war es den ganzen Tag bedeckt. Bei uns würden so dunkle Wolken viel Regen ankündigen. Nicht dass ich mir für den langen Aufstieg einen heissen Sommertag wünschte aber der Wind, der den ganzen Tag blies, war doch etwas gar kalt. Zum Glück blies es meist von hinten und die dunklen Wolken liessen ihre Schleusen zu.
Zuerst fuhr ich noch durch kleinere, zusammenhängende Wohnquartiere, später standen die Häuser und Farmen immer weiter verstreut irgendwo in den Hügeln und am Rande von kleinen Canyon’s. Bald gab es nur noch Farmen und vereinzelt kleine Weingüter. Die dauernden Anstiege forderten ihren Tribut und ich schaute immer sehnsüchtiger auf den Tacho um zu sehen, wie weit es noch geht.

Weingut bei Ramona

Apfelkuchenfabrik, wohl wieder mal „die beste der Welt“

Zum Glück war ich heute mit viel Rückenwind unterwegs

Nach Santa Ysabela hatte ich die Hoffnung, das es nun nur nach abwärts gehen würde. Doch ich wurde enttäuscht und musste noch weitere 30 km kämpfen, bis ich endlich vor der finalen Schlussabfahrt stand. Die Verkehrsschilder sahen schon mal vielversprechend aus und am Anfang machte das Hinuntersausen bei bis zu 60 km/h auch Spass.

Sieht nach viel Spass aus

Doch der Wind wurde immer stärker und die Böhen in den kleinen Canyon’s waren so stark, dass ich befürchtete von der Strasse geweht zu werden. Immer wieder fuhr ich nur noch im Schritttempo um die Böen auffangen zu können. Manchmal hatte ich sogar das Gefühl, das mir der Helm vom Kopf geblasen würde.

Spektakulärer Ausblick hinunter nach Borrego Springs

Zeigte die Strasse nach einer Kurve gegen den Wind, so musste ich auch bei 10-12% Gefälle kräftig treten, um vorwärts zu kommen. Unglaublich, aber solche Böen habe ich noch nie erlebt.
Ich war froh, nach 6 Std. und 40 Min. endlich im Hotel angekommen zu sein. Ein Kaffee, eine warme Dusche und schon fühlte ich mich besser.

Endlich geschafft. Welcome to the wild West

Jetzt noch gut schlafen und regenerieren, damit ich morgen wieder bereit bin.